Kaufberatung: W202 als Zweitwagen

Mercedes C-Klasse W202

Ich habe mich entschlossen, dem Folgenden doch einen eigenen Faden zu gönnen:

Ich trage mich mit dem (weder eilendem, noch zwingendem) Gedanken einer Anschaffung eines w202, genauer eines C 280 von vor 7/97, also dem Reihen 6-Zylinder. Der Reihen 6-Zylinder als etwas besonderes. Er soll als Zweitwagen dienen. Ggfs. würde ich ihn nur per Saisonkennzeichen im Sommer zulassen. Es ist so ein bisschen der Traumwagen meine Jugend.

So viele Angebote gibt es davon nicht, v.a. wenige, die noch überwiegend ohne größere Umbauten auskommt. Die meisten haben eine dieser schnödrigen Pioneer-Anlagen und selbst auf den Angebotsfotos noch die Red Bull Dose im Halter. Ich will Kassette!

Allerdings habe ich auch relativ wenig Ahnung. Ich habe mir die Merkmale (Optik, Art der Knöpfe, Beschriftungen, Bezüge, etc.) angelesen und weiß, dass ich viel auf Rost schauen muss (Griffe, Schlösser, Kofferraumwanne, um die Reifen, etc.). Dann natürlich die Probefahrt, springt er ordentlich an, hat er ein ordentliches Fahrverhalten, Fahrgeräusch, funktionieren die Bremsen, beschleunigt er noch wie er soll, schaltet er ohne Schwierigkeiten, etc. Und schließlich die möglichst lückenlose Dokumentation, der Lebenslauf.

Außerdem habe ich deswegen: https://www.motor-talk.de/faq/mercedes-c-klasse-w202-q75.html#Q2412899 natürlich vor, fachmännisch den Kabelbaum prüfen zu lassen.

Mir ist schon klar, dass man bei einigen Gebrauchtwagen noch etwas Reparaturaufwand in Petto haben muss. Das ist mir klar. Ich habe jetzt einen im Visier, den ich mir im Laufe der Woche anschauen möchte. Die Fotos wirken ziemlich gut, relativ unverbraucht und mit original Teilen.

Dennoch habe ich Fragen:

1. Ist es ein No-Go, wenn er bereits knapp 300.000km hat? Ich meine, ich will den weder regelmäßig noch auf langen Strecken fahren. Insofern käme da gar nicht so viel dazu. Gibt es bezogen auf die Kilometer irgendwelche Ausschlußgründe?

2. Was heißt es, "etwas Rost auszubessern". Mit was muss man in der Werkstattt rechnen? Ich hab da einen kleinen, freien Kfz-Händler, der sich dem annehmen würde. Kann man mit ein paar Hundert Euro schon etwas erreichen? Ist Rost ggfs. eine dringende "Gefahr" für den Betrieb des Wagens oder sieht es einfach nur mies aus und frisst sich weiter?

3. Bei meinem Erstwagen kostet alles gefühlt direkt vierstellig. Wie sieht es mit den Reparaturkosten für typsische Verschleißelemente aus? Kupplung, Getriebe, was sonst?

4. Lohnt sich vielleicht so ein Grundcheck bei einem Kfz-Händler, wo man ein paar gängige Kleinst-Verschleißteile austausch, oder irgendwelche Filter reinigt und sowas? Mit was für einem Preis vollte man da seinem Kfz-Händler kommen (200, 300, 500, 1000?).

Ich bin technisch relativ unbeschlagen, möchte es auf Dauer dennoch versuchen. Ich weiß auch, dass man meine Fragen oben nicht 1:1 beantworten kann, bin aber für jede Hilfestellung dankbar. In meiner Idealvorstellung habe ich da eine vertrauensvolle Werktstatt, denn selbst werde ich das sicherlich nicht mehr lernen.

Danke für jede Hilfe!

5 Antworten

Hallo,

vorneweg: Super, wie viele Gedanken du dir schon im Vorfeld machst! Das liest man hier leider viel zu selten, erspart im Nachhinein aber oft Frust und hilft, gleich gezielt auf deine Fragen einzugehen.

Zitat:

1. Ist es ein No-Go, wenn er bereits knapp 300.000km hat? […] Gibt es bezogen auf die Kilometer irgendwelche Ausschlußgründe?

Würde ich so nicht sagen. Unser E 320 (W124) hatte beim Kauf etwa 272tkm und in den letzten gut 6 Jahren kamen gut 50tkm dazu. Die Laufleistung sieht und merkt man dem Wagen absolut nicht an und er läuft auch stets zuverlässig.

Entscheidend ist, wie der Wagen bis dahin behandelt wurde und dass er weiter gepflegt wird. Hat er die 300tkm bei 6 verschiedenen Besitzern gesammelt und eine nebulöse Historie aufzuweisen, ist das natürlich etwas ganz anderes, als wenn er aus erster oder zweiter Rentnerhand kommt und stets ordentlich gewartet wurde. Dann kann ein Wagen mit 300tkm unter Umständen der bessere Kauf sein, als ein Wagen ohne Pflege, aber der Hälfte an Km.

Wenn an einem Auto wirklich alles passt, würde ich persönlich es also nicht an einem etwas höheren Km-Stand scheitern lassen.

Zitat:

2. Was heißt es, "etwas Rost auszubessern". Mit was muss man in der Werkstattt rechnen? […] Kann man mit ein paar Hundert Euro schon etwas erreichen? Ist Rost ggfs. eine dringende "Gefahr" für den Betrieb des Wagens oder sieht es einfach nur mies aus und frisst sich weiter?

Da kommt es meiner Erfahrung nach sehr stark auf die Werkstatt und die "gewünschte" (geforderte) Qualität der Arbeiten an. Bei einer Werkstatt kann man mit ein paar Hundert Euro durchaus schon etwas erreichen, die andere lacht dich mit dieser Preisvorstellung nur aus. Bei einer Werkstatt hält eine günstige Arbeit 3 Jahre, bei der anderen keine 6 Monate.

Wir haben das Glück, einen fairen Lackierer gefunden zu haben, der recht ordentlich arbeitet, aber sich auch keine Illusionen macht und Reparaturen zum Preis eines Vielfachen des Zeitwerts des Wagens auszuführen. Das ist aber auch leider von Region zu Region recht unterschiedlich.

Vernachlässigen sollte man kommenden Rost nicht, denn bei einer selbsttragenden Karosserie sind beispielsweise die Kotflügel auch tragende Teile, und wenn diese durchgerostet sind, ist die Erteilung einer neuen TÜV-Plakette zumindest gefährdet. Zudem ist es einfacher, Rost im Anfangsstadium zu bekämpfen, als wenn er sich bereits ausgebreitet hat.

Zitat:

3. Bei meinem Erstwagen kostet alles gefühlt direkt vierstellig. Wie sieht es mit den Reparaturkosten für typsische Verschleißelemente aus? Kupplung, Getriebe, was sonst?

Kupplung und Getriebe sind jetzt Extrembeispiele (genau wie eine defekte Zylinderkopfdichtung oder Ähnliches) - die können beim W202 auch mal vierstellig werden. Glücklicherweise ist die Kupplung recht langlebig, das Schaltgetriebe sowieso, und auch die Automatik kann bei entsprechender Pflege (regelmäßige Ölwechsel, Warmfahren des Getriebeöls) sehr lange (>300tkm) halten.

Andere, gewöhnliche Verschleiß-Reparaturen, beispielsweise am Fahrwerk, sind aber häufig günstiger und durchaus dreistellig.

Zitat:

4. Lohnt sich vielleicht so ein Grundcheck bei einem Kfz-Händler, wo man ein paar gängige Kleinst-Verschleißteile austausch, oder irgendwelche Filter reinigt und sowas? Mit was für einem Preis vollte man da seinem Kfz-Händler kommen (200, 300, 500, 1000?).

Für eine Art "kleine Wartung" (Wechsel sämtlicher Filter und Flüssigkeiten sowie etwas Kleinkram à la Wischerblatt usw.) erscheinen mir 400-600 Euro bei einer guten, fairen freien Werkstatt durchaus angemessen.

Ob sich das lohnt, ist wieder vom Einzelfall abhängig - wenn der Vorbesitzer alles gerade erst gemacht hat (ist zwar selten, aber nicht ausgeschlossen), lohnt es sich natürlich nicht. Dafür natürlich umso mehr, wenn man nicht genau weiß, wann was gemacht wurde. Ist also recht schwer einzuschätzen.

Ich hoffe, ich konnte dir bereits etwas helfen und wünsche dir viel Erfolg auf der Suche nach deinem W202. 🙂

MfG
el lucero

Bei einem 20 Jahre alten Auto solltest du keinen Neuwagenzustand erwarten.
Bei "etwas Rost auszubessern" würden bei mir sämtliche Alarmglocken klingeln.
Klingt mir eher danach als wenn jemand die Verschrottung nicht bezahlen will. 😁
Auf jeden Fasll solltest du einem Gebrauchtwagencheck bei TÜV, Dekra, usw. machen lassen.
Verweigert das ein Verkäufer würde ich die Finger davon lassen.

Schon einmal vielen Dank für die Tipps!

Hinsichtlich der Laufleistung sehe ich das wie Ihr. Was bringt mir eine total verhunzte Karre auf 200.000km, wenn man einen mit knapp 300.000km in ordentlichem Zustand bekommt - zumal ich damit ja eh nicht viel fahren will (muss). Häufig sagt man ja, dass man mit einem Benziner bis 150.000km rechnen soll, aber das gilt wohl eher für neuere Wagen, die man als Hauptwagen fahren will.

Beim w202 erhoffe ich mir jedenfalls auch den Vorteil, dass der noch nicht "downgesizet" ist und weder Kompresser noch Turbo hat, also schlicht weniger Fehlerquellen vorhanden sind. Dazu kommt, dass die früheren 90er Modelle wahrscheinlich noch übersichtlichere Technik haben.

Thema Rost - Ich hab den Wagen noch nicht gesehen und der Händler hat jetzt nicht von Rostbefall gesprochen. Da werde ich wohl mal genauestens nachschauen müssen 🙂

Dass man Reparaturpreise nicht "vorhersagen" kann ist wohl richtig, auch wenn man gerne Planungssicherheit hätte. Ich verspreche mir aber, dass man ganz gut Ersatzteile bekommt und etwas gezielter reprarieren kann, als wenn der MB-Händler bei meinem jetzigen am Computer einen Fehler angezeigt bekommt und schlicht das betroffene Element austauschen will.

Aber auch hier gilt wohl - am Anfang gespart und am Ende doppelt gezahlt. Und das ist übrigens auch mein gedankliches Problem. Der Händler preist den Wagen gerade mal mit € 2.000,00 aus. Da muss doch ein Haken sein. Ich hätte gedacht, dass ich etwas mehr für einen investieren muss, von dem ich auch länger etwas von habe. So hätte ich natürlich deutlich Budget für Reparaturen und laufende Kosten der Pflege und Aufbewahrung.

Die Fotos sehen ziemlich gut aus, der Wagen ist wenig verranzt. Die Polster (die optisch die originalen aus der Elegance Ausstattung zu sein scheinen) haben kaum Flecken und sehen richtig gut aus. Auch das Interieur macht etwas her. Alles natürlich unter der Prämisse, hier einen Gebrauchten - und bisher nur Fotos - vor der Nase zu haben - das ist mir schon klar.

Trotzdem wirkt mir das Angebot recht günstig. Ich hoffe, dass der niedrige Preis gerade mal mit dem hohen Kilometerstand zusammenhängt.

Das mit dem Kabelbaum macht mir noch Sorgen. Denn das würde sofort den Preis erklären. Wenn ich - alleine dafür - direkt noch einmal € 1.500,00 investieren müsste, wäre das dann überhaupt kein Schnapper mehr.

Ich bin echt gespannt auf die Besichtigung/ Probefahrt. Ich versuche einen Check von einem dritten Fachmann (DEKRA oder einfach mein Kfz-Fachmann) zu vereinbaren!

Den Motorkabelbaum bekommst schon für etwa 400€ in 1A Qualität.

Falls da Bedarf besteht, kannst dich ja melden.

Meiner hat jetzt auch über 300.000 Km, und mein anderer M104 im E320T hatte bereits 350.000 gelaufen als ich ihn erwarb.

Eine Historie mit Rechnungen aller Wartungen und Reparaturen ist da sehr überzeugend. Da hatte ich einen ganzen Leitzordner dazubekommen.

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Nachtrag: Mit dem anvisierten Wagen ist es nichts geworden. Ich suche in Ruhe weiter 🙂

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