Mercedes macht Qualität zur Chefsache
Mercedes macht Qualität zur Chefsache
Von Guido Reinking, Hamburg
Auf elektronische Spielereien wird künftig verzichtet. Der neue Markenchef Eckhard Cordes investiert massiv in die Zuverlässigkeit der Autos.
Wenn die Mercedes-Manager am Donnerstag im Pressespiegel die jüngste Ausgabe der Zeitschrift "Auto, Motor und Sport" (AMS) in ihrer Hauspost finden, werden sie hoch erfreut sein: Im 100.000-Kilometer-Test schnitt der Mercedes E 220 CDI so gut ab, dass er den ersten Platz der ewigen Bestenliste aller Oberklasse-Limousinen erklomm. Nur zwei Mal musste die E-Klasse außerplanmäßig in die Werkstatt. Zum Vergleich: Der Jaguar S-Type brachte es auf sieben Werkstattstopps, der alte Audi A6 sogar auf neun. "Zuverlässig wie ein Uhrwerk", nannten die AMS-Tester das Auto.
Glaubt man jedoch den Leserzuschriften im gleichen Blatt, scheint das getestete Auto die Ausnahme zu sein: Dort berichten Mercedes-Kunden von "Enderprobung durch den Kunden", über "laufende Ausfälle", "zahlreiche Defekte" und "Totalaussetzer von Radio, Telefon, Navigation". Das klingt schon eher nach den Ergebnissen der internen Qualitätsmessung von Mercedes. Danach ist vor allem das erste Baujahr der neuen E-Klasse, die seit April 2002 auf dem Markt ist, von Mängeln behaftet. "Mit dem ersten Baujahr hatten wir ein Problem", gab sogar der scheidende Mercedes-Chef Jürgen Hubbert zu.
Als Eckhard Cordes die Position des Mercedes-Chefs einnahm, machte er seinen Mitarbeitern schnell klar, was er für "Job One" hält: "Qualität, und zwar um jeden Preis", wird der Manager zitiert.
"Endlich unternimmt Mercedes etwas gegen die Qualitätsmängel"
Der Preis ist hoch: Mehr als 600 Mio. Euro hat DaimlerChrysler für Garantieleistungen zurückgestellt, weisen die jüngsten Quartalszahlen aus. "Das meiste davon geht auf das Konto von Mitsubishi Fuso", sagt ein Konzernsprecher. Doch neben der japanischen Nutzfahrzeugtochter ist auch Mercedes mit steigenden Garantiekosten dabei. 2400 Euro pro Auto, schätzt die Investmentbank Goldman Sachs in einer neuen Analyse, zahlt Mercedes pro verkauftem Auto an Garantieleistungen. Das wären rund fünf Prozent des Umsatzes. Branchenprimus Toyota, für seine Zuverlässigkeit bekannt, zahlt nur zwei Prozent Garantieleistungen. Selbst Opel zahlt weniger als Mercedes.
Keine Frage: Ein nicht unbedeutender Teil der 62 Prozent, um die der operative Mercedes-Gewinn in diesem Jahr gesunken ist, geht auf das Konto der Qualitätsprobleme. Das soll mit den Neuerscheinungen des nächsten Jahres, vor allem der M- und S-Klasse, nicht mehr passieren. Denn auch die alte M-Klasse verursachte überdurchschnittlich hohe Gewährleistungskosten.
Analysten erkennen das neue Qualitätsbewusstsein bei Mercedes durchaus an, obwohl es aufs Ergebnis drückt: "Endlich unternimmt Mercedes etwas gegen die Qualitätsmängel", sagt Georg Stürzer von der HypoVereinsbank, "das ist doch positiv, auch wenn es Geld kostet."
28. Platz bei der Kundenzufriedenheit
Viel zu lange hat das Management in Stuttgart offenbar tatenlos zugeschaut, wie das Image der wohl wertvollsten Automarke der Welt, des dreistrahligen Sterns, Kratzer bekam: In den Kundenbefragungen des US-Konsumentenforschers JD Power rutschte Mercedes binnen zehn Jahren vom ersten auf den 28. Platz. Dabei ist es kein Zufall, dass der Einbruch bei der Kundenzufriedenheit parallel zur Modelloffensive kam, die Ex-Mercedes-Chef Jürgen Hubbert angeschoben hatte: "Mercedes hat in kurzer Zeit zu viele Modelle auf den Markt gebracht", sagt Autoanalyst Peter Schmidt vom Branchendienst Automotiv Industry Data (AID). Zudem habe Mercedes den technologischen Fortschritt zu weit getrieben: "Die meisten Probleme kommen von der Elektronik. Die wollten rennen, bevor sie gehen gelernt haben", so Schmidt. So wie bei der Entwicklung der elektronischen Bremse SBC, die zu einem teuren Rückruf führte.
Spielereien wie Zündschlüssel, in die Sitzposition und Klimaeinstellung programmiert werden können, will man künftig nicht mehr einbauen. Das habe kaum ein Kunden genutzt, so ein Mercedes-Manager, sei aber eine Fehlerquelle.
Für Cordes hat das Qualitätsproblem bei Mercedes auch sein gutes: Nachdem er die Nutzfahrzeugsparte des Konzerns erfolgreich saniert hat, kann er hier noch einmal beweisen, was er kann - und sich für Höheres empfehlen, so für die Nachfolge von Konzernchef Jürgen Schrempp.
Aus der FTD vom 11.11.2004 www.ftd.de/mercedes
Gruß
Sippi
12 Antworten
Hmmm....
Mal schauen was daraus wird.
Wenn man natürlich alles raus lässt was nicht funktioniert hat man ein funktionierendes Auto.
Einfache Lösung
Aber meines erachtens eher ein Rückschritt.
Stephanell
finde den bericht auf der seite viel übersichtlicher als hier im forum 😁
was soll ich dazu schon sagen.. 😁 😁
wenn man solche spielereien weg lassen kann, das auto aber zuverlässiger machen kann, dann würde ich damit keine probleme haben. manche sachen sind ja z.b. auch unnötig, oder nicht? diese automatische einstiegshilfe usw.. man kann auch ohne sowas..
Zitat:
Original geschrieben von Kujko
wenn man solche spielereien weg lassen kann, das auto aber zuverlässiger machen kann, dann würde ich damit keine probleme haben.
Nur ist doch auch das Problem das so KLEINE SPIELEREIEN wie elektr. Einstiegshilfe oder Sitzverstellung eigentlich funktionieren.
Leider tun das die KOMPLEXEN SYSTEMTEILE wie Command aber auch nicht und das ist keine SPIELEREI (für mich ).
}"Mercedes macht Qualität zur Chefsache"{
Das klingt so als wäre es DC bis jetzt EGAL gewesen was die Kunden von ihrem Produkt halten .
Hauptsache er kauft ein überteuertes Produkt das irgendwie zusammengezimmert wird um möglichst viel Gewinn zu erzielen.
Was macht eigentlich die Firma DC den ganzen TAG ?
Wenn sie erst JETZT entdecken das der Schlüssel zum ERFOLG nur ein qualitativ hochwertiges Produkt dem Kunden freude macht und der so immer wieder einen MERCEDES kauft.
Was ist denn sonst die Aufgabe eines Premiumherstellers wie DC ?
mfg Freddykl
vielleicht belasten solche kleinen dinge ja die rechner? also ich kann auf solche zusatz-optionen echt verzichten.
sommeröffnung an der fernbedienung? wer benutzt dass denn regelmäßig?
einstiegshilfe und und und.. es gibt bestimmt nboch zig sachen, die man nichtmal kennt geschweigedenn benutzt.
ich weiß nur aus der erfahrung bis jetzt, dass wagen mit weniger schnick-schnack auch weniger probleme haben
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}"Mercedes macht Qualität zur Chefsache"{
Wieso eigentlich? Offiziell wird doch immer wieder beteuert, dass es jedes Jahr auf's neue beim aktuellen Modelljahr keine Probleme mehr gibt.
Und Probleme die von Kunden gemeldet werden sind ja schon erst recht keine.
Mercedes als Konzern kann ich einfach nicht mehr ernst nehmen, da hat doch nix Hand und Fuß. Vor Gericht steckt Mercedes eine Schlappe nach der anderen ein, aber draus lernen tun sie nix.
Was beinhaltet denn diese berühmte Qualitäts-Offensive:
- Weglassen der Umfeldbeleuchtung in den Seitenspiegeln
- kein Riemen mehr an der hintern Arnlehne
- APS ohne Kassette
- einfachere Materialien
...
Na super, tolle Offensive.
Zu all den kleinen Funktionen die angeblich keiner braucht. Doch ich will sie haben, und zwar alle. Ich will mir aussuchen können, welche davon ich wie intensiv nutze. Alle diese kleinen Annehmlichkeiten sind genau der Grund warum ich einen Stern fahre. Wenn die mal nicht mehr sind, dann brauch' ich auch keinen teuren Benz mehr. Dann reicht auch ein Opel (nix gegen Opel). Genau das macht ja einen Mercedes aus. Er weiß, noch bevor ich in ihm Platz genommen hab, wo ich den Sitz hin haben will, wie die Spiegel stehen müssen, welche Temperatur die Lüftung einregeln soll, welchen Radio-Sender ich gerne und wie laut höre,...
Wenn das alles nur Probleme macht, warum lassen wir nicht gleich alles weg. Vier Räder, ein Lenkrad, ein Motor (am besten noch eine einfache Dampfmaschine), was zum Draufsitzen und ein Gestell in dem alles eingebaut ist reichen doch auch. So ein Ding bringt mich auch von A nach B. Da ist es dann relativ überschaubar, wenn mal doch was nicht tut.
Wenn ich immer höre, was da im 211 für tolle neue Technik drin ist. "Dieses neue Teufelszeugs macht halt am Anfang Probleme." "Das ist alles nicht so leicht in den Griff zu kriegen." "Und dann diese vielen verschieden steuergeräte..." Was ist denn schon an großartig Neuem drinn?
Was mich beeindrucken würde wäre ein Gasturbine als Antrieb. Oder ein Motor der jeden Treibstoff frißt (Diesel, Benzin, Schweröl, Fritten-Öl,...). Ein stufenloses Getriebe. Ein Head-Up-Display das brenzliche Situationen und Dinge hervorhebt (siehe Zielaufschaltung im Jet). Eine lückenlose Rundumüberwachung des Nachbereiches (zwecks Kollision - oder eben zur Vermeidung einer solchen). Ein Navi, dass mir bei Spritt-Ende alle noch erreichbaren Tankstellen in einer Übersichtskarte anzeigt (und mich dann natürlich eine auswählen lässt). Und selbst das ist alles eigentlich schon vorhanden.
Vor über 30 Jahren haben wir es geschafft 2 Menschen auf den Mond und wieder zurück zu bringen. Und das ganze mit einer Rechenleistung die heute in jedem Handy steckt.
Das Problem ist nicht die Technik im 211 selbst. Oder die Anzahl der Funktionen. Das Problem ist (wahrscheinlich), dass Maschinenbauer versuchen Software zu entwickeln. Wenn ich die Stories höre, wie die Programme für die Motor-Steuerung entsteht, ist mir schon klar das die restliche Software im 211 so tut wie sie tut.
Termin-Druck gut und schön. Aber es schreit ja auch niemand "fertig" nur weil der Stichtag da ist, wenn noch der halbe Motor fehlt. Nur in der Software-Entwicklung da geht das. Die paar Kleinigkeiten die noch fehlen, die schiebt man dann halt später nach. Und vernünftig testen ist so wie so nur was für Weicheier.
Chris
Hi,
Genau billigothi,
das ist es!!!!!
Zum Punkt Technik noch eine kleine Anmerkung,
Tausende von Flugzeugen, Schiffen Sateliten usw. haben millionenfach mehr Elektronik OnBoard als ein Benz!!!
Hunderte od. Tausende Systeme müssen dort zusammenarbeiten und es geht auch!!!!
Wieviele Flugzeuge stürzen wegen Elekto-Probs ab?
Sogut wie keine, 99,9% Menschliches Versagen!
Und hier hat DC versagt und nicht die Autos!!!
Gruß
Sippi
PS: Ich will auch alles haben!
Komm, gebt es mir 😁
Hallo,
da freu ich mich, ich bin Chef - mein eigener in meinem kleinen aber feinen Geschäftchen - also bekomme ich ein Auto, wo alles OK ist - das Management von Mercedes versprichts doch - oder.
Liebe Grüße
Chris
Hallo billigothi
Dein Beitrag ist an Inhalt + Witz und gleichermaßen Spitze.
Glückwunsch!
hosilan
DC macht es sich da zu einfach - oder anders herum: egal wer in der Chefetage sitzt, die sind alle dermaßen abgehoben und haben keinerlei Bezug zum Boden (Kunden) mehr. Fehler werden nach Jahren leise weinend eingestanden - aber nicht gleich alle, nur ein paar unbedeutende.
Das Problem bei DC sind nicht die technischen Fehler alleine, sondern auch in einem erheblichen Anteil die Behandlung des Kunden im Fehlerfall.
Das geht sogar soweit, daß eigene freie Mercedes-Händler genau wie die Kunden im Regen stehen gelassen werden. Da werden Reparaturen während der Garantie/Gewährleistungszeit nicht übernommen und müssen via Anwalt eingeklagt werden (hab ich jetzt gerade wieder) - auch wieder so ein Fall, wo DC absolut keine Chance hat heile rauszukommen, aber trotzdem derart auf Zeit spielt, daß man klagen muss, um zu seinem Recht zu kommen.
Das ist Verschleuderung von Kapital und mindert die Dividende, was sagen eigentlich die Aufsichträte dazu? Warum sollte ich eine Aktie einer solchen Firma kaufen, wo viel Geld wissentlich sinnlos zum Fenster herausgeschmissen wird.
Auch eine Betrachtungsweise....
Zitat:
Original geschrieben von billigothi
Vor über 30 Jahren haben wir es geschafft 2 Menschen auf den Mond und wieder zurück zu bringen. Und das ganze mit einer Rechenleistung die heute in jedem Handy steckt.
Ich will ja niemanden in Schutz nehmen aber:
Genau hier steckt der Teufel im Detail:
vergleich mal die Fehleranfälligkeit eines alten 286ers mit einem heutigen Pentium irgendwas...
wirst sehen das das alte langsame Ding viel weniger fehleranfällig ist.
Stimmt schon daß in Satelliten usw. tausendfach mehr Prozessoren usw. drinn sind, aber hast schon mal in Erfahrung bringen können welche?
Überall wo's um Ausfallsicherheit usw. geht werden Systeme verwendet die am normalen Markt schon lang als veraltet gelten.
Und das mit der Softwareentwicklung: da liegt das Problem meiner Meinung nach meist darin, daß keiner ein Gefühl dafür hat wie lang es dauert eine bestimmte Software zu entwickeln,(geh, des bisserl Text erfinden und schreiben...)
aber es werden überall großartig Termine festgelegt...
Und, ehrlich gesagt die ganzen Funktionen die mein 211er hat sind ganz angenehm, aber wichtiger is mir daß mich das Ding nicht im Stich läßt.
Und überall hinbringt.
Das is jetzt mein 3. Stern, und bis jetzt hat mich keiner im Stich gelassen.
Und das ist der Grund warum ich meinen Stern hab und was ich mir davon erwarte.(oder erhoffe)
Kann billigothi nur beipflichten....
nun der ironische Teil:
DC sollte als qualitätssichernde Maßnahme die meisten Vorstände samt Gehalt streichen (ohne die der Laden genauso gut läuft ) und das Geld in umfangreichere Test stecken, dann haben die Sterne für immer ein Platz an der Sonne 😛
In diesem Sinne