Eigenimport aus Schweden

Volvo

Hallo an alle,

ich möchte gerne meinen neuen Volvo in Schweden kaufen und dann nach Deutschland fahren und importieren.

Allerdings stellt sich die Frage wie der Import am möglich ist. Ich sehe derzeit das Problem der Überführung darin, dass man für das schwedische Export-Kennzeichen keine Versicherung in Deutschland findet. Oder hat jemand schon eine gefunden?

Als Alternative hatte ich hier gelesen, dass man das Fahrzeug in Deutschland normal anmeldet und die Einfuhrsteuern zahlt mit den zugeschickten Fahrzeugdokumenten vom schwedischen Händler und dem Kaufvertrag. Dann nimmt man die deutschen Nummernschilder und kann das Auto von Schweden mit nach Deutschland nehmen. Allerdings steht auf den Seiten der Behörde, dass das Fahrzeug in Deutschland vorgeführt werden muss.

Hat jemand schon Erfahrung und kann erklären wie der Ablauf sicher funktioniert?

Viele Grüße
Martin

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Hallo, ich schreibe Euch jetzt meine gesammelten Erfahrungen ...
Es war ein Toyota-Neuwagen, Dezember 2015. Die Marke dürfte beim Import-Procedere ja keine Rolle spielen. Meine Voraussetzung ist, dass meine Frau Schwedin ist, ich die Sprache auch kann, wir dort ein Ferienhaus und Verwandtschaft etc. haben. Der Eigenimport hat sich für mich gerechnet, die Ersparnis war bei ca. 3.000 €.
Verkäufer:
Es muss ein Verkäufer gefunden werden der zum Verkauf für Export bereit ist. Für den Verkäufer ist es ein Mehraufwand und auch etwas Risiko. Unser Verkäufer kennt meinen Schwager und er bestand darauf, dass meine Frau den Kaufvertrag abschloss. Sie hat natürlich eine schwedische Person-Nummer, was dort eine Rolle spielt. Die MwSt. fällt in dem Land an wo die erste Zulassung erfolgt. Dennoch war es irgendwie so, dass beim Verkäufer zunächst die schwedische MwSt. anstand, unser Verkäufer hat die vorgestreckt und den Betrag vom Staat zurückerhalten als er die Bestätigung von meiner MwSt.-Bezahlung in Deutschland hatte. Bei uns war es aber ein kleiner Händler (Toyota-Vertretung), der das zum ersten mal machte. Kann woanders natürlich anders sein.
Überführung:
Das ist wirklich kompliziert. Es ist möglich, mit der Kopie (Mail) der Fahrzeugpapiere und COC-Papier eine deutsche Kurzzeitzulassung über 5 Tage zu bekommen. Versicherung besteht über die eVB-Nummer vom deutschen Versicherer. Aber: es steht eindeutig geschrieben, dass nur Export ins Ausland mit dieser Nummer zulässig ist, nicht zum Import. Es gibt eine schwedische Kurzzeitzulassung. Die ist etwas aufwändiger zu bekommen, zumindest dauert es eine Woche Bearbeitungszeit. Dort ist eindeutig geregelt, dass die Bestätigung von einem deutschen Versicherer vorliegen muss. Ich habe dies bei vier deutschen Versicherern angefragt, die haben es alle verweigert, eine ausländische Kurzzeitzulassung zu versichern (WGV, Axa, Signal-Iduna, Gerling). Ich habe es auch damit versucht, der Behörde die deutsche Bestätigung zu schicken (eVB-Nummer), dann kam die Rückfrage, dass sie eine Bestätigung mit expliziter Benennung der schwedischen Kurzzeitzulassung erwarten. Das ging also nicht. So habe ich es gelöst: Ich habe die deutsche Kurzzeitzulassung und Nummernschilder für die Fahrt von der Fähre bis nach Hause besorgt, das ist auch zulässig. Dann ging es noch um die 150 km zur Fähre. Dafür wäre der Hänger-Transport möglich gewesen. Unser freundlicher Händler hat mir aber ein Probefahrt-Kennzeichen ausgeliehen und mit dem bin ich zur Fähre gefahren. Das war reines Entgegenkommen. Wir sind 5 Tage später wieder nach Schweden gefahren, da habe ich das Kennzeichen zurückgegeben.
Deutsche Zulassung:
Das Problem fing in Schweden an. Dem Verkäufer habe ich immer wieder gesagt „… Du darfst das Auto auf keinen Fall zulassen, weil dort wo die Erstzulassung erfolgt fällt die MwSt. an …“ (Deutschland 19 %, Schweden wären 25 %). Die Schweden haben ein anderes System mit den Nummernschildern, jedes Auto hat ein festes Nummernschild. Bei Toyota war es so, dass das schwedische Kennzeichen bei Ankunft des Wagens beim Importeur in Stockholm schon zugeordnet wurde, hier wurde der Verkäufer (Autohaus) eingetragen. Als das Auto zum Händler kam hatte es also das schwedische Kennzeichen schon. Nach schwedischem Verständnis ist das nur eine Vorregistrierung. Aber im internationalen System, auf das auch die deutsche Zulassungsstelle zugreift, taucht dieser Eintrag nach deutschem Verständnis als Tageszulassung auf. In dem zuerst ausgefertigten deutschen Brief (von deutscher Zulassungsstelle ausgestellt) war ich also als Zweitbesitzer drin. Das war mit einem Schreiben an die Zulassungsstelle zu klären, die aber über eine Behörde in Berlin die Sache mit Schweden klären mussten. Der Eintrag im Brief wurde dann richtiggestellt.
Bei der Zulassung wurde am Fahrzeug die Übereinstimmung der Fahrgestellnummer kontrolliert. Die Zulassung von einem importierten Fahrzeug ist nur mit Vorstellung des Fahrzeugs möglich. Für die Zulassung ist das COC-Papier erforderlich, das bekommt der Verkäufer vom Importeur (bestätigt Übereinstimmung der technischen Voraussetzungen innerhalb der EU).
Bezahlung und MwSt.:
Ich habe in Schweden den Netto-Betrag bezahlt. Die deutsche MwSt. musste ich dann beim Finanzamt begleichen. Das Finanzamt bekommt auch von der Zulassungsstelle eine Information über den Import eines Neufahrzeugs.

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Auffällig war wirklich die schwedische Kurzzeitzulassung, die es explizit für den Export eines Neufahrzeugs gibt. In der zugehörigen Anweisung steht "Bestätigung des deutschen Versicherers erforderlich". Das ist eine schwedische Versicherung, ich brauchte sie um in Schweden eine Strecke zu fahren. Auch der Anruf bei der Behörde in Landessprache mit der Frage, ob meine Frau als Schwedin und Käuferin des Autos eine schwedische Versicherung bekommt wurde kategorisch verneint. Die deutschen Versicherer verstehe ich. Die haben ihr System mit der eVB-Nummer, die können (bzw. wollen) keine Bestätigung für eine ausländische Kurzzeitzulassung rausschreiben. Ich arbeite in einem Sachverständigenbüro und habe Beziehungen zu Versicherern, meine Anfragen gingen hier schon an passende Ansprechpartner.
Es hatte aber dann schließlich alles geklappt, war spannend und es hat mir auch Spass gemacht. Alle Probleme wurden gelöst. Sogar Garantiearbeiten haben sie mir diesen Dezember gemacht. Bei einem Rabatt von knapp 30% bin ich zufrieden.

Danke für die Antworten. Interessant, dass Axa bei SteffenVariant Probleme gemacht hat und bei jo2108 nicht. Mein Versicherungsberater fragt gerade mal die Autoversicherer an bei denen auch dann die Versicherung in Deutschland in Frage kommt. Unter den 3 war auch die Axa. Ich bin gespannt was er erreichen kann.

Auf jeden Fall danke für den Hinweis, dass der Händler das Auto nicht zulassen darf in Schweden. Das werde ich ihm nocheinmal genau sagen. Mit dem Rest werde ich schauen, dass ich irgendwie eine Versicherung bekomme und im schlechtesten Fall lass ich ich das Auto per Spedition liefern. Ich werde dann mal berichten. Ist ja auch noch etwas Zeit, da ich erst bestellt habe. Wenn noch jemand einen Tipp hat freue ich mich natürlich sehr darüber.

Aber es ist schopn erstaunlich, dass es so kompliziert ist wenn doch eigentlich ein Freihandelsabkommen in der EU besteht.

Viele Grüße
Martin

Das Komplizierte daran ist ja nicht der Handel an sich, sondern das versicherte Fahren auf der Straße. Das hat mit Freihandelsabkommen erst mal nix zu tun. Ich finde es schon nicht schlecht, dass wenn mir jemand in die Karre fährt es gewährleistet ist, dass er auch versichert ist.

Ich würde mir den Spaß machen mit einem Anhänger das Auto abzuholen. 😁

Das stimmt. Aber dann bräuchte man erstmal ein Auto mit Anhängerkupplung und einen Führerschein für Anhänger. Ist glaub ist etwas aufwendig 🙂

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Braucht man einen Führerschein für Anhänger? Oder bin ich einfach zu alt? 🙂

Ja, du bist zu alt. Man benötigt BE für einen Autoanhänger. Bei B96 wird es vermutlich knapp.

Alternativ findet man im Freundeskreis einen Idioten Enthusiasten, der sowas gerne macht und sowohl Fahrzeug wie auch Führerschein hat. 😁 Ein wenig Anreiz (neben Spritkosten) kann ja ein Wochenende in Schweden sein. Ggf. auch nicht teurer als eine Spedition.

Hast Du FS Klasse 3 bist du zu alt. 😁😁

FS 1, 2 und 3.............das hohe Alter muss ja auch Vorteile haben. 😉

Zitat:

@StefanLi schrieb am 15. März 2017 um 10:55:04 Uhr:


Hast Du FS Klasse 3 bist du zu alt. 😁😁

Bin halt ein junggebliebener Opi 😁😁

Zitat:

@gseum schrieb am 15. März 2017 um 10:10:40 Uhr:


Das Komplizierte daran ist ja nicht der Handel an sich, sondern das versicherte Fahren auf der Straße. Das hat mit Freihandelsabkommen erst mal nix zu tun. Ich finde es schon nicht schlecht, dass wenn mir jemand in die Karre fährt es gewährleistet ist, dass er auch versichert ist.

Ich würde mir den Spaß machen mit einem Anhänger das Auto abzuholen. 😁

Ich denke, Du verwechselst Ursache mit Wirkung. Na klar will keiner auch nur einen Meter unversichert fahren. Die Versicherungswirtschaft ist auch nur ein Wirtschaftszweig. In Europa würde ich erwarten, dass es nicht die bürokratisch angelegte Unmöglichkeit einer Schadendeckung ist, die den freien Handel erst verhindert oder erschwert.

Freier Handel ist halt relativ. Es ist ja schon ein bisschen getrickst, im Ausland ein hochwertiges Produkt zu kaufen, nichts im Grenzverkehr zu versteuern und dabei die Differenz-MwSt. zu sparen, die eben länderspezifisch und eigentlich für die dortigen Steuerzahler bemessen ist.
Da meine Frau Schwedin ist dachte ich mir, das kann ich vertreten. Wie ich schon geschrieben habe, es war aufwändig, aber auch spannend uns spassig. Ich bin nicht besonders aufgebracht über die Abwicklung, war halt ein Abenteuer.

Bleibe dabei, der reine Autohandel ist an sich frei und unproblematisch. Einzig das besondere Ansinnen die gekaufte Ware direkt im Ausland zu nutzen macht es kompliziert. Und es gibt genug Wege das einfach zu haben (Anhänger, Spedition). Die Kosten dann eben Geld.

Ich hatte gedacht es geht einfach.
Flug nach Schweden.
Sightseeing in Göteborg.
Besichtigung Volvo Fabrik.
Dann mit neu produziertem Auto nach Hause fahren.
Die Überführungskosten kann ich selber ausgeben.

Jochen

So habe ich das gemacht. Blöd nur, dass der XC60 in Belgien gebaut wurde. Aber Göteborg war schön.

Ich habe einen Golf in Polen gekauft. Der VW-Händler hat mir den polnischen Schein geschickt (Auto stand bei ihm in Posen), den habe ich auf der Zulassungsstelle umschreiben lassen und den Wagen gleichzeitig problemlos zugelassen. Mit Kennzeichen nach Polen, ans Auto geschraubt, heimgefahren. Hier musste ich dann noch beim Finanzamt die Umsatzsteuer (also die 19% Mehrwertsteuer) innerhalb 14 Tagen zahlen.

Das ist ein VW-Händler, bei dem sehr viele Deutsche Autos kaufen. Ersparnis waren schlapp 3000€.

Ich denke, wenn man einen schwedischen Händler findet, der das auch macht, ist das kein Ding. Das Prozedere ist überall gleich, weshalb ich nicht wüsste, warum andere Zulassungsstellen das anders handhaben sollten. Aber Beamte sind ja gern mal eigen...

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