Motor "halbieren" und es wird ein Flugmotor :-)

VW

Hallo Motor Talk Gemeinde,

da mir dieses Forum schon oft sehr weitergeholfen hat (auch bei meinem "Dicken" Audi A6 4F),
denke ich, es ist nun an der Reihe mal was zurückzugeben.

Mein neuestes Projekt ist der " 1/2 VW Engine"

Unter diesem Namen findet man viele Umbauten die als Flugmotor für Ultraleichtfieger taugen und als sehr zuverlässig gelten. Auf der anderen Seite des grossen Teiches fliegen viele damit, einige seit Jahrzehnten.
Es gibt grob gesehen 3 Standardwerke von den Amis, die diesen Umbau mit mehr oder weniger Aufwand beschreiben und alle drei sind natürlich in den Detaillösungen anders verfahren:

Leonard Milholland`s "Better Half VW Engine" (meines Erachtens die beste Wahl)
Great Planes "Carr Twin"
und "Simplex Half VW Engine"
Frl. Google hilft da gerne mit Videos und Bildern weiter.

Für den Flugbetrieb gehen wir davon aus dass nun "hinten" nach "vorne" geht, d.h. nun ist die Keilriemenseite die Vorderseite des Flugmotors und der Getreibeflansch der Befestigungsflansch am Flugzeug.

Nun zum Baubericht mit kurzer vorausgehender Zusammenfassung:
Wie der Name schon vermuten lässt, wird irgendwas am Standardmotor gekürzt/weggelassen. Meisstens sind es die 2 Zylinder die richtung Getriebeflansch stehen (wir nennen das nun "hinten"😉, die weggelassen werden, dementsprechend wir auch die Kurbelwelle gekürzt bis zum mittleren Banklager und genauso wird mit der Nockenwelle verfahren.
Die Ölkanäle werden ab da verschlossen, das Öl braucht es ja nicht wo kein Banklager-Kurbelwelle-Pleuel-Kolben-Zylinder-Stössel-Stösselstangen-Kipphebel-Welle-Ventilführungen-Ventile da ist 🙂
Entweder hinten an der gekürzten KW oder vorne zwischen Nockenwellenritzel und KW werden als Drucklager Passscheiben eingesetzt die den Propellerzug nach vorne aufnehmen.
Da die KW ja hier an den Lagern super geschmiert sein sollte, ist das der ideale Bereich um mit normalen Passscheiben ein super Drucklager zu erzeugen.
Die Zylinderfußbohrungen die nun übrig bleiben, werden mit Deckeln verschlossen, es gibt Varianten mit und ohne Kraftstoffpumpe. Mit und ohne Zündverteiler respektive auch der dazugehörigen Welle aus dem Kurbelgehäuse (wenn nicht verwendet, wird das gerne der Öleinfüllstutzen). Auch die übrigen Öffnungen für die Schutzrohre werden sorgfältig verschlossen.
Ganz nebenbei wird der Zylinderkopf mitten auseinandergesägt, ein Ansaugstutzen angeschweisst oder der verlorene Bolzen am Flansch, die Seitenwand vom Ventilgehäuse des nichtgebrauchten Restes abgesägt und auf der guten Seite wieder angeschweisst, damit man wieder ein geschlossenes Ventilgehäuse bekommt. Selbiges passiert mit der Kipphebelwelle...mitten ab 🙂
Für da hab ich mir schon einige Gedanken gemacht, die vorhandenen Lösungen zur Stabilisierung des nurmehr auf einem Bolzen verschraubten Kipphebelsystems, sind nicht zufriedenstellend für mich.

Die verschiedenen Pläne unterscheiden sich dann noch wesentlich bei einer Sache:
Gehäuse so belassen oder zwischen den "hinteren" Zylindern und Getriebeflansch absägen ?
Ja, ihr habt richtig gehört, das erspart nochmals 2-2,5 Kg Gewicht, aber ist ein wesentlich grösserer Aufwand als nur den leerstehenden Gehäuseteil abzudichten.

Gleich geht s weiter...nun auch mit Bildern.
Grüsse Hermann

Beste Antwort im Thema

Na gut, dann lasse ich mal einen zur Vergaservereisung los, für die Erdgebundenen zum Verständniss.
Flugzeuge sind traditionell nicht sonderlich übermotorisiert und so wird versucht, jedes PS aus den Motoren zu kitzeln, unter anderem dadurch, daß man mit möglichst kalter und somit dichterer (schwerer) Ansaugluft arbeitet. Da sind einfach mehr Sauerstoffmoleküle drin, somit mehr Leistung.
Es gibt in der Atmosphäre einige Schichten, Inversionen genannt, in denen sammelt sich die Luftfeuchtigkeit. Warum das so ist, kann ich gerne erklären, führt aber hier zu weit. Wenn man nahe dieser Schichten fliegt, saugt der Vergaser sehr feuchte Luft an, diese Luft wird im Ventourirohr des Vergasers (dort, wo das Benzin zerstäubt wird) um etwa 15 Grad abgekühlt, somit kann diese Feuchtigkeit kondensieren und gefrieren. Dieses geschieht im Ansaugbereich des Vergasers wobei sich dessen Querschnitt langsam verkleinert und die Motorleistung langsam aber stetig nachlässt. Hier hilft eine Vergaservorwärmung, man leitet einfach die angesaugte Luft über einen Teil des Auspuffs und das Eis taut auf bzw. bildet sich erst gar nicht. Da warme Luft nicht so dicht, also energiereich ist wie kalte, kostet die Vorwärmung Leistung, je nach Temperatur zwischen 150 und 400 Umdrehungen pro Minute, weswegen man darauf verzichtet, den Motor ständig mit vorgewärmter Luft zu betreiben. Mit der Aufheizung des Gemischs stromabwärts vom Vergaser hat die Vereisung nicht zu tun.

Fazit für den Flugmotor: ich würde ihn "kalt" betreiben und eine Vergaservorwärmung dazu bauen.

Ich muß Jan übrigens zustimmen: hochinteressante Diskussion hier, schön interdisziplinär und voller guter Anregungen und Praxistips. Weitermachen!

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Interessanterweise sind die Lagerschalen in gutem Zustand. So sieht es nur bei den 2 Zahnrädern aus
Edit:
So interessant ist das gar nicht: die Lagerschalen bekommen ja gefiltertes Öl. Deshalb sehen die so gut aus. Den Ölfilter hab ich übrigens gleich mit gewechselt

Super-Glück gehabt!
Ich hab mal einen Glasgestrahlten gesehen wo das alles im Eimer war nach wenigen km. Alles festgefressen und hinüber.

Aber schau genau in die Lager.Wir haben weiches Lagermaterial das Fremdkärper aufnehmen kann.Die versinken dann darin wie im Schlamm . Moderne Lagerschalen können das nicht mehr,da stirbt gleich alles. Unsere nehmen zwar Material auf,halten es dann aber und es schleift langsam.

Gefiltertes Öl wird aber auch durch die Kanäle gedrückt wo die Reste noch drin sein können 😉

Wie stellt man das Spiel ein an der NW?

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@ vari
hatte Glück, Lagerschalen und Wellen gut 🙂
Und die Reste sind jetzt drausen bzw. im Filter drinnen den ich natürlich auch gleich entsorgt habe.
Beide Lagerschalen kamen nochmals unter den Dampfstrahler.
Ich glaube zu wissen wo sich das schei.. Glas gesammelt hatte:
In dem flachen angelöteten Teil über der Saugglocke im Ölsumpf, da wo dann das Rohr abgeht zur Ölpumpe hin....hoffe ihr wisst was ich meine.
Da kommt man nicht bis ganz schlecht ran zum vernünftig spülen.

@ ousie85
garnicht 😉 es gibt dafür verschieden grosse Zahnräder die sich im 100stel Bereich unterscheiden. Aber da das richtige zu finden ist ein riesen Theater...
ist zuviel oder zuwenig Spiel? Wenn du die KW, von der Keilriemenscheibe gesehen im geöffneten Gehäuse, nach links drehst springt dann die NW aus der Lagerschale? Dann ist kein Spiel sondern Druck auf den 2 Zahnrädern. Nicht gut und du musst ein kleineres verbauen.

Ist hier ein Elektroniker der mitliest ?
Hätte da dringend einige Fragen die ich gerne per PN stellen möchte.
Gleich vorweg eine Frage hier: UNterschied CDI TCI Zündung und was ist zuverlässiger und leichter von beiden ?

Grüsse
Hermann

Zitat:

@flixer schrieb am 31. Mai 2017 um 16:20:09 Uhr:


es gibt dafür verschieden grosse Zahnräder die sich im 100stel Bereich unterscheiden. Aber da das richtige zu finden ist ein riesen Theater...

Sind die nicht mit Ziffern, eben entsprechend der + oder - Korrektur gekennzeichnet???

Genau,gibt + oder - Bezeichnung mit einer Zahl dahinter.Ist dann immer 1/10 grösser oder kleiner

Und wenn man genug günstige Nockenwellen zusammengekauft hat hat man auch einige NW Räder mit einer Auswahl an Durchmessern.

Witziger weise....ich sag es ja andauernd....steht das alles in der Reparaturanleitung haargenau beschrieben die man ja im Classik Parts runterladen kann.

Vari

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Zitat:

@Vari-Mann schrieb am 31. Mai 2017 um 20:24:39 Uhr:


....steht das alles in der Reparaturanleitung haargenau beschrieben

...oder irgendwo im Hinterkopf, als Erinnerung an die Schulzeit... 😉

Klar,wenn man es einmal weiß steht das da auch 😉

Mich wundert halt immer nur das andauernd die selben Fragen gestellt werden hier im Forum.Die Antworten aber eigentlich alle da stehen und man nur lesen muß.Dazu alles bebildert und gut zu verstehen.

Vari

Ich denke, von vielem denkt man nicht, daß es schon da steht 😉 und weiß vielleicht auch gar nicht, wie man da suchen soll...

oder schlicht die Faulheit. Passiert mir auch ab und zu. Bevor man selbst sucht, fragt man schnell 😁

Schnell ?
Also nachschlagen geht nicht schneller als tippen und dann warten ob jemand antwortet?

Selber nachgesehen hab ich in 3-5 Min was ich suche 😉

Wenn man(n) weiß, WO man nachsehen kann, keine Frage... 😉

Ihr habt schon recht, aber angenommen jemand hat das Problem dass die NW bei Linksdrehung der KW aus dem Lager springt...also zu groß ist.
Wie bitte findet man da VORHER, bevor 10 St. gebrauchte NW gekauft werden müssen, raus WIEVIEL kleiner sie sein muss?
So einfach ist das dann nicht wie bei zu kleinem rad und messbaren Spiel.

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