Gebrauchtwagen-Kauferlebnis Normal oder Dubios?

Hallo zusammen,
ich habe bisher in meinem Leben Autos vom Vertragsautohaus gekauft und auch von Privatverkäufern - ich bin jedoch vollkommen unerfahren was den Gebrauchtwagenkauf vom unabhängigen Händler angeht. Daher möchte ich euch meine diesbezügliche Erfahrung schildern und wäre sehr gespannt, was ihr dazu meint.

Ich fand den Wagen auf einer großen Internet Gebrauchtwagenbörse, Beschreibung hörte sich echt super an, Preis lag ein gutes Stück unter vergleichbaren Exemplaren. Ich fuhr also hin, um mir das Auto aus der Nähe anzusehen.
Der Laden selbst machte keinen allzu guten Eindruck, er bestand eigentlich nur aus einem Platz von der Größe eines Supermarktparkplatzes mit vielen vielen Autos kreuz und quer abgestellt und in der Mitte einem Container - vermutlich das "Büro".

Erster Eindruch des Autos war jedoch ok, auch wenn man gewisse Mängel entdecken konnte, die im Internet nicht erwähnt worden waren. Beispielsweise war eine Tür offensichtlich beschädigt und mehr oder minder stümperhaft überlackiert worden. Auch die Frontschürze wies leichte Schäden auf und hing nicht mehr exakt dort wo sie sein sollte (auf der einen Seite größeres Spaltmaß). Aber wie gesagt, abgesehen davon gute Optik, kein Rost zu entdecken, auch bei eingehender Untersuchung. Probefahrt ließ auch keinen Grund zum meckern, Motor lief ruhig, Gänge ließen sich locker schalten, Bremse gut, Fahrzeug hielt die Spur, ... Allerdings war das Fahrzeuginnere total verdreckt. Aber was solls, dachte ich, auch mit den entdecken Mängeln ist das immer noch ein super Preis für den Wagen und ich sagte nach kurzer Verhandlung dem Kauf zu.
Als es dann zur Vertragsunterzeichnung ging (im Auto, nicht im Büro), wurde es richtig seltsam:
Der Vertrag sah aus wie einer dieser Standard-Vordrucke, schon fertig ausgefüllt - jedoch waren auf diesem Papier überall, zwischen den Zeilen, am Rand, überall wo Platz war, handschriftliche Bemerkungen hinzugefügt. Ich weiß nicht ob ihr euch vorstellen könnt wie krass das aussah - die ganze Seite war _randvoll_ mit per Hand verfassten, kreuz und quer geschriebenen Bemerkungen. Ich versuche, ein paar davon aus dem Gedächtnis hier aufzuzählen:
"Der Käufer verzichtet in vollem Umfang auf jegliche Garantie und Gewährleistung"
"Das Fahrzeug ist nicht unfallfrei"
"Für den Kilometerstand kann nicht garantiert werden"
"Motor und Getriebe sind schadhaft"
"Der Käufer verzichtet darauf, gerichtlich gegen den Verkäufer vorzugehen"
"Dem Käufer wurden x-tausend EUR vom Kaufpreis erlassen, was jegliche anfallende Reparaturen abdeckt" (das wurde nie so abgemacht)
...und noch vieles weitere in die gleiche Richtung gehende. Viele von den Sätzen standen sogar mehrfach an verschiedenen Stellen auf dem Blatt, nur leicht anders formuliert. Zusätzlich war die Rückseite des Vertrages auch noch handschriftlich vollgeschrieben, mit ähnlichen Dingen, sowie dass ich vollkommen mit alledem einverstanden bin, dass ich keinerlei Ansprüche auf irgendwas nach dem Kauf habe usw. blabla
Ich muss nochmal betonen, dass keiner der aufgezählten Defekte tatsächlich vorhanden war. (soweit beurteilbar)
Auf diese Seltsamkeiten angesprochen, sagte der Händler immer wieder, dass er Händlerpreise mache, dass er an den Autos kaum etwas verdient und unmöglich darauf Garantie geben kann, dass diese Verträge bei ihm normal seien, dass er sich damit absichert. Die Autos kaufe er von Autohäusern im Zehnerpack, ungesehen. usw. Viel Geschwafel, unglaublich viel Geschwafel, dazwischen immer wieder private Geschichten ohne Ende. Irgendwann hats mir gereicht, ich hab den Wisch natürlich nicht unterschrieben, bin ausgestiegen und hab mich verabschiedet.
Lange Geschichte, ich hoffe irgendjemand liest bis hierhin ;-) Jedenfalls würde ich gerne Meinungen darüber hören - sind solche Verträge bei Gebrauchtwagenhändlern normal und mir ist ein super Auto durch die Lappen gegangen? Oder hat mich mein Bauchgefühl vor einem unseriösen Händler und evtl. einem ultimativen Schrotthaufen gerettet?
Danke schonmal für jeden Beitrag =)
Nano

Beste Antwort im Thema

Zitat:

Original geschrieben von Nanopixel


...Aber wie ist die ideale Vorgehensweise, wenn man ein spezielles Auto sucht, so wie in meinem Fall?...

Ganz einfach. Nimm nachfolgeldes und in Foren inflationär (weil wahr) zu findendes Zitat und ziehe dann Deine Schlüsse:

„Es gibt kaum etwas auf dieser Welt, das nicht irgend jemand ein wenig schlechter machen und etwas billiger verkaufen könnte, und die Menschen, die sich nur am Preis orientieren, werden die gerechte Beute solcher Machenschaften. Es ist unklug, zu viel zu bezahlen, aber es ist noch schlechter, zu wenig zu bezahlen. Wenn Sie zu viel bezahlen, verlieren Sie etwas Geld. Das ist alles. Wenn Sie dagegen zu wenig bezahlen, verlieren Sie manchmal alles, da der gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann. Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es, für wenig Geld viel Wert zu erhalten. Nehmen Sie das niedrigste Angebot an, müssen Sie für das Risiko, das Sie eingehen, etwas hinzurechnen. Und wenn Sie das tun, dann haben Sie auch genug Geld, um für etwas Besseres zu bezahlen.“

Gruß, Wolf.

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die kiste hätte ich auch nicht genommen!

ein händler muß immer gewährleistung geben!

ausnahme: im kundenauftrag, für export, nur an gewerbetreibende

Um was für ein Fahrzeug und welchen Preis reden wir? Bei Autos von 500-2000 Euro ist das leider normal, dass sich Händler vor der Gewährleistung drücken und es als Bastlerfahrzeug für Gewerbetreibende oder im "Kundenauftrag" verkaufen (Was aber meistens nicht stimmt), da im Falle eines Gewährleistungsanspruchs mehr Kosten für sie entstehen könnten, als sie verdienen. Oft genug wird das im Inserat auch nicht erwähnt, sondern erst vor Ort. Manchmal steht sogar im Inserat mit Garantie, was aber bein Anruf dementiert wird.

Wenn das Auto wirklich in Ordnung ist und unter Marktpreis, kann man aber trotzdem zuschlagen, kleinere Reparaturen und Verschleiß kann man meistens günstig erledigen. Natürlich ist es für Privatleute ärgerlich, dass viele solcher freien Händler sich vor der Gewährleistung drücken, aber sieh es mal so. Wenn jetzt jeder Händler Gewährleistung auf 500-2000 Euro Autos geben würde, würden über Nacht die Gebrauchtwagenpreise in die Höhe schießen und Autos die sonst 500 Kosten, würden vielleicht das 3 fache Kosten und wären für viele Geringverdiener und Fahranfänger nicht mehr erschwinglich. In Deutschland sind alte Gebrauchtwagen sehr günstig, fahre mal in die Türkei, da kriegst du für alte Coras locker mal 2000 Euro, für die du hier keine 500 mehr bekommst, Gebrauchtwagen sind dort sehr teuer. Export geht aber trotzdem nicht, weil die dort strenge Einfuhrbestimmungen haben.

Hi, dein Bauchgefühl war absolut richtig. Ich würde mir den "Vertrag" einfach mitgeben lassen und meinen Bruder der Anwalt ist durchschauen lassen. Das muß ja nicht stimmen aber wenn der Verkäufer damit kein Problem hat das der Kaufvertrag 1-2 Tage später zu unterschrieben wird sollte es kein großes Problem geben. Ich würde zu gern das Gesicht des Verkäufers sehen wenn man ihm das sagt. Möglichkeit 1. Dem Verkäufer fällt plötzlich ein Grund ein warum er den Wagen doch nicht verkaufen kann.
Möglichkeit 2. Er besteht darauf das der Vertag sofort unterschrieben wird weil der Wagen sonst an jemand Anders verkauft wird. Egal was kommt, er wird sich mit Händen und Füßen wehren das ein anwalt den Wisch ohne Unterschrift zu sehen bekommt.

Das einzige was der Händler nicht kann, ist Ausschluss der Gewährleistung gegenüber einem Privatverkäufer.
Der Rest kann er frei formulieren wie er es für richtig hält, bist du nicht einverstanden musst du auch nicht unterschreiben. 😉

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Na klar kann er das und wird auch regelmäßig gemacht. Stichwort "Kundenauftrag", auch wenn wir alle wissen, dass das nicht stimmt. Da steht plötzlich nicht mehr der Autohändler, sondern irgendeine Privatperson in Kaufvertrag als Verkäufer, wenn man nicht einverstanden ist, braucht man nicht kaufen.

Es kommt halt immer drauf an wer im Kaufvertrag als Verkäufer steht.

Es gibt sicherlich offizielle Auto-Verkäufe die im Kundenauftrag erledigt werden und ebenfalls welche die bei denen der Händler versucht seinen Hals bei Problemen aus der Schlinge zu ziehen.
Diejenigen was im Kopf haben versucht es nicht um sich ev. Ärger zu ersparen und verkaufen die Fahrzeuge gar nicht an Privatpersonen.

Typischer "nur für Export"-Händler, meistens Libanesen. Story auch immer die Gleiche:"verdiene nur 100 Euro, Wagen geht morgen nach Afrika...

Die Fahrzeuge, die bei diesen Jungs aufschlagen sind der Bodensatz, den selbst die "Wir finanzieren jeden"-Händler nicht mehr wollen.

Wahrscheinlichkeit eines großen Reinfalls = 99%

VG,
L

Hallo,

ich habe nun so einige Erfahrungen mit diesen "freien" Händlern gemacht und kenne auch den ein oder anderen persönlich(habe aber keinen freundschaftlichen Kontakt zu diesen).

So viele Bemerkungen und Kritzeleien habe ich zwar noch nicht erlebt, aber dafür einige der oben genannten Bemerkungen.

Es ist so: diese "freien" Händler, die vor vielen Jahren vollkommen normal waren, sind heutzutage in vollkommener Panik und haben es tatsächlich schwerer als früher.
Da wird dann nicht nur getrickst, sondern auch auf die Unwissenheit des Kunden spekuliert.

Was immer häufig anzutreffen ist, ist, dass viele dieser Händler einfach mal eben die Gewährleistung ausschließen. Obwohl sie wissen, dass sie dazu verpflichtet sind.
Sie spekulieren auf die Unwissenheit des Käufers. Ein Versuch ist es ja wert.

Stellt der Käufer dennoch Gewährleistungsansprüche, wird dem entweder nachgegeben(so fern der Händler das finanziell verkraftet), oder, es wird einfach abgelehnt und gerichtliche Probleme in Kauf genommen.
Das kalkulieren sie ein.

Ich hatte nun schon viele dieser Händler kennengelernt, die bei den kleinsten Fragen (nach einem Unfall z.B.) sofort an die Decke gehen und ständig gereizt sind. Gab auch schon oft Ärger mit solchen.

Eigentlich bangen diese Leute um ihre Finanzen und verhalten sich daher so. In dieser Branche muss man jede Möglichkeit nutzen, um sich abzusichern und Geld einzunehmen. Auch, wenn das hinterher Ärger bedeutet

Schonmal vielen Dank für die bisherigen Beiträge.
Zu den aufgekommenen Fragen: Es war ein Subaru Impreza, BJ 2002, zum Preis von 3000EUR.
Also wenn ich das aktuelle Fazit der Antworten ziehe, ist es wohl gut das Ding nicht gekauft zu haben.
Aber wie ist die ideale Vorgehensweise, wenn man ein spezielles Auto sucht, so wie in meinem Fall? Diese Hinterhofhändler links liegen lassen und nur offizielle Autohäuser sowie private Verkäufer in Betracht ziehen?

Diese Art von Händler sind diejenigen die Kärtchen wahllos an Autos stecken und dann versuchen zu dritt dem Eigentümer das Auto abzuschwatzen oder mittels Tricks (Öl in der Kühlflüssigkeit etc.) für'n Appel und Ei abzunehmen.

Ich würde diese Leute prinzipiell nicht unterstützen.

Besser ein Auto von privat kaufen, ist allemal günstiger und die Chancen sind besser ein vernünftiges Fahrzeug zu bekommen. Es gilt aber immer noch: Augen auf beim Autokauf. Also zu zweit checken oder zum ADAC Gebrauchtwagencheck...

Bei diesen Begleitumständen hätte ich den Kauf ebenfalls nicht getätigt.

Hallo,
ich kaufe bei keinen "freien" Händler.

Ob freier Händler oder Vertragshändler ist bei mir eher zweitrangig. Wichtiger sind mir Referenzen.

Zitat:

Original geschrieben von Nanopixel


...Aber wie ist die ideale Vorgehensweise, wenn man ein spezielles Auto sucht, so wie in meinem Fall?...

Ganz einfach. Nimm nachfolgeldes und in Foren inflationär (weil wahr) zu findendes Zitat und ziehe dann Deine Schlüsse:

„Es gibt kaum etwas auf dieser Welt, das nicht irgend jemand ein wenig schlechter machen und etwas billiger verkaufen könnte, und die Menschen, die sich nur am Preis orientieren, werden die gerechte Beute solcher Machenschaften. Es ist unklug, zu viel zu bezahlen, aber es ist noch schlechter, zu wenig zu bezahlen. Wenn Sie zu viel bezahlen, verlieren Sie etwas Geld. Das ist alles. Wenn Sie dagegen zu wenig bezahlen, verlieren Sie manchmal alles, da der gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann. Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es, für wenig Geld viel Wert zu erhalten. Nehmen Sie das niedrigste Angebot an, müssen Sie für das Risiko, das Sie eingehen, etwas hinzurechnen. Und wenn Sie das tun, dann haben Sie auch genug Geld, um für etwas Besseres zu bezahlen.“

Gruß, Wolf.

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