Diesel mit 5Gang Automatik - Geht!

Mercedes E-Klasse W124

Hallo Leute,

Leider bin ich zur Zeit nicht im Besitz eines W124 mehr.
Möchte aber dennoch meine Erfahrungen preisgeben und hier meinen Umbau auf 5gang automatik Getriebe vorstellen.

Meiner war ein 300D Turbo, welcher ja bekanntermaßen nur mit 4 Gang Automatik ausgeliefert wurde.
Ein tolles Auto, nur war mir der 4te Gang trotz langer Hinterachsübersetzung zu kurz bei AB Fahrten.
Lange habe ich nach einer Lösung gesucht und sie schliesslich darin gefunden ein 5gang Automatik Getriebe vom 280E/320E (722.5xx) einzubauen. Das Getriebe passt dank gleicher Glocke 1:1 an den Diesel-Motoren. Nur der Kardan-Flansch hat einen kleineren Lochkreis was bedingt, das man entweder den Flansch umbauen, oder das vordere Stück der Kardanwelle tauschen muss. Dies ist eh nötig, da das Getriebe etwas länger ist als das 4Gang. Soweit zu den mechanischen Dingen.
Nun galt es den 5gang zu "aktivieren", welcher ja elektrisch geschalten wird. Die ersten 4 Gänge werden hydraulisch wie beim 4Gang Automat geschalten und haben auch die identische Übersetzung. Also fungiert der 5 Gang quasi als Overdrive, was durchaus gewünscht war. Doch zurück zum Schaltvorgang:
Um den 5 Gang einzulegen befindet sich ein elektrisches Regelventil im Getriebe welches über Strom betätigt wird (Nicht Spannung). Es gibt nicht nur ein/aus, vielmehr wird der Strom moduliert, um den Schaltvorgang der Fahrsituation anzupassen. Würde man das Ventil nur über einen Schalter aktivieren, also direkt den Gang "reinhauen", gibt es einen Schubser beim fahren. Umgekehrt kann ein zu langsames schalten zum Schleifen führen, was den Verschleiss der Bremsbänder fördert. Somit war klar das es ohne intelligente Elektronik nicht gehen würde. Die Benziner, welche dieses Getriebe verbaut haben besitzen dafür ein sogenanntes HGS-Modul (Hybrid-Getriebe-Steuerung). Dieses konnte ich aber nicht verwenden, da es Signale aus dem Motorsteuergerät benötigt. Also musste ein neues Modul entwickelt werden. Dies ist mir erfolgreich gelungen. Das Modul benötigt als Eingabegrößen die Geschwindigkeit des Fahrzeugs (Tachosignal vom Hallgeber - vorhanden) und Fahrpedalstellung (Unterdruck vom Modulierdruckgeber an der Einspritzpumpe - vorhanden). Der Unterdruck kann einfach über ein T-Stück von der Leitung zum Getriebe abgenommen werden. Auf den angehängten Bildern kann man die Anschlüsse erkennen. Optional kann auch der E/S Programmschalter angeschlossen werden. Dieser ist immer vorhanden, wenn man den Schaltbock vom 5Gang Getriebe verbaut. Damit ist es auch möglich den 5 Gang zu blockieren/zurückzuschalten. Ebenso wird ein Kickdown ausgewertet und entsprechend zurückgeschalten.

Da beim Benziner die Schaltpunkte insgesamt höher (bei höherer Drehzahl) liegen, waren natürlich noch weitere Anpassungen am Getriebe nötig. Bei Bedarf kann ich Tipps dazu geben.

Ich habe dieses Modul / Getriebe lange im Einsatz gehabt und war begeistert - besonders über die
Laufruhe und Verbrauchssenkung. Ein ganz anderes Fahrgefühl!
Noch heute läuft dieses Fahrzeug und der Besitzer ist mehr als zufrieden!

Sicherlich kann man einen entsprechenden Umbau auch beim Sauger machen.
Die 722.5 Getriebe bekommt man manchmal günstig gebraucht.

Da ich damals keine Bastelösung wollte, habe ich Platinen anfertigen lassen und nun noch einige übrig.
Falls jemand so ein Modul möchte bitte melden per PN.

Gruß,
Mike

Hgs
Hgs-a
Hgs-s
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Hallo Leute,

Leider bin ich zur Zeit nicht im Besitz eines W124 mehr.
Möchte aber dennoch meine Erfahrungen preisgeben und hier meinen Umbau auf 5gang automatik Getriebe vorstellen.

Meiner war ein 300D Turbo, welcher ja bekanntermaßen nur mit 4 Gang Automatik ausgeliefert wurde.
Ein tolles Auto, nur war mir der 4te Gang trotz langer Hinterachsübersetzung zu kurz bei AB Fahrten.
Lange habe ich nach einer Lösung gesucht und sie schliesslich darin gefunden ein 5gang Automatik Getriebe vom 280E/320E (722.5xx) einzubauen. Das Getriebe passt dank gleicher Glocke 1:1 an den Diesel-Motoren. Nur der Kardan-Flansch hat einen kleineren Lochkreis was bedingt, das man entweder den Flansch umbauen, oder das vordere Stück der Kardanwelle tauschen muss. Dies ist eh nötig, da das Getriebe etwas länger ist als das 4Gang. Soweit zu den mechanischen Dingen.
Nun galt es den 5gang zu "aktivieren", welcher ja elektrisch geschalten wird. Die ersten 4 Gänge werden hydraulisch wie beim 4Gang Automat geschalten und haben auch die identische Übersetzung. Also fungiert der 5 Gang quasi als Overdrive, was durchaus gewünscht war. Doch zurück zum Schaltvorgang:
Um den 5 Gang einzulegen befindet sich ein elektrisches Regelventil im Getriebe welches über Strom betätigt wird (Nicht Spannung). Es gibt nicht nur ein/aus, vielmehr wird der Strom moduliert, um den Schaltvorgang der Fahrsituation anzupassen. Würde man das Ventil nur über einen Schalter aktivieren, also direkt den Gang "reinhauen", gibt es einen Schubser beim fahren. Umgekehrt kann ein zu langsames schalten zum Schleifen führen, was den Verschleiss der Bremsbänder fördert. Somit war klar das es ohne intelligente Elektronik nicht gehen würde. Die Benziner, welche dieses Getriebe verbaut haben besitzen dafür ein sogenanntes HGS-Modul (Hybrid-Getriebe-Steuerung). Dieses konnte ich aber nicht verwenden, da es Signale aus dem Motorsteuergerät benötigt. Also musste ein neues Modul entwickelt werden. Dies ist mir erfolgreich gelungen. Das Modul benötigt als Eingabegrößen die Geschwindigkeit des Fahrzeugs (Tachosignal vom Hallgeber - vorhanden) und Fahrpedalstellung (Unterdruck vom Modulierdruckgeber an der Einspritzpumpe - vorhanden). Der Unterdruck kann einfach über ein T-Stück von der Leitung zum Getriebe abgenommen werden. Auf den angehängten Bildern kann man die Anschlüsse erkennen. Optional kann auch der E/S Programmschalter angeschlossen werden. Dieser ist immer vorhanden, wenn man den Schaltbock vom 5Gang Getriebe verbaut. Damit ist es auch möglich den 5 Gang zu blockieren/zurückzuschalten. Ebenso wird ein Kickdown ausgewertet und entsprechend zurückgeschalten.

Da beim Benziner die Schaltpunkte insgesamt höher (bei höherer Drehzahl) liegen, waren natürlich noch weitere Anpassungen am Getriebe nötig. Bei Bedarf kann ich Tipps dazu geben.

Ich habe dieses Modul / Getriebe lange im Einsatz gehabt und war begeistert - besonders über die
Laufruhe und Verbrauchssenkung. Ein ganz anderes Fahrgefühl!
Noch heute läuft dieses Fahrzeug und der Besitzer ist mehr als zufrieden!

Sicherlich kann man einen entsprechenden Umbau auch beim Sauger machen.
Die 722.5 Getriebe bekommt man manchmal günstig gebraucht.

Da ich damals keine Bastelösung wollte, habe ich Platinen anfertigen lassen und nun noch einige übrig.
Falls jemand so ein Modul möchte bitte melden per PN.

Gruß,
Mike

Hgs
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Es ist eine ganz normale PWM-Ansteuerung. mit änderung der Pulsbreite ändert sich auch der Strom. Die Stromstärke wird nicht direkt gesteuert, sondern ergibt sich aus Spannung / Widerstand. Durch die Stromstärke wird die 4-5 bzw. 5-4 Schaltung dem entsprechenden Lastzustand angepasst.
Die ersten 4 Gänge werden beim 722.5 rein hydraulisch gesteuert. Das ganze lässt sich bei nem 722.5 noch relativ einfach in Analogtechnik machen.

Beim 722.6 siehts ganz anders aus. Da werden alle Schaltvorgänge elektronisch gesteuert. Das macht die EGS, dazu werden die entsprechenden Magnetventile auf der elektrohydraulischen Steuereinheit ebenfalls pulsweitenmoduliert angesteuert. Die EGS kriegt ihre Eingangsgrößen zum einen Teil direkt über die EHS im Getriebe, und zum anderen Teil vom MSG und ESP-Steuergerät über den CAN-Bus sowie die Info über die aktuelle Wählhebelstellung vom Wählhebelmodul bzw. Gangerkennungsschalter.
Noch dazu hat das 722.6 eine geregelte KÜB, auch die wird über ein PWM-gesteuertes Magnetventil in einem bestimmten Schlupfverhältnis betrieben.

Dafür braucht man schon einen richtig guten Controller. das ist nichts für eben mal bisschen was zusammen löten. Dazu braucht es auch einige Programmierkenntnisse in Assembler und C. Dh wer einen brauchbaren Standalone Controller für ein 722.6 entwickelt hat, wird auch seinen Preis dafür haben wollen.

Gruß Julian

Ich habe den Controller von OFGear aus Dänemark, das ist im Kern ein Arduino den er auf eine eigens entwickelte gedruckte Platine gesetzt hat welche die Aus und Eingänge aufbereitet. Er liefert das mit kompletten Kabelbaum quasi Plug&play inclusive Drucksensor, sodass man nur noch ein Gaspedal Poti und den Schalthebel braucht, Stecker dafür sind schon fertig verkabelt. Der Contoller kann meiner Meinung nach alles was das Getriebe kann und noch mehr, ein Grunddatensatz ist drau. Etwas dürftig ist seine Dokumentation dafür ist er sehr hilfsbereit bei Fragen. Er verlangt für das ganze ca 800,-€ was ich sehr angemessen finde.

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