Ist einfahren eines neuwagens sinnvoll?
grad hat mein neuer stern die ersten 1500km absolviert, er ist mein erster neuwagen, der von anfang an getreteten wird. damit meine ick nicht sinnloses rasen oder den kalten motor zu prügeln, sondern bei betriebstemperatur keinen drehzahlbereich zu meiden. und den ersten kickdown gabs bei 50km, die erste vollgasetappe von 30-40km länge gabs mit 400km auf der uhr.
warum mach ick das als autoliebhaber? weil es technisch geboten scheint. toleranzen im motorenbau verschoben sich zb im mm-bereich von der ersten auf die vierte nachkommastelle. früher konnte man selektieren, also teile vom band nachmessen und nachwiegen, um damit testwagenmotoren oder die basis für werkstuning zu bilden. man nahm einen block und einen kopf, der besonders plan war, suchte einen besonders wuchtige kurbelwelle, wählte exakt von den maßen passende kolben und pleuel und wog sie bis man eine gute teilekombination hatte. dann noch ventile und nockenwellen genauso selektieren und alle kanäle nachentgraten bis leicht anpolieren und den luftlauf prüfen und ggf feinabdichten. schon hatte ein bmw tii motor statt in serie zumeist 124-132ps dann 145ps. das ist heute nicht mehr sinnvoll. da nimmt man einen beliebigen motor, sucht für testwagen eher bestimmte sensortoleranzen und eine einspritzanlage, die am oberen toleranzende besonders gut läuft. oder dreht nur das kennfeld hoch.
früher hatte man genau wegen der hohen toleranzen versucht, die motorteile mit einfahröl langsam aufeinander fein einzuschleifen. die idee dabei ist, keine großen bruchkanten entstehen zu lassen und so den ölverbrauch zu minimieren. also wenig kaltstarts, keine kurzstrecken und extrem niedrige drehzahl, die langsam gesteigert werden durfte. dann nach 3000 km ölwechsel, um den abrieb heraus zu transportieren und danach normalbetrieb.
heute sind die laufflächen beschichtet, da ist nichts einzulaufen. vielmehr werden sie indessen gar mikro-aufgeraut, weil sie zu glatt für nötige ölanhaftungen sind. und jetzt las man noch das.
was sagt ihr dazu? was macht ihr mit eurem nächsten neuwagen?
Beste Antwort im Thema
Hallo ins Forum,
ich habe ja im September einen Neuen bekommen und habe die Möglichkeit der IAA-Fachbesuchertage genutzt und mal einen vom Daimler aus dem Bereich Motoren/Getriebe hierauf angesprochen.
Mir wurde geraten es auf den ersten Kilometer ruhig anzugehen. Zwar vertrüge es der Motor von Beginn an (wenn er betriebswarm ist, was u.U. auch mal 30 Minuten dauern kann) volle Leistung bringen muss, aber ihm ist es mit einem stufenweisen (Drehlzahl !) Einfahren auch lieber. Er bedankt sich mit praktisch fehlendem Ölverbrauch, geringem Verbrauch und guter Leistungsentwicklung. Viel wichtiger ist das Einfahren z.B. für weitere Bauteile wie Lager, Wellen im Motor und Antriebsstrang sowie für das Getriebe und insbesondere das HA-Differential. Hier kann man mit Vollgas und damit hoher Drehmomentbelastung einges zu hoch belasten. Daher ist das Einfahren wichtig und z.B. beim AMG zwingend vorgeschrieben und muss da sogar wiederholt werden, wenn z.B. das Differential mal erneuert wurde.
Ich habe das mit dem Einfahren immer - auch jetzt wieder - gemacht und habe nur gute Erfahrungen gemacht.
@mehrzedes: Das mit besonderen Bearbeitung und der silitec-Beschichtung habe ich bislang nur im Zusammenhang mit den AMG und - wohl ab bald - auch bei den V6-CDI gehört. Normal erfolgt dies nicht so aufwendig, wobei die Laufbuchsen auch sehr genau geschliffen werden und auch eine - m.W. aber keine silitec - Beschichtung haben.
Viele Grüße
Peter
PS: Das mit der Software stimmt. Zwar wird man nicht direkt eingebremst, aber für einen gewissen Zeitraum läuft der Motor "fetter", um ihn zu schonen (Kühleffekt des Benzins). Ab ca. 10 tkm schaltet das MSG dann in den Normalbetrieb, was man einerseits an einem geringerem Verbrauch (habe ich selbst 2x deutlich beobachten konnte) und anderseits an einer besseren Leistungsentwicklung merkt. Daher kann man den Verbrauch eigentlich erst ab 10 tkm (bei Dieseln wohl sogar erst ab ca. 15 tkm) richtig einschätzen.
32 Antworten
Soweit mein Wissen noch nicht veraltet ist geht es bei den Einfahrhinweisen nicht um den Motor, sondern um Getriebe und Differential.
Und ich glaube gelesen zu haben, dass die Hinweise noch bestehen, weil sonst das Diff. anfangen könnte zu ,,schlagen,, , denn das dem Motor es egal ist weiß auch Daimler.
Ausgehend davon, dass die Betriebsanleitungen ständig überarbeitet und aktualisiert werden (müssen), erscheint es mir nicht sehr logisch, dass ausgerechnet die Einfahrhinweise unbearbeitet aus dem letzen Jahrhundert übernommen werden. Warum stehen diese Hinweise dort, wenn sie angeblich überholt, irrelevant, oder gar falsch sind?
Gruß, Norman
Zitat:
Original geschrieben von christian80
Wer einen neuen Motor schonend einfährt, kann die Lebensdauer beeinflussen, d. h. dass z. B. der Ölverbrauch auch nach über 100.000 km Laufleistung geringer ausfällt, als wenn er von Anfang an verheizt wurde.
Diese Aussage könnte natürlich nur dann zutreffen, wenn ein Fahrzeug auch weit über die von den Herstellern vorgeschlagenen (nicht vorgeschriebenen) Einfahrhinweise hinaus überwiegend schon "kalt" voll belastet würde.
Wer sein Fahrzeug generell warm fährt wird natürlich keinen übermäßigen Ölverbrauch über 100tkm feststellen der auf ein nicht pedantisches Einfahrprozeder zurückgeht.
Die Bremsen nach dem gängigen Prozedere einbremsen und die Reifen ordentlich anfahren, dann kann man bedenkenlos Gummi geben 😉
Btw wurde mir schon bei meinem ersten Stern in SiFi von den damals dort noch existen Techniker bei der Übergabe gesagt dass der (damalige 190E 2.6) ab sofort mit Hirn getreten werden kann 😉
Die heutigen Damen und Herren geben dort doch bloss den geschulten Stoff wieder.
Zitat:
Original geschrieben von norman44
Ausgehend davon, dass die Betriebsanleitungen ständig überarbeitet und aktualisiert werden (müssen), erscheint es mir nicht sehr logisch, dass ausgerechnet die Einfahrhinweise unbearbeitet aus dem letzen Jahrhundert übernommen werden.
werden sie auch nicht. jetzt ist nur noch von 1500km die rede und die hinweise sind von einstmals ganz vorne nach irgendwo auf s.150 gerutscht. insofern gewinnt man schon den eindruck, es sei nicht mehr so relevant wie früher.
sachen, die den hersteller absichern, werden gerne mitgeschleppt. denn niemand traut sich, das risiko für das werk durch weglassen zu erhöhen. die riesigen ölverbräuche, die per bedienungsanleitung für normal erklärt werden, sind auch so ein punkt.
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es ist doch wie mit dem ÖL !?
Was ist denn nun das Beste.
Gab ja schon ellenlange Threads dazu.
Ich für meinen Teil fahre einen Neuwagen ein. Egal was in der BA steht oder vom Freundlichen gesagt wird.
Es ist mein wagen, ich habe noch nie einen auf Pump gekauft, dahuerhaft gemietet oder anderes gemacht.
Haltungsdauer eher lange und somit verusche ich hohe Belastungen zu vermeiden.
Falls es technisch nichts mehr bringen soll, dann habe ich aber auch keine Nachteil durch das "Einfahren"
Ich kann mich auf den ersten 2000 - 3000 Kilometern mit ihm "anfreunden".
Grüße
Zitat:
Original geschrieben von mehrzehdes
begründe das doch mal technisch!
Das schonende Einfahren des Motors hängt damit zusammen, dass die Zylinderwände/Laufbuchsen und die Kolben bzw. Kolbenringe sich erst an einander "gewöhnen" sollen, um Riefen, welche z. B. durch Reibung oder kurze Kolbenklemmer entstehen können, zu vermeiden. Im Neuzustand sind nämlich die Zylinder-/Kolbenflächen aus mikroskopischer Sicht etwas rau bzw. uneben.
Allerdings ist das Einfahren heute nicht mehr so bedeutend (bedingt durch bessere Produktionsverfahren) wie es bis vielleicht Mitte der 90er Jahre der Fall war.
nein, genau das stimmt eben nicht. die laufflächen werden nach dem guß auf eine passung von 2/10000 mm abweichung gehont. dabei wird die sog. brillenhonung angewandt. es wird also der bearbeitungsapparat wie ein zylinderkopf aufgeschraubt, um den verzug des blocks in verschraubtem zustand zu berücksichtigen (!). dann wird mit silitec beschichtet und chemisch mikro-aufgeraut, damit überhaupt öl haften bleibt. auch keinen fall darf diese struktur sich einschleifen. sie muß exakt so bleiben wie sie ist. und das passiert zum glück auch.
Zitat:
Original geschrieben von mehrzehdes
nein, genau das stimmt eben nicht. die laufflächen werden nach dem guß auf eine passung von 2/10000 mm abweichung gehont. dabei wird die sog. brillenhonung angewandt. es wird also der bearbeitungsapparat wie ein zylinderkopf aufgeschraubt, um den verzug des blocks in verschraubtem zustand zu berücksichtigen (!). dann wird mit silitec beschichtet und chemisch mikro-aufgeraut, damit überhaupt öl haften bleibt. auch keinen fall darf diese struktur sich einschleifen. sie muß exakt so bleiben wie sie ist. und das passiert zum glück auch.
Wenn du es so genau weißt, warum eröffnest du dann diesen Thread?
Und warum werden nach Dauertests bei Motoruntersuchungen oftmals Riefen und Klemmspuren festgestellt, die vom Einfahren stammen?
das habe ick schon im eingangspost beschrieben, daß ick genau deshalb nicht mehr einfahre. allerdings sehen das andere anders. jenseits der zylinder gibts ja noch die ausgleichswellen, den nockenwellenantrieb und die ventilsteuerung. und es ist ja schon andiskutiert worden, ob das einfahren nicht eher den lagern, dem antriebsstrang und dem getriebe nutzt.
Zitat:
Original geschrieben von christian80
Und warum werden nach Dauertests bei Motoruntersuchungen oftmals Riefen und Klemmspuren festgestellt, die vom Einfahren stammen?
SOWAS liest man in den ... nur bei der autobild am ende der dauertests... durchgeführten zerlegungen der kompletten autos ja OFT.
dürfte auch viel mit dem warmfahr-prozess zu tun haben.
für blöcke und kolben sind ja meist unterschiedliche metalle mit unterschiedlichen wärmeausdehnungs-koeffizienten im einsatz.
wird der kalte motor dann gleich getreten... dehnt sich der kolben minimal aus, bevor sich der zylinder ausdehnt... und so kommt es dann zu riefen und klemmspuren.
Zitat:
Original geschrieben von dirk483
SOWAS liest man in den ... nur bei der autobild am ende der dauertests... durchgeführten zerlegungen der kompletten autos ja OFT.dürfte auch viel mit dem warmfahr-prozess zu tun haben.
für blöcke und kolben sind ja meist unterschiedliche metalle mit unterschiedlichen wärmeausdehnungs-koeffizienten im einsatz.wird der kalte motor dann gleich getreten... dehnt sich der kolben minimal aus, bevor sich der zylinder ausdehnt... und so kommt es dann zu riefen und klemmspuren.
Eieiei. Du meinst also, dass sich beim Warmfahren die Laufbuchsen ordentlich in eine Richtung - nämlich nach außen - ausdehnen, so dass sich der Durchmesser des Zylinders vergrößert? Und die Kolben, diese Schurken, warten da nich drauf, sondern werden gleich am Anfang schon größer?
Ich glaube nicht, dass das stimmt :-)
Auffällig ist allerdings, dass es zumindest für die AMG-Motoren bis heute ganz genau definierte Einfahrstufen gibt, und zwar gleich mehrere.
Also ich habe heute Vormittag mit meinem Autohaus telefoniert und mit der Zentrale in Maastricht. Beide gaben mir die Auskunft, dass es nur um den Antriebsstrang geht, weil diese mechanisch bearbeiteten Teile erst noch etwas ,,kuscheln,, müssen. Das ist auch bei AMG nicht viel anders wurde mir gesagt. Den Motoren ist es egal ob sie gestreichelt werden, oder getreten, solange sie eben Betriebstemperatur haben.
Und mein 🙂 meinte auch, dass am Anfang einen die Software einen einbremst, also ist es uninteressant.
Das heißt, dass wir das Auto ganz normal einfahren, damit Getriebe etc pp keinen Schaden nehmen.
Hallo ins Forum,
ich habe ja im September einen Neuen bekommen und habe die Möglichkeit der IAA-Fachbesuchertage genutzt und mal einen vom Daimler aus dem Bereich Motoren/Getriebe hierauf angesprochen.
Mir wurde geraten es auf den ersten Kilometer ruhig anzugehen. Zwar vertrüge es der Motor von Beginn an (wenn er betriebswarm ist, was u.U. auch mal 30 Minuten dauern kann) volle Leistung bringen muss, aber ihm ist es mit einem stufenweisen (Drehlzahl !) Einfahren auch lieber. Er bedankt sich mit praktisch fehlendem Ölverbrauch, geringem Verbrauch und guter Leistungsentwicklung. Viel wichtiger ist das Einfahren z.B. für weitere Bauteile wie Lager, Wellen im Motor und Antriebsstrang sowie für das Getriebe und insbesondere das HA-Differential. Hier kann man mit Vollgas und damit hoher Drehmomentbelastung einges zu hoch belasten. Daher ist das Einfahren wichtig und z.B. beim AMG zwingend vorgeschrieben und muss da sogar wiederholt werden, wenn z.B. das Differential mal erneuert wurde.
Ich habe das mit dem Einfahren immer - auch jetzt wieder - gemacht und habe nur gute Erfahrungen gemacht.
@mehrzedes: Das mit besonderen Bearbeitung und der silitec-Beschichtung habe ich bislang nur im Zusammenhang mit den AMG und - wohl ab bald - auch bei den V6-CDI gehört. Normal erfolgt dies nicht so aufwendig, wobei die Laufbuchsen auch sehr genau geschliffen werden und auch eine - m.W. aber keine silitec - Beschichtung haben.
Viele Grüße
Peter
PS: Das mit der Software stimmt. Zwar wird man nicht direkt eingebremst, aber für einen gewissen Zeitraum läuft der Motor "fetter", um ihn zu schonen (Kühleffekt des Benzins). Ab ca. 10 tkm schaltet das MSG dann in den Normalbetrieb, was man einerseits an einem geringerem Verbrauch (habe ich selbst 2x deutlich beobachten konnte) und anderseits an einer besseren Leistungsentwicklung merkt. Daher kann man den Verbrauch eigentlich erst ab 10 tkm (bei Dieseln wohl sogar erst ab ca. 15 tkm) richtig einschätzen.