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Leistungsmessung auf Prüfstand - Korrigierte Motorleistung???

Themenstarteram 11. April 2021 um 16:32

Hallo zusammen,

vielleicht kennt sich ja jemand von euch mit der Berechnung der korrigierten Motorleistung aus und kann mich in meinem Unverständnis aufklären.

Ich habe mein Mercedes C43 AMG T-Modell auf einem Leistungsprüfstand messen lassen und anschließend ein entsprechendes Prüfprotokoll/-diagramm erhalten (siehe angefügtes Bild).

Nach meinem Verständnis errechnet sich die unkorrigierte Motorleistung erst einmal aus der gemessenen Rad- und Verlustleistung (Schleppleistung). In meinem Fall wären das bei 6172 U/min 323,7 PS + ca. 105 PS = 428,7 PS. Jetzt kommt die Korrektur anhand der Ansauglufttemperatur (16,1 °C), des Luftdrucks (991 mBar) und der Luftfeuchtigkeit (36 %) dazu. Ich erhalte hier dann folgende korrigierte Werte:

DIN 70200: 433,7 PS (ka = 1,012)

EWG 80/1269: 426,5 PS (ka = 0,995)

ISO 1585: 426,4 PS (ka = 0,995)

Laut Messprotokoll liegt die korrigierte Leistung aber bei 386 PS, was einem Korrekturfaktor von 0,90 entspricht. Laut ECR-R-85 sind Korrekturwerte zwischen 0,93 und 1,07 gültig, der genannte wäre also als ungültig einzustufen.

Verstehe ich hier etwas nicht oder ist die Berechnung auf dem Prüfprotokoll einfach falsch?

Prüfstand Leistungsdiagramm C43 AMG
13 Antworten

Die Normierung soll eine Vergleichbarkeit bringen.

Temperatur, Luftdruck und Luftfeuchte ändern sich auch aufgrund der Geografie ( Emden oder München )

ABER: bei einem Turbomotor spielt der Luftdruck und die Temperatur eine untergeordnete Rolle. Der wesentliche Faktor ist da Druck und Temperatur vor Einlassventil. ( die relative Feuchte sinkt dabei )

Ein weiterer Punkt ist, daß beim "Ausrollen" gerne die Bremse betätigt wird ( nach dem Tuning ). Die Verlustleistung ist das, was nach Motorkupplung weg geht. Strenggenommen ist auch die Last durch Lima, Klima und Lehi bei der Verlustleistung dabei. Und es ist wahrscheinlich, dass die Leistung die im Antriebsstrang in Wärme umgewandelt wird ungleich ist. Beim Schubbetrieb steht nur das Bremsmoment des Motors (+Nebenaggregate), während unter Last die Kräfte und damit die Reibung ein Vielfaches betragen...

Letztendlich ist das, was Fahrfreude erzeugt: die Radleistung (effektiv ) ungeschickterweise im Winter spürbar mehr als im Sommer

Zahlen sind Schall und Rauch

Besser sind Beschleunigungswerte und die Kenntnis der Fahzeugmasse...

Also ich lese das so.

An einem Mercedes mit 390 PS wurden 386 PS gemessen. Kein schlechtes Ergebnis ! 323 PS wurden an der Hinterachse gemessen. Durch die Hinterachse und durch das Getriebe hast Du einen Verlust von 16,32 % was im normalen Bereich liegen dürfte. Man sagt allgemein ca. 15 - 20 % Verlust vom Motor bis zum Hinterrad, unabhängig vom Luftdruck, Temperatur und Luftfeuchtigkeit.

Also ich finde alles im grünen Bereich.

Kein seriöser Ingenieur, der professionell an einem Motorprüfstand arbeitet, geht derart nachlässig mit physikalischen Einheiten um, wie es im Diagramm zu sehen ist.

PS -> kW

N.m -> Nm

U/min -> 1/min

Km/h -> km/h

Bar -> bar

Wer mir so ein Diagramm vorlegt, stellt seine Kompetenz von Anfang an in Zweifel. Wer weiss, welche Fehler so jemand noch macht??

Themenstarteram 11. April 2021 um 18:41

Vielen Dank für die schnellen und zahlreichen Kommentare! Grundsätzlich gebe ich allen Recht. Die Normierung soll eine Vergleichbarkeit bringen und es spielen viele Parameter eine Rolle. Aber es gibt dafür ja extra Berechnungsgrundlagen und -formeln nach EWG, DIN, etc., die klar festgelegt sind und verschiedene Parameter beinhalten. 386 PS wären für erwartete 390 PS auch völlig in Ordnung. Nur finde ich, muss transparent nachvollziehbar sein, wie dieser Wert zustande kommt. Für mich ist Motorleistung gleich Radleistung + Verlustleistung. Das scheint hier entweder nicht zu gelten oder es wird eine Korrektur vorgenommen, die nicht der EWG entspricht. Zumindest wäre der Korrekturfaktor mit 0,90 außerhalb des erwarteten Rahmens.

Mich hätten eher die errechneten Werte von 426 - 433 PS verunsichert. Wie kommen bei einem 390 PS Fahrzeug plötzlich 433 PS zustande. Wurde etwas verändert ? Muß ich zum TÜV um die Mehrleistung absegnen zu lassen ? Komme ich in eine höhere Versicherungsklasse ? All diese Sachen wären mir dann durch den Kopf gegangen.

Nein, 386 PS haben schon ziemlich genau den Punkt getroffen. Perfekt, besser geht es nicht !

Themenstarteram 12. April 2021 um 7:51

Zitat:

@Malcolm-zodiac schrieb am 12. April 2021 um 09:15:46 Uhr:

Mich hätten eher die errechneten Werte von 426 - 433 PS verunsichert. Wie kommen bei einem 390 PS Fahrzeug plötzlich 433 PS zustande. Wurde etwas verändert ? Muß ich zum TÜV um die Mehrleistung absegnen zu lassen ? Komme ich in eine höhere Versicherungsklasse ? All diese Sachen wären mir dann durch den Kopf gegangen.

Nein, 386 PS haben schon ziemlich genau den Punkt getroffen. Perfekt, besser geht es nicht !

Ich gebe dir absolut Recht, 426 PS verunsichern erst einmal und werfen die Frage auf, ob die Messung wirklich korrekt war bzw. ob mit dem Fahrzeug alles in Ordnung ist.

Da hilft es aber auch nicht, wenn eine nicht nachvollziehbare Korrektur zu einem erwarteten Wert von 386 PS erfolgt.

Ich habe aber die Prüffirma mal angeschrieben und werde berichten, wie die Erklärung aussieht.

Themenstarteram 12. April 2021 um 8:52

Diese Erklärung habe ich gerade erhalten:

"Die Verlustleitung, die im Diagramm angegeben ist, ist die Verlustleistung vom Prüfstand, nicht vom Fahrzeug!

Verlustleistung ist Motorleistung Minus Radleistung."

Ja danke !

Ich kann mich an meinen Prüfstandslauf vor über 20 Jahren erinnern. Damals war die Verlustleistung ebenfalls angegeben und passte auch nicht mit der Rad und Motorleistung zusammen.

 

Auf der anderen Seite, was soll ein Kunde mit der Verlustleistung anfangen, wenn sie lediglich vom Prüfstand ist. Interessiert doch keinen Kunden.

Themenstarteram 12. April 2021 um 9:53

Zitat:

Auf der anderen Seite, was soll ein Kunde mit der Verlustleistung anfangen, wenn sie lediglich vom Prüfstand ist. Interessiert doch keinen Kunden.

Ich wäre schon an aussagekräftigen Werten zur Rad- und Schleppleistung interessiert. Zumal mir bei anderen im Netz zu findenden Prüfprotokollen diese Diskrepanz nicht aufgefallen ist. Hier geht die Gleichung Motorleistung = Radleistung + Verlustleistung noch auf.

Sollte sich die Verlustleistung aus Motorleistung (386 PS) - Radleistung (323,7 PS) ergeben, würde die Verlustleistung 62,3 PS betragen. Das wiederum deckt sich nicht mit etlichen anderen Messungen des C43, die eher bei 100 PS Verlust liegen.

Prüfprotokoll C43 AMG

Prüfprotokoll C43 AMG 2

Einzige für mich plausible Erklärung wäre noch, dass die Radleistung in meinem Diagramm nicht korrekt ist.

Die AMG Fahrzeuge sind jeweils Allrad Fahrzeuge. Die haben natürlich einen höheren Leistungs-Verlust als Hinterrad-Fahrzeuge. Da geht die Rechnung auf. Über 100 PS Verlust ist bei einem Allradler sehr wahrscheinlich. Möglicherweise sind das aber auch Prüfstände von anderen Herstellern. Die Toleranz zwischen einzelnen Herstellern soll ja auch ganz beachtlich sein. Es gibt sicher einen rechnerischen Unterschied zwischen einer Trommel und 2 Trommeln für Allrad.

Mache es doch ganz einfach. Schicke denen auch einfach mal eine E-Mail und warte ab, was sie zu der Schlepp/Verlustleistung antworten.

Ich denke eher, dass die Korrektur auf 90% direkt mit dem verwendeten Prüfstand zu tun hat. Der Prüfstand scheint generell zu hohe Leistungswerte zu liefern, weshalb nachträglich korrigiert wird. War das ein Allradprüfstand? Die Verlustleistung ist im zu erwartenden Bereich aber die Radleistung scheint generell zu hoch zu sein. Ich vermute den Fehler dort. Bei einem Turbomotor den Umgebungsluftdruck korrigierend einzurechnen ist unsinnig, weil der bei einem serienmäßigen (nicht nachträglich getunten) Motor keine Auswirkungen hat. Die Motorelektronik korrigiert da selbst und erhöht den Ladedruck bei niedrigem Außenluftdruck.

Themenstarteram 12. April 2021 um 12:03

Zitat:

@Ricki_Maserati schrieb am 12. April 2021 um 13:38:48 Uhr:

Ich denke eher, dass die Korrektur auf 90% direkt mit dem verwendeten Prüfstand zu tun hat. Der Prüfstand scheint generell zu hohe Leistungswerte zu liefern, weshalb nachträglich korrigiert wird. War das ein Allradprüfstand? Die Verlustleistung ist im zu erwartenden Bereich aber die Radleistung scheint generell zu hoch zu sein. Ich vermute den Fehler dort. Bei einem Turbomotor den Umgebungsluftdruck korrigierend einzurechnen ist unsinnig, weil der bei einem serienmäßigen (nicht nachträglich getunten) Motor keine Auswirkungen hat. Die Motorelektronik korrigiert da selbst und erhöht den Ladedruck bei niedrigem Außenluftdruck.

Ja, das war ein Allradprüfstand. Ich halte auch die Radleistung für zu hoch.

Wenn ich das so alles sehe, erscheint mir eine 100-200 km/h Zeitmessung noch als beste Kenngröße...

Ist zwar schon ein wenig her, aber antworte trotzdem.

Die gemessene Leistung sieht sehr stimmig aus (390 PS / 323 PS Rad).

Kann es sein, dass bei den >400 PS Angaben, doppelt ge-korrektur-faktort wurde?

Ich kann mich an einen Bericht der AMS erinnern, bei dem ein 911er plötzlich 607 PS statt 560 PS hatte.

Fehler hierbei war, dass der 911 mittels VTG bereits selber Luftdruckunterschiede korrigiert. Wird nun zusätzlich ein Korrekturfaktor verwendet, dann stimmt die Leistung nicht. Zitat Moritz Martiny (Leiter Fahrzeugapplikation Boxermotoren) "Bei einem modernen Turbomotor, darf die EWG-Korrektur nicht angewendet werden"

Der identische Porsche wurde an 3 baugleichen Prüfstanden erneut gemessen und hatte immer die Leistung von 560 PS (geringfügige Abweichungen).

Die Verluste sind die Gesamtverluste von Prüfstand und ausrollenden Fahrzeugs. Adrian Walden von Pro Boost erklärt es ganz gut in seinem Prüfstandsvideo.

Die Gesamtverluste sind ca. 110 PS, Prüfstandsverluste daher ca. 47 PS.

Lässt man die beschleunigten Prüfstandsrollen ohne Belastung auslaufen, dann kann man die Verluste der Lager, Kardan (Allrad), Riemen (beim Rotronics) erfassen. Zumindest ist es bei meinem Eigenbauprüfstand so.

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