ForumReifen & Felgen
  1. Startseite
  2. Forum
  3. Wissen
  4. Reifen & Felgen
  5. Mit Drehmomentschlüssel Radschrauben festziehen

Mit Drehmomentschlüssel Radschrauben festziehen

Themenstarteram 9. Juni 2015 um 5:13

Hallo liebe Leute,

ich musste mein Rad wechseln und habe beim wieder Montieren des Rades die Muttern zunächst handfest mit einem Radkreuz festgedreht. Dann habe ich meinen Drehmomentschlüssel auf 140 Nm eingestellt, so wie es in der Bedienungsanleitung steht. Über Kreuz habe ich dann die Muttern festgedreht. Ich ziehe also fest, bis es klackt und höre dann auf. Sicherheitshalber (auch damit ich keine Mutter vergesse) ziehe ich noch ein zweites Mal, ebenfalls bis es klackt. Bei einigen Muttern war es so, dass nach dem ersten Klack ich beim zweiten Ansetzen die Mutter noch weiter drehen konnte (manchmal ca. 1/4 Umdrehung), bis der Schlüssel erneut auslöste. (Es war also so: Festdrehen bis Klacken > Aufhören. Im zweiten Durchgang alle nochmal kontrolliert bis zum Klacken > dabei ließen sich einige Muttern dann nochmal weiterdrehen bis der Schlüssel erneut auslöste.)

Nach 50 km habe ich dann nochmal geprüft. Jetzt löst der Schlüssel immer sofort aus, ohne das die Muttern sich bewegen.

Ich bin da ziemlich vorsichtig und möchte wissen, ob das so normal ist?

Beste Antwort im Thema

Hi,

Zum Thema Drehmonete an Radschrauben hier mal der Versuch zu erklären warum man das passende Drehmoment und Reibwerte für Radschrauben wichtig sind.

Beginn der kleinen Werkstoffkunde:

Beim Anziehen der Radschrauben, die im übrigen keine Dehnschrauben sind, wird die Umgebung

des Felgenlochs etwas Verformt was eine Vorspannung auf die Schraube bringt. Dadurch wird eine elastische sozusagen selbstsichernde Verbindung erzielt. Reibung zwischen Schraube und Felge im Konus und im Gewinde wirken zusätzlich sichernd.

Wenn man jetzt mit zu wenig Drehmoment anzieht wird das Felgenloch nicht genügend verformt um eine ausreichende "Vorspannung" zu erzeugen und die Schraube könnte sich Lösen.

Zieht man mit zu viel an kann das Material der Felge über seine "Streckgrenze" verformt werden und seine Elastizität geht verloren. Das Material will nicht wieder in seine Ausgangsform zurück und es entsteht keine "Vorspannung" auf die Schraubverbindung mit der Gefahr das sich die Schraube Lösen kann.

Ggf könne Haarrisse in der Felge auftreten und das Material zerstören was besonders Gefährlich ist da man das nicht sieht.

Zusätzlich muss die Verbindung auch noch "atmen" können um unterschiedliche Ausdehnung des Materials durch "erwärmen" und "abkühlen" ausgleichen zu können.

 

Die Verbindungen sind vom Hersteller in Bezug auf Material der Felge / Schraube und der Gewinde und Konusgeometrie berechnet und man sollte sich schon so ungefähr mit den Drehmomenten dran halten.

Stahlfelgen halten natürlich mehr aus als Alu's aber prinzipell gilt das gleiche.

ÜBRIGENS:

Schmierung des Gewindes oder Konus verändert die Reibwerte und führt zu völlig unzuverlässigen Anzugsmomenten.. Die Schraube kann sich lösen, die Schraube kann abreißen, die Felge kann einreißen. DAHER KEIN FETT AN RADSCHRAUBEN.

40 weitere Antworten
Ähnliche Themen
40 Antworten
Themenstarteram 16. Juni 2015 um 18:18

Naja, mein Drehmomentschlüssel hat 50 Euro gekostet. Ob er richtig geht, kann ich natürlich nicht ermitteln.

Allerdings gibt es diese Probleme auch in den Werkstätten, wie die DEKRA feststellte: http://www.dekra.de/de/pressemitteilung?...

Hi,

Zum Thema Drehmonete an Radschrauben hier mal der Versuch zu erklären warum man das passende Drehmoment und Reibwerte für Radschrauben wichtig sind.

Beginn der kleinen Werkstoffkunde:

Beim Anziehen der Radschrauben, die im übrigen keine Dehnschrauben sind, wird die Umgebung

des Felgenlochs etwas Verformt was eine Vorspannung auf die Schraube bringt. Dadurch wird eine elastische sozusagen selbstsichernde Verbindung erzielt. Reibung zwischen Schraube und Felge im Konus und im Gewinde wirken zusätzlich sichernd.

Wenn man jetzt mit zu wenig Drehmoment anzieht wird das Felgenloch nicht genügend verformt um eine ausreichende "Vorspannung" zu erzeugen und die Schraube könnte sich Lösen.

Zieht man mit zu viel an kann das Material der Felge über seine "Streckgrenze" verformt werden und seine Elastizität geht verloren. Das Material will nicht wieder in seine Ausgangsform zurück und es entsteht keine "Vorspannung" auf die Schraubverbindung mit der Gefahr das sich die Schraube Lösen kann.

Ggf könne Haarrisse in der Felge auftreten und das Material zerstören was besonders Gefährlich ist da man das nicht sieht.

Zusätzlich muss die Verbindung auch noch "atmen" können um unterschiedliche Ausdehnung des Materials durch "erwärmen" und "abkühlen" ausgleichen zu können.

 

Die Verbindungen sind vom Hersteller in Bezug auf Material der Felge / Schraube und der Gewinde und Konusgeometrie berechnet und man sollte sich schon so ungefähr mit den Drehmomenten dran halten.

Stahlfelgen halten natürlich mehr aus als Alu's aber prinzipell gilt das gleiche.

ÜBRIGENS:

Schmierung des Gewindes oder Konus verändert die Reibwerte und führt zu völlig unzuverlässigen Anzugsmomenten.. Die Schraube kann sich lösen, die Schraube kann abreißen, die Felge kann einreißen. DAHER KEIN FETT AN RADSCHRAUBEN.

am 16. Juni 2015 um 21:05

Zitat:

@soigniert schrieb am 16. Juni 2015 um 20:18:51 Uhr:

Naja, mein Drehmomentschlüssel hat 50 Euro gekostet.

Wenn du mal googelst, dann findest du ihn zwischen 40 und 60 €.

Ich nehme mal an, dass es sich immer um denselben handelt. Es

macht sowieso keinen großen Unterschied.

 

Zitat:

@soigniert schrieb am 16. Juni 2015 um 20:18:51 Uhr:

Ob er richtig geht, kann ich natürlich nicht ermitteln.

Aber selbstverständlich kannst du das. ;)

Jedenfalls wenn du über einen Schraubstock zur Fixierung verfügst,

einen Zollstock zum Messen der Länge deines GY-DMS, einen Eimer,

den du mit einer definierten Menge Wasser füllen kannst, sowie ein

paar Grundkenntnisse in Mathematik besitzt. Ist wirklich total easy.

Aber danke für den Link. Wundert mich nicht.

am 16. Juni 2015 um 21:38

Gute Idee!

Beim Bund hatten wir ein eigenes Prüfgerät für die Dremos.

Erstaunlich wie groß die Abweichungen waren wenn man 10mal mit der selben Einstellung geprüft hat.

Themenstarteram 17. Juni 2015 um 6:18

Zitat:

@TDI nie schrieb am 17. Juni 2015 um 00:23:32 Uhr:

Beim Bund hatten wir ein eigenes Prüfgerät für die Dremos.

Erstaunlich wie groß die Abweichungen waren wenn man 10mal mit der selben Einstellung geprüft hat.

Bei dem gleichen Drehmomentschlüssel?

Also wenn ich ehrlich bin, hatte ich noch nie einen Drehmomentschlüssel verwendet und hab die Schrauben immer von Hand mit dem Radkreuz ziemlich fest angezogen, natürlich nicht zu fest, aber auch nicht locker.

Nach 100 km dann noch einmal geprüft, waren noch bombenfest.

Mache nun schon seit 20 Jahren Reifenwechsel und bisher ist noch nie etwas passiert, weder Schrauben gebrochen noch lose geworden.

Gibt es denn einen größeren Sinn doch einen Drehmomentschlüssel zu benutzen? Ist ja nicht gerade günstig so ein Teil. Welcher wäre bspw. ein zuverlässiger günstiger Drehmomentschlüssel, den man empfehlen könnte?

Grüße te-75

Themenstarteram 18. Juni 2015 um 5:42

Zitat:

@te-75 schrieb am 17. Juni 2015 um 23:38:17 Uhr:

Also wenn ich ehrlich bin, hatte ich noch nie einen Drehmomentschlüssel verwendet und hab die Schrauben immer von Hand mit dem Radkreuz ziemlich fest angezogen, natürlich nicht zu fest, aber auch nicht locker.

Nach 100 km dann noch einmal geprüft, waren noch bombenfest.

Mache nun schon seit 20 Jahren Reifenwechsel und bisher ist noch nie etwas passiert, weder Schrauben gebrochen noch lose geworden.

Gibt es denn einen größeren Sinn doch einen Drehmomentschlüssel zu benutzen? Ist ja nicht gerade günstig so ein Teil. Welcher wäre bspw. ein zuverlässiger günstiger Drehmomentschlüssel, den man empfehlen könnte?

Grüße te-75

Also ich würde auf jeden Fall nicht den günstigsten Schlüssel nehmen. Mit solch einem hatte ich die fünf Schrauben der Alufelge auf 140 Nm angezogen. Als ich dann noch mal mit den Dremo rumging, um zu prüfen, ob ich alle Schrauben angezogen habe, ließ sich eine Schraube noch mal um 1/4 Umdrehung weiterdrehen. Dabei hatte ich sie gerade auf 140 angezogen. Keine Ahnung warum das so war. Ich hoffe nur, dass da jetzt kein Schaden an der Felge entstanden ist.

Also den 20€-Schlüssel würde ich jedenfalls nicht nehmen.

am 18. Juni 2015 um 6:44

Meiner Meinung nach kommt es immer mal zu diesem Effekt, dass beim Anziehen von Bauteilen mit mehreren Schrauben, wie Rädern, eine Schraube, die eigentlich schon fest war, nach dem Anzeihen der anderen Schrauben nochmals nachgezogen werden muss. Das scheint der Grund für bestimmte Anziehreihenfolgen zu sein. Im einfachsten Fall überkreuz, in sensibleren Fällen mit Zwischendrehmomenten, von innen nach außen etc.

Für das Arbeiten mit Drehmomentschlüsseln im Allgeimeinen dürfte auch sprechen, dass die Schrauben gleichmäßig angezogen werden. Selbst wenn die Einstellskala am Drehmomentschlüssel nicht exakt der Wahrheit entspicht, hat man wenigstens alle Schrauben mit dem selben Drehmoment angezogen. Das vermeidet mechanische Spannungen an Bauteilen, wie Verdrehungen oder Ähnliches. In diesem Punkt ist ein Drehmomentschlüssel dem eigenen Gefühl wahrscheinlich überlegen, vorausgesetzt, der Schlüssel bleibt dem Einstellwert treu und der Auslösepunkt wandert nicht bei jeder Betätigung rauf und runter.

Ob ein 20€ Schlüssel dem erforderlichen Anzugsmoment für die Radschrauben treu bleibt, müsste sich mit der oben von "The Bruce" vorgeschlagenen Wassereimer-Methode hinreichend genau prüfen lassen.

Für mich liegt der Kosten Nutzen Faktor immer noch nicht klar auf der Hand. Wenn ich mir einen Schlüssel für etwa 100 € besorge und kann dann immer noch nicht sicher sein, dass dieser perfekt funktioniert.

Ja wie teuer muss er denn sein, damit man Gewissheit hat.

Da bleibe ich doch lieber bei meinem Handgefühl, das hat mich in 20 Jahren noch nicht betrogen und bin damit bis jetzt immer gut gefahren.

Sorry, aber für mich kommt so ein Ding nicht in den Warenkorb.

am 18. Juni 2015 um 8:23

Perfektion ist ein hochgestecktes Ziel. Unerreichbar würde ich sagen. Kein Drehmomentschlüssel ist perfekt. Wie teuer kann die Ungenauigkeit des eigenen Handgefühls werden?

Ich kann mir gut vorstellen, dass man selbst einen Zylinderkopf mit Handgefühl ausreichend korrekt anziehen kann. Vielleicht ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Dichtung auch lange durchhält und der Kopf nicht verzieht, mit einem Drehmomentschlüssel etwas höher. Oder Schrauben am Fahrwerk, die im Winkelverfahren angezogen werden müssen. Da haben sich die Ingenieure etwas bei gedacht, wenn Schrauben bis an ihre Streckgrenze geführt werden sollen. Ob die Grenze bis zur Streckung einer Schraube mit Handgefühl zuverläsig abschätzbar ist? Mit ausreichend Schraubererfahrung und Kenntniss der verschiedenen Festigkeitsklassen vielleicht.

Seien wir mal ehrlich, wie viele selbst Reifenwechsler haben einen Drehmomentschlüssel?

Etwa 5%, und das ist wahrscheinlich noch hoch gegriffen.

Bei sensiblen Schraubenkonstruktionen ist ein Drehmomentschlüssel natürlich Pflicht. Gar kein Thema, doch bei Felgen halte ich ihn für verzichtbar, wenn manche sowieso nicht richtig funktionieren, günstige bis 100 €.

Da kann ich dann auch gleich darauf verzichten und weiterhin, wie in den vergangenen 20 Jahren gefühlvoll von Hand anziehen.

Denn 300 € oder mehr gebe ich für einen ordentlichen Drehmomentschlüssel nicht aus, für das Geld kaufe ich mir dann lieber zwei neue Reifen.

Doch jeder wie er mag und seine Prioritäten liegen.

Nur mal gut, dass wir drüber gesprochen haben.

Grüße te-75

am 18. Juni 2015 um 9:27

Radschrauben dürften zum sicherheitsrelevanten Bereichen am Auto gehören. Dass die Räder bei den meisten Selbstwechslern, die dafür keinen Drehmomentschlüssel verwenden, eher selten abfallen oder andere Probleme bereiten, spricht für höhere Sicherheitsreserven in der Konstruktion der Radbefestigung.

Einen brauchbaren Drehmomentschlüssel hat man jedenfalls schon beim ersten selbst durchgeführten Radwechel wieder raus.

Na ja, beim ersten selbst durchgeführten Wechsel sicherlich nicht, oder bezahlst du 100 € für den Wechsel ;-)

Für 25 € bekomme ich ja keinen brauchbaren Schlüssel wie wir hier lesen konnten.

Müssten also schon 4 Wechsel sein. Also zwei Jahre, und dann ist das Teil bestimmt schon wieder kaputt.

Zitat:

@te-75 schrieb am 18. Juni 2015 um 12:11:48 Uhr:

Für 25 € bekomme ich ja keinen brauchbaren Schlüssel wie wir hier lesen konnten.

so dachte ich auch 20 Jahre...

Im Bereich 5-30 Nm habe ich ein Markengerät gekauft, für die Räder um 120 Nm kommt es mir nicht auf die absolute Präzision an.

 

Mit Schlüssel ist es allemal exakter als von Hand (da habe ich gemerkt, dass man tendenziell zu fest anzieht).

Wenn man ausgiebig im Netz surft merkt man, dass Pseudomarken (25-40 EUR) baugleich zur Aldiware für 15 EUR sind und der ist bei Tests gar nicht mal so schlecht weggekommen und ob die Toleranz da 1,2 oder 0,6 % ist, ist mir bei den Rädern egal, ich stelle einfach 5 Nm mehr ein.... ;)

 

Diese 15 EUR finde ich gut angelegt und der Wechsel geht leichter und sicherer...

 

Viele Grüße

Moonwalk

Deine Antwort
Ähnliche Themen
  1. Startseite
  2. Forum
  3. Wissen
  4. Reifen & Felgen
  5. Mit Drehmomentschlüssel Radschrauben festziehen