ForumS-Klasse
  1. Startseite
  2. Forum
  3. Auto
  4. Mercedes
  5. S-Klasse & CL
  6. S-Klasse
  7. Mercedes 500 SEC (C126): Oldtimer-Test

Mercedes 500 SEC (C126): Oldtimer-Test

Mercedes S-Klasse W126
Themenstarteram 27. Dezember 2016 um 6:00

Von Haiko Prengel

Berlin - Ausgerechnet unschuldiges Weiß. Die Farbe der Lieferwagen. Aber was soll dieser schneeweiße Mercedes 500 SEC schon liefern? Koks vielleicht, oder ein paar aufs Maul?

Drogenszene, Rotlicht-Milieu, Zuhälterei: Kaum ein anderes Auto wurde so gerne von Kriminellen und zwielichtigen Gestalten gefahren wie das Coupé der Mercedes-Baureihe W126. Sündhaft teuer, repräsentativ und wenn's eng wird, auch mal sauschnell: Weil Gauner den SEC liebten, bekam er den Ruf der Luden- und Gangsterkarre.

Unvergessen ist der Auftritt von Ralf Richter als Kalle Grabowski in der Kultkomödie „Bang Boom Bang“ von 1999. In dem Streifen ist ein goldfarbener 500er der automobile Traum des Kriminellen Grabowski. „Du brauchst ein Fahrzeug, das zu Dir passt. Mit Stil. Eines mit Charakter. Verstehste? Ein Baby, zum Liebhaben!“, postuliert der schlecht tätowierte Gefängnisausbrecher.

[bild=2]

Es geht auch anders

1999 ist lange her. Und zumindest zu dem arcticweißen SEC von Michael A. Netzeband passt das alte Klischee überhaupt nicht. Der 500er, den der Berliner Autohändler in seiner Hinterhof-Garage im gutbürgerlichen Stadtteil Friedenau geparkt hat, fuhr nie auf der schiefen Bahn. Der frischgebackene Oldtimer - erstzugelassen im Jahr 1986 und seit Kurzem mit H-Kennzeichen geadelt - wurde nach seiner Fertigung in Sindelfingen ins ferne Japan exportiert.

Hier gibt es den 500 SEC auf mobile.de

Dort diente der SEC seinem Erstbesitzer 30 Jahre lang als Statussymbol - stand dabei aber meist in der Garage. Das erklärt den außergewöhnlich niedrigen Tachostand: Gerade einmal 36.000 Kilometer hat der Wagen auf dem Tacho. In Japan fährt man nicht viel, man steht lieber im Stau. Jetzt kam der 500er als Re-Import zurück nach Deutschland und wartet auf ein zweites Leben als Klassiker. „Der muss erst einmal eingefahren werden“, sagt Händler Netzeband, der seine Mercedes-Garagen seit 1967 betreibt.

Erstmal einfahren

Also den V8 gestartet und rauf auf die Berliner Stadtautobahn. Wie immer herrscht viel Verkehr auf der A100, aber davon ist im Innenraum des SEC nichts zu hören. Wenn die Türen wie bei einem dicken Tresor dumpf zuschlagen, dringt fast kein Außengeräusch mehr in das Luxusauto – so großartig ist der Wagen abgedämmt. Das komfortable Fahrwerk schluckt jede Bodenwelle, selbst nach 30 Jahren knarzt und klappert im C126 gar nichts. Und das heißt schon etwas auf den maroden Berliner Straßen. „Das Auto gleitet richtig“, schwärmt Netzeband.

1981 wurde das Coupé aus Daimlers legendärer Oberklasse-Baureihe W126 (1979 bis 1992) vorgestellt. Mit knapp 818.000 Limousinen (SE und SEL) und rund 74.000 Coupés hält die Baureihe bis heute den Rekord in Sachen S-Klasse.

Das Kürzel SEC steht für „S-Klasse-Einspritzmotor-Coupé“. Anders als die Limousinen gab es den um 85 Millimeter gekürzten SEC nur mit Achtzylindermotor. Auch bei Preis und Ausstattung waren die Coupés traditionell am oberen Ende der Liste positioniert. Elektrische Sitzverstellung, vierfach elektrische Fensterheber oder Gurtbringer gehörten zur Serienausstattung.

[bild=4]

Ein unbekannter Japaner

Der arcticweiße SEC aus Berlin-Friedenau hat darüber hinaus einige Extras. Dazu gehören eine Klimaautomatik, helle Ledersitze, Schiebedach, Sitzheizung und eine Scheinwerfer-Reinigungsanlage.

Händler Netzeband weiß nichts Näheres über die Erstbesitzer aus Japan, aber ganz sicher mussten sie bei der Bestellung vor 30 Jahren nicht auf den Yen achten. So ein 500 SEC war damals eines der teuersten Serienautos, die man ordern konnte (Grundpreis 1986: rund 105.000 Mark) – und eines der schnellsten: 245 PS leistet der fünf Liter große Achtzylindermotor. Die bringen den 1,6-Tonnen-Luxusliner auf mehr als 220 km/h. Heute rennt jeder Vertreter-Passat so schnell, aber in den Achtzigern war das eine Ansage.

Der Berliner Händler lobt seinen articweißen 500er als makellos. Und ohne Frage ist dessen größtes Plus der unrestaurierte Originalzustand. Hier wurde nichts geschweißt und gespachtelt. Und auch nichts verbreitert, tiefergelegt oder verspoilert. Der Neuberliner mit seinen biederen Gullideckel-Felgen wirkt beinahe wie ein gut gepflegtes Mauerblümchen.

Auto und Reifen aus Asien

Lediglich über das silberne Radio und Billigreifen aus Asien wundert man sich bei dem knapp 40.000 Euro teuren Oldtimer. Ein Premium-Auto mit Discounter-Pneus - das ist meist kein gutes Zeichen. Doch dieser SEC kommt ja aus Asien, da dürfen es wohl auch Reifen aus Fernost sein, oder?

Radlaufchrom besitzt der weiße SEC zum Glück nicht. Den klassischen Zierrat findet man häufig bei 126ern – und unter ihm einen Haufen Rost. Auch hinter den „Sacco-Brettern“ gammelt es gerne. Und bei einem Auto, das selten bewegt wurde, können Standschäden dazukommen: spröde Dichtungen und poröse Schläuche. Tackernde Geräusche im kalten Zustand kommen von den Hydrostößeln und sollten nach dem Warmfahren verschwinden – andernfalls sind wahrscheinlich die Nockenwellen eingelaufen. Auch Elektronikprobleme können bei einem 126er richtig ins Geld gehen.

[bild=10]Unser SEC verhält sich völlig unauffällig. Er lasse seine Young- und Oldtimer grundsätzlich von einer Mercedes-Vertragswerkstatt auf Herz und Nieren prüfen, bevor er sie zum Verkauf anbietet, versichert Händler Netzeband.

Heute nur noch Understatement

Früher hätte man damit rechnen können, dass sich bei der Probefahrt die Passanten staunend nach dem Edel-Coupé umsehen. Doch ohne Spoiler und Tuning-Kram ist der 500er SEC heute, genau wie die 126er Limousine, Understatement. Das Design gediegen und zeitlos schön. Unter der Haube grollt der V8 nicht um Aufmerksamkeit wie bei modernen Autos. Nein, das Aggregat im 126er surrt filigran und kommt im Stadtverkehr kaum über 1.500 Touren.

Hinter dem Steuer spürt man stets das satte Drehmoment – und dass man kein Ampelrennen fürchten müsste. In den Achtziger Jahren war Weiß übrigens Trendfarbe. Auch der Anstrich unseres 500 SEC aus Japan gefällt mit der Zeit stetig besser. Es ist ein edles Weiß, so strahlend hell und erhaben wie die Gletscher des Fujiyama.

Zurück zur Startseite

Technische Daten - Mercedes 500 SEC (C126)

  • Motor: Achtzylinder-V-Benziner
  • Hubraum: 4973 cm³
  • Leistung: 245 PS (180 kW)
  • Drehmoment max.: 400 Nm bei 3.750 U/min
  • Getriebe: Viergang-Automatik
  • 0-100 km/h: ca. 8 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 225 km/h
  • Verbrauch: ca. 15 l/100 km
  • Länge: 4,935 m
  • Breite: 1,828 m
  • Höhe: 1,407 m
  • Radstand: 2,845 m
Mercedes 500 SEC: Wir fuhren ein besonders gut erhaltenes Exemplar des Coupés
Händler Michael A. Netzeband hat den SEC aus Japan geholt: mit 36.000 Kilometern auf dem Tacho
„Das Auto gleitet richtig“: Oldtimer-Händler Netzeband im 500 SEC
+7
102 Antworten

Zitat:

@scottydxb schrieb am 29. Dezember 2016 um 05:24:32 Uhr:

Zitat:

@sschloja schrieb am 28. Dezember 2016 um 19:45:43 Uhr:

Unser Vorteil ist, dass es die "neueren" S-Klassen (diese aufgeblasene C-Klasse, mir fehlt grad das Model) erstaunlich günstig als Japan-Reimport gibt ;) bei um die 8000€ ist man da mit nem S500 schon dabei.

Wär vielleicht nochmal ne Überlegung wert, noch einmal V8 fahren, bevor es noch schwieriger wird... hachja...

LG

Es geht noch billiger; ich habe fuer den hier (siehe Anhang) umgerechnet 4.300 Euro bezahlt.

Modell 2001 mit 78.500km auf der Uhr und auch Japan Import.

Allerdings war das hier in Dubai.

LG Werner

Ohman ich muss endlich nach Dubai ! Bekommt man da nen Job ?

Zitat:

@Thunder Dragon schrieb am 30. Dezember 2016 um 02:37:07 Uhr:

Zitat:

 

Moin moin,

etwa so etwas?

https://www.dubicars.com/1995-mercedes-benz-s-600-62481.html

LG Werner

Ja so etwas :D, nur noch als Langversion, nicht als normaler 600. Aber sag mal knapp 5.700€?! Warum sin die denn dort so billig? Da ist immerhin ein verdammter V12 unter der Haube, und dann auch noch erst mit 75.000 kM?

Na ja ich schätze mit Überführungs + Importkosten biste wieder bei den hier gängigen Tarifen:

http://suchen.mobile.de/.../details.html?...

Übrigens: einen schönen Fang haste da gemacht, mit deinem E55 AMG :cool:.

Gruß

Moin moin,

die Importeure hier kaufen die Autos im Paket und dann werden die Fahrzeuge in der Freihandelszone in Dubai aussortiert.

Die Besten bleiben erst mal hier zum Verkauf, und die anderen gehen in den Export nach Afrika etc.

Wenn ein Fahrzeug nach einiger Zeit nicht weg geht, dann wird erst mal versucht das Auto billig hier im Markt zu verkaufen.

Dabei kann man so manches Schnaeppchen machen, denn bevor sich der Haendler mit dem Weiterverkauf nach Afrika rumschlaegt, verkauft er den Wagen lieber zum Einkaufspreis hier im Markt; evtl. auch darunter.

Die T-Modelle von MB sind dabei besonders guenstig, da Kombis hier im Markt nicht sonderlich gefragt sind; speziell die AMG Modelle gelten als besonders anfaellig und sind kaum zu verkaufen.

Es ist schon erstaunlich wie unterschiedlich die Preise auf dem Weltmarkt sind; zu Hause steigen sie, und hier werden sie regelrecht verscherbelt.

Man sollte sich wirklich ein paar E50 oder E55 kaufen und in einer Garage sehen lassen; ab und zu mal bewegen und den Reparaturstau beheben.

Schatzi allerdings wuerde mich umbringen, und darauf habe ich keine Lust :D

LG Werner

P.S. Nachfolgend mal eine Aufstellung ueber die Kosten des Transports nach Bremerhaven

1. Dokumentation, Laden & Laschen, Seefracht nach Bremerhaven 1.400,00 Euro

2. CSC, Auspacken, Umfuhr & Leergutrueckgabe 380,00 Euro

3. Zollabfertigung 75,00 Euro

4. CPA (Container-Pruef-Anlage) 22,50 Euro

5. Transport innerdeutsch door-to-door (falls gewuenscht) 340,00 Euro

Gesamt 2.217,50 Euro

Hinzu kommen noch 19% MwSt. sowie 10% Einfuhrzoll (je nach Wert des Wagens).

Das Auto wird hier in Dubai bei der Firma Pangaea abgegeben und geht dann im Container (zusammen mit einem 2. Wagen) nach Bremerhaven, bzw. Hamburg.

http://www.pangaeacargo.com/en/

Gruss

Werner

Danke für die Infos. Sehr interessant :)

PS: woher stammen die Autos eigentlich ursprünglich ?

Zitat:

@124er-Power schrieb am 31. Dezember 2016 um 07:47:59 Uhr:

PS: woher stammen die Autos eigentlich ursprünglich ?

Die meissten Gebrauchtwagen, die in der "free-zone" verkauft werden, stammen aus Japan und den USA.

Hier mal ein link dazu.

LG

https://www.dubicars.com/

Und was is mit free zone gemeint ?

Sind die Händler eigentlich einheimische ?

Zitat:

@124er-Power schrieb am 31. Dezember 2016 um 07:57:00 Uhr:

Und was is mit free zone gemeint ?

Sind die Händler eigentlich einheimische ?

Mit free-zone ist die Freihandelszone gemeint.

Es gibt in Dubai speziell eine Freihandelszone fuer gebrauchte Fahrzeuge aller Art; die Haendler dort sind ueberwiegend Asiaten; vorwiegend aus Indien und Pakistan.

Diese Autos kommen per Schiff in Dubai an, und werden dann auf PKW Transportern in die "free-zone" ausserhalb von Dubai gebracht.

Der Vorteil dabei ist, das die Import Steuer in diesem Fall nicht faellig wird, sondern erst wenn der Haendler das Fahrzeug in der free-zone weiter verkauft.

Das heisst also das der Preis des Autos, das z.B. ueber www.dubicars.com angeboten wird, der Endpreis fuer den Kunden ist; die 5% "Import Tax" hat der Haendler zu tragen.

Hier mal ein link zum Thema "free-zones" in den Emiraten; leider in english.

LG Werner

http://www.uaefreezones.me/.../dubai_cars_and_automotive_zone_(ducamz).html

Ducamz

Klasse danke für die Aufklärung !

am 7. Januar 2017 um 7:27

Moin Werner, sehr nett, beim verlinkten 560ziger ist Leder drin die Türpappe aber inStoff/Verlour, normal für Japaner? Leder nachgerüstet? Witziger Monitor... Beste Grüße, Dieter

Hi Dieter,

da spricht das geschulte Auge ;)

Das mit der Tuerverkleidung ist mir auch noch nicht aufgefallen; die Bestuhlung koennte in der Tat nachtraeglich beledert worden sein.

Wenn man die Aufteilung der Ledersegmente auf den Sitzflaechen mit einem anderen 560ern vergleicht, so meint man das die etwas anders aufgeteilt sind.

Normalerweise, so wie ich es kenne, gibt es die Japan Modelle eigendlich nicht gemischt; entweder Volleder oder Velour.

LG Werner :cool:

am 7. Januar 2017 um 8:15

Danke Werner. Na ja, geschultes Auge, eher Zufallsblick, zumal die Japaner ja mW eh eher Stoff/Velour bevorzugen, daher wohl auch die Häkeldeckche. auf dem Leder. Aber dennoch irgendwie cooles Auto, vor allem mit dem Monitor. ??

Zitat:

@scottydxb schrieb am 7. Januar 2017 um 06:47:08 Uhr:

Typisch Japan :D

https://www.dubicars.com/1991-mercedes-benz-560-sel-85061.html

....und hier noch etwas fuer Geniesser :rolleyes:

https://www.dubicars.com/1968-mercedes-benz-600-83841.html

LG Werner

Auch ich danke dir für deine Erklärungen, ist echt interessant sowas mal zu erfahren.

Junge Junge, mit dem W100 da haste aber was echt Feines aufgetan :D!

W100 mit M100, Blechgewordener Traum :cool:. Würd unheimlich gern mal so einen fahren, denn zahlbar sind die wenigen verbliebenen Exemplare sowieso nicht.

Aber wenn wir grade so schön bei Traumfahrzeugen der 70er sind, ich hätte auch noch 2 vorzuschlagen:

http://www.classic-and-racecars.com/.../BMW%20CSI%20%281%29.jpg

http://starmoz.com/images/mercedes-w108-17.jpg

(Mir ist bekannt, dass W100 und W108 schon vor den 70ern ihren Baubeginn hatten, aber sie wurden auch in den 70ern noch gebaut ;))

Ach ja, warum können die Autos von heute eigentlich nicht so gefällig sein?

Gruß

Deine Antwort
  1. Startseite
  2. Forum
  3. Auto
  4. Mercedes
  5. S-Klasse & CL
  6. S-Klasse
  7. Mercedes 500 SEC (C126): Oldtimer-Test