Merkmale von Verkehrsunfällen - Trends von 2010-2014

Hallo zusammen,

aus den Monatsberichten des statistischen Bundesamtes zu den Verkehrsunfällen in Deutschland habe ich für die Monate Januar bis Oktober (neuere Daten gibt es für 2014 noch nicht) die Entwicklung einiger Unfallmerkmale zwischen 2010 und 2014 hinsichtlich der kumulierten Anzahl der bei den Unfällen schwer oder tödlich verletzten Verkehrsteilnehmer dargestellt.
Aus Gründen der Übersichtlichkeit habe ich mich auf die aus meiner Sicht relevantesten bzw. häufigsten Merkmale beschränkt.
Um eine unvoreingenommene und sachliche Diskussion zu ermöglichen, schreibe ich hier nichts weiter, sondern bitte Euch, den Anhang zu studieren.
Natürlich bin ich auf Eure Meinungen zu Ursachen und Perspektiven der erkennbaren Trends gespannt!

Grüße, südwikinger

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@Enterich2003

Das sind hier keine Gesamtzahlen, sondern...

Zitat:

Basis: Mittelwert der Anzahl der Getöteten bzw. Schwerverletzten von Jan. – Okt. in den Jahren 2007-2009 = 100

Ansonsten sage ich auch einfach mal vielen Dank für die Auflistung, wobei ich es irgendwie bedenklich finde, dass die Leute einfach nicht aufpassen. Da ist es (für mich) völlig egal, was nun Ursache Nr. 1 ist.

Jeder Unfall ist irgendwie vermeidbar oder zumindest die Folgen können verringert werden. Die Ursachen zu kennen, hilft natürlich beim Vermeiden, da man dann weiß, wo man ansetzen muss, womit auch immer...

Kampagnen (Plakate?), Schulungen (bessere Fahrausbildung, andere Schwerpunkte?), Gefahrenhinweise (worauf auch immer)?

Wenn ich da aber an die zwei Spezialisten heute wieder denke...

Ich stehe auf der rechten Spur (von zweien, von beiden kann man nach links abbiegen, die linke ist eine reine Links-Abbiegespur). Ich biege also links ab und mein linker Nachbar fährt gerade aus...

Dann der Radfahrer... stockdunkel draußen, kein Licht am Rad, aber hauptsache bei rot über die Ampel...

Hirn einschalten, aufpassen, wenigstens mal langsamer machen, es könnte so einfach sein und Menschenleben retten.

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Zitat:

@Diabolomk schrieb am 23. Januar 2015 um 19:25:57 Uhr:


Wie ich nicht nur ich immer sage, Abstand ist wichtiger als zu hohes Tempo.

Wobei das eine natürlich direkt mit dem anderen zusammenhängt.

Ein zu niedriger Abstand war nur dann ein zu niedriger Abstand wenn man zu schnell war (und umgekehrt).

Die 50m Abstand bei 200km/h haben vielleicht nicht gereicht, bei 130 wären sie ausreichend gewesen.

War der Hinterman nun zu schnell für seinen Abstand, oder war der Abstand zu gering für seine Geschwindigkeit?😁.

Ein anderes Wort für die gleiche Suppe.

@dodo32:
Die letzte Jahresstatistik von 2013 findest Du hier
Aber auch in der Statistik für Oktober 2014 findest Du Informationen zu den verunglückten LKW-Fahrern.

Was die Zweiradfahrer angeht, so ist es aus meiner Sicht der entscheidende Punkt bei der Verkehrssicherheit, auch bei den ungeschützten Verkehrsteilnehmern (also auch bei Fußgängern!) deutliche Verbesserungen zu erzielen. Da (wir als) diese Verkehrsteilnehmer keine "Knautschzone" haben, sind zum einen entsprechende Assistenzsysteme bei PKW/LKW/Bussen erforderlich, aber natürlich auch Maßnahmen die bei den entsprechenden Gruppen ansetzen, um "kleinste Fehler" nicht dramatisch enden zu lassen.
Bei Motorradfahrern wäre dies v.a. das Fehlverhalten "nicht angepasste Geschwindigkeit" (ordnungspolitische Maßnahmen?), bei Fahrradfahrern v.a. das Fehlverhalten "falsche Straßenbenutzung" (Infrastruktur, ordnungspolitische Maßnahmen?) s. Zweiradunfälle 2013.

@birscherl:
Danke für den Link! Leider beschreibt die Untersuchung die Entwicklung zwischen 1998 und 2008 - und nicht zwischen 2007-09 und 2014 (wenngleich anzunehmen und zu hoffen ist, dass sich der Trend fortsetzt). Zudem wird dort das Mobilitätsverhalten junger Erwachsener bis 29 bzw. 34 Jahren beschrieben. Zweifellos hat die geringere Bedeutung der PKW und auch die Abnahme der Zahl der PKW-Fahrerlaubnisinhaber (laut KBA zwischen 2008 und 2014 um knapp 5%) in dieser Altersgruppe einen Einfluss auf die geringere Anzahl Hauptverursacher. Nur sind aus meiner Sicht Änderungen im Fahrverhalten dieser Altersgruppe entscheidender - wie Moorteufelchen gehe auch ich davon aus, dass u.a. das begleitende Fahren einen erheblichen Beitrag zur Senkung der Zahl der Hauptverursacher bei Unfällen mit Getöteten/Schwerverletzten bei den jungen PKW-Fahrern geleistet hat. Die Zahl der PKW-Fahrerlaubnisse bei 17-jährigen ist zwischen 2008 und 2014 von 130.000 auf 210.000 gestiegen.

Grüße, südwikinger

Zitat:

@suedwikinger schrieb am 27. Januar 2015 um 12:51:29 Uhr:


Bei Motorradfahrern wäre dies v.a. das Fehlverhalten "nicht angepasste Geschwindigkeit" (ordnungspolitische Maßnahmen?) (...) s. Zweiradunfälle 2013.

Da lese ich aus Deiner Quelle aber heraus:

"Besonders häufig: Pkw-Zweirad-Unfälle

29,8 % der verunglückten und 31,9 % der getöteten Motorradbenutzer kamen bei Alleinunfällen zu Schaden

, das heißt, es waren keine anderen Fahrzeuge oder Fußgänger beteiligt. Unfallgegner von Motorradfahrern bei Zusammenstößen mit einem weiteren Verkehrsteilnehmer war zu 79,8 % ein Pkw-Fahrer. Bei den 13 398 Zusammenstößen dieser Art verunglückten 1 432 Pkw-Insassen und 13 997 Motorradbenutzer. 90,7 % der Unfallopfer waren also Motorradfahrer oder -mitfahrer,

aber 70,6 % dieser Unfälle wurden von Pkw-Fahrern verursacht.

"

Also spielt "nicht angepasste Geschwindigkeit" zwar eine Rolle (logisch), aber nicht wie behauptet, die Hauptrolle. Aber mit "nicht angepasster Geschwindigkeit" kann man immer argumentieren, wäre der Betroffene z. B. mit Schrittgeschwindigkeit angerollt, hätte er höchstwahrscheinlich den Unfall noch vermeiden können. Das ist aber Unsinn und geht meist an der wahren Unfallursache vorbei.

Auch an anderer Stelle wurde schon mehrfach betont, daß Unfallursache Nr. 1 bei Motorradunfällen die Mißachtung der Vorfahrt des Zweirads durch andere war (Quelle: DVR).

Dvr-1

@Martin P.H.:
Wie ich schrieb, muss (u.a.) sowohl bei den Fahrern von PKW/LKW/Bussen als auch bei den Fahrern von Motorrädern angesetzt werden, um die Verkehrssicherheit von Motorradfahrern zu verbessern. Bei der ersten Gruppe könnten aus meiner Sicht Assistenzsysteme für Kreuzungen und Notbremsungen (eben aufgrund der Vorfahrtsproblematik) hilfreich sein, bei der zweiten Gruppe ist nach meiner "Interpretation" der Daten in der genannten Quelle (s. 18/19) "nicht-angepasste Geschwindigkeit" bei Unfällen mit Personenschaden das relevanteste Fehlverhalten (34%). Wenn bei diesen beiden Punkten in den nächsten Jahren Fortschritte erzielt werden, bin ich mir sicher, dass bei der Zahl der schwerverletzten und getöteten Motorradfahrer auch endlich ein stärkerer Rückgang zu verzeichnen sein wird.
Denn es geht in der zugrundeliegenden Auswertung nicht um alle Unfälle mit Beteiligung von Motorrädern (wie in der DVR-Mitteilung - der vermutlich Daten aus den 1990er Jahren zugrunde liegen), sondern um die Entwicklung der Zahl der Schwerverletzten und Getöteten bei Unfällen, bei denen Motorradfahrer "Hauptverursacher" waren (neben den weiteren dargestellten Merkmalen).
Trotzdem wäre es natürlich falsch, bei Zweiradunfällen nur bei den beteiligten Zweiradfahrern anzusetzen.

Grüße, südwikinger

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@Suedwikinger: Danke für die Links! Ich muss das in Ruhe lese und melde mich hier, alsbald das geschehen ist.

Zitat:

@Martin P. H. schrieb am 27. Januar 2015 um 13:36:12 Uhr:



Zitat:

@suedwikinger schrieb am 27. Januar 2015 um 12:51:29 Uhr:


Bei Motorradfahrern wäre dies v.a. das Fehlverhalten "nicht angepasste Geschwindigkeit" (ordnungspolitische Maßnahmen?) (...) s. Zweiradunfälle 2013.
Da lese ich aus Deiner Quelle aber heraus:
"Besonders häufig: Pkw-Zweirad-Unfälle
29,8 % der verunglückten und 31,9 % der getöteten Motorradbenutzer kamen bei Alleinunfällen zu Schaden, das heißt, es waren keine anderen Fahrzeuge oder Fußgänger beteiligt. Unfallgegner von Motorradfahrern bei Zusammenstößen mit einem weiteren Verkehrsteilnehmer war zu 79,8 % ein Pkw-Fahrer. Bei den 13 398 Zusammenstößen dieser Art verunglückten 1 432 Pkw-Insassen und 13 997 Motorradbenutzer. 90,7 % der Unfallopfer waren also Motorradfahrer oder -mitfahrer, aber 70,6 % dieser Unfälle wurden von Pkw-Fahrern verursacht."
Also spielt "nicht angepasste Geschwindigkeit" zwar eine Rolle (logisch), aber nicht wie behauptet, die Hauptrolle. Aber mit "nicht angepasster Geschwindigkeit" kann man immer argumentieren, wäre der Betroffene z. B. mit Schrittgeschwindigkeit angerollt, hätte er höchstwahrscheinlich den Unfall noch vermeiden können. Das ist aber Unsinn und geht meist an der wahren Unfallursache vorbei.
Auch an anderer Stelle wurde schon mehrfach betont, daß Unfallursache Nr. 1 bei Motorradunfällen die Mißachtung der Vorfahrt des Zweirads durch andere war (Quelle: DVR).

Ich bezweifele ehrlich gesagt, dass man bei Unfällen immer die richtigen Schuldzuweisungen in die Statistik aufnehmen kann. Wenn ein Verkehrsteilnehmer einem anderen die Vorfahrt nimmt, bekommt er fast immer automatisch die Alleinschuld, weil es meist nicht zu beweisen ist wenn der scheinbar Unschuldige deutlich zu schnell war und ihm eine Mitschuld zuzurechnen wäre. Im Normalfall fährt ja keiner ungebremst rein, sondern das Gutachten weist dann eine Aufprallgeschwindigkeit von beispielsweise 35km/h aus. Wer kann sagen ob der Einschlagende aus 55 oder 85km/h abgebremst hat?

Und dies ist halt ein ganz typisches Szenario bei Unfällen zwischen Autos und Motorradfahrern.

Ich alleine habe zwei Bekannte die als Motorradfahrer über die unvorsichtigen Autofahrer schimpfen, aber damit prahlen dass sie bei Unfällen unbestraft davongekommen sind, obwohl sie (innerorts) so schnell waren, dass ihre Unfallgegner kaum eine Chance hatten sie zu sehen.

Wobei ich betonen möchte dass unachtsames Einfahren auf vorfahrtsberechtigte Straßen eine ganz große Unart vieler Verkehrsteilnehmer ist. Oder vielleicht ist es gar keine Unachtsamtkeit sondern Rüpelhaftigkeit, weil nach der Devise verfahren wird "hab keine Lust zu warten bis wirklich frei ist - soll der Andere doch bremsen". Es vergeht kaum ein Tag an dem ich nicht wegen so jemandem stark bremsen muss und denke "wenn ich jetzt Motorradfahrer gewesen wäre und vielleicht ein wenig schneller, dann wäre ich ihm reingefahren oder hätte mich beim Ausweichversuch hingelegt..."

@Bloedbaer schrieb am 28. Januar 2015 um 10:01:28 Uhr:

Zitat:

Ich bezweifele ehrlich gesagt, dass man bei Unfällen immer die richtigen Schuldzuweisungen in die Statistik aufnehmen kann. Wenn ein Verkehrsteilnehmer einem anderen die Vorfahrt nimmt, bekommt er fast immer automatisch die Alleinschuld, weil es meist nicht zu beweisen ist wenn der scheinbar Unschuldige deutlich zu schnell war und ihm eine Mitschuld zuzurechnen wäre. Im Normalfall fährt ja keiner ungebremst rein, sondern das Gutachten weist dann eine Aufprallgeschwindigkeit von beispielsweise 35km/h aus. Wer kann sagen ob der Einschlagende aus 55 oder 85km/h abgebremst hat?

Anhand der Bremsspur läßt sich die Geschwindigkeit schon zuordnen... 😉 Von daher bekommt mit Sicherheit nicht derjenige, der die Vorfahrt mißachtet hat, sofort die Alleinschuld, die schauen sich schon auch die Geschwindigkeiten der Unfallgegner ganz genau an.

Und was Deine Bekannten betrifft - naja, ich kenn ja nun auch so´n paar Moppedfahrer, und die verhalten sich alle korrekt.

@suedwikinger schrieb am 27. Januar 2015 um 23:05:42 Uhr:

Zitat:

Denn es geht in der zugrundeliegenden Auswertung nicht um alle Unfälle mit Beteiligung von Motorrädern (wie in der DVR-Mitteilung - der vermutlich Daten aus den 1990er Jahren zugrunde liegen), sondern um die Entwicklung der Zahl der Schwerverletzten und Getöteten bei Unfällen, bei denen Motorradfahrer "Hauptverursacher" waren (neben den weiteren dargestellten Merkmalen).

Danke für die Klarstellung! 😉 Das ist natürlich schon ein Unterschied.

Ja, die DVR-Mitteilung ist schon älter und von daher sind die absoluten Zahlen natürlich anders. Die Prozentverteilungen der Unfallursachen jedoch haben sich seit damals kaum verändert.

Zitat:

@suedwikinger schrieb am 23. Januar 2015 um 19:08:03 Uhr:


..
Natürlich bin ich auf Eure Meinungen zu Ursachen und Perspektiven der erkennbaren Trends gespannt!
...

Meine Beobachtung immer häufiger drastisch unterschrittener Sicherheitsabstände wird durch Deine Aufbereitung der Unfallstatistik gestützt: Auffahrunfälle liegen weit vorne. Vor Allem der letzte Graph - 'Schwerverletzte nach Unfallursachen' - scheint diesen Trend ja munter in die Zukunft fortzuschreiben.

Die Ursache ist offenbar in einem um sich greifenden Prozess kollektiver Verblödung zu suchen, der immer grössere Teile der Gesellschaft erfasst. Wie wäre es denn auch anders zu erklären, wenn die aus Fahrschule und medialer Berichterstattung bestens bekannten und sehr simplen Grundregeln zum Einhalten von Sicherheitsabständen so konsequent ignoriert werden.

Cheers,
DrHephaistos

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