Borkenkäfer in den Lagerschalen ?
Hallo Schrauber Kollegen,
Ich habe mein om 601 200d komplett auseinander.
Im Bild seht ihr eine Lagerschale vom Pleul. Von der Ölbohrung
weg sehen die Strukturen aus wie beim berühmten Borkenkäfer.
Wie kommt sowas zustande?
Vielleicht hat jemand dafür eine Erklärung.
Ich finde das super interessant,.
Besten Dank für eure Antworten,
Zockmaster
Beste Antwort im Thema
In Bochum war ich auch mal zur Schulung, die haben schon Ahnung 🙂
Nur weil das Auto n Jahr rumsteht, geht das Öl im Lager nicht verloren. Wäre es weg, könnte der Anlasser den Motor nicht mehr drehen. Wenn du den Motor abstellst, läuft dass überschüssige Öl durchs Lager raus, in dem Moment wo der Motor kalt ist, bleibt das Rest Öl drinnen, egal ob für n Tag oder n Monat...
Wenn du ihn wieder kalt startest, dann ist erstmal Öl im Lager und bis da ne "Mischreibung" passiert, dass dauert schon ne Weile. Der Öldruck baut sich dann auf und versorgt die Lager mit frischem Öl, aber bis dahin sind die Lager ja nicht trocken, es war ja noch Öl drin.
Es ist natürlich auch voller Druck da, denn die Lager sind hydrodynamisch geschmiert. Da baut sich von selbst ein Ölkeil drinnen auf sobald sie sich drehen. Dazu reicht in der Regel das Restöl vom letzten Motorlauf. Der Hydrostatische Öldruck ist nur dazu da, neues Öl an die Schmierstelle zu fördern.
Auch wenn der Öldruck voll aufm Zeiger ist, ist zum einen der wahre Öldruck deutlich höher als 3 bar, zum anderen ist der Motor dann aber noch nicht vollständig durchölt...
Wenn du nun aber ein 20W50 oder noch schlimmer ein 60er Öl fährst, dann geht das Überdruckventil auf, der Motor macht zwar maximalen Öldruck, aber das zähe 50er oder 60er Öl braucht grade im Winter zu lange, bis es an den Schmierstellen anliegt.
MB lässt zwar 50er Öl zu, aber aus benannten Gründen nur als Sommeröl. Wenn du den Motor damit bei -20°C startest, dann hast du n Problem... Dazu führt der recht lange, hohe Öldruck in Verbindung mit dem dicken Öl zu den von dir gezeigten Auswaschungen in der Lagerschale.
Brauchst ja nur mal n XW40 bei 0°C nehmen und dein 60er. Das 60er hat die Konsistenz nahe Fett... Das dauert spätestens bei Minusgraden ewig, bis es wichtig an den letzten Schmierstellen anliegt und dann wird halt auch die Ölversorgung im Lager irgendwann kritisch...
Der Motor hätte wahrscheinlich länger gehalten, wenn du statt irgendwelche Oldtimerwunderöle ein einfaches 10W40 oder selbst dass billigste 15W40 rein gekippt hättest...
50 Antworten
Nicht ganz.
Öldruck kann nur da sein wo sich Druck aufbauen lässt.
Oben bei den Nockenwellen wird sicher an den Zuleitungen zu den Austrittsstellen kein Öldruck messbar sein. Es sei denn man hält die Löcher zu.
Es ist aber sicher klar, dass ohne Öldruck nicht genug Öl oben ankommt.
Die „Durchölung“ ist abhängig vom Öldruck.
Die Pumpe muss also stets mehr Öl pumpen als durch die Austrittsstellen entweicht. Dann entsteht auch Druck.
Was dann auch erklärt, weshalb man im Winter, ich glaub das hast du schon geschrieben, nicht sofort losfahren soll, obwohl man in der Anzeige vollen Öldruck hat - durch die hohe Viskosität braucht das Öl entsprechend lange, um durch die Kanäle transportiert zu werden
damit klärt sich auch, weshalb ein verschlissener Motor niedrigen Öldruck hat - das Öl läuft (denke ich mal) durch die sich ergebenen Verschleißtoleranzen aus den entsprechenden Stellen zu schnell heraus, und man hat weniger Öldruck
Weil man weniger Öldruck hat, hat man mehr Verschleiß, und so geht das in einer spirale bis der Motor durch Mangelschmierung stehen bleibt.
So korrekt?
Zitat:
@Steven4880 schrieb am 7. Oktober 2020 um 12:24:58 Uhr:
Nicht ganz.
Es ist aber sicher klar, dass ohne Öldruck nicht genug Öl oben ankommt.Die „Durchölung“ ist abhängig vom Öldruck.
Man kann aber nicht sagen: Mit höherem Öldruck geht auch die Durchölung entsprechend schneller.
Die Durchölungszeit ist primär abhängig von der Viskosität des Öls. Die Viskosität des Öls ist wiederum abhängig von seiner Viskositätslage und der Temperatur. Je dünnflüssiger das Öl, desto schneller die Durchölung. Erhöht man hingegen die Fördermenge, so bringt das zwar höheren Öldruck, aber nicht in gleichem Maße schnellere Durchölung. Mit einem 20W- verstärkt man den negativen Effekt: Die Pumpe erzeugt zwar hohen Druck, aber bei sehr langsamer Durchölung.
Zitat:
@Steven4880 schrieb am 7. Oktober 2020 um 12:24:58 Uhr:
Die Pumpe muss also stets mehr Öl pumpen als durch die Austrittsstellen entweicht. Dann entsteht auch Druck.
Klar, ohne Druckaufbau geht es natürlich nicht.
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Zitat:
@ppuluio schrieb am 7. Oktober 2020 um 13:28:44 Uhr:
durch die hohe Viskosität braucht das Öl entsprechend lange, um durch die Kanäle transportiert zu werden
Nichts anderes ist die Aussage des bereits erwähnten
Videos von Liqui Moly. Da steht übrigens auch in der Unterzeile: "S
o lange dauert es, bis das Motorenöl beim Kaltstart (0 °C) die letzte Schmierstelle erreicht hat", womit Du auch dann eine Definition von "
Durchölungszeiten eines Motors" bekommen hast.
Zitat:
@ppuluio schrieb am 7. Oktober 2020 um 13:28:44 Uhr:
durch die hohe Viskosität braucht das Öl entsprechend lange, um durch die Kanäle transportiert zu werden
Genau. Öldruck ist zwar wichtig, ist aber immer in Zusammenhang mit der Viskosität zu sehen.
Besonders auffällig bei verschlissenen Hydrostösseln.
Die laufen leer wenn der Motor steht.
Und am nächsten Morgen klappern die ne Weile, obwohl Öldruck angezeigt wird.
Erst wenn das Öl auch angekommen ist, werden die ruhig.
Was war der Grund den Motor so zu zerlegen, irgendwelche Symptome, oder einfach 'nur so' wegen 500tsd km?