Der Takata-Skandal 2025: Todesfälle in Europa

Der Takata-Skandal 2025: Todesfälle in Europa

Autohersteller versuchen seit Jahren, das Problem mit den Takata-Airbags klein zu reden. Sie versuchen, die Öffentlichkeit und die Verbraucher durch eine verharmlosende, unvollständige oder irreführende Informationspolitik zu täuschen und in falscher Sicherheit zu wiegen. Die Verkehrsaufsichtsbehörden agieren zögerlich. Zwar werden Rückrufe veröffentlicht, am Ende aber bleibt es meist den Autoherstellern selbst überlassen, Zeitpunkt und Umfang der Airbag-Austausche zu bestimmen.

Das Hauptargument, das die Autohersteller gegenüber ihren Kunden vorbringen, ist, dass sie über Sicherheitsanalysen verfügten und durch Computersimulationen  voraussagen könnten, wann das Risiko so groß wird, dass tatsächlich etwas passieren könnte. Erst dann sei es nötig, die Airbags auszutauschen. Dabei wird darauf verwiesen, dass vor allem in einem Klima mit hohen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit die kritische Alterung der Gasgeneratoren eintreten könne. 

Die Verbraucher haben jedoch allen Grund, den Beschwichtigungen der Autokonzerne zu misstrauen. Denn die Verbraucher alleine tragen das Risiko für Leib und Leben. Für die Autokonzerne sind die Ausgaben für eine evtl. Entschädigung der Opfer und ihrer Angehörigen minimal im Vergleich zu den Kosten einer vorsorglichen Austauschaktion. Die lange Historie des Takata-Skandals belegt, dass sich erst etwas bewegt, wenn die Last der Beweise und der Druck der Öffentlichkeit schwer genug wiegen, dass eine unabhängige Kontrollinstanz einschreitet, wie dies jetzt in Frankreich geschah.

„Es handelt sich nicht mehr nur um eine klassische Rückrufaktion, sondern um eine direkte Bedrohung für das Leben der Autofahrer. Alle betroffenen Fahrzeuge müssen sofort stillgelegt werden, unabhängig davon, wo sie sich in Frankreich, auf Korsika oder in Übersee befinden."

Philippe Tabarot, französischer Verkehrsminister, Juli 2025

Ein Airbag hat die Aufgabe, im Falle eines Verkehrsunfalls das Leben und die Gesundheit der Insassen zu schützen. Airbags können schon bei niedrigen Geschwindigkeiten ab ca. 20 km/ h ausgelöst werden, wie dies bei einem leichten Auffahrunfall oder einem einfachen „Parkrempler“ auftreten kann. Die betroffenen Autofahrer trifft es plötzlich und unerwartet, sie haben keine Möglichkeit, sich der Gefahr zu entziehen. Ein Airbag, der seine Schutzfunktion nicht richtig erfüllt, wäre schon schlimm genug, aber ein Airbag, der von sich aus eine tödliche Gefahr darstellt, ist ein inakzeptables Risiko. In anderen Lebensbereichen, zum Beispiel in der Lebensmittel- oder Flugsicherheit, wäre die Duldung derartiger Risiken undenkbar.

Nach Angaben der US-amerikanischen Verkehrssicherheitbehörde NHTSA sind in den USA seit 2009 mindestens 28 Todesfälle und Hunderte von Verletzten durch Takata-Airbags aufgetreten. In den französischen Überseegebieten gab es 16 bestätigte Todesopfer. Weitere Todesfälle gab es in Australien und Asien. Aber auch mitten in Europa sind mehrere Fälle schwerer Verletzungen durch Takata-Airbags bekannt geworden sowie mindestens sechs Todesopfer durch die geschossartigen Metallfragmente der explodierenden Gasgeneratoren.

Viele Takata-Airbags sind weiterhin „tickende Zeitbomben“.

Ammoniumnitrathaltige Gasgeneratoren von Takata bzw. seinen Nachfolgeunternehmen und Lizenznehmern wurden noch bis mindestens 2018 in viele Neuwagen eingebaut. Daher ist damit zu rechnen, dass diese Bedrohung noch viele Jahre anhalten und weitere Opfer fordern wird, wenn nicht entschlossen gehandelt wird. 

Hier ist eine Aufstellung der Todesfälle in Europa.

Die Informationen stammen aus öffentlich zugänglichen Quellen und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Name des Opfers, Alter, Datum des Unfalls, Fahrzeug, Fahrzeugalter, Ort, Land

Serge Garaud, 51 Jahre, 18.11.2023, Citroen C3, nicht bekannt, Galan (Region les Hautes-Pyréneés), Frankreich (Metropole)

Célia Bernaudat, 37 Jahre, 11.06.2025, Citroen C3, 11 Jahre (2014), Reims, Frankreich (Metropole)

Martina Guzzi, 24 Jahre, 28.05.2024, Citroen C3, nicht bekannt, Catanzaro, Italien

Raffaella Scudiero, 25 Jahre, 01.04.2025, Citroen C3, 16 Jahre (2009), Acerra (Napoli), Italien

Kyriakos Oxinos, 24 Jahre, 24.01.2023, 3er BMW (E46), nicht genau bekannt (2007 oder älter), nicht bekannt, Zypern

Styliani Giorgalli, 19 Jahre, 21.10.2024, Toyota Yaris, nicht bekannt, Avgorou (Famagusta), Zypern

Auswahl von Quellen:

https://www.ladepeche.fr/2025/06/18/airbags-takata-defectueux-une-premiere-victime-dans-les-hautes-pyrenees-12770920.php

https://www.lefigaro.fr/faits-divers/accident-mortel-a-reims-l-autopsie-confirme-la-responsabilite-de-l-airbag-takata-20250617

https://www.suedtirolnews.it/italien/martina-guzzi-das-erste-opfer-der-defekten-takata-airbags-in-italien

https://internapoli.it/raffaella-scudiero-uccisa-dallairbag-difettoso-colpita-da-un-bossolo-a-300-km-h/

https://en.famagusta.news/news/kypros/sfairidia-kai-nitriki-ammonia-apo-aerosako-i-aitia-thanatou-tou-k-oxinou

https://fastforward.com.cy/policy/did-it-have-happen-us-takata-airbags

35 Antworten

Dieser Beitrag ist durchaus sehr informativ. Ich verstehe nicht warum es hier Sesselpupser und Erbsenzähler gibt, die fordern diesen Post zu löschen.

Warum? Was ist euer Antrieb? Ich finde die veröffentlichte Information sehr korrekt.

der Beitrag hat mich immerhin auch dazu bewegt, mal (wieder) die Rückrufdatenbank der Hersteller und des KBA zu bemühen um die FINs checken zu lassen. Sollte man eigentlich regelmäßig machen. Gerade bei (als) Gebrauchtfahrzeuge(n) erworbenen Autos kann es ja mal vorkommen, das Briefe zu offenen RR-Aktionen nicht direkt in das korrekte Postfach gelangen. Man muss das nicht löschen, NUB hin oder her... würde man das so strikt verfolgen, wäre 30% aller Beiträge hier sofort weg. Meiner diesiger wohl auch.

Hi

Meine Tochter hat gestern Post von Skoda bekommen, Airbag tauschen.

Tom

Zitat:@jorge27 schrieb am 10. August 2025 um 00:22:59 Uhr:

Dieser Beitrag ist durchaus sehr informativ. Ich verstehe nicht warum es hier Sesselpupser und Erbsenzähler gibt, die fordern diesen Post zu löschen. Warum? Was ist euer Antrieb? Ich finde die veröffentlichte Information sehr korrekt.

Die Information war vorher auch öffentlich. Einfach mal selber informieren.

Dazu muss man nicht Texte aus dem Netz zusammen kopieren und hier einstellen.

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Wenn man aber lieber bei MT abhängt, statt bei Bild-Focus-Spiegel.online und Konsorten?

Dann ist das hier schon der richtige Weg, finde ich.

Zitat:@Pauliese schrieb am 10. August 2025 um 11:59:21 Uhr:
Wenn man aber lieber bei MT abhängt, statt bei Bild-Focus-Spiegel.online und Konsorten?Dann ist das hier schon der richtige Weg, finde ich.

Von der Bild mal abgesehen, kriege ich woanders zu solchen Themen meist bessere Informationen als hier. Auf MT wird’s halt sehr schnell emotional.

Zitat:
@Moers75 schrieb am 9. August 2025 um 19:15:37 Uhr:
Aus dem Link:
" ist die Behördenangabe zu den bekannten „Vorfällen mit Sach- und/oder Personenschäden“ immer gleich geblieben: Flensburg sind „keine bekannt“."
Vielleicht sieht das KBA daher aus gutem Grund keine Dringlichkeit für einen kurzfristigen offiziellen Rückruf 😉

Danke, @Moers75 , für diese Detailbeobachtung. Ja, das stimmt, wenn in den KBA-Rückrufen keine „Vorfälle mit Sach- und/oder Personenschäden“ bekannt sind, ist das erst mal beruhigend. Das gilt vermutlich auch, wenn die Zahl der „potentiell betroffenen Fahrzeuge“ beim KBA relativ niedrig bleibt.

Das mit den Rückrufen kann allerdings auch einen ganz anderen Verlauf nehmen, wie die folgende Aufstellung aller KBA-Rückrufe zum Takata-Airbag-Problem bei den Citroen C3-Modellen zeigt.

Takata und Citroen C3 - Chronologie einer Fehleinschätzung.

Am 10. Dezember 2019 ereignete sich auf der französischen Übersee-Insel La Réunion ein außergewöhnlicher Unfall mit einem Citroen C3, bei dem Metallfragmente durch die Explosion des Gasgenerators durch den Airbag geschleudert wurden und die damals 23-jährige Fahrerin Elisa Ramaye im Gesicht schwer verletzten. 

Quelle: https://imazpress.com/actus-reunion/airbags-tempionage

Dies führte im September 2020 zu folgender Produktwarnmeldung im Rapex-System (EU safety gate alert) mit der Nr. A12/01043/21 FR.

Risk description: The propellant airbag inflator may experience a material alteration over time due to degradation occurring after prolonged exposure to high absolute humidity, high temperatures and high-temperature cycling. In the event of an airbag being deployed, the excessive internal pressure may cause the inflator body torupture and metal fragments may pass through the cushion material causing injury to the occupants.

Country of origin: France

Measures taken by economic operators: Recall of the product from end users

Date of entry into force: 16/09/2020

Diese Rapex-Warnmeldung vom 16.09.2020 wird auch im 

ersten deutschen KBA-Rückruf für Citroen C3 vom 29.10.2020 genannt.

KBA-Rückruf (Referenznummer 9331) vom 29.10.2020: 

Betroffene Fahrzeuge:

Marke: CITROEN

Modelle: C4, C3

Produktionszeitraum: 2009 - 2017

Rückrufcode des Herstellers: GYY, GYB, GYC oder HNU

Mangelbeschreibung: Fehler im Gasgenerator des Fahrer- und/oder Beifahrerairbags kann bei Airbagauslösung zu unkontrollierter Entfaltung und zum Lösen von Metallfragmenten führen, die die Insassen verletzen können.

Bekannte Vorfälle mit Sach- und/oder Personenschäden: 

Unfall am 10.12.2019 (s.Rapex-Meldung A12/01043/21 FR, Version 2)

Potentiell betroffene Fahrzeuge: Weltweit: 9.048 Deutschlandweit: 665

Über die folgenden vier Jahre werden weltweit insgesamt 25 Unfälle dieser Art mit Takata-Airbags in Citroen C3 in Verbindung gebracht, 9 davon auf dem europäischen Festland. Zu diesem Zeitpunkt geht das KBA in seinem Rückruf vom Mai 2024 von weltweit lediglich 48.182 betroffenen Fahrzeugen aus, davon in Deutschland nur 291 Stück.

KBA-Rückruf (Referenznummer 13844) vom 23.05.2024: 

Betroffene Fahrzeuge:

Marke: CITROEN

Modelle: C3

Produktionszeitraum: 27.05.2009 - 04.02.2017

Rückrufcode des Herstellers: MN9 (Batch#1)

Mangelbeschreibung:  Fehler im Gasgenerator des Fahrer- und/oder Beifahrerairbags kann bei Airbagauslösung zu unkontrollierter Entfaltung und zum Lösen von Metallfragmenten führen, die die Insassen verletzen können.

Bekannte Vorfälle mit Sach- und/oder Personenschäden:

Es sind derzeit 9 Unfälle in zentral Europa und 16 weitere weltweit

Potentiell betroffene Fahrzeuge: Weltweit: 48.182 Deutschlandweit: 291

Im September 2024 ist beim KBA dann erstmals von „Todesfällen“ die Rede. Eine genaue Anzahl wird nicht angegeben. In dem am 2. September 2024 veröffentlichten KBA-Rückruf ist bei den „betroffenen Fahrzeugen“ eine drastische Erhöhung der Stückzahlen zu beobachten. Weltweit geht es nun um über 1,7 Millionen Fahrzeuge. Wieviele davon in Deutschland zugelassen sind, ist dem KBA „nicht bekannt“.

KBA-Rückruf (KBA-Referenznummer 6626) vom 02.09.2024: 

Betroffene Fahrzeuge: 

Marke: CITROEN

Modelle: C3, C4

Produktionszeitraum: 24.09.2008 - 20.05.2018

Rückrufcode des Herstellers: JGU, MN9, MK7, NQ3

Mangelbeschreibung: Fehler im Gasgenerator des Fahrerairbags führt bei Airbagauslösung zu unkontrollierter Entfaltung.

Bekannte Vorfälle mit Sach- und/oder Personenschäden:

Es sind Verletzungen und Todesfälle bekannt

Potentiell betroffene Fahrzeuge: Weltweit: 1.706.122 Deutschlandweit: nicht bekannt

Am 11. Juni 2025 ereignete sich im nordfranzösischen Reims ein weiterer Verkehrsunfall, bei dem eine 37 jährige Frau am Steuer ihres Citroen C3 (Baujahr 2014) durch Metallfragmente des Takata-Airbags tödliche Verletzungen erlitt.

Im Zusammenhang mit den Ereignissen in Frankreich hat das KBA am 23. Juni 2025 den Rückruf der Citroen C3 auch auf das Modell DS3 ausgeweitet, was in Deutschland gut 35.000 Fahrzeuge betrifft. In der Rubrik der Sach- und Personenschäden ist nur noch von „Vorfällen mit Personenschaden“ die Rede.

KBA-Rückruf (KBA-Referenznummer 15237R) vom 23.06.2025: 

Betroffene Fahrzeuge:

Marke: CITROEN

Modelle: DS3, C3

Produktionszeitraum: 2009 - 2019

Rückrufcode des Herstellers: NQ3

Mangelbeschreibung: Fehler im Gasgenerator des Fahrer- und/oder Beifahrerairbags kann bei Airbagauslösung zu unkontrollierter Entfaltung und zum Lösen von Metallfragmenten führen, die die Insassen verletzen können.

Bekannte Vorfälle mit Sach- und/oder Personenschäden:

Vorfälle mit Personenschaden bekannt

Potentiell betroffene Fahrzeuge: Deutschlandweit: 35.753

Frankreich, im Juni und Juli 2025: 

Stellantis verkündet eine Stop-Drive-Empfehlung für die betroffenen Fahrzeuge.

Der französische Verkehrsminister Philippe Tabarot kündigt am 17. Juni 2025 die vorübergehende Stilllegung aller betroffenen Fahrzeuge an (bis zu einem vollzogenen Austausch der Takata-Airbags) und zwar unabhängig vom deren Alter.

Die schriftliche gesetzliche Verordnung ergeht am 29. Juli 2025. 

Quelle: https://www.legifrance.gouv.fr/jorf/id/JORFTEXT000052001269 (Original in französischer Sprache)

Diese gesetliche Verordnung verpflichtet die Hersteller zu erweiterten und beschleunigten Rückrufen für Takata-Airbags und zielt darauf ab, sicherzustellen, dass die Hersteller ihre Verantwortung vollständig übernehmen.

Für die betroffenen Autofahrer sind Begleitmaßnahmen vorgesehen, um die Einschränkungen so gering wie möglich zu halten (Leihwagen, Reparatur zu Hause oder Abschleppen des Fahrzeugs, Reparaturfrist).

Quelle: https://www.ecologie.gouv.fr/rappel-airbag-takata (n französischer Sprache)

Zusatzlink: https://www.ecologie.gouv.fr/presse/airbags-takata-ministere-transports-renforce-obligations-securite-charge-constructeurs (n französischer Sprache)

Und um zum Schluss eine Frage zu stellen 😉

Wäre diese Form des Verbraucherschutzes nicht auch gut für uns in Deutschland?

Zitat:
@Beetle-Driver schrieb am 10. August 2025 um 18:02:14 Uhr:
Wäre diese Form des Verbraucherschutzes nicht auch gut für uns in Deutschland?

Ja, deswegen haben wir die gleiche Form des Verbraucherschutzes auch in D. Rückrufe bis hin zu Betriebsuntersagungen kann das KBA genauso erlassen, es braucht aber einen triftigen Grund. Solange da steht "Vorfälle mit Sach- und Personenschaden nicht bekannt" gibt es aber eben keine Handhabe für derart drastische Maßnahmen.

Was ich dagegen für nötig halte: Es wird beim KBA registriert wer an Rückrufen teilgenommen hat und wer nicht. Die Daten müssten an die Prüforganisationen gehen damit bei der nächsten HU offene Rückrufe angezeigt werden. Beim VW Softwareupdate hat man die Überprüfung bei der HU angeordnet, warum nicht bei jedem sicherheitsrelevanten Rückruf?

Zitat:
@Moers75 schrieb am 12. August 2025 um 19:13:41 Uhr:
Ja, deswegen haben wir die gleiche Form des Verbraucherschutzes auch in D. Rückrufe bis hin zu Betriebsuntersagungen kann das KBA genauso erlassen, es braucht aber einen triftigen Grund. Solange da steht "Vorfälle mit Sach- und Personenschaden nicht bekannt" gibt es aber eben keine Handhabe für derart drastische Maßnahmen.
Was ich dagegen für nötig halte: Es wird beim KBA registriert wer an Rückrufen teilgenommen hat und wer nicht. Die Daten müssten an die Prüforganisationen gehen damit bei der nächsten HU offene Rückrufe angezeigt werden. Beim VW Softwareupdate hat man die Überprüfung bei der HU angeordnet, warum nicht bei jedem sicherheitsrelevanten Rückruf?

Danke für Deine Antwort, @Moers75 ! 

Deinen Vorschlag, Rückrufe und Hauptuntersuchung zu verknüpfen, finde ich ausgezeichnet!

Beim Thema „Verbraucherschutz“ bin ich anderer Meinung, das klappt hier in Deutschland bei den Autos nicht so gut. Für mich bleibt völlig unverständlich, dass das KBA im Falle der Takata-Airbags bisher so zurückhaltend und zögerlich agiert hat. Es ist auch keineswegs so, dass es „Vorfälle mit Personenschaden“, wie man dies neuerdings von Amts wegen umschreibt, nicht gegeben hätte.

Ich will nur noch einmal an den Wortlaut der KBA-Mangelbeschreibungen erinnern, beispielsweise beim „großen VW-Rückruf“ vom 23.01.2025:

KBA-Referenznr. 14593R, betroffene Modelle der Baujahre 2004-2018: 

GOLF, VIVO, CRAFTER, T5, XL 1, SHARAN, EOS, UP, MULTIVAN, CALIFORNIA, TIGUAN, PASSAT, BEETLE, POLO, CC, FOX.

Mangelbeschreibung:

„Fehler im Gasgenerator der Frontairbags kann bei Airbagauslösung zu

unkontrollierter Entfaltung und zum Lösen von Metallfragmenten führen, die die

Insassen schwer oder tödlich verletzen können.“ …und

Bekannte Vorfälle mit Sach- und/oder Personenschäden: 

4 Schadensereignisse bekannt.

Auch beim vorletzten (!) Citroen C3-Rückruf (KBA-Referenznr. 6629), am 02.09.2024 hieß es beim KBA:

Bekannte Vorfälle mit Sach- und/oder Personenschäden:

Es sind Verletzungen und Todesfälle bekannt

Was ist seitdem hier in Deutschland geschehen?

Bei Stellantis:

Erst mal nichts, erst die nächste tote Fahrerin im Nachbarland Frankreich schreckt die Herrschaften auf und reißt ihnen zugleich ihre schönen „Klima-Risikomodelle“ in Stücke. Und das KBA? …  Das KBA „informiert“ pflichtgemäß, indem es auf die Pressemitteilung und Homepage von Stellantis verweist.

https://www.kba.de/DE/Aktuelles/Fachinformationen/info_stop_drive_citroen.html

… und auf der KBA-homepage ist das Thema mittlerweile ganz verschwunden, offenbar nicht mehr als eine alte Randnotiz, nach der man gezielt suchen muss.

In Frankreich kocht die Volksseele.

Bei VW:

Trotz der veröffentlichten KBA-Rückrufe und der ausdrücklichen Bestätigung von VW, dass die mittels FIN eindeutig identifizierten Fahrzeuge tatsächlich einen Takata-Airbag besitzen, behauptet die Volkswagen AG gegenüber ihren Kunden dreist, dass „das Fahrzeug in Deutschland derzeit nicht von einer Rückrufaktion betroffen“ sei. 

Otto-Normalverbraucher denkt doch: „Aha, da steht „nicht betroffen“, ich bin also sicher“ … und hakt die Sache erst mal erleichtert ab.

Nur im Kleingedruckten („Disclaimer“) lässt VW sich das entscheidende Hintertürchen offen: „Wir empfehlen Ihnen, den Status Ihres Fahrzeugs in einigen Tagen erneut zu überprüfen.“

Das ist meiner Meinung nach eine bewusste Irreführung der Verbraucher.

Wie wir gesichert wissen, erhalten zum Beispiel auch 11 Jahre alte VW-Beetle von VW trotz des offiziellen KBA-Rückrufs keinen Austausch ihres Takata-Airbags und nicht einmal eine Auskunft darüber, wann das denn überhaupt stattfinden könnte.

Auf Nachfrage bei der VW-Kundenbetreuung bekommt man (wohlgemerkt mit einem bestätigten Takata-Airbag in der Karre) folgende Auskunft:

„Wenn die Analyen von Volkswagen ergeben, dass es in Deutschland auf Lebenszeit unkritisch ist, wird es auch in Zukunft keinen Rückruf geben.“

So geht Volkswagen mit seinen Kunden um … und das KBA läßt VW gewähren.

Klartext: Man kann doch ein Bauteil, das Menschen grauenhaft verletzt und umbringt, statt sie bestimmungsgemäß zu schützen, nicht noch jahrelang in den Autos dulden und die Leute damit herumfahren lassen! 

Um einigermaßen zu verstehen, was die Takata-Airbags anrichten, hier drei sehr kurze Videos über Opfer und Angehörige mit Kontext.

Stephanie Erdman wurde am 1. September 2013 durch Takata-Metallteile im Gesicht verletzt und sagte als Zeugin in der Anhörung zum Takata-Skandal im US-Senat am 20. November 2014 aus.

TAKATA AIRBAG HRG-VICTIM: I WILL NEVER BE THE SAME

Veröffentlicht am 01.04.2016 (Dauer 50 Sekunden)

https://www.youtube.com/watch?v=9-XWIwyAKOw

Jewel Brangman verstarb am 7. September 2014 durch Verbluten nach Verletzung ihrer Halsschlagader durch ein Takata-Metallfragment. Ihr Vater erinnert an seine verstorbene Tochter.

In Remembrance of My Daughter and Takata Airbag Fatality, Jewel Brangman

Veröffentlicht am 08.09.2018 (Dauer 2 Min. 20 Sekunden)

https://www.youtube.com/watch?v=1SPKcunLxE8

Célia Bernaudat verstarb am 14. Juni 2025 in Reims, Frankreich, als Folge der Verletzungen durch Metallfragmente aus dem Takata-Gasgenerator ihres 11 Jahre alten Citroen C3. Ihre Angehörigen berichten.

Airbags Takata : la famille de la conductrice tuée témoigne

Veröffentlicht am 24.07.2025 (leider nur in französischer Sprache, Dauer 3 Minuten 47 Sekunden)

https://www.youtube.com/watch?v=yCUHuECsPEg

-

wenn das KBA nix macht, weil es unter Prokrastination, ähm... sorry, ... Lobbyismus leidet, dann muss man halt die olle AutoBlöd mit dem Thema konfrontieren und dort einen jungen, hungrigen Journalisten auf dieses Thema aufmerksam machen. Los los....

@Beetle-Driver

Nichts für ungut, du schreibst irgendwie wie ein Computer. KI oder sonst was.

Machst viel Wind um wenig. Viel uralter Krempel. Weiß nicht was ich davon halten soll.

Für mich nichts als Stimmungsmache im Sommerloch, ohnehin KI-generiert. Ein echtes Ziel ist gar nicht erkennbar.

Wer antwortet oder nachfragt, wird mit ellenlangen Texten, versehen mit zahllosen Links, konfrontiert. So langweilig könnte mir gar nicht sein, dass ich über so einen alten Käse überhaupt noch recherchieren würde, geschweige denn stundenlang irgndwelche Texte zusammenkloppe.

Ich wünschte, die Mods hätten Erbarmen...

Tja liebe Lesenden, bisher hat mich das Thema auch nicht tangiert. Doch tatsächlich, fast zeitgleich mit dem Start dieses Freds, habe ich einen aktuellen Fall im Freundeskreis. Die Tochter eines Freundes hat die grundlose Auslösung beider Airbags in ihrem Touran während einer normalen Fahrt jetzt erleben müssen. Außer ihr selbst als Fahrerin waren die anderen Sitzplätze mit den Kindern besetzt. Am Ende ist das Ergebnis wahrscheinlich ein (wirtschaftlicher) Totalschaden. Frontscheibe zerstört, Armaturentafel, Lenkrad etc. und alle Insassen mußten in die Klinik. Fahrerin mit Abschürfungen am Arm, Kinder mit Tinitus etc. das volle Programm. Vom Schock der Kinder gar nicht zu sprechen. Antwort von VW steht wohl noch aus. Ich hoffe, dass die Familie das Thema mit Nachdruck verfolgt. Weiterhin stellt sich natürlich die finanzielle Frage der Neuanschaffung eines Fahrzeugs. Also witzig und langweilig finde ich das Thema jetzt nicht mehr, schon gar nicht hat das was mit Sommerloch zu tun.

Zitat:
@Moers75 schrieb am 12. August 2025 um 19:13:41 Uhr:
Was ich dagegen für nötig halte: Es wird beim KBA registriert wer an Rückrufen teilgenommen hat und wer nicht. Die Daten müssten an die Prüforganisationen gehen damit bei der nächsten HU offene Rückrufe angezeigt werden. Beim VW Softwareupdate hat man die Überprüfung bei der HU angeordnet, warum nicht bei jedem sicherheitsrelevanten Rückruf?

Warum?

Wenn das KBA will, dass die Fahrzeuge ohne die Rückruf-Maßnahme nicht mehr am Straßenverkehr teilnehmen sollen, dann kann es direkt die Zulassungsstellen informieren. Der Umweg über die Prüforganisationen ist da nicht nötig.

Gerade bei den Airbags glaube ich auch nicht, dass irgendwer den alten Airbag wieder einbaut. Allerdings: Das könnte ihm Rahmen der HU ohnehin nicht festgestellt werden...

Zitat:
@matzi99 schrieb am 13. August 2025 um 21:11:04 Uhr:
Tja liebe Lesenden, bisher hat mich das Thema auch nicht tangiert. Doch tatsächlich, fast zeitgleich mit dem Start dieses Freds, habe ich einen aktuellen Fall im Freundeskreis. Die Tochter eines Freundes hat die grundlose Auslösung beider Airbags in ihrem Touran während einer normalen Fahrt jetzt erleben müssen. Außer ihr selbst als Fahrerin waren die anderen Sitzplätze mit den Kindern besetzt…

Hallo, @matzi99 , vielen Dank für die Info!

Die Betroffenen können beim KBA eine Meldung über den Vorfall eingeben, dafür gibt es den „Mangelmelder“:

https://www.kba-online.de/mame-webapp/#/

Beim Touran ist eine ungewollte Airbagauslösung bisher wohl nicht bekannt.

Es gab am 4.9.2019 eine KBA-Rückruf (Referenznr. 9094) für die VW-Modelle Tiguan, Sharan und CC aus dem Baujahr 2015.

Titel: Fehlerhaftes elektrisches Bauteil führt zu einer eingeschränkten Funktion der Airbags und Gurtstraffer.

Bekannte Vorfälle mit Sach- und/oder Personenschäden:

2 Fälle mit ungewollter Airbagauslösung und 1 Fall mit ungewollter Gurtstrafferauslösung bekannt.

In den USA gab es mal ein ähnliches Problem mit dem „VW Atlas/Teramont“ (Vertrieb nicht in Europa).

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