Getriebe Spülung nach TE
Hallo zusammen,
Habe mir einen W210 Mopf gekauft. Das Auto ist bis dato scheckheftgepflegt bei Mercedes.
Was ich jedoch an Serviceheft nicht herausgefunden habe, ob das Getriebeöl des 5-Gang Automatik (722.6) Getriebes schonmal gewechselt wurde.
Die Automatik schaltet sehr weich und flüssig.
Damit dies lange so bleibt will ich eine Spülung nach Tim Eckart durchführen lassen. Jetzt sagte mir jemand das sollte man nicht machen wenn das Öl nich nie getauscht wurde.
Der Wagen hat 100.000 Km gelaufen (E240).
Was meint ihr?
Danke.
Beste Antwort im Thema
Insbesondere bei der BR210 (Fahrzeuge mit Hinterradantrieb und MB 5-Gang-Automatikgetriebe 722.6 mit geregelter Wandlerüberbrückungskupplung) gerät in Vergessenheit, nicht nur das Getriebeöl 1:1 auszutauschen, sondern gegen ein verbessertes temperaturstabileres und alterungsbeständigeres Getriebeöl nach MB-Blatt 236.14 zu ersetzen.
Getriebeöl ATF 3403 nach MB-Blatt 236.10 (A 001 989 21 03) wurde werksseitig eingefüllt, ab dem 24.03.2005 wurde Getriebeöl ATF 3353 nach Blatt 236.12 (A 001 989 45 03) vorgeschrieben und seit Juni 2010 ATF 4134 nach MB-Blatt 236.14, (A 001 989 68 03), daher auch bei der BR210 ein Abrücken von der Lebensdauerbefüllung mittels Getriebeölwechsel/besser Spülung.
LG, Walter
50 Antworten
Ich denke auch, dass jede Art von Wechsel besser ist als kein Wechsel.
Der Vergleich mit Jauche finde ich aber auch sehr gut. Wenn ich allerdings ein Weinglas mit 10% Alkohol halb leer trinke und es mit Wasser wieder auffülle, wie viel Alkohol ist dann noch im Weinglas? ;-)
Diejenigen, die von der beschriebenen “aufwändigeren” Methode überzeugt sind, könnten ja bitte eine bebilderte Anleitung bzw. noch besser: eine Video, anfertigen - und ich probiere es aus und werde fortan diese Methode propagieren und weiter verbreiten so dass wir möglichst viele 722.6 noch am Leben erhalten. :-)
Allerdings ohne eine konkrete Anleitung tue ich mich im Moment etwas schwer - Sorry.
Zitat:
@S210E3204MATIC schrieb am 5. Juli 2018 um 17:13:50 Uhr:
Ich denke auch, dass jede Art von Wechsel besser ist als kein Wechsel.Der Vergleich mit Jauche finde ich aber auch sehr gut. Wenn ich allerdings ein Weinglas mit 10% Alkohol halb leer trinke und es mit Wasser wieder auffülle, wie viel Alkohol ist dann noch im Weinglas? ;-)
Diejenigen, die von der beschriebenen “aufwändigeren” Methode überzeugt sind, könnten ja bitte eine bebilderte Anleitung bzw. noch besser: eine Video, anfertigen - und ich probiere es aus und werde fortan diese Methode propagieren und weiter verbreiten so dass wir möglichst viele 722.6 noch am Leben erhalten. :-)
Allerdings ohne eine konkrete Anleitung tue ich mich im Moment etwas schwer - Sorry.
Mathematiker an die Front !
Sind es dann noch 5 % oder wo steckt die Logikfalle...?
Zitat:
@dickschiffsdiesel schrieb am 5. Juli 2018 um 09:57:40 Uhr:
Wenn man aus einem Eimer mit verschmutztem Wischwasser die Hälfte abgießt und den Eimer mit sauberem Wischwasser wieder auffüllt, was erhält man dann? Richtig - einen Eimer, der immer noch mit Schmutzwasser gefüllt ist, wenn auch in geringerer Konzentration!
Volle Zustimmung!
Verbrennungsmotoren sowie Getriebe werden konstruiert und ein Konstruktionselement und Betriebsstoff ist jeweils das Schmieröl.
Motorenöle weisen u. a. Reinigungsmittel auf, die Schmutzpartikel umhüllen und in Schwebe halten und bei einem Ölwechsel ausschwemmen.
Waschaktive Zusätze sind im Getriebeöl nicht enthalten, weil hier generell Reibwertveränderer nicht erwünscht sind, damit die Synchronisation in den Gängen beim Schaltgetriebe und die Funktion von Reiblamellen bei Automatikgetrieben nicht beeinträchtigt werden.
Detergentien und Dispersantien (waschen und Partikel in Schwebe halten) könnten in Getriebeölen die Reibung reduzieren, wenn diese in ihrer Leistung nachlassen und deren Rückstände die Poren der Reibungsoberfläche blockieren. Getriebeöle dagegen haben hohe Anteile von Hochdruck-Additiven, die ein Fressen von hochbelasteten aufeinander rollenden Teilen verhindern sollen.
Motoren werden auf Motorölwechsel hin ausgelegt, weil die Wirksamkeit von Additiven abhängig von den Betriebsstunden bzw. Laufleistungen begrenzt ist.
Bei einem Motorölwechsel ist ein Reinigungsvorgang nicht notwendig, weil Motorenöle Additive enthält, die evt. Partikel umhüllen und bei einem Motorölwechsel ausschwemmen.
Getriebe werden i.d.R. auch auf Ölwechsel hin konstruiert, der z. B. für die mechanisch-hydraulischen Baumuster 722.2/.3/.4/.5 nach Hersteller-Vorgabe bei normaler Belastung alle 60.000 km fällig ist. Das Getriebe-Baumuster 722.6 hingegen wurde nicht auf Getriebeölwechsel hin konstruiert, sondern auf eine Lebensdauerbefüllung mit Getriebeöl.
Doch wie soll bei einem Getriebe das komplette Getriebeöl ausgetauscht werden, wenn es konstruktionsbedingt nicht für einen Ölwechsel auslegt wurde? Wenn die Ölwanne abgeschraubt wird verbleiben trotzdem 2-3 Liter Getriebeöl im Wandler und in den Leitungen zum Kühler.
Wie kommt Schutz und Abrieb ins Getriebeöl?
Der Wandler mit Pumpenrad und Turbinenrad arbeitet verschleißfrei, nicht jedoch die Wandlerüberbrückungskupplung (WÜK).
Im Wandler fördert das mit dem Motor verbundene Pumpenrad Getriebeöl mittels Pumpenradschaufeln infolge der Fliehkraftwirkung nach außen zum Turbinenrad, welches mit der Getriebeantriebswelle verbunden ist und treibt dieses an. Die Turbinenradschaufeln lenken Öl auf die Leitradschaufeln, die wiederum Öl an das Pumpenrad zurückführen. Durch diese Umlenkung am Leitrad, das über den Freilauf gegen das Getriebegehäuse abgestützt wird, entsteht eine Krafterhöhung.
Beim Schalten der Wandlerüberbrückungskupplung (WÜK) generieren die Lamellen Abrieb und Schutz. Vom Steuergerät EGS angesteuert, presst sich das Lamellenpaket der WÜK zusammen und ermöglicht eine direkte Kraftübertragung zwischen Pumpenrad und Turbinenrad.
Abhängig von Motordrehzahl und Motorlast wird die WÜK beim Automatikgetriebe 722.6 im 3., 4. und 5. Gang zugeschaltet.
Lassen sich die Schaltungen der Wandlerüberbrückungskupplung (WÜK) minimieren?
Ja, durch eine wenig agile Fahrweise!
Wenn du beim Beschleunigen das Gaspedal nur sanft berührst und die Hochschaltungen zwischen 1500 - 2000 U/min erfolgen, schaltet die WÜK in den Gängen 3 und 4 gar nicht zu. Im 5. Gang wird die WÜK selbst bei sehr ruhiger Fahrweise bei etwa 2200 - 2400 U/min immer zugeschaltet und bei etwa 1900 U/min wieder abgeschaltet.
Bist du nicht schneller als mit 80 km/h unterwegs, verlängert sich die Lebensdauer deines Getriebeöls enorm!
Wechseln oder spülen?
Wechseln bedeutet "erneuern und ersetzen", spülen "bewegen und schwemmen".
Bei einer Getriebeölspülung drückt das neue Getriebeöl das restliche alte zu ersetzende Getriebeöl aus dem Wandler und aus den Leitungen zum Kühler in den Altöl-Kanister heraus, bevor es das alte Getriebeöl ersetzt. Mit dem Spülvorgang geht also bei einem Getriebeölwechsel ein Ausschwemmen des alten Getriebeöls voraus. Dabei werden eingelagerte Partikel ausgewaschen. Um diesen Reinigungsvorgang zu unterstützen, kann Automatikgetriebereiniger verwendet werden.
Neues Getriebeöl repariert keine bereits vorhandenen Schäden!
Wenn bei einer vorausgehenden Prüfung der Ölstand im Getriebe nicht stimmt und das Getriebeöl schwarz ist und verbrannt stinkt - Metallspäne offenbaren sich bei demontierter Getriebeölwanne - ist eine Getriebeölspülung längst überfällig gewesen. Sollte bei fortgeschrittener KM-Laufleistung ein Ende der Getriebelebensdauer absehbar sein, birgt die Verwendung des Reinigers evt. ein Risiko. Dessen Zugabe vor Beginn einer Spülung löst Rückstände auf den verschlissenen Reibbelag-Oberflächen an und ab. Damit können sich die Reibbeläge weiter vermindern.
Wenn also der Einsatz des Reinigers die allerletzte Lebensdauer verkürzt, dann sind Teile des Getriebes nicht seit der Verwendung des Reinigers überholungsbedürftig, sondern sind bis zu diesem Zeitpunkt durch Gebrauch verschlissen.
Tim Eckert schreibt zum Thema: (aus meinem Archiv)
Zitat:
Original geschrieben von timeckart
[kommt eine andere Spülmethode oder nur ein Ablassen von Getriebeöl zum Einsatz] ... vermischt sich das neue Öl mit dem Schmutz vom Alten Öl, da das Getriebe/Wandler
nicht bei eingelegtem Gang und blockierten Antriebsrädern leergepumpt wird ...
... und wenn nur ein Getriebeölwechsel durchgeführt wird, gilt gleiches auch für das in den Ölleitungen zum Kühlmittel-Querstromkühler stehenbleibende Getriebeöl:
Zitat:
Original geschrieben von timeckart
Das Spülen ist auch bei einer vorhandenen Wandler-Ölablaßschraube (nur ab NAG 1, 722.6 Getriebe) sinnvoll, da mehr Schmutz herausgespült wird. Bei vorhandener Ablaßschraube werden bei einer Spülung im Gegensatz zum Ölablassen aus dem Wandler alle Schmutzpartikel abgeführt.Wenn das Öl einfach nur abgelassen wird, bleibt jedoch viel Schmutz im Wandler zurück, wie wenn man vergleichsweise in einen Eimer mit Dreckwasser unten ein Loch bohrt und zwar alles Wasser abläuft, aber auch viel Dreck im leeren Eimer zurückbleibt, der sich nur durch Nachspülen entfernen lässt.
Alle Ventile etc. die bei Gang D und bei Gang R betätigt werden, werden auch mit gespült! Der gelöste Schmutz wird komplett mit dem alten Öl und Reiniger ausgespült. Es kann höchstens sein, dass das neue Öl noch den verbliebenen Restschmutz anlöst. Das ist aber unkritisch, da nur wenige Rückstände zurückbleiben! Die Spülmethode Tim Eckart mit ttttttt beinhaltet auch ein spezielles Leerpumpen, sodass mit wenig Frischöl gespült werden kann. Je weniger Altöl im Wandler beleibt um so weniger kann sich dieses beim Spülen [mit Frischöl] vermischen.
Zum Thema Reiniger gibt es einen Prüfbericht:
http://www.automatikoelwechselsystem.de/files/Eckart01A.pdf
sowie eine erklärende Stellungnahme von "treblers":
Zitat:
Original geschrieben von treblers
Vielen Dank, dass sich der Erfinder der Methode auch selbst zu diesem Thema äußert und auch gleich die Prüfberichte mitliefert.Diese habe ich mir mal ein wenig angesehen und bin nun davon überzeugt, dass von dem Reiniger keine nennenswerte Beeinträchtigung der Dichtungen und O-Ringe, welche in dem Getriebe verbaut sind zu erwarten ist.
Zumindest nicht, wenn der Reiniger im geprüften Verhältnis 10% Reiniger zu 90% ATF verwendet wird und die Einwirkzeit lediglich 15min beträgt. (Geprüft wurden 100min ).
Für mich entscheidend sind hierbei die beiden Prüfungen auf Seite 6 und 7 des Prüfberichts.
Hier wird der Einfluss des Reinigers im realitätsnahen Mischungsverhältnis auf die Elastomere ACM ( Polyacrylat Kautschuk ) und AEM ( Ethylenacrylat Kautschuk), jeweils 100min bei bis zu 90°C geprüft.
Die hierbei entstehende Materialveränderung bezüglich der geprüften Materialeigenschaften (Härte, Zugfestigkeit, Reißdehnung, Spannungswert, Volumen- und Gewichtsänderung), liegen deutlich unter 10%. Bei 100 min Prüfdauer wohlgemerkt.
Die Auswirkungen des Reinigers auf das Elastomer AEM, insbesondere in Bezug auf dessen Reiß und Zugfestigkeit bei einer Einwirkzeit von 48h und 60°C, sind allerdings bedenklich. (Seite 5 Prüfbericht). Das ist natürlich [bei 100 Minuten] nicht realitätsnah und lediglich ein Hinweis darauf, wie wichtig es ist den Reiniger nach 15 Minuten nahezu vollständig aus dem Getriebe zu entfernen.
Eine kurze Erläuterung noch zu den u.a. geprüften Elastomeren :
ACM-Elastomere bieten eine hervorragende Wärmebeständigkeit:
Sie werden typischerweise bei Temperaturen bis 150 °C (kurzzeitig bis 175 °C) eingesetzt. Sie sind hoch beständig gegen Sauerstoff, Ozon und industrielle Öle.
Ihre Wasserbeständigkeit ist recht gering; ihr Druckverformungsrest und ihre Tieftemperaturflexibilität hängen vom Basispolymer und den anderen Mischungsbestandteilen ab. ACM-Elastomere werden meist dort eingesetzt, wo eine gleichzeitige Beständigkeit gegen Wärme und Öle gefordert ist.AEM-Elastomere bieten eine ungewöhnliche Kombination physikalischer Eigenschaften:
- hohe Wärmebeständigkeit (bis 175 °C),
- hervorragende Ozon- und Witterungsbeständigkeit,
- mittlere Beständigkeit gegen Mineralöle,
- Tieftemperaturflexibilität bis –30 °C,
- gute Beständigkeit gegen Heißwasser und
- eine hohe Zugfestigkeit.Die Anwendungsgebiete von AEM ähneln denen der ACM-Elastomere, plus solchen, in denen es auf die Tieftemperaturflexibilität ankommt. Typischerweise werden aus ihnen O-Ring-Dichtungen, Schuhe/Kappen und Zündkabelmäntel gefertigt.
Ein derart fundierter Prüfbericht ist für mich nun endlich mal der Grund dafür eine Getriebespülung nach TE mit dem Reiniger durchführen zu lassen.
Hier sprechen nun Fakten, die überzeugen und nicht Meinungen, die verwirren. Ich bin seit 16 Jahren Konstrukteur für Feinwerktechnik und Feingerätebau an einer großen Forschungseinrichtung in Göttingen. Mir sind schadhafte Einwirkungen von Stoffen auf metallische und elastomere Oberflächen wohl bekannt. Deshalb war mir die Sache mit dem Reiniger im Getriebe immer etwas suspekt.
Aber nun bin auch ich überzeugt und werde eine Spülung nach TE mit dem Reiniger durchführen lassen. Ich werde wohl nur darauf achten müssen, dass bei der Spülung auch tatsächlich der o.g. Reiniger verwendet wird, die 15 Minuten in etwa eingehalten werden und der Reiniger danach auch wieder aus dem Getriebe kommt...
@S210E3204MATIC Hier ist so ne Anleitung. Bei YouTube heißt die Überschrift:
Mercedes Benz E240 w210 Getriebespühlung/ Gearbox Cleaning
Nach dem Verfahren habe ich es gemacht. Hatte auch wo ich es mir angeschaut habe selbst gewechselt. 🙂
Ich wollte den Link teilen aber ich bekomme es nicht hin.
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Danke Bastelkuh!
Walter! Super Beitrag - Dankeschön!
Um auf mein Beispiel mit dem Weinglas zurück zu kommen: es sind mehr als 5 Prozent da Alkohol sich nach unten hin absondert und Wasser eher oben aufschwimmt.
Das eben gebrachte Beispiel mit dem Eimer Dreckwasser und dem angebohrten Loch oberhalb des Bodensatzes ist aber noch cleverer gewählt und überzeugt mich die bessere Methode zu wählen!
Moin
Ich hatte damals meinen Dicken mit 70.000 km gekauft, Dif Öl selber gewechselt ist kein Akt, Getriebe nach TE Methode bei der ZF Niederlassung machen lassen, alles Inklusive 200 €.
Hab mittlerweile 199.800 km auf der Uhr, bei ca. 140.000km einmal mit Filter selber gemacht, vielleicht bald nochmal spülen lassen.
Mfg