Gut genährt durch die Wirtschaftskrise
Firmenporträt Harley-Davidson
Bigger than bigger
Da gibt’s diese Story vom Tellerwäscher. Die glaubt halb Nordamerika, und irgendwie macht solch Glaube auch vor Managern nicht halt. Sonst wäre unerklärlich, warum ein paar leitende Angestellte sich tief verschulden und einem lustlosen Investor ihre eigene Firma abkaufen. Einen Laden, der mit renovierungswürdigen Produkten gegen mächtige Konkurrenz aus Japan antreten muss, dessen Vertriebsstrukturen rissig wirken und der mit Qualitätsproblemen kämpft.
Das Risiko scheint übermächtig, als die 13 Getreuen Mitte 1981 Harley-Davidson von AMF (American Machine and Foundry Company) übernehmen. Für 81 Millionen überwiegend geliehene Dollar. Unwahrscheinlich, dass sie – fast alle zählen seit Jahren zu Harleys Führungsriege – keine Job-Alternative besitzen. Nein, vermutlich beschwingt sie schon damals die unschlagbare Idee, ihre V-Twins als rollende Freiheitsstatuen zu vermarkten. Egal, mittlerweile steht fest, dass jeder zum Millionär mutierte Tellerwäscher neben den Milwaukee-Jungs wie ein Anfänger aussieht. Anders als im Märchen nämlich hören die Harley-Eigner nicht beim Glück auf, sondern durchdringen ihren Markt, verbessern die Produkte, feilen am Mythos, gründen eine ganz neue Harley-Gemeinde. Und erklären ihre Firma zur nationalen Sache: 1983 erhebt die US-Regierung auf Betreiben der Company Zölle gegen alle japanischen Motorräder über 700 Kubikzentimeter. Freundlicherweise erbietet sich die Big-Twin-Schmiede schon nach vier Jahren, auf diese Art Wettbewerbsverzerrung verzichten zu wollen. Doch wer weiß, wie sie die Motorradkrise von 1983/84 – die erste seit dem 60er-Jahre-Boom – ohne Staatshilfe überstanden hätte?
Gegen Ende der 70er Jahre hatte AMF den Output auf gut 70000 Stück angehoben. Und damit Qualitätsprobleme am laufenden Band produziert. 1981 heißt die Devise: Qualität hoch, Kosten runter. Ab 30000 Einheiten soll Geld verdient werden. Der Plan gelingt, ganz allmählich steigert Harley die Produktion. Und leistet fröhlich ideelle Vorarbeit für größere Volumina; die Legende wird aufgearbeitet,
findet neue Adressaten, höchst engagiert webt sich die Firma in das Beziehungsgeflecht ihrer Kunden ein. Mit der Harley Owners Group (H.O.G) gründet sie gar den mit heute über 900000 Mitgliedern stärksten Biker-Club der Welt. Als Resultat dieser mythischen Aufrüstung gibt’s jahrelang weniger neue Harleys als zahlungswillige Kunden. Mit entsprechenden Verzerrungen auf dem Gebrauchtmarkt sowie abenteuerlichen Grauimporten.
Alle Beteiligten gewöhnen sich rasch an enorme Steigerungsraten bei Umsatz, Produktion und Gewinn. 1994 entlassen die Amis runde 94000 Motorräder in
die Freiheit, elf Jahre später sind’s über 329000. Der Nettoumsatz wächst im selben Zeitraum von 1,2 Milliarden auf über 5,3 Milliarden Dollar, der Gewinn von 96 auf 959 Millionen*. Armer Tellerwäscher. Angesichts dieser Zahlen wird verständlich, warum Aktionäre in Panik geraten, als das Management die Absatz- und damit auch die Gewinnerwartungen im Lauf des Jahres 2005 nach unten korrigiert. Das Papier tut, was es seit 1986, dem Jahr seiner Börsen-Wiedereinführung, noch nie getan hat: Es fällt. Und einige Aktionäre konfrontieren Harley mit einer unangenehmen Klage. Dabei war’s falscher Alarm, 2005 fuhren die V-Twins zum 20. Mal in Folge Rekordergebnisse ein.
Europa nimmt die schiere Größe der Company kaum wahr; umgedreht frage mal jemand die Amis, ob sie Triumph oder Ducati wichtig finden. Jeder zentriert sich eben, so gut er kann. Dabei verkaufen
die Nachfolger des Harley und der Davidsons auf unserem Kontinent beinahe je-
des Zehnte ihrer Motorräder. Macht rund
30000 Stück. Jährlich. Kanada, Japan und die anderen kriegen acht Prozent vom
Output. Und der schlappe Rest? Nun, über 250000 Milwaukee-Eisen verweilen dort, wo sie am besten funktionieren, auf God’s own highways in God’s own country. Dagegen kommt nicht mal Honda an: Bei
Motorrädern über 650 Kubikzentimetern hält der Weltmarkführer in Nordamerika
einen Anteil von rund 19 Prozent, Harley-Davidson dagegen triumphiert mit – na? – wahnsinnigen 48 Prozent.
Insgesamt dominieren Softails, Dynas und V-Rods, zusammengefasst unter
Custom Motorcycles, mit knapp 150000
Einheiten, dahinter folgen die Tourer mit 110000, die »kleinen« Sportster bringen’s auf runde 70000. Weil all diese V2-Chromstücke nicht eben billig kommen, tat ihr Hersteller gut daran, sich beizeiten vom rauen Jugendkult rund ums Bike zu verabschieden. Jeff Bleustein, einer der cleveren 13 und bis März 2005 oberster Steuermann bei Harley, befand 2003 im MOTORRAD-Interview sehr gelassen, das Motorrad stehe erst am Anfang seiner Erfolgsgeschichte. Es gehe lediglich darum, soziale Barrieren niederzureißen. Bleustein hat gut reden, seine Firma ist den anderen in
dieser Hinsicht meilenweit voraus, zählt
auffallend viele ältere, wohlhabende Herr-
sowie Damschaften zur Kundschaft, trifft
Manager wie Malocher mit ihren Public-Relations-Aktivitäten mitten in Herz und Portemonnaie.
Ein weiterer Trick, den die Firma sich freilich von der Biker- und Rockerszene abgeschaut hat: Jeder kann sich seinen V-Twin zum Unikat individualisieren. Ab Werk dank langer Extra-Listen oder beim Dealer, der mit Customizing-Artikeln ein erkleckliches Zubrot verdient. Die Company übrigens auch, sie setzt mit Motorradzubehör 850 Millionen Dollar um, allerdings in-
klusive Ersatzteilen. T-Shirt, Kaffeepott und Co. aber nicht mitgerechnet, die bringen noch mal 247 Millionen. Beide Posten
ergeben ergo ein Fünftel des Umsatzes – die Konkurrenz erblasst vor Neid.
Erkennt jedoch neidlos an, dass hinter diesen Zahlen eine beeindruckende Geschäftigkeit steckt. Anders als die geruhsamen Endprodukte nämlich war das
Harley-Management in den letzten zwei Jahrzehnten verdammt flott. Noch Anfang der 90er Jahre reichten die Kapazitäten nicht mal für 80000 Motorräder. Dann
kamen in schneller Folge eine hoch-
moderne Lackiererei, ein Entwicklungszentrum und neue Produktionsanlagen hinzu. Heute müssen die insgesamt fünf Werke in den Bundesstaaten Wisconsin, Pennsylvania und Missouri weiteres Wachstum nicht fürchten. Eine kleine Montagestätte in Brasilien verleiht internationales Flair, immerhin zählen die Importeure in allen wichtigen Ländern ebenfalls zu den offiziellen Außenposten. Weshalb die Belegschaft weltweit stattliche 9600 Personen umfasst, davon – bei rund 6500 in der eigentlichen Produktion – knapp 8500 in den USA.
War’s das? Fast. Denn am Rande des Imperiums existiert ein Ableger, der ganz und gar andere Motorräder baut. Leicht, aggressiv, technisch verrückt. Buell. Schon 1993 hat sich die Company in das Un-
ternehmen ihres ehemaligen Ingenieurs Erik Buell eingekauft, fünf Jahre darauf
den Laden beinahe komplett übernommen, schlauerweise jedoch Buell als Chairman installiert. Bekanntlich werden all seine Motorräder von erheblich veränderten
Harley-Twins ge- und über Harley-Händler vertrieben. 11000-mal im Jahr 2005, zehn Prozent mehr als 2004. Eine doch sehr gedeihliche Verbindung – und eine weitere Erfolgsgeschichte.
Beste Antwort im Thema
Zitat:
Original geschrieben von Sedge
jetzt wurde gerade ein thread über dieses thema geschlossen.............🙄🙄🙄
Falsch, Du meinst sicherlich den Thread "tut was".Dieser Thread könnte auch heisen: Ihr habt genug getan.
Von den erwirtschafteten Gewinnen der letzten Jahre könnte die Kompanie die entlassenen Mitarbeiter bis zum nächsten Aufschwung auf die Bahamas in Urlaub schicken.
25 Antworten
Zitat:
Original geschrieben von haster
@sedge
Bist aber auch ein Spielverderber. Ich habe keine Lust zum rumweinen. Verflixte Hacke dann wird der Po zusammengekniffen und die Schlagzahl erhöht....wir waren Papst
...wir waren Weltmeister
...wir sind Deutschland
....und hoffentlich WAREN wir Märkel (nicht bleiben)
wir sind gouverneur (arni)
wir sind oscar
wir sind führender im schiweltcup
uvm. 😉
Wer spürt denn die Auswirkungen der Krise schon unmittelbar selbst (also, das Thema" Wenn ich die Glotze anmach labert ein Typ über Krise" ist hier nicht gemeint"😉 anhand Arbeitssituation, Auslastung, Auftragslage? Ich merk' noch nix ...
Und, haster: Merkel ist die Rache des Ostens am Westen ...
Ein bischen Rache ist ja O.K. aber muß es gleich so grausam sein?
Nu ist doch gut, oder😉
Es ist schon richtig, es werden auch viele direkt betroffen sein.
Was ich allerdings nicht verstehe ist unser so tolles "Rettungspäckchen" und der schmarren mit der KFZ-Steuer. (ein super Blödsinn, wer 80.000,-€ und mehr für einen Neuwagen hat, hat auch ein paar Pissgroschen für Steuer)
Warum geht keine der Parteibonzen an die Ekst? Diese radikal reduziert, daß alle ein ordentliches Plus am Netto vom Brutto spüren. Dann wird Geld ausgegeben, Mwst kommt dem Staat zu gute (von mir aus noch einen Prozent on top), Ware wird verbraucht und neue Ware produziert, Arbeitsplätze werden benötigt, es wird investiert, Nachfrage steigt, es wird importiert. Nicht daß es alles einfach ist aber ab und zu könnte man mit weniger "nehmen" mehr erreichen und mehr zurück bekommen als man eigentlich "nehmen" wollte. ALDI ist das beste Beispiel. Wenig nehmen, viel erreichen.
Warum nicht mal am Sozialstaat, am Staatsaparat und Diäten sparen. Vergünstigungen für Politiker einkürzen.
So genug rumgeflucht.
Haster for Präsident - ich bin dabei bei "Mehr Netto vom Brutto" 😉 - wo gibts einzureichen? 😛
Das Leben kann so einfach sein....
Na horbz, nich aufgepasst beim letzten Mal?
Ich sags mal einfach: Letztes Mal gabs fünf größere Parteien zum Wählen. Vier (CDU/CSU,SPD,Linke,Grüne) haben Steuererhöhungen angekündigt. Nur eine hat von Steuersenkungen durch Verringerung der Staatsausgaben gesprochen. Ich hoffe, Ihr habt das Kreuzchen an der richtigen Stelle gemacht ... Wenn nicht: Wir sprechen uns im September dieses Jahres wieder!
Oder: Jammert mir nix vor, ich hab' die von der "Großen" Kolalition nicht gewählt ...
@roboprof,
um in einem , vergleichsweise sauberen und sicheren mit akzeptabler Gesetzgebung ausgestatteten Land zu leben , ist teuer . Die Unfähigkeit einiger Politiker darf hier kein Massstab sein .Mit Versprechen einiger Parteien , die vllt. auf Dummenfang gehen und nicht finanzierbare Wunder ankündigen hat der aufmerksame Bürger seine Erfahrung .Lediglich der Bild-Leser ohne Hintergrundwissen geht diesen Leuten noch auf den Leim. Glücklicherweise werden die ewig Gestrigen , die vom steuerlosen Paradies ohne Arbeitsverpflichtung träumen , Minderheit bleiben.
Eine Vielzahl derer , denen es hier zu teuer , zu..... ,zu ..... war ist wieder da .Spätestens , wenn medizinische Leistungen oder Altenpflege erforderlich wird . Unzufriedenen kann nur empfohlen , sich den Wind draussen um die Nase wehen zu lassen , als hier in D , einem Land mit den fast besten Sozialleistungen herumzunörgeln .
Was hindert die Nörgler eigentlich durch eigene Leistung vorwärts zu kommen ?
mfg Gavia
Zitat:
Original geschrieben von roboprof
Na horbz, nich aufgepasst beim letzten Mal?Ich sags mal einfach: Letztes Mal gabs fünf größere Parteien zum Wählen. Vier (CDU/CSU,SPD,Linke,Grüne) haben Steuererhöhungen angekündigt. Nur eine hat von Steuersenkungen durch Verringerung der Staatsausgaben gesprochen. Ich hoffe, Ihr habt das Kreuzchen an der richtigen Stelle gemacht ... Wenn nicht: Wir sprechen uns im September dieses Jahres wieder!
Oder: Jammert mir nix vor, ich hab' die von der "Großen" Kolalition nicht gewählt ...
.........kommt mir so vor wie nach der EU abstimmung in österreich..............
da sagen auch 9 von 10 personen,ich hab nicht dafür gestimmt,und trotzdem ist das votum klar FÜR die EU ausgegangen 😉
Zitat:
.... besten Sozialleistungen....
mfg Gavia
Ich persönlich meine damit ehr die sozialen Vergünstigungen, Pensionszahlungen, Sicherheitswiegen trotz katastrophaler Fehlentscheidungen der Parteibonzen.
Bis hin zur erstaunlichen Rabattsystemen für bestimmte Staatsdiener.Da frage ich mich: Was spricht dagegen, die gleichen Tarife, Preise oder ähnliches dort zu verlangen?
Warum sollten katastrophale Fehlentscheidung nicht auch dort aus der Privatschatulle etwas ausgebügelt werden?Bei Unternehmern sieht das anders aus.
So nun gut von mir aus können wir das Thema jetzt schließen. Wir driften ab.
@haster,
dieser Klüngel gefällt mir auch nicht , aber das Besch..... ist eine menschl. Eigenart , die sich durch alle soz.Schichten zieht. Nur hat der Eine bessere Möglichkeiten als der Andere.
Um gute Leute für die Politik zu begeistern , muß es einen finanz. Anreiz geben . Die Wirtschaft macht es ebenso (Porsche , Dt.Bank, Harley Davidson uam.). Es gibt schon genug Loser (20% Gewerkschaftsfunktionäre und 15% Lehrer )im Bundestag , einen Müllermeister als Wirtschaftsminister (Glos) und einen Lehrer als Umweltminister (Gabriel) dazu einige ungelernte bei den Grünen.
Unser Problem sind zu viele Schmarotzer aus der 0 -Bock-Generation die mit oder ohne Migrationhintergrund die Sozialkassen plündern. Dennoch bin ich froh in D zu leben und hoffe , die Schlüsselindustrien haben sich in den guten Zeiten ausreichend Speck angefressen um die Misere , durch die USA initiiert , zu überstehen.
mfg gavia
Egal welcher politischer Farbe man angehört: Die meisten Steuern zahlen immer noch die Reichen.
Ich kann das Dumm-Gequatsche und das Schimpfen auf die Bonzen nicht mehr hören. Wieviele Arbeiter machen unnötig krank o.ä. Komischweise sinkt der Krankenstand ja auch immer, sobald Arbeitsplätze in Gefahr sind. Da bleibt man dann nicht mit einem Schnupfen gleich 14 Tage zu Hause. Für all die gibt es auch in Deutschland ein soziales Netz oder soll ich vielmehr sagen eine soziale Hängematte. Die Schmarotzer sitzen in jeder Gesellschaftsschicht.
Ich würde die Automobilindustrie einfach verhungern lassen (Beispiel Conti/Schäffler). Frei nach dem Prinzip: Wer nicht mir der Zeit geht, geht mit der Zeit. Die Selbstregulierung des Marktes geht schneller voran als man glaubt.
Und eins noch zu unseren sozialistischen Freunden hier im Forum: In Kuba haben sie nach der Revolution die Reichen rausgeschmissen. Ergebnis: jetzt sind alle arm.
Und wie es Harley geht ist mir schei.... egal
Gruß
Harlelujah