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Motorrad verunfallt - dem Fahrer/in den Helm abnehmen?

Themenstarteram 16. Oktober 2009 um 19:25

Hallo!

Ich habe hier eine Frage an die Doktoren, Ärzte, Notärzte, an die, die einen human-medizinischen Abschluss haben.

Ich habe in diesem Jahr, während verschiedener Fahrsicherheitstrainings und in der Fahrschule gehört, dass der Ersthelfer bei einem Motorradunfall dem/der verunglücktem/en Fahrer/in in jedem Fall, natürlich mit der gebotenen Vorsicht den Schutzhelm abnehmen soll.

Die einhellig angebotene Begründung, war immer, falls das Opfer eine blutende Kopfverletzung hat, kann das Innenleben des Helms ohne Probleme sehr viel Blut aufnehmen, ohne dass es Außen sichtbar wird und im schlimmsten Fall könnte das Opfer verbluten, ohne dass es von Außen bemerkt werden würde.

Unabhängig davon, dass ich nicht sicher bin, wie ich in so einem Fall helfen könnte, außer natürlich vorab die Profis über diese Art der Verletzung zu informieren, sei es beim Eintreffen oder noch während der Alarmierung. Selbstverständlich würde ich versuchen eine starke Blutung auch im Kopfbereich zu stillen oder vermutlich besser abzuschwächen durch zudrücken der Wunde oder ähnliches. Aber es geht einem natürlich dann sofort Billder mit grausigen offenen Kopfverletzungen durch das eigene Hirn ...

Ich war kürzlich bei einem Unfall Ersthelfer. Motorradfahrer hatte Anfang der Woche nach dem ersten Regen vorne überbremst, war schwer gestürzt und nicht ansprechbar liegen geblieben. Da andere Leute sich um die Sicherung der Unfallstelle bemühten, einem weiteren konnte ich dazu bringen die 110 anzurufen, habe ich mich um den Verletzten bemüht. Er war nicht direkt bewusstlos, aber auch nicht ansprechbar, reagierte irgendwie mit Lallen / Sprechversuchen auf Ansprache und hatte auch die Augen auf. Offensichtlich war er im Schockzustand, hatte nicht erbrochen und atmete so weit ich beurteilen konnte normal.

Es standen natürlich sofort viele gaffende Schlaubäuche drumherum und waren alle fürchterlich schlau.

Nach kurzer Zeit habe ich entschieden zusammen mit einem weiteren Helfer dem Verunglückten den Helm abzunehmen, was zu Zweit auch ohne größeren Aufwand gelang. Nach kurzer Prüfung war äußerlich klar, dass keine gravierende Verletzung am Kopf war.

Bevor wir noch für eine Schocklage und für Wärme sorgen konnten war dann auch schon der Notarzt da. Einige der rumstehenden/gaffenden Schlaubäuche, die vorher schon lautstark mitgeholfen hatten: "Den Helm darf man aber nicht runter tun ..." informierten dann auch gleich den eintreffenden Notarzt über meine Schandtat.

Mir war es egal nur, blöd, fand ich dann, dass der Dok am Ende zu mir meinte: "Das sei ja wohl völliger Blödsinn gewesen den Helm abzunehmen, aber Dank seines schnellen Eintreffens sei da gerade noch mal größeres Unheil verhindert worden ...

Ich weiß zwar, das man als Ersthelfer eigentlich nie was falsch machen kann, aber verunsichert hat mich es dann doch.

Was ist den die Meinung von Euch Profis?

Ewald

Beste Antwort im Thema

Zitat:

http://www.versicherung-und-verkehr.de/index.php?id=458

Ja, nein, vielleicht.

Ich bin kein Arzt, aber mache nur jährlich einen umfassenden EH Kurs und meine Gutste als Daktari schmarrt mich auch dauernd insofern zu ( :p )... allerdings habe ich im Lauf der Jahre aufgrund meines 8 bis 12h Aufenthalts/Tag in Fahrzeugen auch schon mehreren Opfern geholfen bzw. zweimal den Helm abgenommen (einmal wegen durchschnittenem Kinngurt auf Ersatz verklagt.. das gibts auch).

 

Wenn Du helfen willst, ist eine Entscheidung fällig.

Im günstigsten Fall hast Du ein paar Grundlagen für diese parat... aber eine pauschale Antwort gibt es nicht.

Klingt hart - aber besser die falsche Entscheidung als gar keine, denn ggf. steht die Querschnittslähmung gegen den Tod durch Ersticken o.ä.... was dem Opfer lieber ist... wer weiß das schon.

In dem Moment bist Du (absolut und schrecklich) allein mit deinem Gott, der Situation und deiner Entscheidung - so schauts aus.... deine Entscheidung... aber bedenke: Mit etwas Grundwissen oder auch nur Bauchgefühl gibts Du dem Opfer ggf. die einzige Chance die er noch hat und das ist eben nicht immer der "Jackpot".

 

Danach schmarren alle schlau, das ist keine Kunst.

Respekt vor deiner Entscheidung und dem Willen zu helfen - so einfach ist das nämlich gar nicht und das Geschmarre perlt hoffentlich an dir ab. Und der Notarzt in deinem Fall... bei dem war die eine oder andere Schulung umsonst. Mach dir kein Kopf... von 1000 Klugscheissern stehen im Fall der Fälle 999 nur blöd daneben... Du warst der Eine, der es versucht hat :)

 

Ich könnte jetzt von Atmung und blabla reden... oder meine Gutste an die Tasten lassen... aber imho solltest Du - wenn Du ggf. wieder versuchen willst, ein Leben zu retten - regelmäßig einen EH Kurs besuchen, lernen wie man ggf.eine Wirbelsäule so gut als möglich fixiert (vor dem Helm ab zum Gebet..) und dich vor allem nicht beirren lassen - 99% machen keine Fehler, denn sie lassen andere einfach verrecken bzw. überlassen sie dem Schicksal. DAS ist eine Schande... nicht ein Fehler oder Versagen beim Helfen ;)

 

Ich weiß, es ist sauschwer und die größte Kunst ist noch nebenbei, die rumstehenden Klugscheisser effektiv anzuweisen... zu einer sinnvollen Unterstützung.

 

Wenn ich mal ganz offen bin - das waren mit die größten Herausforderungen und Eindrücke meines Lebens (neben dem Erlebnis der Geburt meiner Kinder..), sie haben mich äusserst stark geprägt... mich aufgewühlt und ziemlch demütig gemacht... egal ob real oder nur in dem Moment gedacht: Du hast ggf. ein Leben in deiner Hand... du nimmst die Handlungen anderer unglaublich intensiv und emotional wahr (jahrelang.. ich kann dir jedes noch so kleine Detail jeder Situation exakt beschreiben... heute noch, egal wie lange her) ... und bist so verdammt allein und zweifelnd... lähmende Angst vs. Mensch.

Ich bin auch einmal gescheitert, hab verloren... aber nicht geschenkt... ich akzeptiere das, aber ich steh ihm nicht ohnmächtig und damit hinnehmend gegenüber. Ich versuche mein Glück... sonst hat es ja gar keine Chance - stellvertretend für den, der grad nicht selber setzen kann am Tisch der Lebenslotterie...

 

Danach? Das Urteil danach? Ist egal... weil du in dem Moment nicht für Anerkennung anderer handelst, nicht für dich selbst... nur für dieses eine, offenbar gefährdete Leben (nichtmal für die Person... das ist der Spiegel zu einem selbst, Symbol der eigenen Endlichkeit... in dem Augenblick der Entscheidung) in dem Moment bist Du Gott oder wem/was auch immer verdammt nahe... Auge in Auge... ganz nah am Sinn? Ja ohne Witz oder Epos... da habe ich geichzeitig "Gott" getrotzt und seine Macht, meine Fehlbarkeit zugleich anerkannt... quasi "Ich geb mein Bestes, lass es richtig sein". Am Ende verlieren wir eh alle, egal wie schlau... nur wer gleich aufgibt, wer es gar nicht versucht (ob sich als Person oder dem Leben per se)... der gibt dem Leben keinen Wert und wird auch keinen drin finden.

 

Ich sehe zwei Dinge in deiner Frage:

- Wie mach ich es richtig?

und

- Habe ich einen Fehler gemacht, trage ich (potentielle) Schuld, soll ich das wieder machen, warum soll ich diese Verantwortung tragen?

 

Wenn Du jemandem eine Chance schenkst, machst es immer richtig (macht nur einer von vielen Tausend..), es kann einfach nicht immer klappen und Grundfertigkeiten musst dir einfach zeigen lassen und immer wieder üben - das kann kein Text leisten.

Ganz klar - Du hast in der Situation nach deinem Gefühl und Wissen richtig gehandelt... alles danach Geschmarrte ist kalter Kaffee, das hilft nicht rückwirkend und ist als Tadel schlicht unprofessionell dämlich(st).

Wenn es soweit ist, wenn Radi ist... nacha hüift eh nix... aber wenn DU der Hauch einer Chance für nicht Radi jetzt bist... dann wärst nur schuldig, wenn Du ängstlich deine Karte nicht auf den Tisch wirfst. Ja mei.. und wenn es doch noch einen besseren Trumpf gibt... dann ist das eben so :)

 

Also - mach dich schlau, mach Kurse, üb das und spiel es im Kopf immer wieder durch... bewaffne dich im Kampf gegen das Schicksal.. und wenn es ein anderer stellvertretend für dich erleidet. Lass dich nicht von Hinnehmern richten... sie haben kein Recht dazu.

Du hast dich dem Leben gestellt - damit hast Du deinen Kritikern viel voraus... verfeinere es, das kann hier keiner richten bzw. leisten :)

 

 

 

Oh je... wieder soooo viele Zeilen. :rolleyes:

Was soll ich machen, ich bin kein Mechanist und werd es auch nicht werden... Empathie und damit viele Zeilen ist halt meine Welt... *argh*

 

 

 

 

 

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Zitat:

Original geschrieben von kharn

Das läge hauptsächlich daran, dass die Murmeln im laufe der Zeit um einiges besser geworden sind.

Da gab es mal eine recht fiese Geschichte, die ich mal gehört habe: Als Nolan in den 70ern ihre erste Generation Integralhelme auf den Markt gebracht hat, waren die unten quasi wie ein umgekippter Pisspott geschnitten, die Unterkante verlief also auf einer Höhe. Das führte dazu, dass es den Leuten mit diesen Helmen reihenweise das Genick gebrochen hat, weil die mit dem Kopf voran irgendwo gegen geknallt sind, dann hat es ihnen den kopf samt helm nach hinten geknickt, wo sich dann die Hinterkante des Helms an der Wirbelsäule abgestützt hat - und diese dadurch zerstörte...

Nolan kam nach einger Zeit hinter die Problematik und nahm die Dinger in Westeuropa vom Markt. In Osteuropa sind die Helme jedoch noch ziemlich lange verkauft und benutzt worden...

Heutige Integralhelme sind im Nackenbereich nach oben getogen und besser gepolstert.

Sampleman

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