Hohe Geschwindigkeit - Was bringt es wirklich?
Mahlzeit die Damen und Herren,
der gestrige Tag war der ideale Boden für ein kleines Experiment, mit dem ich feststellen wollte, was hohe Geschwindigkeiten auf der Autobahn tatsächlich bringen. Die Straßen waren ja gestern schön frei.
Meine (oft gefahrene) Strecke besteht zu 95% aus der Autobahn A2 zwischen Hannover West und Wolfsburg. Die Strecke betrachte ich als repräsentativ, denn sie enthält freie Abschnitte, 130er-Abschnitte, eine Baustelle (Kreuz Hannover Ost) und mit der A39 auch einen Abschnitt auf einer zweispurigen Autobahn...
Mein PKW spiegelt mit seiner Motorisierung in etwa den Durchschnitt auf deutschen Straßen wieder:
90 kW, Kompaktklasse, knapp 1,4t Leergewicht, mit einer Person besetzt, Kofferraum ist voll (Werkzeug).
Da man es ja bekanntlich möglichst lange hinauszögern möchte, wenn man am Brückentag zur Arbeit muss, habe ich mich auf der Hinfahrt mal an die Limits bzw. an die Richtgeschwindigkeit gehalten.
Nach etwa 1 Stunde und 5 Minuten stand ich auf dem Parkplatz, bei einer Strecke von etwas über 100 km. Auf der Spritverbrauchsanzeige lachte mich eine 5 vor dem Komma, es waren 5,9 l/100 km...
Dann nach einem nervigen Arbeitstag will man natürlich schnell nach Hause. Ich habe daher auf dem Rückweg wo immer es ging Vollgas gegeben und die Limits um 20 km/h überschritten. Dieses Mal war ich nach 58 Minuten zuhause und auf der Spritverbrauchsanzeige stand 8,7 l/100 km.
Zugegeben, ich stand etwa 3 Minuten im Stau, aber sowas gehört halt dazu.
Ziehen wir die 3 Minuten ab, kommen wir auf 55 Minuten...
10 Minuten Zeitersparnis, erkauft mit einem Mehrverbrauch von 2,8 l/100 km (bei derzeit 1,509 für E10) also 4,22 EUR.
Wäre ich nun statt 100 km, 600 km gefahren, hätte ich da natürlich eine Stunde rausfahren können. Es hätte allerdings 6*4,22 = 25,35 EUR gekostet...
Damit sich das nun lohnt, weil mein Stundenlohn darüber liegt (wie ja oft als Argument genannt wird), muss ich bei einer 35h-Woche 3800 EUR Netto verdienen, also gut 7000 EUR Brutto im Monat. Der Anteil dieser Personen an der deutschen arbeitenden Bevölkerung liegt deutlich unter 10%...
Rechnen wir noch kurz hoch, was es bedeutet, wenn ich jeden Tag dorthin fahren würde und was kostet wenn ich sparsam/schnell fahre:
220 Arbeitstage * 200 km/100 * 5,9l/100km * 1,509 EUR = 3917,36 EUR
220 Arbeitstage * 200 km/100 * 8,7l/100km * 1,509 EUR = 5776,45 EUR
Die sparsame Fahrweise spart also 1859,09 EUR pro Jahr. Allein an Sprit, vom höheren Verschleiss am PKW durch hohe Geschwindigkeit mal gar nicht gesprochen 😉
Jetzt noch kurz die Zeit zusammenrechnen:
220 Arbeitstage mal 20 Minuten = 73h = etwa 10 Arbeitstage.
Selbst wenn ich die am Ende des Jahres zusammenhängend als zusätzlichen Urlaub nehmen könnte, ich müsste allein für die 1859,09 EUR, die ich für den Sprit mehr zahlen muss, etwa 14/15 Tage Überstunden machen und mir auszahlen lassen. Und ich verdiene schon recht gut.
Der Durchschnittsverdiener mit seinen 28.000 EUR marschiert dafür locker 1,5 Monate zur Arbeit...
Das soll mal eine ganz nüchterne Betrachtung sein vor dem Hintergrund "Spart Schnellfahren wirklich viel Zeit und am Ende sogar Geld?" und "Wieso ist das Autofahren eigentlich so teuer?"
Autofahren ist nicht so teuer, wenn man es richtig macht...
Denn ich gehe da oben davon aus, dass es immer ideal läuft und man Gas geben kann, wo man es darf. In der Realität kommt man jedoch oft in einen Stau. Und dann stehen diejenigen, die man vor 20 km noch mit einem Affenzahn überholt, ganz schnell wieder direkt hinter einem...
PS:
Die 10 Minuten habe ich im Supermarkt wieder verloren, weils voll war und die Dame an der Information 5 Minuten nach den richtigen Rasierklingen suchen musste...
Beste Antwort im Thema
100Km Vollgas bei freier Bahn = Spaß
Spaß = unbezahlbar
Besonders in einem Land wo man zum lachen in den Keller geht 😉
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425 Antworten
Zitat:
Original geschrieben von BMWRider
Danke für den Hinweis.Zitat:
Original geschrieben von Hapabla
Besinnt euch doch bitte wieder auf dem Fredtitel :Hohe Geschwindigkeit - Was bringt es wirklich?
Es ging hier im Fokus erstmal um den Zeitgewinn und nicht, wann wer wo rauszieht, böse Raser oder Schleicher !
Zum Thema Zeitgewinn wurde doch alles fein säuberlich vorgerechnet und Raser oder Schleicher haben ja durchaus Einfluss aufs Vorankommen.
Genau so ist es.
Wenn man mit 180 fährt und es zieht jemand mit 130 vor mir raus hat dies Einfluss.
Genauso wie wenn man mit 180 jemanden mit 140 überholt und von hinten schiesst jemand mit 250 plus auf dich zu und will dich unbedingt in die kleine Lücke nach rechts drängen.
Eben beides hat Einfluss
Die 180 waren nur ein Beispiel.
So, eben bin ich zum Finanzamt gefahren, die Steuererklärung einwerfen. Völlig ohne Zeitdruck, ich habe Feierabend, das Amt hatte bei Fahrtantritt schon zu und ich habe heute nix mehr vor. Die Autobahn war recht frei und so konnte ich meine Geschwindigkeit frei wählen. Nachdem ich meine Wohlfühlgeschwindigkeit erreicht hatte, hab ich auf den Tacho geschaut: 180km/h. Momentanverbrauch um die 13l/100km.
Zeitersparnis auf den etwas mehr als 10km Autobahn: lächerlich, im Sekundenbereich. Wirtschaftlichkeit der Fahrt: selbst im 3l-Auto unterirdisch, eine Briefmarke und selbst ein Einschreiben wären günstiger gekommen als die insgesamt 50km Wegstrecke. Aber das Auto musste mal bewegt werden und wenn man das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden kann....
Im Corsa meiner Freundin ist die Wohlfühlgeschwindigkeit übrigens eine ganz andere. Ab 120 denkt man, die Karre fliegt bald auseinander. Da sind 130 stressiger als die 180 eben, weil alles viel lauter ist, der Wagen liegt nicht so satt und man hat das Gefühl, am Leistungslimit zu fahren. Das setzt bei meinem Auto bei ungefähr 200 ein. Das macht dann ein paar Minuten mal Spass, aber dann wird es auch nervig.
Hast du kein Elster oder WiSo???
Verschwender 😁 . Umweltverschmutzer 😛 .
Lg.
Konitime
Zitat:
Original geschrieben von konitime
Hast du kein Elster oder WiSo???Verschwender 😁 . Umweltverschmutzer 😛 .
Lg.
Konitime
Doch, aber nen unterschriebenen Wisch braucht es ohne digitale Signatur dennoch.
Und die Umwelt hätte ich eh verschmutzt, Autofahren ist Grossteils Hobby. Aber so hatte die Fahrt immerhin etwas Sinn 😉
Elster bringt ja auch nichts ohne Digitaler Unterschrift oder diese ID-Nr. oder wie das sich schimpft.
Konitime
Zitat:
Original geschrieben von BMWRider
Es ist ja schön, dass du "zurücksteckst", und auch die wenigsten brechen sich einen aus der Krone, wenn sie mal 130 statt 180 fahren müssen. Das ist eben mit gegenseitiger Rücksichtnahme gemeint. Irgendwie scheint mir, dass du den Eindruck hast, wenn der Schneller mal langsam wird, grämt ihn das total und er könnte ins Lenkrad beissen.
Na, wenn ich mir den Beitrag
hieransehe:
Zitat:
Original geschrieben von krebsandi
Da gibt es aber noch einen viel besseren Weg.
Der 130 Fahrer sieht den 180 Fahrer ja schon anrücken.Der LKW taucht auch nicht so blitzschnell vor Ihm auf.
Einfach mal auslaufen lassen, 180 Fahrer zischt vorbei und 130 Fahrer kann raus.
Verliert er für 5sek vielleicht mal 10km/h.
Sorry die kann unser 130 Fahrer locker wieder reinholen.
meine ich schon zu erkennen, das der "viel bessere Weg" schon etwas ist - was manche (nicht alle) Mitdiskutanten hier erwarten. 😉
Zitat:
Original geschrieben von BMWRider
Wenn er aber nicht unnötig aufgehalten wird (Mittelspurschleicher, welcher dann mit +1km/h überholt wird), wird das nicht der Fall sein.
Wie gesagt - auch unter der schnelleren Fraktion gibt es solche und sone. 🙂