Der Saugdiesel - ein toter Motortyp?
Hallo,
auf den ersten Blick macht der Saugdiesel wegen seiner geringen Leistung und seines relativ hohen Verbrauchs einen vollkommen veralteten Eindruck, allerdings gibt es ja immer noch viele Freunde dieses Motortyps, die einen Saugdiesel den modernen hochverdichteten Turbo-Einspritz-Dieseln vorziehen. Nun würde ich gerne wissen, warum einige von Euch so stark von den Saugdieseln überzeugt sind, obwohl Dieselfahrverbote und teures Pflanzenöl die einstigen Vorteile dieses Motortyps teilweise aufheben.
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Mercedes bot komplette Taxen an. Mit entsprechender Ausstattung (verstärkte Türschlösser, große Aschenbecher hinten, Gummibelag im Fußraum, verstärkter Fahrersitz, große Innenraumleuchte vorn und hinten usw.), Farbe, Taxameter usw. . Diese mußten nicht umlackiert und umgebaut werden. Dadurch waren sie im Preis, trotz Mercedes, günstig und schnell verfügbar. Dazu gab es früher noch den Taxiservice, mit Leihtaxen und bevorzugter Bearbeitung meist mit 24h Service. Und früher fuhren die Kunden gerne damit, es wurde sogar andere Marken abgelehnt.
Früher war es Imho sogar Vorschrift, dass man als Passagier genug Platz mit Hut haben musste.
Aber die Taxiausstattung ist leicht nachrüstbar und preislich gegenüber den über den gesamten Abschreibungszeitraum anfallenden Wartungskosten eher gering, deswegen würde mich interessieren, ob die Wartungskosten bei den alten Saugdieseln objektiv deutlich niedriger sind. Ich habe jedenfalls die Erfahrung gemacht, dass Reparatur- und Wartungsaufwand bei manchen Autos deutlich geringer ausfallen als bei anderen.
Es ging im spezielle Teile, welche aufgrund der z.B. häufigen Nutzung der hinteren Türen, extra für die Taxiausstattung entwickelt worden sind. Das kann man nicht nachrüsten, weil es diese Teile für andere Fahrzeuge nicht gibt. Mercedes hat die Fahrzeuge speziell für den Taxibetrieb optimiert und es gab diese direkt ab Werk. Heute muß z.B. ein Taxi nicht mehr hellelfenbein sein. Diese Farbe gab es für viele Autos nicht ab Werk. Also Fahrzeug umlackieren. Folierungen gab es vor 40 Jahren noch nicht. Aber auch Mercedes hat die Produktion dieser Fahrzeuge eingestellt. Nicht mehr lukrativ. Und auch viele andere Fahrzeuge erreichen heute 300000km ohne Motorrevision. Anfang der 70ziger waren 100000km schon gut für einen Motor. Der Saugdiesel von Mercedes erreicht bei entsprechender Nutzung und Pflege auch damals schon 200000 oder mehr km, ohne Revision.
Ich habe 2019 einen Taxifahrer kennengelernt, sein Taxi hatte damals 863 tkm runter. Ich fragte ihn, ob er es nicht austauschen will. Er sagte was von "Nee, wieso? Is doch nie was mit." Die Mercedes-Taxis der Kollegen wie auch sein ehemaliges machten wohl immer wieder Probleme. Allerdings paßt dieses Taxi hier in den Kontext nicht ganz rein. Sein Taxi war nämlich kein Diesel, sondern ein Saugbenziner. Genauer: Ein Toyota Prius+
Letztes Jahr habe ich ihn wieder getroffen. Er hatte das Taxi dann aber doch ausgetauscht. Er sagte, er habe sich noch einen der letzten neuen Prius+ für den Taxibetrieb gekauft, weil das Modell ohne Nachfolger ausgelaufen ist. "Sowas krieg ich nich wieder!" Den alten nutze er mit inzwischen über einer Million km privat weiter.
Man bedenke, dass der Prius 1997 eingeführt wurde und die Idee des Hybridfahrzeugs damals noch von den Deutschen Herstellern belächelt wurde. Mittlerweile liefern deutsche Hersteller zwar auch Hybridfahrzeuge, allerdings haben die Japaner mit Hybridantrieben viele Jahre Vorsprung, weshalb Taxiunternehmen anscheinend den Prius bevorzugen. Die modernen Mercedesfahrzeuge sind anscheinend auch nicht mehr so zuverlässig wie die älteren Modelle, was wohl an der sich stark geänderten Firmenkultur liegt.
Die Hybridantriebe der Deutschen kannst du wie sie sind in die Tonne treten. Sorry, aber das muss genau so hart gesagt werden. Vollhybride (also ohne Laden) gibt's von deutschen so gut wie nicht (bis auf ein paar Ausnahmen). Von der Technik her sind die verbleibenden PlugIn-Hybriden immer ein kompletter Verbrenner-Antriebsstrang mit DI, Turbo, DKG plus draufgepappt ein E-Motor mit Akku, Wechselrichter und Ladegerät. Sprich du hast hier 2 komplette Antriebsstränge.
Bei Toyota hast du keinen Turbo (macht ja der E-Motor), kein herkömmliches Getriebe, das erledigt der Verbund aus E-Motoren und Planetengetriebe. Kupplungen gibt's keine (wie beim DKG). Schaltbare Gänge auch nicht. Riemen suchst du im Motorraum vergeblich, wird alles elektrisch von der HV-Batterie aus angetrieben (Klima, Servo, Kühlwasserpumpe etc.). Das Hybridsystem bei Toyota ersetzt herkömmliche Motorteile (die bei den Deutschen PHEV's immer noch vollumfänglich da sind).
Also, was werden Taxler nutzen? Das was zuverlässig ist. Und das sind heute die Toyota- und Honda-Hybriden.
Grüße,
Zeph
Kann man die älteren Hybridfahrzeuge, in denen häufig noch NiMH-Akkus verbaut sind, durch moderne Lithium-Ionen-Akkus aufwerten?
Zitat:
@schaumkrone schrieb am 15. Juni 2023 um 15:19:55 Uhr:
Kann man die älteren Hybridfahrzeuge, in denen häufig noch NiMH-Akkus verbaut sind, durch moderne Lithium-Ionen-Akkus aufwerten?
Nein. Dazu müsste das BMS (Battery Management System) mit getauscht, bzw. neu programmiert werden.
Ist auch kontraproduktiv. Toyota hat aus gutem Grund die NiMH-Akkus verbaut, obwohl sie durchaus die Möglichkeit hätten, LiIon zu verbauen. Die NiMH sind robuster gegenüber Temperatur und günstiger für die benötigte Kapazität (die beim Vollhybrid nicht wirklich hoch ist, es reichen etwa 0,7kWh). Einziger Nachteil: sie sind größer und schwerer (was aber durch die niedrige Kapazität wieder relativ ist).
Und was willst du aufwerten? Höhere Kapazität würde dir beim Vollhybrid nix bringen. Höhere Elektroleistung? Auch nicht, denn dies ließe die Elektronik ohnehin nicht zu.
Grüße,
Zeph