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LKW Fahrer sind die letzten sklaven ?

Themenstarteram 20. September 2012 um 20:41

Hallo,

ich weiß das ich mit diesem Thema einen ziemlichen Wutsturm auslöse, aber trotzdem will ich das mal diskutieren.

Damit ihr wisst das ich weiss wovon ich rede hier meine Kurzvita:

4 Jahre LKW Fahrer, alles Sattelzug 40to, davon einige Zeit Stahl auf Planenzug und Lebensmittel (Obst Gemüse usw) auf Kühlzug.

Fast die komletten 4 Jahre auf nahverkehr allerdings ab und zu mal Fernverkehr. (Berlin usw)

Ich selber bin aus dem Ruhrgebiet, damit Berlin auch als Fernverkehr angesehen wird.

Hier nun mein Resumee nach ca 4 Jahren.

Der Job ist das aller aller letzte !

Jetzt werden wahrscheinlich viele denken "ahh, hat der wenig Kohle bekommen"

Nein das war es gar nicht, im gegenteil, unser Chef hat sogar (in Relation) ordentlich bezahlt. Je nach Stunden 2000 bis 30000 Euro brutto im Monat, also die Bezahlung war absolut ok.

Nein es sind die Umstände in diesem Job die mich auf die Palme bringen. Menschenunwürdige Arbeitsbedingungen zu menschenunwürdigen zeiten.

Angefangen habe ich beim Stahl, es hieß 06 bis 16 Uhr Mo bis Fr, also alles ok soweit (soweit 50 Stunden die Woche ok sind wenn andere nur 37 arbeiten und mehr verdienen)

Angefangen um 6, laden zum XXX, Plane auf, gurten bis der Arzt kommt, nassgeschwitzt und völlig fertig in die Karre und nach Ziel X, dort wirder Plane auf, alle Gurte los und abladen, auf zum nächsten usw usw usw

Pausen ? Fremndwörter !!!!

Um 15:30 Uhr im Sauerland auf dem Weg zurück, Ankunft gegen 16:30 also eigentlich 30 Min nach Feierabend, aber nein der Disponent nötigt dich wenigstens noch vorladen zu fahren damit am nächsten Tag alles direkt losgehen kann.

Also nicht nach Hause sondern vorladen in Duisburg, Warteschlange ohne Ende bei den üblichen VErdächtigen, laden gegen 18 Uhr zuhause gegen 19:30. Um vier uhr wieder raus, um 6 los richtung sauerland zum abladen und weiter gehts.

Das war Stahl --- aber das war noch so ziemlich das beste.

Dann kam Kühlzug und Lebensmittel.

Während beim Stahl Wochenden heilig sind und nachts nicht gearbeitet wird ist bei Lebensmittel alles anders. 7 Tage die Woche rund um die Uhr so läuft es hier.

4 Uhr morgens anfangen (auch Sonntags morgens, toller Samstag abend :))) selber laden (Paletten mit Obst Gemüse) --(wobei denen scheissegal ist wie du das alles rein bekommst wenn es nicht passt) dann nach Netto, Aldi. Lidl, usw und abladen. Zurück zum neu laden, und weiter gehts ----- gegen 17 uhr (alles eigentlich erledigt und weg nach hause steht an) Anruf -- du musst nochmal zum Grossmarkt XYZ weil da gibt es Probleme. Fahr nur noch eben Aldi XYZ an und lade ab dann ist gut.

Aldi XYZ nimmt aber einen Grossteil der Ware nicht an (weil zu uselig) und schon fährst du wider zum Grossmarkt XYZ um den Mist zurück zu bringen.

Zuhause bist du gegen 22 Uhr nachdem du um 04 Uhr morgens angefangen bist. Ihr fragt jetzt nach der Fahrerkarte und den Fahtrzeiten ??? Oha, erstens wird Scheibe benutzt die man bei Bedarf gegen eine neue austauscht und zweitens wird die Ablade und Beladezeit ja als Pause gewertet. Also wo ist das Problem ????

Fernverkehr ??

Ja auch ich habe ab und zu Fernverkehr gefahren. Meistens habe ich nachts Grossmärkte (Berlin usw) angefahren und abgeladen. Pause ist dann gegen 09 Uhr morgens. Im Sommer ist es heiss wie Sau im Fahrerhaus (nein ich hatte keine Standklima) aber selbst wenn die Temperaturen ok sind frage ich doch wieso ich mit 50 Jahren und eine anständigen Ausbildung meine Freizeit in sage und schreibe 5 QM verbringe. Meine Wohnung die ich jeden Monat bezahle hat 90 qm, hat ein Badezimmer mit dusche und wc und natürlich ein richtiges schlafzimmer mit großen betten.

So aber trinke ich ein paar Bier um schlafen zu können und wache nach ein paar Stunden auf weil ich piss... muss. Aber wo nur ???? eine Toilette geschweige denn ein Badezimmer habe ich nicht. Draussen - da ist es hell und zig Leute sind unterwegs- in eine Flasche ? Ja bin ich denn der letzte Assi der in eine Flasche pinkelt ?

Oha, super gute Zeit so im Fernverkehr. Badezimmer wie sau (am Rastplatz), keine Toilette in Reichweite und ein Bett welches selbst bei der Bundeswehr gösser war.

Super Job !

Selbst als Obdachloser habe ich wahrscheinlich mehr Hygiene und bessere Schlafplätze als als LKW Fahrer.

Last but not least der Job himself und seine Möglichkeiten.

Der Job an sich wäre ok wenn auch nur halbwegs vernünftige Zieten eingehlaten würden.

Und Fernverkehr liesse sich ohne weiteres komfortabel und akzeptabel machen wenn wir wenigstens Verhältnisse hätten wie die US Trucker mit ihren wohnmobilartigen Wohnräumen. Ich habe US TRucks gesehen mit Wohnräumen (nicht schlafkabinen) die das Wort Wohnraum verdienen. Mit Küchenecke, Backofen, Microwelle, richtigtes Bett, Badezimmer usw usw

Da ließe es sich aushalten auch über mehrer Wochen hinaus, aber so wie wir leben ?????

So das war es, nun habe ich meine Seele einmal Luft gemacht und nun könnt ihr auf mich einschlagen wenn ihr es wollt.

Generell finde ich nur wir Trucker sollten dagegen vorgehen wie gegen uns vorgegangen wird und das diese unsere Arbeitssituation unter aller sau ist.

Gruss an alle Kollegen

Ein Kollege

Beste Antwort im Thema
Themenstarteram 20. September 2012 um 20:41

Hallo,

ich weiß das ich mit diesem Thema einen ziemlichen Wutsturm auslöse, aber trotzdem will ich das mal diskutieren.

Damit ihr wisst das ich weiss wovon ich rede hier meine Kurzvita:

4 Jahre LKW Fahrer, alles Sattelzug 40to, davon einige Zeit Stahl auf Planenzug und Lebensmittel (Obst Gemüse usw) auf Kühlzug.

Fast die komletten 4 Jahre auf nahverkehr allerdings ab und zu mal Fernverkehr. (Berlin usw)

Ich selber bin aus dem Ruhrgebiet, damit Berlin auch als Fernverkehr angesehen wird.

Hier nun mein Resumee nach ca 4 Jahren.

Der Job ist das aller aller letzte !

Jetzt werden wahrscheinlich viele denken "ahh, hat der wenig Kohle bekommen"

Nein das war es gar nicht, im gegenteil, unser Chef hat sogar (in Relation) ordentlich bezahlt. Je nach Stunden 2000 bis 30000 Euro brutto im Monat, also die Bezahlung war absolut ok.

Nein es sind die Umstände in diesem Job die mich auf die Palme bringen. Menschenunwürdige Arbeitsbedingungen zu menschenunwürdigen zeiten.

Angefangen habe ich beim Stahl, es hieß 06 bis 16 Uhr Mo bis Fr, also alles ok soweit (soweit 50 Stunden die Woche ok sind wenn andere nur 37 arbeiten und mehr verdienen)

Angefangen um 6, laden zum XXX, Plane auf, gurten bis der Arzt kommt, nassgeschwitzt und völlig fertig in die Karre und nach Ziel X, dort wirder Plane auf, alle Gurte los und abladen, auf zum nächsten usw usw usw

Pausen ? Fremndwörter !!!!

Um 15:30 Uhr im Sauerland auf dem Weg zurück, Ankunft gegen 16:30 also eigentlich 30 Min nach Feierabend, aber nein der Disponent nötigt dich wenigstens noch vorladen zu fahren damit am nächsten Tag alles direkt losgehen kann.

Also nicht nach Hause sondern vorladen in Duisburg, Warteschlange ohne Ende bei den üblichen VErdächtigen, laden gegen 18 Uhr zuhause gegen 19:30. Um vier uhr wieder raus, um 6 los richtung sauerland zum abladen und weiter gehts.

Das war Stahl --- aber das war noch so ziemlich das beste.

Dann kam Kühlzug und Lebensmittel.

Während beim Stahl Wochenden heilig sind und nachts nicht gearbeitet wird ist bei Lebensmittel alles anders. 7 Tage die Woche rund um die Uhr so läuft es hier.

4 Uhr morgens anfangen (auch Sonntags morgens, toller Samstag abend :))) selber laden (Paletten mit Obst Gemüse) --(wobei denen scheissegal ist wie du das alles rein bekommst wenn es nicht passt) dann nach Netto, Aldi. Lidl, usw und abladen. Zurück zum neu laden, und weiter gehts ----- gegen 17 uhr (alles eigentlich erledigt und weg nach hause steht an) Anruf -- du musst nochmal zum Grossmarkt XYZ weil da gibt es Probleme. Fahr nur noch eben Aldi XYZ an und lade ab dann ist gut.

Aldi XYZ nimmt aber einen Grossteil der Ware nicht an (weil zu uselig) und schon fährst du wider zum Grossmarkt XYZ um den Mist zurück zu bringen.

Zuhause bist du gegen 22 Uhr nachdem du um 04 Uhr morgens angefangen bist. Ihr fragt jetzt nach der Fahrerkarte und den Fahtrzeiten ??? Oha, erstens wird Scheibe benutzt die man bei Bedarf gegen eine neue austauscht und zweitens wird die Ablade und Beladezeit ja als Pause gewertet. Also wo ist das Problem ????

Fernverkehr ??

Ja auch ich habe ab und zu Fernverkehr gefahren. Meistens habe ich nachts Grossmärkte (Berlin usw) angefahren und abgeladen. Pause ist dann gegen 09 Uhr morgens. Im Sommer ist es heiss wie Sau im Fahrerhaus (nein ich hatte keine Standklima) aber selbst wenn die Temperaturen ok sind frage ich doch wieso ich mit 50 Jahren und eine anständigen Ausbildung meine Freizeit in sage und schreibe 5 QM verbringe. Meine Wohnung die ich jeden Monat bezahle hat 90 qm, hat ein Badezimmer mit dusche und wc und natürlich ein richtiges schlafzimmer mit großen betten.

So aber trinke ich ein paar Bier um schlafen zu können und wache nach ein paar Stunden auf weil ich piss... muss. Aber wo nur ???? eine Toilette geschweige denn ein Badezimmer habe ich nicht. Draussen - da ist es hell und zig Leute sind unterwegs- in eine Flasche ? Ja bin ich denn der letzte Assi der in eine Flasche pinkelt ?

Oha, super gute Zeit so im Fernverkehr. Badezimmer wie sau (am Rastplatz), keine Toilette in Reichweite und ein Bett welches selbst bei der Bundeswehr gösser war.

Super Job !

Selbst als Obdachloser habe ich wahrscheinlich mehr Hygiene und bessere Schlafplätze als als LKW Fahrer.

Last but not least der Job himself und seine Möglichkeiten.

Der Job an sich wäre ok wenn auch nur halbwegs vernünftige Zieten eingehlaten würden.

Und Fernverkehr liesse sich ohne weiteres komfortabel und akzeptabel machen wenn wir wenigstens Verhältnisse hätten wie die US Trucker mit ihren wohnmobilartigen Wohnräumen. Ich habe US TRucks gesehen mit Wohnräumen (nicht schlafkabinen) die das Wort Wohnraum verdienen. Mit Küchenecke, Backofen, Microwelle, richtigtes Bett, Badezimmer usw usw

Da ließe es sich aushalten auch über mehrer Wochen hinaus, aber so wie wir leben ?????

So das war es, nun habe ich meine Seele einmal Luft gemacht und nun könnt ihr auf mich einschlagen wenn ihr es wollt.

Generell finde ich nur wir Trucker sollten dagegen vorgehen wie gegen uns vorgegangen wird und das diese unsere Arbeitssituation unter aller sau ist.

Gruss an alle Kollegen

Ein Kollege

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98 Antworten

Zitat:

@roadheini schrieb am 5. November 2014 um 08:24:04 Uhr:

@ pepper

deine Berechnung zeigen den Durchschnitt aber nicht die wirkliche maximale monatliche Arbeitszeit

Die Lösung heißt eben dann Freizeitausgleich, wobei der Urlaub ist kein Freizeitausgleich ist. Bei einer 60 Std Woche bedeutet das dann das du nach 12 Wochen Arbeit dann die nächsten 4 Wochen frei machen musst .( bezahlt wohlgemerkt)

Oder nach 6 Wochen 2 Wochen frei,oder nach 3 Wochen 1 Woche frei.

Zitat:

@roadheini schrieb am 5. November 2014 um 08:37:20 Uhr:

@ scion

zum einen hast du recht, aber solange der Fahrer den Tachographen nicht richtig bedient, hat er gar nichts...

das hat dann auch nichts mit der Dispo zu tun.

Ich denke da mogeln 90% der Fahrer, wer stellt den Tachographen beim Be- und Entladen denn auf Arbeit ?

Zitat:

@Pepperduster schrieb am 5. November 2014 um 11:32:21 Uhr:

Ich denke da mogeln 90% der Fahrer...

...woraus sich die Frage ergibt, warum sie das tun.

Das muß man immer für sich selbst entscheiden, nur sind die Kontrollorgane auch nicht doof. Wenn man den ganzen Tag nur Lenkzeit und Pause drinstehen hat, kommen da bestimmt Fragen auf. Hinundwieder sollte man schon auf Arbeitszeit stellen. Man muß ja auch nicht immer der Erste oder der Schnellste sein.

Zitat:

@Drahkke schrieb am 5. November 2014 um 19:11:47 Uhr:

Zitat:

@Pepperduster schrieb am 5. November 2014 um 11:32:21 Uhr:

Ich denke da mogeln 90% der Fahrer...

...woraus sich die Frage ergibt, warum sie das tun.

Eine berechtigte Frage

Warscheinlich um länger arbeiten zu können....

Sein wir doch mal ehrlich, die meisten Touren sind doch nicht darauf kalkuliert, dass pro Tag z.B. 3 h nur Arbeitszeit sind und der LKW diese 3 h pro Tag weniger läuft. Dann platzt fast jede Tour, die lang ist und viele Be- bzw Entladestellen hat. Nicht selten muss man dadurch auch das Wochenende fern der Heimat verbringen. Wer mit seiner Bezahlung zufrieden ist und nicht gerade wechseln möchte, wird sicher auch die Diskussion mit seinem Chef vermeiden wollen.

Ich denke, wer wirklich alles außerhalb des Fahrerhauses beim Kunden als Arbeitzeit verbucht, wird nicht lange Freude an seiner Anstellung haben.

Zitat:

@Mobi Dick schrieb am 6. November 2014 um 16:44:14 Uhr:

Sein wir doch mal ehrlich, die meisten Touren sind doch nicht darauf kalkuliert, dass pro Tag z.B. 3 h nur Arbeitszeit sind und der LKW diese 3 h pro Tag weniger läuft. Dann platzt fast jede Tour, die lang ist und viele Be- bzw Entladestellen hat. Nicht selten muss man dadurch auch das Wochenende fern der Heimat verbringen. Wer mit seiner Bezahlung zufrieden ist und nicht gerade wechseln möchte, wird sicher auch die Diskussion mit seinem Chef vermeiden wollen.

Ich denke, wer wirklich alles außerhalb des Fahrerhauses beim Kunden als Arbeitzeit verbucht, wird nicht lange Freude an seiner Anstellung haben.

...und genau deshalb können sie mit uns machen, was sie wollen und es wird sich nie was ändern. Weil niemand mal den Mund aufmacht und sich alle, alles gefallen lassen. Chefs sind doch keine Diktatoren, auch denen gehören die Grenzen aufgezeigt.

Naja zuallererst erwarte ich erstmal pünktlich meinen Lohn. Das wir NICHT die letzten Deppen der Nation sind zeigen uns gerade die Kollegen von der Bahn. Ganz Deutschland zittert!

Was wenn die LKW-Fahrer meinen, sie bräuchten auch mehr Geld?

am 7. November 2014 um 2:07

Zitat:

@Mobi Dick schrieb am 6. November 2014 um 19:05:55 Uhr:

Naja zuallererst erwarte ich erstmal pünktlich meinen Lohn. Das wir NICHT die letzten Deppen der Nation sind zeigen uns gerade die Kollegen von der Bahn. Ganz Deutschland zittert!

Was wenn die LKW-Fahrer meinen, sie bräuchten auch mehr Geld?

Das ist wohl das Grundproblem das wir Fahrer nicht organisiert sind.

Die Frage nach dem fehlenden Organisationsgrad der LKW-Fahrer stelle ich seit Jahren (nicht nur hier auf MT) und die Antworten auf diese Frage führen mir immer wieder das Desinteresse der fahrenden Zunft an gewerkschaftlicher Organisation hier in Deutschland vor Augen.

Ich kann mich aber auch an keine großen Werbeveranstaltungen von Verdi oder anderen, an Raststätten oder Autohöfen, erinnern.

Naja, ich traue den LKW-Fahrern ja noch zu, daß sie aus eigenem Antrieb über ihre berufliche Situation nachdenken können und dafür nicht erst einen Denkanstoß in Form von Werbeaktionen der Gewerkschaften benötigen.

Zitat:

Naja, ich traue den LKW-Fahrern ja noch zu, daß sie aus eigenem Antrieb über ihre berufliche Situation nachdenken können

...unverbesserlicher Optimist :D

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