Kompressor Anlaufproblem + zu viel Strom
Hi,
Industriekompressor 7.5kW/1200l/min V-Kompressor 2stufig ca. 5200 Betriebsstunden, jetzt mit neuem 7.5kW deutschem FU betrieben in Dreiecksschaltung. Lineare Rampe.
Zuleitung ca. 10m 6qmm 32A, dann 10m 4qmm, 25A Sicherungen, FI. Die Sicherungen sind bei Betrieb mit dem originalen Sterndreieck-Automaten geflogen, meist beim Umschalten. Drum FU.
Neuer Kessel 500l mit 1" Rückschlagventil (850-1800l/min lt. Hersteller), ausreichend grosse Schlauch+Rohrleitung Länge ca. 1.5m mit Druckentlastungsventil 1/2" an 3/4-1/2-3/4"-T-Stück.(entleert Zuleitung nach Stop).
Wenn der Kessel unter 2 bar hat, läuft er an. Drüber: kommt nicht auf 20Hz sondern geht dann wieder in die Knie, FU schaltet nach ein paar Sekunden hab.
Also Druckentlastungsventil offen gelassen und bei erreichen von 50Hz manuell geschlossen: läuft bis ca. 8 bar, dann schaltet FU wegen Überlastung ab. Also zu viel Strom.
Alle Dichtungen der Kopfventile überprüft und z.T. neu gemacht. Keine Änderung. Beide Zylinderköpfe/Leitungen werden gut heiss, also komprimieren die auch. Die erste Stufe wird schneller warm als die Zweite, liegt aber vermutlich an der dickeren Zyl.buchse und weniger Übertragungsfläche des Kolbenraums auf den Zylinder?
Ich hab keine Ahnung, warum der Eimer so viel Strom zieht und noch weniger, warum der nicht gegen läppische 2 bar anlaufen kann, die Wicklungen hab ich überprüft (EDIT: alle drei mit 1.9OHM), Erdschluss ist wegen nicht auslösendem FI ausgeschlossen.
Öl ist gewechselt, dreht von Hand butterweich, Zylinder sind spiegelglatt.
Das Rückschlagventil am Kessel ist natürlich neu und klappert auch fröhlich beim Laufen. Kann das zu klein sein???
Irgendwelche anderen Verdächtigen...kann es am zu alten Ansaugfilter liegen? Ich mein nur, dann müsste er ja eher höher drehen, weil er nix zum Komprimieren bekommt? Sah auch nicht zugesifft aus bzw. hab ich ausgeblasen.
Also WTF?? Was übersehe ich?
Wie lange wird bei solchen Kompressoren normalerweise die Anlaufentlastung offen gelassen?
Gruss,
Dirk
31 Antworten
Genau DAS ist der Knackpunkt.
Erstmal vielen Dank für eure zahlreichen Meldungen!
FU statt Sterndreieck natürlich.
Ich hab jetzt noch mal im Dreieck die drei Widerstände gemessen, 1,7 bis 1,8 Ohm, Abweichung liegt wohl im Rahmen der Messgenauigkeit. Sind die Werte plausibel bei 7.5kW?
Vor der Dreiecksverknüpfung hab ich die auch gemessen, alle gleich. Wicklungsschluss halte ich also für sehr unwahrscheinlich, sonst würde der ja auch stinken wie die Hölle.
Leitungsbruch kann eigentlich auch nicht sein, dann würde der FU m.E. nicht wegen Überlast aussteigen. Vorher sind die 25A-Sicherungen geflogen...da wär doch jede angebrochene Leitung atomisiert.
Hab jetzt mal die Drehrichtung umgedreht (keinerlei Kennzeichnung zu sehen): eher noch schlechter. Mich wundert, dass das Lüfterrad gegen die Motorkühlung weht, wenn es die Luft durch den Kühler saugt...aber so scheint es zu sein, auch von der Schaufelblattform.
Im Moment 5 bar Kesseldruck.
Ach so: Motor ist direkt angeflanscht, kein Keilriemen.
Nachdem die Sterndreieck-Schaltung auch so war hab ich die Dreiecksverknüpfung direkt beim FU gemacht und nicht mit Brücken im Motorklemmenkasten.
Hab die Verbindungen der Anschlüsse noch mal gegengecheckt mit einem Dreiecks-Schaltbild.
Luftfilter raus: keine Änderung.
Einzige Merkwürdigkeit: beim Tausch der Dichtungen fiel mir auf, dass der Vorbesitzer bei der 2. Stufe eine doppelte Dichtung bei der Kopfdichtung eingelegt hat, das senkt letztendlich dort die Verdichtung...aber es zählt ja der Kessel-Gegendruck und 2 Dichtungen sind m.E. sinnlos.
Gegend: Rosenheim.
Übrigens bin ich Maschbau Ing. mit und hab sowohl im Haus als auch Werkstatt usw. und Maschinen alles selber verlegt und angeschlossen - mit Ausnahme der 32A-Zuleitung ins Kompressorgebäude, die hab ich nur mit 5x4² verlängert und die 25A-B-Typ-Sicherungen eingebaut.
Das schützt natürlich nicht vor Fehlern...und den such ich seit Wochen.
Du hast EINE Zuleitung mit 5x4 ? Dann kannst Du am FU Brücken legen soviel Du willst und wirst NIEMALS eine Dreieckverbindung im Motor schaffen können. Leider bekomme ich das zeichnungstechnisch am PC nicht hin, also versuche ich das mal zu beschreiben : Das Klemmbrett im Anschlussgehäuse des Motors hat 6 Klemmen, drei nebeneinander und darunter eine zweite Reihe. Du musst die übereinader liegenden Pole verbinden, so dass Du drei nebeneinander liegende Brücken hast. Elektrische Erklärung : stell Dir ein gleichschenkliges Dreieck vor und schreibe an die Eckpunkte L1, L2 und L3. Das sind die Anschlusspunkte und die Linien dazwischen sind die Motorwicklungen. DAS kannst Du NUR am Motorklemmbrett realisieren.
Sollte es so sein, dass am Klemmbrett die oberen drei Pole verbunden sind (Sternschaltung), dann darf der Motor nur mit 230 V Drehstrom gefüttert werden. Dass er Dir dann noch nicht um die Ohren geflogen ist, wundert mich, aber das kann durch den FU verhindert worden sein. Bitte kontrollieren.
---Günter---
Übrigens ist ja komisch, dass der jetzt nicht hochläuft - wenn ich aber das Anlaufsventil aufmache, dreht er hoch und läuft, aber mit zu viel Strom.
Also kann m.E. nichts so total grundsätzlich falsch sein? Dass der also irgendwie gegen sich selbst arbeitet o.ä..
Kann die Position des Rückschlagventils am Kessel falsch sein? Klingt aber sinnfrei...
Klemmt das Rückschlagventil oder hat doch zu viel Widerstand? Ich bau das mal aus als Nächstes :-( aber laut den Angaben ist das satt überdimensioniert und dicht ist es auch.
Irgendwie bleibt im Moment nur doch der Wicklungsschluss, dann aber bei allen drei Spulenpaaren...wie kann ich den sicher identifizieren oder ausschliessen?
Zangenmessgerät hab ich leider nicht, aber der FU zeigt mir ja die zu hohe Leistung an, nur eben nicht nach Phase aufgeschlüsselt.
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Zitat:
@orion01 schrieb am 5. Januar 2023 um 13:24:10 Uhr:
Du hast EINE Zuleitung mit 5x4 ? Dann kannst Du am FU Brücken legen soviel Du willst und wirst NIEMALS eine Dreieckverbindung im Motor schaffen können. Leider bekomme ich das zeichnungstechnisch am PC nicht hin, also versuche ich das mal zu beschreiben : Das Klemmbrett im Anschlussgehäuse des Motors hat 6 Klemmen, drei nebeneinander und darunter eine zweite Reihe. Du musst die übereinader liegenden Pole verbinden, so dass Du drei nebeneinander liegende Brücken hast. Elektrische Erklärung : stell Dir ein gleichschenkliges Dreieck vor und schreibe an die Eckpunkte L1, L2 und L3. Das sind die Anschlusspunkte und die Linien dazwischen sind die Motorwicklungen. DAS kannst Du NUR am Motorklemmbrett realisieren.
Sollte es so sein, dass am Klemmbrett die oberen drei Pole verbunden sind (Sternschaltung), dann darf der Motor nur mit 230 V Drehstrom gefüttert werden. Dass er Dir dann noch nicht um die Ohren geflogen ist, wundert mich, aber das kann durch den FU verhindert worden sein. Bitte kontrollieren.
---Günter---
Nee, ist schon klar. Mit Zuleitung meinte ich nicht die Verbindung zw. FU und Motor, sondern HAK und Werkstatt/FU.
Noch mal deutlicher: HAK mit 32A-Sicherungen --> Werkstatt sind 10m 5x6², dann noch mal Sicherungskasten mit 25A, dann 10m 5x4² zum FU, dann 6x2.5² (Lieferzustand) zum Motor, im FU gebrückt.
Wenn das Ding mit Stern-Dreieck-Automatic gelaufen hat, muss die Zuleitung 7adrig gewesen sein!!!!
Zitat:
Sollte es so sein, dass am Klemmbrett die oberen drei Pole verbunden sind (Sternschaltung), dann darf der Motor nur mit 230 V Drehstrom gefüttert werden.
---Günter---
Eh klar, das wär ja die Sternschaltung. Soweit blicke ich da schon durch ;-)
Zitat:
@orion01 schrieb am 5. Januar 2023 um 13:31:06 Uhr:
Wenn das Ding mit Stern-Dreieck-Automatic gelaufen hat, muss die Zuleitung 7adrig gewesen sein!!!!
??? Nö, die ist nur 6polig. Wozu die 7. Ader?
Die Kompressoranlage kam kpl. verkabelt vom Verkäufer, siehe Bild, da sind unten links noch die bunten Adern zum Motor erkennbar: braun-schwarz-blau + rosa-violett-orange.
Bis auf möglicherweise die Drehrichtung hab ich das genauso wieder aufgebaut.
Als das nicht ging hab ich auf FU umgerüstet.
Den Klemmenkasten hab ich ungut fotografiert. Eine Verschraubung hat der Vorbesitzer abgerissen und fliegend verbunden, das hab ich dann noch besser isoliert.
Die Anschlussbezeichnungen sind aber gut lesbar und hab ich auch nach Dreiecksschema genau kontrolliert verbunden.
Das werd ich aber NOCH mal genau checken, theoretisch können da ja 2 Spulen gegeneinander arbeiten, richtig? Aber es ging ja vorher mit dem Sterndreieckschalter auch nicht.
Zitat:
@orion01 schrieb am 5. Januar 2023 um 13:31:06 Uhr:
Wenn das Ding mit Stern-Dreieck-Automatic gelaufen hat, muss die Zuleitung 7adrig gewesen sein!!!!
Achso, klar: die Erdung. Logisch ist die da und angeschlossen.
Ok...ich glaub ich hab _die_ (!) Fehler...
Hab den jetzt mal gegen 5 bar offen hochdrehen lassen und dann das Entlastungsventil händisch geschlossen: ging, mit Überlastung, wie o.g..
Also läuft die Karre, nur eben grenzwertig.
a) das Entlastungsventil (es war keins dabei und auch kein Kabel dafür) hing ursprünglich wohl mit Zeitverzögerung am Sterndreiecksschalter...das darf also wie o.g. erst NACH dem Hochlauf schliessen und nicht schon während (wie jetzt mit dem FU. Ist ja irgendwie fast logisch. Den Punkt hab ich unterschätzt, ich dachte mit FU kann der auch gegen Druck hochlaufen.
So verzögert war das auch an einem früheren Kompressor, der noch grösser war.
Und ich meine, ich hätte das beim ersten Versuch auch so angeschlossen... ?
b) dass das mit dem Sterndreiecksschalter bzw. den 25A-Sicherungen nicht ging hin vermutlich an einem durchgeblasenen Ventil? Oder der B-Charakteristik, weil zu flink? Unklar. Die flogen ja auch schon beim Hochlaufen...und da war das Ventil erst beim Umschalten zu. Komisch.
c) die Leistung gemessen mit dem FU während dem Lauf: das schwankt zwischen mal 7,x - 8,x bis kurz rauf 9 kW. Sollten ja 7.5kW sein. Bei 380V! Jetzt hab ich 400V. Rechnerisch also knapp 8kW...das köööönte hinkommen und erklärt, warum der 7.5kW-FU überlastet wird. Scheisse, 500EUR.
Aber vl. geht das über den Kurzzeit-Überlastungsbetrieb, wenn der nur zwischen 6 und 8 bar arbeiten muss.
Also werd ich mir erstmal einen Verzögerungsschalter besorgen bzw. vl. die alte Umschaltuhr umfrickeln, die macht ja genau das. Wüsste nicht, dass der FU so was bietet.
Und gegen die Dauerlauf-Überlast lass ich den wohl auf einer geringeren Drehzahl laufen, rechnerisch sollten 47.5 Hz. schon reichen, muss ich ermitteln. Dann hab ich halt keine 1200l/min sondern "nur" noch 1140l/min...oder so. Hoffentlich hilft's.
Sonst bleibt mir nur noch ein permanentes Abblasventil, um die Arbeit zu mindern. Oder ein grösserer FU :-(
Zeitrelais für das Entlastungsventil kannst ja von der alten Stern-Dreieck-Schaltung nehmen.
Das ist das grüne rechts oben im Bild.
Pfeil mit der Drehrichtung ist normalerweise am Kompressorgehäuse sichtbar.
Mache doch mal mehr Fotos, auch vom Windflügel.
Die lose Klemme am Motorklemmbrett solltest du mal erneuern,
sonst könnte es dort durch Vibrationen einen Kabelbruch geben.
Mit der Frequenz vom Motor kannst du ruhig noch tiefer gehen,
dann nimmt der Motor auch nicht so viel Strom auf.
Der Kompressor braucht halt dann ein wenig länger zum Aufpumpen.
FU sollten immer eine Nummer größer genommen werden,
dann haben sie noch Leistungsreserven und halten ausserdem auch länger.
So, Finale:
a) der FU hat nicht wegen Betriebsüberlastung abgeschaltet, das war der Druckschalter und DANN war die Bremsrampe zu kurz, Bremsstrom/-spannung zu hoch. Leider ist die Fehlermeldung die Gleiche!
--> auf "freien Halt" umgestellt, ist ja beim Kompressor egal
b) Ansonsten kann man die Betriebsspannung 380V auch einstellen, dann läuft der mit 380V statt 400 --> gemacht. Sollte also jetzt so passen.
Lt. Support sollte der FU die etwas höhere Leistung aber schaffen, sonst kann ich die Drehzahl reduzieren.
c) das FU hat eine einstellbare Zeitverzögerung für beide Relaisausgänge, der steht jetzt auf 5s, das sollte natürlich in etwa so lang sein wie die Beschleunigungsrampe.
Jetzt ist Feierabend, der Kessel voll, wird wohl jetzt laufen. Finaler Test folgt später...wenn ich nix mehr schreibe passt alles.
Danke und Gruss,
Dirk
Zitat:
FU sollten immer eine Nummer größer genommen werden,
dann haben sie noch Leistungsreserven und halten ausserdem auch länger.
Jo, haben die auch gesagt, das wär aber noch mal ein Hunni mehr gewesen...falsch gespart. Aber der wird keinen Dauerlauf machen müssen.
Wenn nicht, melde dich einfach halt nochmal.
Wenn der Motor damals bei der Y/D Umschaltung die Sicherung geschmissen hat, kann es auch an der Art liegen, wie D verschaltet ist, gibt zwei Möglichkeiten, bei einergibt es eine Stromspitze beim. Umschalten. Hat uns auf der Arbeit bei einer Lüftungsanlagen mal ne Zeit lang Nerven gekostet, da die oft bei der Umschaltung auf D die 40A Vorsicherung geschmissen hatte.
Ist auch in der Wikipedia beschrieben
https://de.wikipedia.org/.../Stern-Dreieck-Anlaufschaltung?...