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Membran bei Bekleidungen.

Themenstarteram 18. September 2018 um 11:35

Hallo.

Ich Blicke bei dem Thema Membran bei Bekleidungen, trotz Google, nicht durch.

Wo sitzen diese oder sind die Eingearbeitet ?

Ich wollte meine Klamotten Waschen und habe gehört, das mit Weichspüler, diese Membran Kaputt gehene können. Darum will ich jetzt Funktionswaschmittel kaufen

Allerdings meinte jetzt eine Freund zu mir, zum thema Membran: "Sind einfach nur die polster die protectoren.die kann man ja rausnehmen".

Stimmt das oder Reden wir gerade von verschiedenen Sachen ?

Es geht um diese Jacke: https://www.polo-motorrad.de/de/tour-textiljacke-2-0-schwarz.html

Beste Antwort im Thema

Die Reise eines H2O durch den Dschungel der Schutzkleidung.

Es ist eine kleine Schweißperle, die in der Drüse der ‚Achselhöhle eines Motorradfahrers entsteht. Nennen wir ihn Calle, nein, besser „Michael“ und begleiten ihn auf seiner Reise durch die Textilien nach draußen an die frische Luft.

Michael ist es warm. Er hat eine Körpertemperatur von guten 30 Grad in der Achselhöhle und er entspringt dort, wo sich einige Menschen rasieren – andere nicht. Michael ist eigentlich dafür da, die Körpertemperatur seines Wirtes ein wenig zu regulieren, denn durch seine Ausdehnung und Verdunstung kühlt sich Michael ab und schützt so seinen Wirt vor Überhitzung.

Hat er die Drüse einmal verlassen und die Hautoberfläche erreicht, trifft er schon auf die erste Hürde nach draußen – die Funktionsunterwäsche.

Funktionsunterwäsche kann aus verschiedenen Materialien bestehen. Das kann Polyester sein, also der Stoff aus dem auch PET-Flaschen gemacht sind, Polyamid – besser bekannt unter dem Namen Nylon oder Perlon, oder auch Polyacryl, wenn die Wäsche auch wärmen soll. All die Stoffe werden im Wesentlichen aus Erdöl gewonnen. Sie eignen sich gut für den Zweck der Funktionsunterwäsche, weil sie Flüssigkeiten nicht speichern, sondern weiter transportieren. Sie trocknen schnell. In vielen Fällen werden sie gemischt mit anderen Fasern – etwa Baumwolle, oder auch höherwertig bei Skiunterwäsche, wenn es wärmen soll mit Cashmere oder Wolle neuseeländischer Bergschafe. Das gilt besonders für Polyacryl.

Baumwolle würde den Michael festhalten und viele andere Michaels würden hinzukommen und dann würden sie eine riesengroße Pfütze bilden – aber unser Wirt hat Unterwäsche aus Polyamid an und so kann der Michael von der Unterwäsche in die Oberbekleidung springen.

Als Oberbekleidung trägt unser Wirt eine vierlagige Jacke einschließlich Klimamembran. So erreicht der Michael jetzt das Innenfutter der Jacke, das engen Kontakt mit der Unterwäsche pflegt. Auch dieses Innenfutter ist wieder aus Erdöl hergestellt, meist ist es Polyester, ein Nylon wie bei einer Damenstrumpfhose, da muss der Michael durch. Das geht auch ganz einfach, denn im Grunde ist es ein ähnliches Material, wie es auch für die Unterwäsche verwendet wird.

Dieses Innenfutter muss nicht einsam sein. Häufig ist auf ihm eine „selbstaufrichtende Watte“ aufgebracht, eine wärmende Dämmschicht, die sowohl als Winterfutter herausnehmbar sein kann – oder eben fest als Polsterung verarbeitet ist. Hierfür eignet sich wieder Polyacryl gegebenenfalls als Mischung mit anderen Stoffen. Wichtig ist die „Merkfähigkeit“ des Materials, wieder in seine Ausgangsposition nach einem Druck zurückzukehren. Die so gespeicherte Luft in den Zwischenräumen hält den Wirt warm.

Ist diese Lage herausnehmbar, muss jetzt ein zweites Innenfutter verbaut sein – häufig nur als Netz ausgeführt.

Nun wird es spannend, denn der Michael erreicht nun die Klimamembran. Da gibt es zwei wesentliche Varianten – eine aus dem Amiland und eine aus dem deutschen Land. Die Variante aus dem Amiland ist aus PTFE und hat durch Reckung 1,3 Milliarden Poren pro cm². Das Material ist eine Fluor-Kohlenstoff-Verbindung, die unglaublich beständig ist und selbst zum Transport für Material von Atombomben geeignet ist. Da bekommt Schutzkleidung gleich mal einen Sinn. Leider macht das Zeug beim Verbrennen in normalen Hausmüll-Verbrennungsanlagen auch Probleme und ist deshalb als Sondermüll zu entsorgen.

Die deutsche Variante aus Wuppertal ist aus Polyetherester und hat in der hydrophoben Membran hydrophile Molekülbausteine. An diesen Bausteinen entlang kann sich Wasser einen Weg bahnen und so die porenlose Membran durchdringen. Da diese Membran porenlos ist, können auch keine Poren durch Schmutz und Waschmittel verstopfen. Leider sind diese hydrophilen Molekülbausteine nicht so lange haltbar wie Teflon, so dass die Funktion früher oder später versagt.

Beide Varianten können mit anderen Materialen laminiert werden - Mit dem Futterstoff, dem Obermaterial, oder beidem.

Wir gehen hier mal nicht davon aus, dass die Klimamembran mit dem Obermaterial laminiert ist. Der Michael hat sich nun durch die amerikanische oder deutsche Variante gepresst und wird nun auf seiner Reise immer kälter. Das liegt zum einen an der immer größeren Entfernung zum Körper seines Wirtes und zum anderen an der Verdunstungskälte, die durch Ausdehnung von Gasen entsteht. Wenn die Außentemperatur allerdings zu hoch ist – und höher als die Körpertemperatur des Wirtes - muss der Michael einfach wieder seinen Weg zurück machen und mit anderen Michaels eine große Pfütze bilden.

Da haben sich schon Feuerwehrleute, die Schutzkleidung mit Membran trugen, schwere Verbrühungen zugezogen, wenn heißes Löschwasser von heißen Stahlträgern zurückgespritzt ist.

Aber der Michael hängt jetzt zwischen Membran und dem Außenmaterial (Obermaterial). Das Außenmaterial ist meist Nylon, verkauft unter dem Namen Cordura, in hochwertigen Schutzkleidungen auch Nomex oder Kevlar. Dieses Material soll uns vor den Einflüssen von außen schützen und ist somit Frontmaterial. Es ist imprägniert (von innen und außen) und eigentlich sollte es wasserundurchlässig sein – jedenfalls für eine bestimmte Zeit einer bestimmten Wassersäule widerstehen. Testen kann man die Imprägnierung sehr gut mit einer Blumenspritze. Wenn das Wasser feinperlig abprallt, ist alles in Ordnung. Die Imprägnierung lässt sich ein wenig auffrischen, indem man die Jacke handwarm bügelt. Die Betonung liegt auf handwarm.

Bei Schuhen oder Stiefeln ist das Obermaterial hydrophobiertes Leder. Hier hilft Schuhcreme.

Da der Michael nicht zurück kann – und auch nicht will – und das Obermaterial wasserdicht ist, müssen für ihn Ausgänge eingerichtet werden. Das sind Lüftungsschlitze in den Jacken und auch an den Stiefeln (z.B. Daytona) sieht man sehr schön die Webeinlagen am oberen Ende des Schaftes. In Jacken von Dainese sind es Reißverschlüsse im Brustbereich, die geöffnet oder geschlossen werden können – und ja, die sehen aus wie Taschen, sind aber keine. Da lassen sich die Konfektionäre einiges einfallen, um die vielen Michaels aus den Klamotten zu kriegen, denn sonst stocken und schimmeln sie und fangen an zu stinken. Auch das untere Bündchen mit der durchlaufenden Kordel und den Ösen sind Öffnungen, aus denen Michael abhauen kann. Auch haben viele Jacken kleine Ösen im Achselbereich, die das Obermaterial durchlässig machen.

Klar ist das alles Theorie und das Begehr der Firmen ist in erster Linie unser Geld, aber es ist wichtig Funktionsweisen zu verstehen, um sie auch ablehnen zu können.

Bestimmte Sachen machen z. B. gar keinen Sinn:

1) Ein Imprägnierungsbad für die Waschmaschine. Wenn das Innenfutter imprägniert wird, ist für Michael die Reise dort schon beendet.

2) Ein ungeeignetes Kleidungsstück zwischen Funktionswäsche und Jacke. Wenn da Baumwolle verwendet wird, reichern sich viele Michaels in der Baumwolle an, weil Baumwolle die Feuchtigkeit aufsaugt und festhält. Gleiches gilt für Unterwäsche aus Baumwolle.

3) Glauben, dass man keine Regenpelle braucht. Auch bei Kleidung mit Klimamembran sollte man bei Regen eine Regenpelle überziehen, denn wenn die Oberbekleidung erst mal richtig durchnässt ist, braucht sie lange, um wieder trocken zu werden. Für eine Tour am nächsten Tag ist sie dann meist noch zu feucht.

Klimamembranen sind auf jeden Fall gute Windstopper. In erster Linie wärmen sie also, weil sie den Windzug nicht an die Haut lassen. Ihre Leistungsfähigkeit hinsichtlich eines Wassertransportes ist aber von so vielen anderen Faktoren abhängig, dass eine allgemeingültige Aussage über den Sinn oder Unsinn solcher Membranen nicht getroffen werden kann. Sie funktionieren bei bestimmten Bedingungen.

Lesen Sie demnächst: Michael will zurück. Die Reise eines Regentropfens. Vom freien Fall auf Umwegen in die Unterhose.

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Zitat:

@Lewellyn schrieb am 19. September 2018 um 13:57:38 Uhr:

Wenn kalt ist oder Regen dräut, zieh ich die Regenjacke über. Hält auch die Moppedjacke sauber.

Warum es toll sein soll, erst die Jacke komplett zu durchfeuchten und einzusauen, nur damit kurz über der Haut eine Wunderfolie das Wasser stoppt, hat sich mir nie erschlossen. Gefühlsechte Feuchte ist mehr was für Kondome.

Beim Mopped bevorzuge ich, Nässe und Kälte ganz außen zu halten.

Bei einer herausnehmbaren Membran kann man bei Regen diese herausnehmen und über die Jacke machen. Dann bleibt die Jacke trocken. Hab ich schon ein paar mal gemacht, funktioniert wunderbar. So spart man sich den Transport einer zusätzlichen Regenjacke. Und im absoluten Hochsommer kann man die Membran auch mal zu Hause lassen. Ich finde, mit so einer Lösung ist man am flexibelsten.

Geht jedoch nicht bei allen Jacken mit herausnehmbarer Membran weil nicht alle so geschnitten sind. ;)

Grüße, Martin

Zitat:

@X_FISH schrieb am 19. September 2018 um 20:43:46 Uhr:

Geht jedoch nicht bei allen Jacken mit herausnehmbarer Membran weil nicht alle so geschnitten sind. ;)

Grüße, Martin

In einem solchen Fall würde ich das als keine gute Jacke bezeichnen. Das ist ja gerade der Clou an herausnehmbaren Membranen.

Der Clou ist eigentlich ein anderer:

Membran raus -> luftige Sommerjacke.

Membran rein -> wind- und wasserdicht

Wobei ich die geschilderten Probleme hier teilweise nicht nachvollziehen kann. Ich bin mit meiner Mohawk mit MVS-1 mit offenen Reißverschlüssen (Belüftung) an Brust und Rücken gefahren als die Sonne gebrannt hat -> Funktionsunterwäsche drunter, ich habe mich wohl gefühlt und nicht "wie in einerm Plastikbeutel". Die Membran der Mohawk kann nicht entnommen werden.

Offensichtlich hat's der Schweiß als Wasserdampf irgendwie geschafft zu entkommen...

Grüße, Martin

Eine Unterziehjacke, die über die eigentliche Jacke passt? Über die Protektoren? Hab ich noch nie gesehen.

Sag mal ein Modell/Hersteller.

Held hat sowas (seit 2014):

https://www.youtube.com/watch?v=fo1UMNkhdpE

Grüße, Martin

Was für ein Quatsch.

 

"Oh, es fängt an zu regnen... naja, dann ziehe ich mich erstmal komplett aus, um an die Membran zu kommen. Dann zieh ich mich wieder an und das Membranzeug drüber."

Wenn's dann aufgehört hat zu regnen das gleiche nochmal Rückwärts.

 

Grandios... bescheuert. :rolleyes:

 

Dann kann man ja auch gleich ne luftige Protektorenjacke machen und dazu ne passende "dichte" Jacke zum drüber ziehen. (Glaube Gericke hatte sowas in der Art sogar mal).

am 20. September 2018 um 8:07

Schön auf den Punkt gebracht :D

Was noch fehlt ist der Aspekt "wohin geht der Dreck"?

Beim Wechsel von Innen nach Außen reibt man sich schön Insekten und sonstigen Mist auf die Innenseite der Membran. Anschließend - wenn es wieder trocken ist - zieht man die Membran wieder nach innen und schmiert sich das Zeug auf's T-Shirt (bzw. die Funktionsunterwäsche).

Clever. ;)

Grüße, Martin

Und das Zeug was während der Fahrt außen auf der Membran gelandet ist, macht dann Bekanntschaft mit dem Innenleben der Jacke...

 

Die Membran ist dann ein 3-lagiges Material.

Insekten-Membran-Insekten... :p

Läuft das dann unter "organic fibre"? :D

Grüße, Martin

Ich habe zwar nicht die geringste Ahnung von auf Schotten reitenden Tibet-Ziegen beim Golfspiel, aber habe viele Hunderttausende Kilometer auf zwei Rädern bei allen Wettern und mit allem möglichen Zeugs abgespult.

Irgendwas muss an dem Gory-Sympa-Zeugs doch dran sein. Stiefel diverser Hersteller nach einer halben Stund kräftigen Landregens pitschenass. Daytona-Sportstiefel ohne Membran unter diesen Bedingungen - pitschenass. Daytona mit Membran - selbst jetzt nach über 10 Jahren außen räudig, nach stundenlanger Fahrt im Dauerregen trocken. Sport-Touring-Handschuhe Vanucci mit Mesh - sehr luftig im Sommer, vorgestern 25 Kilometer Starkregen im Gewitter - Hände trocken. Meine Büse-Textilhose war mal auch wasserdicht, inzwischen hat der Zahn der Zeit aber heftig genagt - bei dem Gewitter Wassereinbruch Schritt. Gleichet Gewitterguss Vanucci-Textil - innen trocken. Im Hochssommer empfinde ich die Textilkombi als luftiger und atmungsaktiver als die Lederkombi. Lederkombi mit Regenkombi drüber - wasserdicht, aber wehe der Regen hört auf. Dann kocht das wasser im A....

Die Reise eines H2O durch den Dschungel der Schutzkleidung.

Es ist eine kleine Schweißperle, die in der Drüse der ‚Achselhöhle eines Motorradfahrers entsteht. Nennen wir ihn Calle, nein, besser „Michael“ und begleiten ihn auf seiner Reise durch die Textilien nach draußen an die frische Luft.

Michael ist es warm. Er hat eine Körpertemperatur von guten 30 Grad in der Achselhöhle und er entspringt dort, wo sich einige Menschen rasieren – andere nicht. Michael ist eigentlich dafür da, die Körpertemperatur seines Wirtes ein wenig zu regulieren, denn durch seine Ausdehnung und Verdunstung kühlt sich Michael ab und schützt so seinen Wirt vor Überhitzung.

Hat er die Drüse einmal verlassen und die Hautoberfläche erreicht, trifft er schon auf die erste Hürde nach draußen – die Funktionsunterwäsche.

Funktionsunterwäsche kann aus verschiedenen Materialien bestehen. Das kann Polyester sein, also der Stoff aus dem auch PET-Flaschen gemacht sind, Polyamid – besser bekannt unter dem Namen Nylon oder Perlon, oder auch Polyacryl, wenn die Wäsche auch wärmen soll. All die Stoffe werden im Wesentlichen aus Erdöl gewonnen. Sie eignen sich gut für den Zweck der Funktionsunterwäsche, weil sie Flüssigkeiten nicht speichern, sondern weiter transportieren. Sie trocknen schnell. In vielen Fällen werden sie gemischt mit anderen Fasern – etwa Baumwolle, oder auch höherwertig bei Skiunterwäsche, wenn es wärmen soll mit Cashmere oder Wolle neuseeländischer Bergschafe. Das gilt besonders für Polyacryl.

Baumwolle würde den Michael festhalten und viele andere Michaels würden hinzukommen und dann würden sie eine riesengroße Pfütze bilden – aber unser Wirt hat Unterwäsche aus Polyamid an und so kann der Michael von der Unterwäsche in die Oberbekleidung springen.

Als Oberbekleidung trägt unser Wirt eine vierlagige Jacke einschließlich Klimamembran. So erreicht der Michael jetzt das Innenfutter der Jacke, das engen Kontakt mit der Unterwäsche pflegt. Auch dieses Innenfutter ist wieder aus Erdöl hergestellt, meist ist es Polyester, ein Nylon wie bei einer Damenstrumpfhose, da muss der Michael durch. Das geht auch ganz einfach, denn im Grunde ist es ein ähnliches Material, wie es auch für die Unterwäsche verwendet wird.

Dieses Innenfutter muss nicht einsam sein. Häufig ist auf ihm eine „selbstaufrichtende Watte“ aufgebracht, eine wärmende Dämmschicht, die sowohl als Winterfutter herausnehmbar sein kann – oder eben fest als Polsterung verarbeitet ist. Hierfür eignet sich wieder Polyacryl gegebenenfalls als Mischung mit anderen Stoffen. Wichtig ist die „Merkfähigkeit“ des Materials, wieder in seine Ausgangsposition nach einem Druck zurückzukehren. Die so gespeicherte Luft in den Zwischenräumen hält den Wirt warm.

Ist diese Lage herausnehmbar, muss jetzt ein zweites Innenfutter verbaut sein – häufig nur als Netz ausgeführt.

Nun wird es spannend, denn der Michael erreicht nun die Klimamembran. Da gibt es zwei wesentliche Varianten – eine aus dem Amiland und eine aus dem deutschen Land. Die Variante aus dem Amiland ist aus PTFE und hat durch Reckung 1,3 Milliarden Poren pro cm². Das Material ist eine Fluor-Kohlenstoff-Verbindung, die unglaublich beständig ist und selbst zum Transport für Material von Atombomben geeignet ist. Da bekommt Schutzkleidung gleich mal einen Sinn. Leider macht das Zeug beim Verbrennen in normalen Hausmüll-Verbrennungsanlagen auch Probleme und ist deshalb als Sondermüll zu entsorgen.

Die deutsche Variante aus Wuppertal ist aus Polyetherester und hat in der hydrophoben Membran hydrophile Molekülbausteine. An diesen Bausteinen entlang kann sich Wasser einen Weg bahnen und so die porenlose Membran durchdringen. Da diese Membran porenlos ist, können auch keine Poren durch Schmutz und Waschmittel verstopfen. Leider sind diese hydrophilen Molekülbausteine nicht so lange haltbar wie Teflon, so dass die Funktion früher oder später versagt.

Beide Varianten können mit anderen Materialen laminiert werden - Mit dem Futterstoff, dem Obermaterial, oder beidem.

Wir gehen hier mal nicht davon aus, dass die Klimamembran mit dem Obermaterial laminiert ist. Der Michael hat sich nun durch die amerikanische oder deutsche Variante gepresst und wird nun auf seiner Reise immer kälter. Das liegt zum einen an der immer größeren Entfernung zum Körper seines Wirtes und zum anderen an der Verdunstungskälte, die durch Ausdehnung von Gasen entsteht. Wenn die Außentemperatur allerdings zu hoch ist – und höher als die Körpertemperatur des Wirtes - muss der Michael einfach wieder seinen Weg zurück machen und mit anderen Michaels eine große Pfütze bilden.

Da haben sich schon Feuerwehrleute, die Schutzkleidung mit Membran trugen, schwere Verbrühungen zugezogen, wenn heißes Löschwasser von heißen Stahlträgern zurückgespritzt ist.

Aber der Michael hängt jetzt zwischen Membran und dem Außenmaterial (Obermaterial). Das Außenmaterial ist meist Nylon, verkauft unter dem Namen Cordura, in hochwertigen Schutzkleidungen auch Nomex oder Kevlar. Dieses Material soll uns vor den Einflüssen von außen schützen und ist somit Frontmaterial. Es ist imprägniert (von innen und außen) und eigentlich sollte es wasserundurchlässig sein – jedenfalls für eine bestimmte Zeit einer bestimmten Wassersäule widerstehen. Testen kann man die Imprägnierung sehr gut mit einer Blumenspritze. Wenn das Wasser feinperlig abprallt, ist alles in Ordnung. Die Imprägnierung lässt sich ein wenig auffrischen, indem man die Jacke handwarm bügelt. Die Betonung liegt auf handwarm.

Bei Schuhen oder Stiefeln ist das Obermaterial hydrophobiertes Leder. Hier hilft Schuhcreme.

Da der Michael nicht zurück kann – und auch nicht will – und das Obermaterial wasserdicht ist, müssen für ihn Ausgänge eingerichtet werden. Das sind Lüftungsschlitze in den Jacken und auch an den Stiefeln (z.B. Daytona) sieht man sehr schön die Webeinlagen am oberen Ende des Schaftes. In Jacken von Dainese sind es Reißverschlüsse im Brustbereich, die geöffnet oder geschlossen werden können – und ja, die sehen aus wie Taschen, sind aber keine. Da lassen sich die Konfektionäre einiges einfallen, um die vielen Michaels aus den Klamotten zu kriegen, denn sonst stocken und schimmeln sie und fangen an zu stinken. Auch das untere Bündchen mit der durchlaufenden Kordel und den Ösen sind Öffnungen, aus denen Michael abhauen kann. Auch haben viele Jacken kleine Ösen im Achselbereich, die das Obermaterial durchlässig machen.

Klar ist das alles Theorie und das Begehr der Firmen ist in erster Linie unser Geld, aber es ist wichtig Funktionsweisen zu verstehen, um sie auch ablehnen zu können.

Bestimmte Sachen machen z. B. gar keinen Sinn:

1) Ein Imprägnierungsbad für die Waschmaschine. Wenn das Innenfutter imprägniert wird, ist für Michael die Reise dort schon beendet.

2) Ein ungeeignetes Kleidungsstück zwischen Funktionswäsche und Jacke. Wenn da Baumwolle verwendet wird, reichern sich viele Michaels in der Baumwolle an, weil Baumwolle die Feuchtigkeit aufsaugt und festhält. Gleiches gilt für Unterwäsche aus Baumwolle.

3) Glauben, dass man keine Regenpelle braucht. Auch bei Kleidung mit Klimamembran sollte man bei Regen eine Regenpelle überziehen, denn wenn die Oberbekleidung erst mal richtig durchnässt ist, braucht sie lange, um wieder trocken zu werden. Für eine Tour am nächsten Tag ist sie dann meist noch zu feucht.

Klimamembranen sind auf jeden Fall gute Windstopper. In erster Linie wärmen sie also, weil sie den Windzug nicht an die Haut lassen. Ihre Leistungsfähigkeit hinsichtlich eines Wassertransportes ist aber von so vielen anderen Faktoren abhängig, dass eine allgemeingültige Aussage über den Sinn oder Unsinn solcher Membranen nicht getroffen werden kann. Sie funktionieren bei bestimmten Bedingungen.

Lesen Sie demnächst: Michael will zurück. Die Reise eines Regentropfens. Vom freien Fall auf Umwegen in die Unterhose.

Qualitätsbeitrag vom kandidatnr2! Bitte in die FAQ aufnehmen. Danke.

kandidatnr2.1 ;)

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