Garantiefall oder nicht?

Mercedes

Hallo in die Runde,

ich habe gerade einen kniffligen Fall mit Mercedes: Mein EQV wird im September 2 Jahre alt und hat knapp 20.000km auf der Uhr. Ich habe ihn im letzten Sommer gekauft. Erst ein halbes Jahr später ist mir aufgefallen, dass Nähte vom Lenkrad aufgehen. Man sieht es bei der normalen Benutzung nicht, weil es nur den oberen Teil vom Lenkrad betrifft und man den selten von unten betrachtet. Meine Sorge ist jedoch, dass sich das weiter aufräufelt und irgendwann zum Problem wird. Ich weiß natürlich nicht, was mit dem Fahrzeug vor meiner Zeit passiert ist, bin mir aber ziemlich sicher, dass ich den Schaden so übernommen habe. Unter das Lenkrad habe ich jedenfalls bei der Übergabe nicht geguckt.

Nun war ich im Frühjahr bei Mercedes und habe das gezeigt. Der erste Mitarbeiter hat Fotos gemacht und wollte einen Garantiefall eröffnen. Ich habe dann nie wieder was gehört. Vor 2 Wochen war ich noch mal da und wollte einen Termin zum Service machen (er war jetzt schon dran, weil der letzte Service vorgezogen wurde wegen des Verkaufs an mich). Da fragte ich, wie der Status sei und ob das mit dem Lenkrad dann direkt mitgemacht werden könnte, wenn das Auto schon da ist. Im System sah die Dame am Empfang, dass da was aufgenommen wurde, ein Garantiefall wurde aber nicht eröffnet. Es guckte sich dann ein weiterer Mitarbeiter an, machte erneut Fotos und meinte, dass das bis zum Service in 2 Wochen sicherlich geklärt sein sollte, sodass es dann mitgemacht wird. Nun war ich am Freitag beim Service, aber wieder war nichts passiert. Der nächste Mitarbeiter guckte es sich an und rief mich am Nachmittag an, dass ein Garantiefall folgendes Problem verursachen würde:

Man müsste das Lenkrad einschicken und würde ein neues verbauen. Die Kosten dafür lägen bei 1200€. Wenn Mercedes das nicht als Garantiefall sieht, weil sie bspw. behaupten, das wäre durch einen Ring o.ä. entstanden, würde ich auf den Kosten sitzenbleiben. Ich äußerte mein Unverständnis, warum wegen ein paar Nähten das komplette Lenkrad vernichtet wird und dass das ja nicht besonders nachhaltig sei. Eine andere Lösung gibt es aber nicht.

Nun stellt sich mir die Frage, wie ich mich verhalte: Einerseits ist für mich schwer vorstellbar, wie nach nicht mal 20.000km das Lenkrad an so einer Stelle kaputt sein kann. Mit einem Ring kommt man an die Stelle gar nicht ran. Dann müsste man das Lenkrad quasi falschrum umgreifen, also von unten. Das ergibt also gar keinen Sinn. Bei einer normalen Haltung würden Ringe ja den oberen Teil vom Lenkrad beschädigen und nicht die Nähte unten. Aber selbst wenn es ein Garantiefall wäre, hätte ich massive Schwierigkeiten damit, dass ein komplett funktionstüchtiges Lenkrad einfach zerstört und verbrannt wird.

Wie gesagt: Es ist eigentlich nur ein kleiner "Schönheitsfleck" und es ist echt bitter, dass dieser so ein Theater nach sich zieht. Viel logischer wäre es aus meiner Sicht, das Lenkrad zum Sattler zu geben, die Nähte neu machen zu lassen und die Sache wäre erledigt.

Wie würdet ihr euch in so einer Situation verhalten? Würdet ihr es bei Mercedes versuchen, auf eigene Kosten zum Sattler gehen oder es einfach so lassen? Habt ihr Erklärungen, wie der Schaden entstanden sein könnte? Kann der so aus dem Werk gekommen sein?

Danke für eure Untersützung!
Simon

Defekte Stelle des Lenkrads
6 Antworten

Ich würde zum Sattler gehen, ist besser für deine Lebenszeit. Kann nicht die Welt kosten und schont deine Nerven.

Macht irgendwie den Eindruck als wollen Sie dir zu verstehen geben: Wir haben keinen Bock darauf, such dir nen anderen Dummen, der das erledigt.

Inhaltlich bin ich voll bei dir. Darf nicht sein sowas. Am Ende hilft da in meinen Augen nur „lästig“ bleiben. Die sollen das alternative Lenkrad im Zweifel wieder zurück nehmen oder jemanden aus Stuttgart holen, der sich das vor Ort anschaut. Irgendwann lenken die ein.

Ich hatte mal was ähnliches am BMW i3 meiner Frau. Da war von der Kofferraumabdeckung so eine Öse abgegangen, mit der man das Ding an der Kofferraumklappe festmacht. Der Werkstattleiter wollte mir auch erklären - keine Garantie, wer weiß was sie da drauf gelegt haben - blablabla. Der wollte mir wegen dem 10 Cent Teil lieber eine neue Abdeckung verkaufen. Zu meinem Glück gibt es bei BMW einen Qualitätsbrief der sinngemäß beschreibt, dass BMW nachweisen muss, dass es nicht deren Schuld ist (und nicht der Kunde nachweisen muss, dass es BMWs Schuld ist) innerhalb der 3 Jahre Gewährleistung. Ich hab das dann eher beiläufig erwähnt und siehe da, BMW hat dem Austausch zugestimmt und ich musste nichts zahlen.

Edit:
Gerade das Foto noch mal angeschaut. Da fehlt aber schon eine Menge an Faden. Hast du das mal bewusst abgemacht? Wenn nein, muss das der Vorgänger irgendwie abgemacht haben. Dann hätte es dir der Verkäufer verschwiegen und ich würde ich an den wenden.

Danke für eure Antworten!

Ich habe den Faden nicht abgemacht. Da es 2 Vorbesitzer gab, lohnt sich dieser Weg auch nicht. Gerade weil es so viel Faden ist, der fehlt, habe ich mir die Frage gestellt, ob vielleicht im Werk kein Faden mehr auf der Spule war und die Maschine trotzdem weitergenäht hat? Kann sowas sein? Dass jemand nachträglich den Faden rausfummelt - und dann noch an einer Stelle, wo man eigentlich gar nicht rankommt - kann ich mir irgendwie nicht vorstellen. Das ergibt für mich einfach keinen Sinn. Warum sollte man das tun?

Durch die Druckstellen auf dem Leder würde ich sagen, dass der Faden mal da gewesen sein muss. Jetzt habe ich zwar vom Nähen so viele Ahnung, wie die Kuh vom Seiltanzen aber ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Druckstellen von einer Maschine bei der Herstellung erzeugt wurden. Die Druckstellen muss aus meiner Sicht der Faden gemacht haben. Daher würde ich davon ausgehen, dass den jemand abgemacht hat.

Wenn du es beim Händler gekauft hast, ist aus meiner Sicht die Anzahl der Vorbesitzer egal. Der Händler ist verantwortlich, dir ein ordentliches Auto hinzustellen und dass auch entsprechend zu überprüfen. Hat er an der Stelle scheinbar nicht gemacht. Bei Privatkauf - so gut wie keine Chance, da gekauft wie gesehen. Da müsstest du nachweisen, dass der Verkäufer von dem Schaden wusste und es bewusst nicht gesagt hat.

Also der Händler kann einen Garantieantrag stellen und du bekommst sofort die Info wie hoch der Eigenanteil ist. Dann weisst du Bescheid und kannst entscheiden ob es das wert ist oder nicht.

Ist halt so bei Gebrauchten Gegenständen. Kann ja auch bei einem selbst passiert sein.

Okay, danke für eure Einschätzungen! Ich werde mir mal ein Angebot beim Sattler machen lassen. Das ist vermutlich die sinnvollste Variante. Hätte auch kein gutes Gefühl dabei, dass ein funktionstüchtiges Lenkrad geschreddert und verbrannt wird, nur weil ein paar (unsichtbare) Nähte nicht da sind, wo sie sein sollten.

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