Kraut und Rüben .. (Eigenleben eines S211) - Taxi-Papst gesucht
Mein S211 - 220 cdi Automatik (2003) hat einige Baustellen bei 350.000 km angesammelt, die Rätsel aufgeben. Ich könnte die ganzen Sachen zwar in einer Stern-Fachwerkstatt abgeben, allerdings habe ich vor einigen Jahren reichlich Lehrgeld bei den Vertragswerkstätten wegen einem vermeintlichen Turboladerproblem gezahlt, bei dem sich das Problem schlußendlich in einem Loch im einem Unterdruckschlauch herausstellte. Doch nun zu der Geschichte:
(1) Bei längeren Anhängerfahrten (erstmalig bei 1000 km) hatte ich den Eindruck, das der Motor zunehmend Leistung verliert. Irgendwann fiel mir im Dunkeln auf, dass sich beim Überholen auf der Autobahn die Lichtkegel der Scheinwerfer des rückliegenden Verkehrs verdunkelten. Die Auflösung folgte am nächsten Tag, als ich bei der Solofahrt nach dem Ampelstart den verbliebenen Motorradfahrer in einer schwarzen Rußwolke hinterließ. Anschließend habe ich die schwarzen Wolken den nächsten 30 km bei Kickdownfahrten provoziert und der Motor ließ mit der Zeit spürbar wieder spritziger, bis der Wolkenneben gänzlich aufhörte. Offensichtlich mag der Motor eine längere Fahrweise im sparsamen Ökomodus nicht.
(2) Da ich von früheren Fahrzeugen mit Automatik ein verzögertes Schaltverhalten (entgegen meiner manuellen Gewohnheiten) kannte, habe ich dieses gleiche Phänomen bei meinem S211 meinem persönlichen Empfinden zugeschrieben. Allerdings sprang mir irgendwann während der Fahrt das Getriebe aus heiterem Himmel beim stärkeren Beschleunigen in den Leerlauf. Dieses wiederholte sich fortan immer wieder mal sporadisch und aus unerfindlichen Gründen. Ich hatte das Gefühl, dass ich diesem mit Neustart des Fahrzeuge immer wieder Abhilfe schaffen konnte. Allerdings konnte ich feststellen, dass dieses auch während der Fahrt mit zwischenzeitlichem Schalten von Drive in Neutral und wieder zurück in den Fahrmodus ebenfalls funktioniert.
(3) Im letzten Jahr startet nach einer recht langen Autofahrt um 24 Uhr plötzlich der automatische Rundlauf der Uhr im Cockpit. Mein Gedanken .. „was ist denn jetzt schon wieder los!“. Nachdem sich die Uhr wieder in der normalen Uhrzeit wiederfindet, ist die gesamte indirekte Cockpitbeleuchtung endgültig abgeschaltet. Tagsüber kein Problem, aber dank digitaler Displayanzeige kann die Geschwindigkeit auch in der Nacht angezeigt werden.
(4) Vor einigen Wochen tauchte das Problem mit dem roten Warnhinweis zum Bremssystem im Cockpit auf. Mein damaliger Gedanke in Anbetracht der Laufleistung war das SBC-Steuergerät. Darum die Fahrt erstmal mit Vorsicht und permanenter Bremsbereitsschaft auf Feststellbremse fortgesetzt. Stellte sich aber heraus, dass der Bremsschlauch vorne links geplatzt war. Erstaunlicherweise hielt der Bremsdruck im System 30 km. Anschließend ging es nur noch mit dem ADAC zur Werkstatt. Dort wurde angeblich auch ein Querlenker getauscht und irgendein Mechaniker meinte, dass auch ein rechter Bremsschlauch undicht war. Etwas diffuse Aussagen, aber danach funktionierte die Bremse wieder, ohne das die SBC-Einheit getauscht werden musste („Glück gehabt“). Allerdings danach quittierte mir beim Überfahren von leichten Bodenunebenheiten (weniger als Kopfsteinpflaster) die Vorderachse mit einem Poltern, als ob ich die Vorderachse verliere oder mir eine lose Batterie aus dem Motorraum fällt. Mechaniker meint nach Probefahrt, dass dieses am Stoßdämpfer liegt - allerdings polterte es bei der Probefahrt natürlich auch entsprechend des Vorführeffekts deutlich weniger. Ich könnte damit erstmal ohne Bedenken weiterfahren.
Einige Tage später merke ich beim Rollen im Gefälle und überfahren einer größeren Bodenunebenheit mit der Vorderachse das gelbe Ausrufezeichen (wie Warnung, wenn Fahrzeug ins Rutschen gerät) und das übliche Poltern in der Vorderachse. Danach wieder weg und alles wie gehabt. Nochmaliger Besuch in der Werkstatt führt zum Nachjustieren der Radlager. Allerdings ohne nennenswerten Erfolg.
(5) Auf dem Rückweg fällt mir auf, dass ich an der Ampel im Fahrmodus den Fuß von der Bremse nehmen kann und das Fahrzeug keinen Drang nach vorne hat. Da ich bei grün die Kreuzung verlassen muss gebe ich mehr Gas und der Motor kämpft gegen die Bremswirkung an. Kurze Zeit später löst sich die Bremse wieder. Auslesen des Fehlers meldet einen Fehler in einem Ventil im Bremssystem (VL). Fahrt funktioniert aber ohne weitere Ausfälle.
(6) Einige Tage später hängt das Heck auf der rechten Seite: „Super - Luftdruckfeder hat sich auch noch verabschiede!“ Da dieses Problem bekannt ist, wird die Luftdruckfeder getauscht. Beim anschließenden Nivellieren gibt es einen Fehler, dass ein Kabel zum Kompressor defekt ist. Fahre anschließend zu einem Teilelieferanten mit etwas aussagekräftigeren Lesegerät. Dort bekomme ich die Auskunft, dass vermutlich der Kompressor defekt ist und ich keineswegs mit dem Fahrzeug weiterfahren darf, da die Luftdruckfeder nicht pumpt und somit sich das Fahrzeug so unglücklich aufschaukeln kann, dass die Luftdruckfeder herausfallen kann. Da das Heck auf beiden Seiten nicht vollständig abgesackt ist und nur etwas schief steht, fahre ich vorsichtig weiter. Kontaktiere eine auf Mercedes spezialisierte Werkstatt, in der Hoffnung einen kurzfristigen Termin zu bekommen. Termin erst in einer Woche möglich, könnte aber die Fahrt erstmal vorsichtig fortsetzen. Am nächsten Tag 30 km zur Arbeit - und plötzlich steht der S211 wieder gleichmäßig in der gewohnten Höhe über jedem Rad.
(7) Gestern haut mir plötzlich bei Schrittgeschwindigkeit aus heiterem Himmel das Steuergerät der Bremse wieder mal die Bremse in den Fahrbetrieb. Anschließend wieder alles gut.
An dieser Stelle möchte ich endgültig Jürgen von der Lippe zitieren:
„D a i s t d e r W u r m d r i n !“
Um diesen ganzen Ungereimtheiten mal unter fachlichem Spezialistenwissen auf den Grund zu gehen zu können und meine nicht endende Turboodyssee erneut zu wiederholen, würde ich gerne einen der sogenannten Taxi-Päpste besuchen, um dort eine fundierte Beurteilung einzuholen.
Könnt Ihr jemanden im Raum OWL (Bielefeld) oder Ruhrgebiet empfehlen ? Nehme für eine fachkundige Einschätzung auch eine weitere Strecke in Kauf.
7 Antworten
Da ist der Hakan Sönmez in Oberhausen, der kennt sich sehr gut mit Mercedes aus!
Aber, an deinem Schätzchen ist echt einiges im Argen. Das wird mit Sicherheit kein günstiges Vergnügen.
zu Punkt 1, ggf ist der DPF voll. Überholen lassen oder neu.
zu 2. wann wurde das letzte Mal das Getriebe Öl gewechselt? Spülung machen lassen, wichtig!
zu 3. leider hatte der 211 in den frühen Baujahren ziemlich viele Elektronik Probleme, eine neues KI hilft eventuell nicht weiter. Hier muss auf jeden Fall weiter geschaut werden. Ordentlich auslesen mit Star Diagnose ist Pflicht.
zu 4. keine Späße mit der SBC wie irgendwelche zurücksetzt dongles oder gleichen von eBay das kann lebensgefährlich sein. Lass die SBC bei einem Fahrbetrieb überholen oder guck ob du noch irgendwo eine neue auftreiben kannst.
zu 5. siehe Punkt 4
zu 6. die Luftfedern sind verschleißteile, wenn das noch die ersten sind sind die auf jeden Fall fällig, wenn du nur ENR also keine Airmatic hast ist der Tausch der bälge halb so wild. Ernsthafte Empfehlung: Nimm bilstein oder nix.
zu 7, echt jetzt Punkt 4! Lass das schnellstmöglich machen
Danke für den Hinweis zu Hakan Sönmez. Werde ich in jedem Fall kontaktieren. Ich erinnere mich, dass es seinerzeit auch in Berlin einen entsprechenden Experten gab. Hat jemand auch von dort einen entsprechenden Kontakt ?
(1) DPF wurde bei den damaligen Turboproblemen grundlos und auf Verdacht gereinigt. Bin davon ausgegangen, dass sich die Regeneration auch zwischendurch einschaltet und der DPF sich so schnell nicht wieder zusetzt. Kann man soetwas im Vorfeld testen - bevor hier im Übereifer wieder alles auf Verdacht durchgeführt wird.
(2) Spülung von Getriebe. Diese Prozedur hat 204er gerade hinter sich (Getriebe verhaspelt sich beim Kaltstart, bis Motor bzw Getriebe auf Temperatur ist .. SoftwareUpdate - GetriebeSpülung - erneutes SoftwareUpdate. Zickt weiterhin. Auch hier wird über Monate im Trüben (sogar in der Sternwerkstatt) gefischt.
(3-5 und 7) Ich habe in der Tat bei einigen Problemen die Elektronik in Verdacht. Beleuchtung wird beizeiten vom Elektroniker gecheckt. Stellt sich die Frage, warum die Uhr um Mitternacht startet und anschließend das Licht weg ist.
Bei der Bremsanlage stellte sich zunächst ein Hardwareproblem (geplatzter Bremsschlauch) als Ursache heraus - obwohl bei der ersten PauschalDiagnose auf die SBC-Einheit verwiesen wurde. Nun rumpelt es auf der Vorderachse, worauf die Fehler in der eigenmächtigen Bremssteuerung auftreten. Hier liegt daher eher die erste Vermutung in der Hardware. Allerdings werkelt die Werkstatt offensichtlich an falschen Baustellen (Radlager). Diese hat auch schon mal nach Monaten eine fehlende Schraube am Bremssattel eher per Zufall gefunden. Aus diesem Grund werde ich sicherlich nicht gleich die SBC wechseln, bevor dem Rumpeln im Vorderbau nachgegangen ist. Daher Taxi-Papst.
(6) Ist ein Beispiel dafür, dass aufgrund von Diagnosewerten die nächsten Bauteile getauscht werden sollen. Der Fehler tauchte ja erst nach dem Tausch der Luftfeder auf. Diagnose teilt Fehler in Kabelverbindung bzw. Ventil bei der Nivellierung mit und jeder will gleich zu Ersatzteilen greifen. Z.T. riesen Alarm, dass eine Weiterfahrt lebensgefährlich ist. Nach 30 km Fahrt ist hier alles wieder in Ordnung. Offensichtlich ein Elektronikproblem - allerdings eher in der Schnittstelle Steuergerät und Diagnosetool und weniger in der Hardware.
Allerdings soll es bei der Ansteuerung der Luftfedern einige Fehlerquellen geben. Kenne da zwar nicht die Teilebezeichnungen, aber es gibt wohl eine Verteilung zwischen den beiden Luftfedern die mit dem zunehmenden Alter der Modellreihe Probleme macht. Gibt es eine Explosionszeichnung oder ähnliches, die die beteiligten Bauteile in ihrer Funktion darstellt ?
Danke für den Hinweis zu Hakan Sönmez. Werde ich in jedem Fall kontaktieren. Ich erinnere mich, dass es seinerzeit auch in Berlin einen entsprechenden Experten gab. Hat jemand auch von dort einen entsprechenden Kontakt ?
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Zitat:
@StarWars schrieb am 21. Juli 2025 um 13:33:27 Uhr:
(1) ... Die Auflösung folgte am nächsten Tag, als ich bei der Solofahrt nach dem Ampelstart den verbliebenen Motorradfahrer in einer schwarzen Rußwolke hinterließ. Anschließend habe ich die schwarzen Wolken den nächsten 30 km bei Kickdownfahrten provoziert und der Motor ließ mit der Zeit spürbar wieder spritziger, bis der Wolkenneben gänzlich aufhörte.
(1) DPF wurde bei den damaligen Turboproblemen grundlos und auf Verdacht gereinigt. Bin davon ausgegangen, dass sich die Regeneration auch zwischendurch einschaltet und der DPF sich so schnell nicht wieder zusetzt. Kann man soetwas im Vorfeld testen - bevor hier im Übereifer wieder alles auf Verdacht durchgeführt wird.
Wie kann es sein, dass man eine Rußwolke mit einem verbautem DPF bekommt? Sicher, dass da nicht ein "DPF OFF" DPF (= hohler DPF) verbaut wurde? Ansonsten kann ich mir das nur mit einem Riss im Inneren des DPF erklären. Da sollte kein Ruß druchkommen und die Auspuffrohre sollten auch nicht Schwarz sein hinten. Bei dir müsste es ja komplett schwarz sein, wenn man sich die Endrohre anschaut. Testen kann man viel, man müsste sich den Differenzdruck anschauen, ob er sich normal verhält. Leerlauf ~5-10mbar (nach einer Regeneration), geht im Stand bis ca 60-70mbar hoch bei 3000-4000 Umdrehungen wenn ich mich richtig erinnere. Je nach Rußgeladung (und Aschegrundbeladung) ist dann im Leerlauf der Druck höher. Bei 20mbar oder 30mbar ist schon die Rußbeladungsgrenze erreicht, glaube ich, und er wird demnächst regenerieren. Auslesen wäre hier hilfreich. Einfach den DPF reinigen würde ich nicht machen. Man sollte zumindest die Regenerationsintervalle beobachten und den Aschwert auslesen, bevor man etwas in der Hinsicht macht.
Man kann sich im Vorfeld ein Licht bauen, dass anzeigt, ob gerade eine Regeneration stattfindet. Sollte im Forum irgendwo zu finden sein, die Anleitung. Ich würde jetzt erst mal rausfinden, wie häufig regeneriert wird. Aber bei schwarzen Rußwolken stimmt schon etwas nicht.
Ich hatte eigentlich auch ein verrußtes Heck wie beim früheren /8 erwartet (mein 211 ist silber). Allerdings war dort nie etwas zu sehen. Die Rauchzeichen und schwarzen Nebelwolken hat er auch nur nach langen untertourigen Fahrten und anschließendem kräftigen Beschleunigen abgegeben. Habe jetzt schon länger keine Anhängerfahrten gemacht, daher war das Problem in der letzten Zeit nicht zu beobachten.
DPF soll noch verbaut sein. Ich habe mir das so erklärt, dass sich der Ruß im DPF durch die erhöhte plötzliche Drehzahl gelöst und dann den Weg nach draußen gesucht hat. Aber nur eine fundierte Nichtahnung.
Allerdings schwankt die Drehzahl manchmal etwas (nennt man das Sägen?) während der Fahrt bei ca. 2000 U/Min. So ein leichtes Auf und Ab. Kommt aber auch nur manchmal vor und ist auf keine besondere Situation zurückzuführen.
Viel Glück bei Hakan einen Termin zu bekommen wenn die Frau im Büro noch nicht mal das Telefon abnehmen kann.
Was das ganze mit der Spülung und Softwareupdate sein soll um ein mechanisches Problem zu beheben ist mir auch schleierhaft. Vor allem kann man kein Softwareupdate flashen wenn bereits das aktuellste geflasht wurde. Was du hier also erzählst ist quatsch oder aber derjenige der das angeblich machte hat dir einen Bären aufgebunden. Hört sich an wie die Werkstatt die ihr ganzes professionelles Können wieder mal zeigten (mit dem Tausch eines Turbos ist halt mehr Geld verdient als mit dem Austausch eines einfachen Schlauchs).
Ich würde dir gerne helfen, ist aber etwas schwierig. 😉