Hohe Durchfallquote bei Fahrschulen
Ich habe es vorhin im Radio gehört:
In Sachsen und Thüringen fallen wohl durchschnittlich 36% bei der praktischen Prüfung durch (Schleswig-Holstein wohl 25% und damit bester Wert). Angeblich soll eine mangelhafte Ausbildung schuld sein, bzw. die Fahrschüler bewußt mangelhaft vorzubereiten, um aus Sicht der Fahrschule zusätzliche Stunden geltend zu machen.
Mich überrascht das schon ein wenig. Vor 11 Jahren habe ich ca. 2500 DM bezahlt, was schon recht viel war. In der damaligen Klasse hatten es alle auf Anhieb geschafft, wenn ich mich nicht irre.
Was ist also das Problem?
Beste Antwort im Thema
wenn ich mir meine mitmenschen so ansehe, wundert mich die geringe durchfallquote....
308 Antworten
Zitat:
Original geschrieben von John-Doe1111
am besten ortsfremde opas/fahranfänger mit dem handy am ohr und der kippe in der anderen hand.
Nice 😁😁
Es steht und fällt mit dem Fahrlehrer.
Ich kann ja mal meine Erinenrungen schildern..
Vorab: Er war ein alter Brummbär, lobte nie, schnauzte oft. Aber er nahm seinen Beruf wohl so ernst wie kein Zweiter. Er achtete auf alles, gab nicht nach bis der Fehler abgestellt war.
Es war älterer Ost-Fahrlehrer, der mir oft von seinem Moskvich-Fahrschulauto erzähte, wie er bei seinem ersten Auto (Trabant P50) den Motor in der Scheune wechselte, und so weiter.
Bei Rechts vor Links in den Datschensiedlungen wetterte er herrlich über "dit Jrünjelumpe", was oft die Sicht versperrte und für ihn ein Gefahrenschwerpunkt war.
Auch erinnere ich mich an folgenden Dialog:
"Oh schiete, der Blinka is ja kaputt."
"Wieso, er ging doch eben noch."
"Warum benutzte den denne nich?"
Meinen damals schon sehr ambitionierten Fahrstil kommentierte er mit "Nu donna hier ma nich mit Karbito und Sauerampfer lang". Keine Ahnung, aber dieses "Grüngelumpe " hatte er irgendwie gefressen... was auch immer Karbito sein mag. Dabei hört sich schon Sauerampfer nicht sehr schmackhaft an.
Mit meinen XXL-Latschen hatte ich dann auch tatsächlich einmal die Pedalerie zerlegt, weshalb nicht mehr gekuppelt werden konnte. Den damals modernen Polo fuhr er problemlos ohne Kupplung, wie er das wohl früher schon bei den alten Lada gemacht haben muss.. für mich als Fahrschüler faszinierend.
Was in dem Beruf wohl eine Krankeheit ist: Er rauchte Kette, DDR-Marken wie z.B. Cabinet (die sind gar nicht übel) ; 4 Schachteln am Tag Minimum
Einmal hielten wir an einem Wandrand, ich verspürte, während er eine Fluppe nach der anderen qualmte, einen Anflug von Romantik und sagte "Hören Sie die Grillen?" Er verstand mich wohl nicht richtig. "Watt? Hier grillt einer? Ick riech nüscht. Na tolle, jetzte hab ich Hunger, du Pfeife!"
An meiner alten Fahrschule im ehemaligen Ostberlin fahre ich ab und zu mal vorbei, vor ca. 2 Jahren habe ich ihn da nochmal gesehen, an einem neuen quietschroten Polo, Kette rauchend
Der alte Brummbär lebt wahrscheinlich heute noch und sinniert über Kabito, Sauerampfer und Grüngelumpe. Gut so, denn denn durch seine strenge Art prägte man sich vieles für später ein. Nie werde ich vergessen, wie er ins Lenkrad griff und entsetzt brüllte, ob ich lebensmüde wäre. An dieser Stelle fahre ich heute noch mit aüßerster Vorsicht und nie wieder habe ich in meinem Autofahrerleben je eine Straßenbahn übersehen...
Er wollte mich auch erst sehr spät, nach vielen Fahrstunden zur Prüfung zulassen, er begründete das damit, dass mich das weniger kostet als ein Durchfallen, und dass er keine "unreifen" Fahrschüler auf die Straße loslassen will, falls die doch irgendwie bestehen sollten.
Ganz ehrlich, dem alten Bär habe ich das sogar geglaubt.
Durch seine vielen Jahrzehnte Berufspraxis sind wir einen Tag vor der Prüfung die Prüfstrecke gefahren. Aussage: "Ick kenn doch meene Lieblinge". Offenbar wusste er, wer die Prüfung abnimmt und der hatte immer eine Lieblingsstrecke.
Ich fragte ihn nach dem Bestehen, warum er so nett war, mit mir diese Strecke vorher in jedem Detail durchzugehen. "Fahren kannste jut, und ick will ja, dass de die Strecke kennst, damitte nich durchfällst nur weil de vielleicht nich jut in Form bist."
Als ich einmal zu dicht an geparkten Autos vorbeifuhr, kommentierte er auch "Nur jut, dattse hier die Spiegel anklappen". Seine Kommentare waren für den Prüfer keine verbotene Hilfe, erleichterten das Fahren bei der Anspannung aber sehr.
Mein Fahrprüfer war damals auch recht locker, er setzte mich nicht unter Druck, war freundlich, in der Prüfung sind wir gleich ins Mc-Drive gefahren, da er spontan Hunger verspürte, dann hielten wir auch mal an einem Autohaus an, weil er sich dort einen Sharan ansehen wollte, das waren die einzigen Abweichungen von dem, was ich zuvor mit dem Fahrlehrer abgefahren bin.
Hier sieht man wieder: Der nicht sehr umgängliche, strenge Typ mit Erfahrung ist eine gute Wahl. Allerdings nicht immer, manchmal sind auch erfahrene und an sich fachkundige Fahrlehrer schwarze Schafe... LEIDER!
http://de.wikipedia.org/wiki/Karbid_und_SauerampferZitat:
Original geschrieben von VincentVEGA_
[...] "Nu donna hier ma nich mit Karbito und Sauerampfer lang". Keine Ahnung, aber dieses "Grüngelumpe " hatte er irgendwie gefressen... was auch immer Karbito sein mag. Dabei hört sich schon Sauerampfer nicht sehr schmackhaft an.[...]
mfg, pgs
Zitat:
Original geschrieben von VincentVEGA_
Es steht und fällt mit dem Fahrlehrer.
Ich kann ja mal meine Erinenrungen schildern..[...]
Die besten Erinnerungen habe ich an die CE-Ausbildung bei der Bundeswehr (die hieß schon damals CE, als der zivile Schein sich noch Klasse 2 nannte).
Die Ausbildung fand im heißen Sommer statt. Ein Kamerad hatte gewisse Probleme in der praktischen Ausbildung, da wurde es dem Fahrlehrer zu bunt. Er befahl, dass zu den Übungsfahrten Pullover, Parka, Handschuhe und Wintermütze mitgebracht werden mussten (wie gesagt, im August). Besagter Kamerad musste nun bei jedem Bock den er geschossen hat ein Kleidungsstück mehr anziehen, am Ende der Fahrt war er vermummt wie ein Eskimo... Bei vereinzelten Vergehen erfolgte die Zurechtweisung auch gerne mit der Winkerkelle, damit erhöhte der Fahrlehrer seine Reichweite vom Beifahrersitz über den Mittelsitz des 1017 bis zum Fahrer ohne aufstehen zu müssen... Etwas unorthodoxe Methode, aber wirksam.
Insgesamt habe ich 4x die Fahrschulen besuchen dürfen. Mit 16 Klasse 5, von meinem Onkel gesponsort, der damit einen willigen Erntehelfer in Form eines begeisterten Trecker- und Mähdrescherfahrers gewann. Mit 18 Klasse 3, hier habe ich mir eine etwas teurere Fahrschule mit gutem Ruf ausgesucht, bezahlt habe ich damals ca. 1500 DM. Klasse 2 bei der Bundeswehr, hat mich exakt 37 DM Umschreibegebühren gekostet. Anschließend noch der Vollständigkeit halber Klasse 1a. Hierfür habe ich mir aber die billigste Fahrschule herausgesucht. Es ging mir ja nur noch darum, die Fahrfertigkeiten auf dem Motorrad zu erlernen, die theoretische Ausbildung hatte ich ja schon 3x genossen und auch ansonsten hatte ich ja schon reichlich Fahrerfahrung...
Nach meiner Erfahrung waren diejenigen, die durch die theoretische Prüfung gefallen sind, selber schuld. Zu faul, zu dämlich oder beides. In der praktischen Prüfung waren die Durchfallquoten höher, hier konnte man auch einfach mal Pech haben (und auch der Nervositätsfaktor war höher). Manche Prüfer waren auch echte A....löcher. Ich hatte Glück und habe alle Prüfungen im ersten Anlauf bestanden.
P.S.
Oben genannter Kamerad hatte auch Probleme, bei der mündlichen Prüfung die Frage "Wozu dient die Entlüftungspumpe des Kraftstoffsystems" richtig zu beantworten...
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Zitat:
Original geschrieben von Maik380
...
Im regelfall liegt ein heutiger führerscheinbewerber bei ca. 30 fahrstunden + die "Sonderfahrten" wenn alles gut klappt, ...Ich hatte in den letzten 10 jahren keinen, nichtmal ansatzweise jemanden der mit unter 20 stunden + sonderfahrten weg gekommen ist, das ist einfach nicht mehr möglich.
...
Das belegt aber, daß etwas mit dem System der Ausbildung nicht stimmt. Die heutigen FS-Bewerber sind ja nicht dümmer als diejenigen, welche vor 40 Jahren mit 6 Fahrstunden auskamen. Was die Unfallzahlen wirklich senkt, sind Sachen wie begleitetes Fahren ab 17. Das System der abgestuften Praxiserfahrung muss noch weiter ausgebaut werden (Beispiel bestimmte Höchstgeschwindigkeiten in einer bestimmten Stufe) und nicht noch mehr Plfichtstunden die vorrangig das Ziel haben, den durch demographischen Wandel bedingten Schülerschwund zu kompensieren.
Zitat:
Original geschrieben von Manitoba Star
Ziemlich sicher nicht, aber die Anforderungen waren vor 40 Jahren andere, z.B. geringere Verkehrsdichte.Zitat:
.............. FS-Bewerber sind ja nicht dümmer als diejenigen, welche vor 40 Jahren mit 6 Fahrstunden auskamen..........
Ich denke mal ein größer Grund für die höher Durchfallquote gegenüber früher ist einfach, dass es heute mehr Verkehr auf der Straße gibt.
Durch das erhöhte Verkehrsaufkommen, sind viele Fahranfänger und Fahrschüler gestresster als vielleicht früher.
Ich hatte auch meine 21 Ausbildungsfahrten und 12 Sonderfahrten und habe keine einzige Bereut.
Jede weiter Fahrt war eine Erweiterung des Kenntnisstandes.
Es geht ja auch nicht darum mit möglichst wenig Stunden zu bestehen sondern sich nach der Fahrschule auch selbstständig im Verkehr zurecht zu finden und so etwas lernt man eben nunmal in den Ausbildungsfahrten.
Die Sonderfahrten sind ja auch eigentlich dazu gedacht damit der/die Fahrschüler/in sich mal auf der Autobahn oder in der "Nacht" zurechtfindet und nicht nach nach bestandener Prüfung ins Kalte Wasser geschmissen wird.
Hier in Thüringen wurde ich vom Fahrlehrer (hat mit meinem Vater in der LPG gearbeitet), 2x die Woche abgeholt und dann zur Theorie gefahren. Wir waren nie mehr als 6 Leute. Jeder hat sich alles angehört und keiner fehlte. Das Fahrschulauto war ein Rover mit 90 PS.
Als meine Frau dann 2010 Fahrschule gemacht hat, hat ihr Fahrlehrer mir erzählt, daß sich die Frau vom Michel scheiden lassen hat und er Alkoholiker wurde. Nach dem ein neuer Rover nicht mehr bezahlt werden konnte und das Haus weg war, wohnte er in einer Baracke. Jetzt ist er wohl Fernfahrer irgendwo in Bayern.
Zitat:
Original geschrieben von Manitoba Star
Das belegt aber, daß etwas mit dem System der Ausbildung nicht stimmt. Die heutigen FS-Bewerber sind ja nicht dümmer als diejenigen, welche vor 40 Jahren mit 6 Fahrstunden auskamen.
Ha ha ha, wenn ich das lese arbeitest du aber mit sicherheit nicht mit den heutigen herranwachsenden ab 15 jahren zusammen, denn dann wäre dein meinung zu 1000% ne ganz andere das kannst du mir glauben.
In der sache hat sich sehr viel wirklich sehr viel getan, ich sage nur null bock und ipad generation.....
Sicherlich ist auch der verkehr heutzutage ein komplett anderer wie vor 30 oder 40 jahren es wird auch von den leuten viel abverlangt was dann leider die stunden in die höhe teibt.
Man kann z.B. mit keinem fahrschüler heutzutag nicht mehr wie eine neue grundfahraufgabe pro 90 minuten erklären, erlernen und festigen weil sie einfach nicht mehr so aufnahmefähig sind wie noch vor 10 oder 20 jahren.
Gruß
Maik
Auch so etwas ist möglich 😁😁
http://www.t-online.de/.../fahrschueler-stand-unter-drogen.html
Jup, die Dämlichkeit mancher Fahrschüler kennt echt keine Grenzen. Zu meiner Zeit(1994) kam mal ein Fahrschüler mit dem eigenen Fahrzeug vorgefahren. Der durfte auch erstmal pausieren.
Ein Anderer kam angetrunken zur praktischen Fahrschule. Damit hat er sich auch keinen Gefallen getan.
Das Problem sind nicht "Schlechte" fahrschulen, sondern die zu strengen Prüfer:
Es ist doch faktisch so dass alle Fahrer regelmäßig so fahren, dass sie, wenn das eine Prüfungsfahrt wäre, nicht bestehen würden. -Trotzdem läuft alles gut und es sind gute Fahrer.
Die Prüfungsfahrt ist doch nur eine sehr kurze Momentaufnahme und da sollte derPrüfer schauen ob der Prüfling generell fahren kann und die Regeln versteht, anstatt auf Fehler zu pochen und ihn durchfallen zu lassen, nur weil er aufgeregt war oder Pech hatte.
Das Fahren lernen kommt mit der Praxis und das findet nach der Fahrschulzeit statt.
Fahrschulen sollten die Schüler nur auf den Verkehr vorbereiten, auch mehr psychologisch (Partnerschaftlich und gelassen kommmt man besser ans Ziel,..) und einmal zeigen wie das mit dem Fahren geht.
Zitat:
@pico24229 schrieb am 19. September 2016 um 09:18:41 Uhr:
Die Prüfungsfahrt ist doch nur eine sehr kurze Momentaufnahme und da sollte derPrüfer schauen ob der Prüfling generell fahren kann und die Regeln versteht, anstatt auf Fehler zu pochen und ihn durchfallen zu lassen, nur weil er aufgeregt war oder Pech hatte.
Der Prüfer soll also ein, zwei Fehler durchgehen lassen, weil diese der Aufregung des Fahrschülers geschuldet sind ? Und da beginnt schon das zweite Prob.: Welche Fehler wären das ? Vorfahrtsfehler ? Ein bissel zu schnell in der 30er Zone ? Kein Schulterblick ?etc.
Welches Bild bekommt wohl der Fahrschüler, wenn er trotz seiner Fehler den Schein doch bekommt ?
Ganz ehrlich: Ich wundere mich, dass nicht noch viel mehr durchfallen.
Das liegt am gegenüber früher geänderten Anforderungskatalog ebenso wie am dichteren und komplexeren Verkehr (zumindest in städtischen Gebieten). Früher musste man beispielsweise nicht damit rechnen, dass Radfahrer (Verzeihung: "Rad Fahrende"😉 erlaubterweise eine Einbahnstraße entgegen der vorgeschriebenen Fahrtrichtung befahren.
Zitat:
@pico24229 schrieb am 19. September 2016 um 09:18:41 Uhr:
Die Prüfungsfahrt ist doch nur eine sehr kurze Momentaufnahme und da sollte derPrüfer schauen ob der Prüfling generell fahren kann und die Regeln versteht, anstatt auf Fehler zu pochen und ihn durchfallen zu lassen, nur weil er aufgeregt war oder Pech hatte.
Man könnte das ganze auch genau umgekehrt sehen: wenn es schon unter Beobachtung in einem überschaubaren Zeitraum in einer Prüfungssituation nicht klappt, wie klappt es dann wohl ohne Zuschauer? Wenn derjenige schon mit dem Stress einer Prüfung nicht klar kommt, was macht er dann wohl in stressigen Verkehrssituationen?