Gutachtersuche

Hat jemand positive Erfahrungen bei der Suche nach Gutachtern für Gasanlagen und kann ggf. Gutachter empfehlen?

Für mich besteht das Problem:
Es gibt einige gute und erfahrene Umrüster und Schulungsleiter bei Großhändlern, die aus Kundenrückmeldungen und Nachbesserungen oder Ersatz von falsch eingebauten Anlagen recht gut beurteilen können, was notwenig, sinnvoll, hinnehmbar oder schlicht unmöglich ist. Die dürfen und wollen i.a. aber nicht als Gutachter vor Gericht auftreten.

Daneben gibt es aaS/Prüfer/Prüfingenieure, die als vereidigte Sachverständige des Kfz-Wesens auftreten dürfen, aber herzlich wenig Ahnung von Gasanlagen haben.

Auf Nachfragen bei größeren Geschäftsstellen von TÜV, Dekra, GTÜ und KÜS kommt nur der Verweis auf die nächste eigene Niederlassung. Dass selbst einfache GSP und GWP nicht zum Pflichtprogramm einer amtlichen anerkannten Überwachungsorganisation gehören, hat sich bis dorthin anscheinend noch immer nicht herumgesprochen.

Um die Folgen eines bestimmten Gasanlagen-Einbaus auf die Funktions- und Betriebssicherheit des Fahrzeugs beurteilen zu können, genügt die eintägige GAP-Schulung aber sowieso nicht. Man muss schon froh sein, wenn die Leute danach wenigstens wissen, wie sie welche Zeichenfolgen wohin zu schreiben haben. Zu allem Überfluss werden die Schulungen, nach dem, was ich bisher erfahren habe, zumindest beim TÜV, auch nur von anderen aaS/Pruüfer/Prüfingenieuren durchgeführt, die zwar schon einige Gasanlagen abgenommen haben, selbst aber auch keine Erfahrungen mit deren Langzeitverhalten haben.

Nach meinen Erfahrungen erkennen "normale" Prüfingenieure zwar, wenn auch unsicher, grundsätzliche Verstöße gegen die richtige Befestigung von Teilen und Leitungen in Kfz. Was davon aber "nicht schön" oder, wegen des enthaltenen brennbaren Druckgases, schlicht gemeingefährlich ist, können sie häufig schon nicht mehr unterscheiden (die Füllleitung wird z.B. gerne für drucklos gehalten). Bei Dingen wie unzureichender Beheizung des Verdampfers, übermäßigen Paraffin-Ablagerungen, falsch gesetzten Bohrungen für Düsen und Sensoren, Temperaturverlauf während der Motortakte o.ä., setzt es aber scheinbar völlig aus.

Auch über die in Deutschland für die ECE67/110/115-Untersuchungen zuständigen Stellen bin ich nicht weit gekommen. Es kam direkt oder indirekt (z.B. über eine Handwerkskammer) wieder der Verweis auf die einfachen örtlichen Kfz-Gutachter. Lediglich bei einem Prüflabor gab es auch einen entsprechenden Sachverständigen, der auch schon zwei oder drei Gutachten zu Endkundeneinbauten abgegeben hatte. Das war aber nach kapitalen Motorschäden. Für die reine Beurteilung eines Einbaus hoffte er auf sein Bauchgefühl bei einer Besichtigung. Fundierte Sachkenntnis schien er mir nicht zu haben (der Mensch ist imherin Ingenieuer, sollte also z.B. wissen, wie man aus Leitungsquerschnitt und -Länge für ein gegebenes Medium den Zusammenhang zwischen Druck und Durchflussmenge abschätzt, statt nach Augenschein irgend etwas zu meinen).

Das alles wirkt auf mich trostlos dilletantisch, mit den Unfällen der letzten Tage als nahezu zwangsläufiger Folge. Andererseits haben wir IMHO ausreichend gesetzliche Grundlagen und gute, engagierte Fachleute. Da muss es doch auch brauchbare Gutachter geben.

Gerhard.

7 Antworten

Schonmal bei Prüfstellen versucht welche die Bauteile der Anlagen und die Anlagen selbst abnehmen um ne KBA zuerlangen? Die findest in der Regel in den Bauartgenehmigungen wieder. Sogar jene die die entsprechende Anlage geprüft haben.

Zitat:

Original geschrieben von Kaldemeier


Schonmal bei Prüfstellen versucht welche die Bauteile der Anlagen und die Anlagen selbst abnehmen um ne KBA zuerlangen?

Ja. Das sind die Stellen, die ich am Schluss meines Textes erwähnt habe.

Zu finden sind die in VkBL-DokNr. B 3678-Vers. 09/02 auf Seite 2. Das ist quasi das Vorwort aus dem deutschen Verkehrsministerium zur sündhaft teuren gedruckten Version der deutsch/englischen Ausgabe der ECE67. (7*TÜV, 1x Forscungsinstitut für Kfz-Wesen in Stuttgart, Dekra Dresden; ich dachte immer, die Dekra ist die "Technische Prüfstelle" für ganz Neufünfland, aber in Thüringen ist auch ein TÜV-Prüflabor zuständig).

Mit "KBA" meinst Du wohl "der deutschen ABE entsprechende internationale Genehmigung nach EC67 (LPG spezifische Bauteile), ECE 110 (CNG spezifische Bauteile) oder ECE 115 (Gesamtanlage) beim KBA" - oh Gott ist das wieder lang und umständlich - ich kann's aber nicht kürzer, ohne dass es falsch wird.

Gerhard.

... den Zulassungsbehörden ist der Einbau auch egal. Die prüfen nur, ob alle Komponenten da sind und die Vorschriften der ECE eingehalten wurden. Und die interessiert sich nicht die Bohne für zu lange Schlauchlängen, zu kleine Verdampfer, idiotisch positionierte Düsen oder den Rest, der zur Begutachten des EINBAUS aber immens wichtig ist.

Ich denke Du wirst kein Glück bei Deiner Suche haben, da der Markt dafür (noch -> Gott sei Dank) zu klein ist, um hier Bedarf an Spezialisten zu erzeugen. Da geht lieber jeder normale AaS mit seinem Bauchgefühl heran.

Grüße

Was willst du mit einem Gutachter ?

Wenn du dich mit deinem Umrüster nicht einigen kannst und vor Gericht gehst, nützt dir ein von dir selbst beauftragtes Gutachten gar nix, da Parteigutachten.

Du musst dein Auto stilllegen und klagen. Wenn ihr dann keinen Vergleich zustande kriegt, beauftragt das Gericht einen hoffentlich geeigneten Gutachter, der sich der Sache dann annimmt.

Hoffentlich ist der Umrüster dann nicht bankrott, bevor das Urteil gesprochen worden ist.

Zitat:

Original geschrieben von ChrisCRI


Was willst du mit einem Gutachter ?

Ihn z.B. dem Gericht bei einem "selbständigen Beweisverfahren" als Gutachter vorschlagen.

Zitat:

Wenn du dich mit deinem Umrüster nicht einigen kannst und vor Gericht gehst, nützt dir ein von dir selbst beauftragtes Gutachten gar nix, da Parteigutachten.

Wer sprach von einem "von mir selbst beauftragten Gutachten"? Aber auch das könnte man so abfassen, dass es brauchbar ist. Indem man schlicht den Einbau dokumentiert und sich zunächst weitgehend einer Wertung enthält. Aber auch dazu muss der "Dokumentierende" wissen, worauf er zu achten hat. Der typische aaS&Co kann das nach meiner leidvollen Erfahrung nicht.

Zitat:

beauftragt das Gericht einen hoffentlich geeigneten Gutachter

Woher soll ein Richter wissen, wo er einen geeigneten Gutachter für ein Fachgebiet findet, wenn selbst die in dem Fach Tätigen keinen benennen können? Wenn man dem Richter keinen Vorschlag macht, nimmt er natürlich einfach den nächst besten lokalen Kfz-Sachverständigen. Hier in Bayern wohl in der Reihenfolge TÜV - Dekra - GTÜ - KÜS - freier Gutachter (je nach dem, wie lange einer der Prozessbeteiligten einen plausiblen Grund angibt, wieso die weiter links stehenden nicht in Frage kommen).

Gerhard.

Ich würde bei einem der "alten" Umrüster suchen, die mittlerweile in Rente gehen. Dort liegt kein Stallgeruch mehr vor und die Einbauerfahrung sollte vorhanden sein.

Zitat:

Original geschrieben von GaryK


Ich würde bei einem der "alten" Umrüster suchen, die mittlerweile in Rente gehen. Dort liegt kein Stallgeruch mehr vor und die Einbauerfahrung sollte vorhanden sein.

Wie findet man so einen "alten" Umrüster und warum sollte er, ausgerechnet wenn er "in Rente" geht, nochmal eine Ausbildung machen, um als Kfz-Sachverständiger mit speziellem Fachgebiet tätig zu werden?

Gerhard.

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