Der Takata-Skandal 2025: Todesfälle in Europa
Der Takata-Skandal 2025: Todesfälle in Europa
Autohersteller versuchen seit Jahren, das Problem mit den Takata-Airbags klein zu reden. Sie versuchen, die Öffentlichkeit und die Verbraucher durch eine verharmlosende, unvollständige oder irreführende Informationspolitik zu täuschen und in falscher Sicherheit zu wiegen. Die Verkehrsaufsichtsbehörden agieren zögerlich. Zwar werden Rückrufe veröffentlicht, am Ende aber bleibt es meist den Autoherstellern selbst überlassen, Zeitpunkt und Umfang der Airbag-Austausche zu bestimmen.
Das Hauptargument, das die Autohersteller gegenüber ihren Kunden vorbringen, ist, dass sie über Sicherheitsanalysen verfügten und durch Computersimulationen voraussagen könnten, wann das Risiko so groß wird, dass tatsächlich etwas passieren könnte. Erst dann sei es nötig, die Airbags auszutauschen. Dabei wird darauf verwiesen, dass vor allem in einem Klima mit hohen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit die kritische Alterung der Gasgeneratoren eintreten könne.
Die Verbraucher haben jedoch allen Grund, den Beschwichtigungen der Autokonzerne zu misstrauen. Denn die Verbraucher alleine tragen das Risiko für Leib und Leben. Für die Autokonzerne sind die Ausgaben für eine evtl. Entschädigung der Opfer und ihrer Angehörigen minimal im Vergleich zu den Kosten einer vorsorglichen Austauschaktion. Die lange Historie des Takata-Skandals belegt, dass sich erst etwas bewegt, wenn die Last der Beweise und der Druck der Öffentlichkeit schwer genug wiegen, dass eine unabhängige Kontrollinstanz einschreitet, wie dies jetzt in Frankreich geschah.
„Es handelt sich nicht mehr nur um eine klassische Rückrufaktion, sondern um eine direkte Bedrohung für das Leben der Autofahrer. Alle betroffenen Fahrzeuge müssen sofort stillgelegt werden, unabhängig davon, wo sie sich in Frankreich, auf Korsika oder in Übersee befinden."
Philippe Tabarot, französischer Verkehrsminister, Juli 2025
Ein Airbag hat die Aufgabe, im Falle eines Verkehrsunfalls das Leben und die Gesundheit der Insassen zu schützen. Airbags können schon bei niedrigen Geschwindigkeiten ab ca. 20 km/ h ausgelöst werden, wie dies bei einem leichten Auffahrunfall oder einem einfachen „Parkrempler“ auftreten kann. Die betroffenen Autofahrer trifft es plötzlich und unerwartet, sie haben keine Möglichkeit, sich der Gefahr zu entziehen. Ein Airbag, der seine Schutzfunktion nicht richtig erfüllt, wäre schon schlimm genug, aber ein Airbag, der von sich aus eine tödliche Gefahr darstellt, ist ein inakzeptables Risiko. In anderen Lebensbereichen, zum Beispiel in der Lebensmittel- oder Flugsicherheit, wäre die Duldung derartiger Risiken undenkbar.
Nach Angaben der US-amerikanischen Verkehrssicherheitbehörde NHTSA sind in den USA seit 2009 mindestens 28 Todesfälle und Hunderte von Verletzten durch Takata-Airbags aufgetreten. In den französischen Überseegebieten gab es 16 bestätigte Todesopfer. Weitere Todesfälle gab es in Australien und Asien. Aber auch mitten in Europa sind mehrere Fälle schwerer Verletzungen durch Takata-Airbags bekannt geworden sowie mindestens sechs Todesopfer durch die geschossartigen Metallfragmente der explodierenden Gasgeneratoren.
Viele Takata-Airbags sind weiterhin „tickende Zeitbomben“.
Ammoniumnitrathaltige Gasgeneratoren von Takata bzw. seinen Nachfolgeunternehmen und Lizenznehmern wurden noch bis mindestens 2018 in viele Neuwagen eingebaut. Daher ist damit zu rechnen, dass diese Bedrohung noch viele Jahre anhalten und weitere Opfer fordern wird, wenn nicht entschlossen gehandelt wird.
Hier ist eine Aufstellung der Todesfälle in Europa.
Die Informationen stammen aus öffentlich zugänglichen Quellen und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Name des Opfers, Alter, Datum des Unfalls, Fahrzeug, Fahrzeugalter, Ort, Land
Serge Garaud, 51 Jahre, 18.11.2023, Citroen C3, nicht bekannt, Galan (Region les Hautes-Pyréneés), Frankreich (Metropole)
Célia Bernaudat, 37 Jahre, 11.06.2025, Citroen C3, 11 Jahre (2014), Reims, Frankreich (Metropole)
Martina Guzzi, 24 Jahre, 28.05.2024, Citroen C3, nicht bekannt, Catanzaro, Italien
Raffaella Scudiero, 25 Jahre, 01.04.2025, Citroen C3, 16 Jahre (2009), Acerra (Napoli), Italien
Kyriakos Oxinos, 24 Jahre, 24.01.2023, 3er BMW (E46), nicht genau bekannt (2007 oder älter), nicht bekannt, Zypern
Styliani Giorgalli, 19 Jahre, 21.10.2024, Toyota Yaris, nicht bekannt, Avgorou (Famagusta), Zypern
Auswahl von Quellen:
https://fastforward.com.cy/policy/did-it-have-happen-us-takata-airbags
35 Antworten
Zitat:
@hk_do schrieb am 13. August 2025 um 21:11:29 Uhr:
Warum?
1) Wenn das KBA will, dass die Fahrzeuge ohne die Rückruf-Maßnahme nicht mehr am Straßenverkehr teilnehmen sollen, dann kann es direkt die Zulassungsstellen informieren. Der Umweg über die Prüforganisationen ist da nicht nötig.
2) Gerade bei den Airbags glaube ich auch nicht, dass irgendwer den alten Airbag wieder einbaut. Allerdings: Das könnte ihm Rahmen der HU ohnehin nicht festgestellt werden...
1) Ja, stimmt auch wieder!
2) Was mich wundert ist, dass man für von Takata-Rückrufen betroffene Fahrzeuge diese sicherheitstechnisch kritischen Teile problemlos über den Gebraucht-Teilemarkt bekommt, natürlich auf e-bay, … aber auch z.B. hier (Onderdelenlijn und Proxyparts, Niederlande):
oder hier in Deutschland: TEILeHABER GmbH, Hofstetter Straße 11a, D-63839 Kleinwallstadt
https://www.teilehaber.de/itm/airbag-fahrer-vw-beetle-5c-5c5880201-p22140551-src44329609.html
Allerdings steht da auch:
- TEILeHABER ist kein Online-Shop.
- TEILeHABER ist ein Online-Marktplatz, auf dem gewerbliche Verkäufer ihre Ersatzteile anbieten.
- TEILeHABER hat kein Lager mit Kfz-Ersatzteilen..
Problemlos ist jetzt erstmal relativ, wenn es um Teile geht die unter das Sprengstoffrecht fallen.
Außerdem hätte ich da gewisse Bedenken, ob die im Netz angebotenen Gebrauchtteile nicht gerade die sind, die aufgrund des Rückrufes ausgebaut wurden...
aber ein vom Rückruf betroffenes Teil kann ( beim Verwerter ) bestellt werden und da das Auto verschrottet ist, gibt es für dieses Teil keinen Rückruf.
Bei mir war nach einem wirtschaftlichen Totalschaden ( beide Frontairbags ). Zuerst war ein vom Rückruf betroffener airbag verbaut - jetzt ist ein i.O. Teil verbaut.
So - nicht neue ( z.B. VAG Tresen ) airbags dürfen nicht an andere Weitergegeben werden ! Weder Verschenken noch Verkaufen !
Französische Dokumentation über den Umgang von Stellantis mit dem Problem der Takata-Airbags
(verfügbar in französischer Sprache und in englischer Übersetzung) auf Youtube:
„Airbags défectueux : elle n'a pas d'autres moyens de transports“ (Übersetzt: „Defekte Airbags: Sie hat keine andere Transportmöglichkeit“), von „A DECOUVERT“,
veröffentlicht bereits am 07.02.2025, also mehrere Monate VOR dem Todesfall von Reims im Juni 2025.
https://www.youtube.com/watch?v=dO21-rYFP5k
Es wird über das Vorgehen des Citroen-Mutterkonzerns Stellantis berichtet, unter anderem über zwei Fälle aus der französischen Überseeregion Guadeloupe sowie den ersten Todesfall im Kernland Frankreich vom 18. November 2023 (Serge Garaud).
Ausführlich äußert sich der Sprecher von Stellantis zu den Vorfällen und den von Stellantis schrittweise getroffenen Maßnahmen auf der Basis von falschen Zusicherungen der Firma Takata zur Sicherheit der Airbags sowie den (letztlich fehlerhaften) Risiko-Vorhersagemodellen.
Im Nachhinein besonders kurios:
Stellantis versuchte zu Beginn der Rückrufaktionen, das Kernland Frankreich durch eine willkürliche Grenzlinie in zwei separate Klimazonen aufzuteilen und die Rückrufe dann auf die Südhälfte zu beschränken (Ausschnitt bei Minute 10‘26‘‘).
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Heute zeigte mir ein Kollege seine Aufforderung von Audi (KBA) zum Wechsel des Beifahrerairbags an einem A6 Bj. 2009.
Zitat:
@Clio.0815 schrieb am 21. August 2025 um 12:25:08 Uhr:
Heute zeigte mir ein Kollege seine Aufforderung von Audi (KBA) zum Wechsel des Beifahrerairbags an einem A6 Bj. 2009.
Hallo, @Clio.0815 , danke für diese interessante Info!
Hier geht es mal um den Beifahrer-Airbag bei einem Audi A6 von 2009, also einem 16 Jahre alten Fahrzeug.
Der Austausch gehört zum KBA Rückruf vom 22.02.2023 (KBA-Referenznummer 12491)
Betroffene Fahrzeuge: AUDI Modelle: A4, S6, S4, A6, RS6, RS4
Produktionszeitraum: 12.05.2003 - 29.09.2011
Rückrufcode des Herstellers: 69EQ (beinhaltet ausländischen Code 69R7)
Mangelbeschreibung: Fehler im Gasgenerator des Beifahrerairbags kann bei Airbagauslösung zu unkontrollierter Entfaltung und zum Lösen von Metallfragmenten führen, die die Insassen verletzen können.
Maßnahme: Das Airbagmodul auf der Beifahrerseite wird durch eine Komponente mit einem anderen Treibmittel ersetzt.
Noch im Januar 2025 wollte Audi diesen Rückruf erst ab einem Fahrzeug-/Airbagalter von 20 Jahren ausführen.
Zitat:
Audi-Rückruf: Takata-Debakel weitet sich aus vom 22.01.2025 von Niko Ganzer
„Statt wie bisher nur einige Tausend Fahrzeuge rufen die Ingolstädter nun deutschlandweit 140.000 A4 und A6 zu einem Tausch des Beifahrerairbags in die Vertragsbetriebe. Die anderen Marken des Volkswagen-Konzerns sind laut Hersteller von dieser Ausweitung nicht betroffen. (…) „Entscheidungsgrundlage ist das Fahrzeugalter, denn äußere Einflüsse wie Temperatur und Feuchte könnten mit zunehmender Fahrzeuglebensdauer zu einem steigenden Risiko einer Alterung des Treibmittels in diesem Typ Gasgenerator führen“, so der Sprecher. Inkludiert seien ausschließlich Autos, die bis Ende 2027 das Alter von 20 Jahren überschreiten. (…)
Quelle: https://www.kfz-betrieb.vogel.de/takata-debakel-weitet-sich-aus-a-cc37051924bcc02c4368fe17e230e00f/
In der Zwischenzeit hat sich einiges getan, was offenbar auch Audi zu größerer Eile antreibt. Der Audi A6 der Baujahre 2005-2011 steht auch auf der Liste der französischen Verordnung. Für die Baujahre 2011 und älter besteht in Frankreich (!) die höchste Dringlichkeitsstufe für einen Austausch. An anderer Stelle wurde schon über die absurd anmutenden, unterschiedlichen FIN-Abfrageergebnisse je nach Ländervorwahl (auch innerhalb Europas) berichtet. Eine Bescleunigung und Vereinheitlichung wäre zu begrüßen.
Die französische Regierung hat am 29. Juli 2025 per gesetzlicher Verordnung drastische Verschärfungen bei den Rückrufen sowie Zusatzintersuchungen und Berichtspflichten in Zusammenhang mit Takata-Airbags angeordnet, die außer Stellantis (Citroen) viele andere Autohersteller betreffen. Begründet werden die Maßnahme unter anderem mit Zweifeln an den Risikomodellen. Das Fahrzeug, das in dem Unfall von Reims am 11. Juni 2025 verwickelt war (Citroen C3, Baujahr 2014), sei vom Hersteller nicht als Fahrzeug mit unmittelbarem Risiko identifiziert worden. Diese Maßnahmen gelten mit höchster Dringlichkeit für alle Fahrzeuge mit Takata-Airbags mit Baujahr 2011 und älter und dann abgestuft.
Verordnung der französischen Regierung vom 29. Juli 2025:
Liste des modèles concernés par année
Audi:
A3 produits entre 2006 et 2013
A4 produits entre 2005 et 2008
A4 CABRIO produits entre 2007 et 2009
A5 produits entre 2010 et 2011
A5 CABRIO produits entre 2010 et 2011
A6 produits entre 2005 et 2011
Q5 produits entre 2009 et 2012
R8 produits entre 2016 et 2017
TT produits entre 2015 et 2017