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Autoaufkäufer aus Berlin (unseriös?!)

Themenstarteram 6. Dezember 2018 um 12:32

Vorneweg muss man wissen, dass ich seit 30 Jahren in einer Branche arbeite, bei der ich häufig mit halbseidenen Typen persönlich zu tun habe. Ich bin das also gewohnt und nicht so schnell einzuschüchtern.

Am Dienstag hatten wir einen Golf Plus von meiner Frau zu verkaufen mit einem leichten Unfallschaden (nicht repariert) und hoher Laufleistung. Prädestiniert für den Export. Daher haben wir das Fahrzeug bei Mobile inseriert. In dem Moment, wo wir auf "Absenden" gedrückt hatten, kam auch schon der erste Anruf. Ein Herr Abdallah aus Berlin.

Er gab sich als Autohändler zu erkennen und wollte den Preis drücken. Na ja, meine Frau hat sich darauf eingelassen und ihm sofort unsere Preisuntergrenze angeboten (ja ich weiß, selber schuld). Daraufhin kam auch sofort eine kurze Email, die sie bestätigen sollte.

Absender: (AEB) Auto Export Betrieb, Emailadresse von Arcor

Kaufvertragsbestätigung für Gebrauchtfahrzeug

Käufer A. Abdallah Gebrauchtwagenhandel / XXXXXstr. XX in XXXXX Berlin

Tel. Ankaufstelle 0152XXXXXXXX / Steuer Nr. XX/XXX/XXXXX

Sehr geehrte Damen und Herrn,

Gemäß Ihrem Inserat im Internet, bestätige ich Ihnen den KFZ-Kauf vom

Volkswagen Golf Plus 1.6 TDI DPF BlueMotion Technology...

Mit Klimaanlage - Baujahr: 2011 Kraftstoff: Diesel - Getriebe: Schalt - Farbe: Rot - vereinbarter Kaufpreis -4600- Eur.

Fahrzeugübergabe gegen BARGELD statt am - 5.12.2018 - in 85xxx xxxxxxxx

Verkauf ohne Garantie oder Gewährleistung für das Gebraucht Fahrzeug. Kaufvertragsbestätigung ist nach wechselseitigem senden verbindlich. Rücktritt ist ausgeschlossen. Es handelt sich um ein Fahrzeug mit vorhandenen deutschen KFZ-Brief und Schein.

Mit freundlichen Grüßen A. Abdallah

Gebrauchtwagenhandel

Bitte den Verkauf bestätigen: Name sowie Adresse oben oder unten eintragen und zurück senden. Ohne Unterschrift gültig:

Verkäufer/in bestätigt verbindlich unabhängig davon ob er/sie Fahrzeughalter oder im Auftrag.

Vor- und Nachname:

Strasse und Haus Nr.:

Postleizahl und Ort:

Fahrzeug-Standort nur wenn abweichend

Abholadresse:

Mehr war nicht in dem Vertrag, Umsatzsteueridentnummer fehlt. Aber Achtung. Das reicht, damit er rechtskräftig ist. Grundsätzlich hätte bereits die telefonische Zusage ausgereicht um den Vertrag zu schließen.

Erster Knackpunkt: Im Vertrag wurde ein Baujahr genannt, das war jedoch in der Anzeige überhaupt nicht angegeben. Egal, in unserem Fall war das Baujahr zufällig richtig.

Zweiter Knackpunkt: Ein sehr kurzer Vertrag, der jedoch alle notwendigen Details beschrieb. Vor allem bezog er sich auf das Inserat. Wenn da jetzt Fehler drin gewesen wären, wäre unter Umständen bereits ein Schadenersatzanspruch von Seiten des Händlers gegeben gewesen (entgangener Gewinn, entstandene Aufwendungen). Eine Unterschrift unter einen Vertrag ist nicht mehr überall erforderlich (nur wenn es der Gesetzgeber wie z.B. beim Hauskauf explizit vorschreibt).

Positiv: Der Kaufvertrag ist erst nach wechselseitigem Senden verbindlich. Noch gibt es also ein zurück, zumal das Baujahr nicht Vertragsbestandteil war, handelt es sich jetzt - zumindest aus meiner Sicht - um ein neues Angebot zum Abschluss eines Kaufvertrages.. Wem jetzt mulmig wird, der sollte das Angebot nicht zurücksenden. Grundsätzlich würde ich empfehlen, dass die meisten Privatverkäufer keinen Anruf in den ersten 15-30 Minuten entgegennehmen sollten. Evtl. sogar nicht in der ersten Stunde.

Gut, wir hatten den Wagen tatsächlich vollumfänglich beschrieben und ausführlich bebildert. Keine weiteren Macken. Vorsichtshalber hatten wir in der Anzeige ein paar wertsteigernde Details nicht angegeben: dass er Scheckheftgepflegt beim Vertragshändler war, TÜV neu und Mangelfrei (wir hatten nur angegeben bis wann er Tüv hat), das wir das Handy für die fest eingebaute Freisprecheinrichtung dazugeben (nur die leere Schale war abgebildet), das zusätzlich zu dem alten Reifenreparaturset (abgelaufen) noch ein vollwertiges Reserverad enthalten ist, 2 Tage vorher noch eine komplett neue Windschutzscheibe eingebaut wurde (Steinschlag im Sichtfeld), es ein Langstreckenfahrzeug (90% Autobahn) ist und die beschriebenen Alufelgen original VW-Felgen sind. Man muss ja immer damit rechnen, dass ein Händler versucht nachzuverhandeln, selbst wenn man einen Preis vereinbart hat. Besser man hat ein paar positive Argumente in der Hinterhand.

Insofern, einverstanden. Der Vertrag konnte raus.

Das Auto wird bei Tageslicht nochmal fotografiert (aus allen Winkeln, alle Ecken und Kanten, insgesamt über 100 Bilder) und per Video gefilmt und zwar kurz bevor der Käufer kommt. Nicht das während der Besichtigung Schäden entstehen.

Erste Überraschung: Der Käufer wollte den Wagen wesentlich vor der vereinbarten Uhrzeit abholen.

Gleich die erste klare Ansage: Ist nicht.

Etwas vor dem vereinbarten Zeitpunkt kam dann trotzdem ein Fahrzeug mit einer roten Berliner Nummer. Darin ein Mann. Ziemlich schlampiges Aussehen und erwidert den Gruß nicht. Macht schonmal einen schlechten Eindruck. Das bin ich weder von Türken noch von Arabern gewohnt. Der Name Abdallah lässt einen entsprechenden Hintergrund vermuten. Innerlich stelle ich mich auf eine noch heißere Diskussion ein, als ich sie eh schon erwartet habe (nach den Internetbewertungen).

Gut, zeigen wir ihm das Auto. Schön langsam. Er leuchtet mit der Funzel seines Handys, ich zeige ihm mit der Taschenlampe (um die Zeit ist es dunkel und unser Hof ist schlecht beleuchtet) alles. Erst außen, dann innen. Dann Motorhaube auf. ->Immer schön auf die Finger sehen, dass nicht plötzlich ein paar Kratzer entstehen. Ringe am Finger machen sowas schnell und unauffällig.

Der Motor ist trocken, nirgends austretendes Öl oder Flüssigkeit. Trotzdem öffnet er die Öleinfüllöffnung. Was will er da groß sehen? Auch unter dem Auto ist alles trocken. Kein Tropfen Öl darunter. Die Mühe Auspuff und Unterboden zu kontrollieren, macht er sich schon gar nicht mehr. Dafür kontrolliert er das Scheibenwischwasser (kein Kommentar).

Meine Frau steigt in den Wagen und lässt den Motor an. Der Motor kommt sofort, dreht rund und schnurrt wie ein Kätzchen. Jetzt kontrolliert er den Ölstand (hat der Mensch schon jemals einen Ölstand kontrolliert, niemand kontrolliert indem er den Meßstab nicht säubert bei laufendem Motor?). Immer wieder versucht er uns zwischen der Besichtigung abzulenken und uns die Papiere holen zu lassen. -> NIX DA! ERST BESICHTIGUNG, DANN PAPIERE.

Keine Sekunde unbeaufsichtigt!

Jetzt schaut er nach Kühlwasser und Bremsflüssigkeit. Bremsflüssigkeit bleibt zu. Da haben wir eine Rechnung, dass die mit den Bremsen erneuert wurde. Und der Bremstest beim Tüv war perfekt.

Motor wieder aus, Wagen abschließen, wir gehen zu den Sommerreifen und zeigen ihm die. Die haben sogar noch Profil. Wieder nichts mit nachverhandeln.

Dann die Papiere. Gleich der Hinweis: Baujahr wie im Vertrag vereinbart. Ja, jetzt sind die Papiere auch schon wieder uninteressant. Dann die Papiere wieder weg. So, Herr Abdallah, jetzt hier die Kohle auf den Tisch und Unterschrift unter den Kaufvertrag.

Überraschung: Das ist gar nicht Herr Abdallah. Er ist nur der Fahrer. Ah ja. Und er soll eine Probefahrt machen. Probefahrt? Nicht vereinbart. Der Wagen ist abgemeldet und solange er keine Vollkaskoversicherung für den Wagen nachweisen kann, bleibt der Wagen auf dem Hof stehen. Wir haben hier jede Menge Wild, es ist Dunkel und die Witterung ist nicht die beste. Und solange das Auto uns gehört, fährt da niemand damit.

Gegenvorschlag: Ich könnte ja fahren. Ich? Auf fremde Nummernschilder? Ohne das ich etwas über die Versicherungsdeckung weiß? Kommt nicht in Frage!

Gegenvorschlag meinerseits: Kohle auf den Tisch, Vertrag unterschreiben und dann kann er die Probefahrt zusammen mit mir machen. -> Und nur zusammen. Es sind schnell ein paar Stecker irgendwo gezogen.

Ist dann doch was, wickeln wir den Vertrag wieder rück ab. -> Nein, das will er nicht.

Tja, Problem. -> Nein, kein Problem:

Der Wagen ist wie beschrieben, er hat keine Mängel gefunden, dann jetzt a) eine Vollmacht, dass er überhaupt Vertretungsberechtigt ist, b) Ausweis und Führerschein und c) Kohle auf den Tisch. Ich ziehe den Geldscheinprüfer raus und lege ihn hin. Vollmacht -> hat er nicht. Ausweis -> hat er nicht. Kohle? Sehe ich zumindest nicht.

Ich werde ärgerlich. Er soll seinen "Chef" anrufen. Der soll eine Vollmacht per Email schicken, parallel die gleiche auf das Smartphone des "Fahrer". Außerdem eine Ausweiskopie des Käufers und eine Kopie des Gewerbescheins. Abdallah ist leider ein verbreiteter Name.

Diskussion zwischen Fahrer und Chef am Telefon. Mir wird es zu bunt. Ich gehe ins Haus. Er soll sich melden, wenn sie fertig diskutiert haben und knalle die Tür vor seiner Nase zu. Den lasse ich nicht ins Haus. Vorsichtshalber schalte ich die Videoüberwachung ein und verfolge auf dem Bildschirm was passiert. Nicht das jetzt einem der Autos im Hof was passiert... Bei einem Tee warte ich ab. Nach 10 Minuten sind die immer noch am palavern. Es reicht.

Nochmal raus und nochmal laut und deutlich klare Ansage. Entweder taucht der Käufer selbst auf wie vertraglich vereinbart oder er schickt die geforderten Dokumente. Alternativen gibt es nicht und das ganze passiert jetzt. 3 Minuten gebe ich ihm. Das Palaver geht weiter. Nach 3 Minuten unterbreche ich und frage "Was ist jetzt. Ja oder Nein?". Weiteres Palaver. Ich werde lauter. "Ja oder Nein? - Da warten etliche andere Händler auf unsere Aussage.". Er schaut mich an, dann sagt der Fahrer "Ich nehme Auto nicht.". Steigt in sein Auto und fährt. Seine Kennzeichen habe ich vorsorglich fotografiert.

Zufällig sind zwei Handwerker da, die sich die Situation schon die ganze Zeit begucken und meine Mieterin, die alles mitbekommen.

Ich gehe ins Haus und rufe den Käufer selbst an. Wieder und wieder versuche ich es. Er geht nicht ans Telefon. Immer wieder lande ich nach mehrfachem Klingeln auf der Box.

Etwas später kommt eine Email: Der Wagen ist nicht wie vereinbart, er hat kein Interesse mehr an dem Kauf und nichts dagegen wenn ich ihn weiterverkaufe. Er möchte mit uns keinen Kontakt mehr.

Ja, ist klar. So nicht mein Freund. Jetzt werde ich ärgerlich. Ich erkläre ihm, dass der Wagen genau wie beschrieben ist und setze ihm eine Nachfrist und mache ihm klar, dass der Vertrag bindend ist und drohe ihm Schadenersatz an. Ab jetzt erfolgt keine Reaktion mehr.

Heute geht das ganze schriftlich raus per Einschreiben an seine Adresse. Ich rechne ihm vor, welche Schäden entstehen, wenn wir bis zum Wochenende an den nächsten bestzahlenden Händler (Schadenminimierung) verkaufen. Allerdings habe ich keine Lust auf einen langen Rechtsstreit. Daher biete ich - ja ich bin dämlich - kulanterweise eine hälftige Teilung an.

Mal sehen was kommt.

Aber eins ist klar. Einen Vertrag mit einem (Inhalt wurde von MOTOR-TALK entfernt) Händler mache ich nicht mehr. Herkommen, Geld auf den Tisch, der Vertrag wird dann mit demjenigen gemacht, der an der Tür steht. Und niemand sollte allein mit solchen Typen einen Vertrag abwickeln. Schon gar keine Frau oder Männer ohne entsprechendes Rückrat (Typ Bürohengst). Holt Euch immer jemand dazu, Typ Türsteher. Und denkt daran. Ihr habt das Hausrecht. Wird es zu bunt, schmeißt die Typen vom Gelände.

Nachtrag: Danke an Patrick (Tschechischer Händler). Patrick hat uns, nachdem er gehört hat was gelaufen ist, vor explicit diesem Berliner Händler und dessen Maschen gewarnt. Dadurch waren wir gut vorbereitet. Ansonsten hätte die Nummer selbst für mich auch anders ausgehen können.

Und eine Frage ist unbeantwortet geblieben. Wie hätte ein Fahrer zwei Autos 500 km nach Berlin fahren sollen? Welche Masche da wohl noch dahinter steckte ist mir bis jetzt unbekannt. Wäre hinterher jemand aufgetaucht und hätte erklärt, dass er der echte Käufer ist?

Im Nachhinein ist auch noch aufgefallen, dass die angegebene Adresse in der Email nicht mit dem gleichnahmigen Händler bei Mobile übereinstimmt und auch im Internet keine Webseite mit dieser Adresse besteht. Ob es diesen Herrn Abdallah an der angegeben Adresse überhaupt gibt, werden wir sehen, wenn das Einschreiben ankommt (oder eben nicht).

Beste Antwort im Thema
Themenstarteram 6. Dezember 2018 um 12:32

Vorneweg muss man wissen, dass ich seit 30 Jahren in einer Branche arbeite, bei der ich häufig mit halbseidenen Typen persönlich zu tun habe. Ich bin das also gewohnt und nicht so schnell einzuschüchtern.

Am Dienstag hatten wir einen Golf Plus von meiner Frau zu verkaufen mit einem leichten Unfallschaden (nicht repariert) und hoher Laufleistung. Prädestiniert für den Export. Daher haben wir das Fahrzeug bei Mobile inseriert. In dem Moment, wo wir auf "Absenden" gedrückt hatten, kam auch schon der erste Anruf. Ein Herr Abdallah aus Berlin.

Er gab sich als Autohändler zu erkennen und wollte den Preis drücken. Na ja, meine Frau hat sich darauf eingelassen und ihm sofort unsere Preisuntergrenze angeboten (ja ich weiß, selber schuld). Daraufhin kam auch sofort eine kurze Email, die sie bestätigen sollte.

Absender: (AEB) Auto Export Betrieb, Emailadresse von Arcor

Kaufvertragsbestätigung für Gebrauchtfahrzeug

Käufer A. Abdallah Gebrauchtwagenhandel / XXXXXstr. XX in XXXXX Berlin

Tel. Ankaufstelle 0152XXXXXXXX / Steuer Nr. XX/XXX/XXXXX

Sehr geehrte Damen und Herrn,

Gemäß Ihrem Inserat im Internet, bestätige ich Ihnen den KFZ-Kauf vom

Volkswagen Golf Plus 1.6 TDI DPF BlueMotion Technology...

Mit Klimaanlage - Baujahr: 2011 Kraftstoff: Diesel - Getriebe: Schalt - Farbe: Rot - vereinbarter Kaufpreis -4600- Eur.

Fahrzeugübergabe gegen BARGELD statt am - 5.12.2018 - in 85xxx xxxxxxxx

Verkauf ohne Garantie oder Gewährleistung für das Gebraucht Fahrzeug. Kaufvertragsbestätigung ist nach wechselseitigem senden verbindlich. Rücktritt ist ausgeschlossen. Es handelt sich um ein Fahrzeug mit vorhandenen deutschen KFZ-Brief und Schein.

Mit freundlichen Grüßen A. Abdallah

Gebrauchtwagenhandel

Bitte den Verkauf bestätigen: Name sowie Adresse oben oder unten eintragen und zurück senden. Ohne Unterschrift gültig:

Verkäufer/in bestätigt verbindlich unabhängig davon ob er/sie Fahrzeughalter oder im Auftrag.

Vor- und Nachname:

Strasse und Haus Nr.:

Postleizahl und Ort:

Fahrzeug-Standort nur wenn abweichend

Abholadresse:

Mehr war nicht in dem Vertrag, Umsatzsteueridentnummer fehlt. Aber Achtung. Das reicht, damit er rechtskräftig ist. Grundsätzlich hätte bereits die telefonische Zusage ausgereicht um den Vertrag zu schließen.

Erster Knackpunkt: Im Vertrag wurde ein Baujahr genannt, das war jedoch in der Anzeige überhaupt nicht angegeben. Egal, in unserem Fall war das Baujahr zufällig richtig.

Zweiter Knackpunkt: Ein sehr kurzer Vertrag, der jedoch alle notwendigen Details beschrieb. Vor allem bezog er sich auf das Inserat. Wenn da jetzt Fehler drin gewesen wären, wäre unter Umständen bereits ein Schadenersatzanspruch von Seiten des Händlers gegeben gewesen (entgangener Gewinn, entstandene Aufwendungen). Eine Unterschrift unter einen Vertrag ist nicht mehr überall erforderlich (nur wenn es der Gesetzgeber wie z.B. beim Hauskauf explizit vorschreibt).

Positiv: Der Kaufvertrag ist erst nach wechselseitigem Senden verbindlich. Noch gibt es also ein zurück, zumal das Baujahr nicht Vertragsbestandteil war, handelt es sich jetzt - zumindest aus meiner Sicht - um ein neues Angebot zum Abschluss eines Kaufvertrages.. Wem jetzt mulmig wird, der sollte das Angebot nicht zurücksenden. Grundsätzlich würde ich empfehlen, dass die meisten Privatverkäufer keinen Anruf in den ersten 15-30 Minuten entgegennehmen sollten. Evtl. sogar nicht in der ersten Stunde.

Gut, wir hatten den Wagen tatsächlich vollumfänglich beschrieben und ausführlich bebildert. Keine weiteren Macken. Vorsichtshalber hatten wir in der Anzeige ein paar wertsteigernde Details nicht angegeben: dass er Scheckheftgepflegt beim Vertragshändler war, TÜV neu und Mangelfrei (wir hatten nur angegeben bis wann er Tüv hat), das wir das Handy für die fest eingebaute Freisprecheinrichtung dazugeben (nur die leere Schale war abgebildet), das zusätzlich zu dem alten Reifenreparaturset (abgelaufen) noch ein vollwertiges Reserverad enthalten ist, 2 Tage vorher noch eine komplett neue Windschutzscheibe eingebaut wurde (Steinschlag im Sichtfeld), es ein Langstreckenfahrzeug (90% Autobahn) ist und die beschriebenen Alufelgen original VW-Felgen sind. Man muss ja immer damit rechnen, dass ein Händler versucht nachzuverhandeln, selbst wenn man einen Preis vereinbart hat. Besser man hat ein paar positive Argumente in der Hinterhand.

Insofern, einverstanden. Der Vertrag konnte raus.

Das Auto wird bei Tageslicht nochmal fotografiert (aus allen Winkeln, alle Ecken und Kanten, insgesamt über 100 Bilder) und per Video gefilmt und zwar kurz bevor der Käufer kommt. Nicht das während der Besichtigung Schäden entstehen.

Erste Überraschung: Der Käufer wollte den Wagen wesentlich vor der vereinbarten Uhrzeit abholen.

Gleich die erste klare Ansage: Ist nicht.

Etwas vor dem vereinbarten Zeitpunkt kam dann trotzdem ein Fahrzeug mit einer roten Berliner Nummer. Darin ein Mann. Ziemlich schlampiges Aussehen und erwidert den Gruß nicht. Macht schonmal einen schlechten Eindruck. Das bin ich weder von Türken noch von Arabern gewohnt. Der Name Abdallah lässt einen entsprechenden Hintergrund vermuten. Innerlich stelle ich mich auf eine noch heißere Diskussion ein, als ich sie eh schon erwartet habe (nach den Internetbewertungen).

Gut, zeigen wir ihm das Auto. Schön langsam. Er leuchtet mit der Funzel seines Handys, ich zeige ihm mit der Taschenlampe (um die Zeit ist es dunkel und unser Hof ist schlecht beleuchtet) alles. Erst außen, dann innen. Dann Motorhaube auf. ->Immer schön auf die Finger sehen, dass nicht plötzlich ein paar Kratzer entstehen. Ringe am Finger machen sowas schnell und unauffällig.

Der Motor ist trocken, nirgends austretendes Öl oder Flüssigkeit. Trotzdem öffnet er die Öleinfüllöffnung. Was will er da groß sehen? Auch unter dem Auto ist alles trocken. Kein Tropfen Öl darunter. Die Mühe Auspuff und Unterboden zu kontrollieren, macht er sich schon gar nicht mehr. Dafür kontrolliert er das Scheibenwischwasser (kein Kommentar).

Meine Frau steigt in den Wagen und lässt den Motor an. Der Motor kommt sofort, dreht rund und schnurrt wie ein Kätzchen. Jetzt kontrolliert er den Ölstand (hat der Mensch schon jemals einen Ölstand kontrolliert, niemand kontrolliert indem er den Meßstab nicht säubert bei laufendem Motor?). Immer wieder versucht er uns zwischen der Besichtigung abzulenken und uns die Papiere holen zu lassen. -> NIX DA! ERST BESICHTIGUNG, DANN PAPIERE.

Keine Sekunde unbeaufsichtigt!

Jetzt schaut er nach Kühlwasser und Bremsflüssigkeit. Bremsflüssigkeit bleibt zu. Da haben wir eine Rechnung, dass die mit den Bremsen erneuert wurde. Und der Bremstest beim Tüv war perfekt.

Motor wieder aus, Wagen abschließen, wir gehen zu den Sommerreifen und zeigen ihm die. Die haben sogar noch Profil. Wieder nichts mit nachverhandeln.

Dann die Papiere. Gleich der Hinweis: Baujahr wie im Vertrag vereinbart. Ja, jetzt sind die Papiere auch schon wieder uninteressant. Dann die Papiere wieder weg. So, Herr Abdallah, jetzt hier die Kohle auf den Tisch und Unterschrift unter den Kaufvertrag.

Überraschung: Das ist gar nicht Herr Abdallah. Er ist nur der Fahrer. Ah ja. Und er soll eine Probefahrt machen. Probefahrt? Nicht vereinbart. Der Wagen ist abgemeldet und solange er keine Vollkaskoversicherung für den Wagen nachweisen kann, bleibt der Wagen auf dem Hof stehen. Wir haben hier jede Menge Wild, es ist Dunkel und die Witterung ist nicht die beste. Und solange das Auto uns gehört, fährt da niemand damit.

Gegenvorschlag: Ich könnte ja fahren. Ich? Auf fremde Nummernschilder? Ohne das ich etwas über die Versicherungsdeckung weiß? Kommt nicht in Frage!

Gegenvorschlag meinerseits: Kohle auf den Tisch, Vertrag unterschreiben und dann kann er die Probefahrt zusammen mit mir machen. -> Und nur zusammen. Es sind schnell ein paar Stecker irgendwo gezogen.

Ist dann doch was, wickeln wir den Vertrag wieder rück ab. -> Nein, das will er nicht.

Tja, Problem. -> Nein, kein Problem:

Der Wagen ist wie beschrieben, er hat keine Mängel gefunden, dann jetzt a) eine Vollmacht, dass er überhaupt Vertretungsberechtigt ist, b) Ausweis und Führerschein und c) Kohle auf den Tisch. Ich ziehe den Geldscheinprüfer raus und lege ihn hin. Vollmacht -> hat er nicht. Ausweis -> hat er nicht. Kohle? Sehe ich zumindest nicht.

Ich werde ärgerlich. Er soll seinen "Chef" anrufen. Der soll eine Vollmacht per Email schicken, parallel die gleiche auf das Smartphone des "Fahrer". Außerdem eine Ausweiskopie des Käufers und eine Kopie des Gewerbescheins. Abdallah ist leider ein verbreiteter Name.

Diskussion zwischen Fahrer und Chef am Telefon. Mir wird es zu bunt. Ich gehe ins Haus. Er soll sich melden, wenn sie fertig diskutiert haben und knalle die Tür vor seiner Nase zu. Den lasse ich nicht ins Haus. Vorsichtshalber schalte ich die Videoüberwachung ein und verfolge auf dem Bildschirm was passiert. Nicht das jetzt einem der Autos im Hof was passiert... Bei einem Tee warte ich ab. Nach 10 Minuten sind die immer noch am palavern. Es reicht.

Nochmal raus und nochmal laut und deutlich klare Ansage. Entweder taucht der Käufer selbst auf wie vertraglich vereinbart oder er schickt die geforderten Dokumente. Alternativen gibt es nicht und das ganze passiert jetzt. 3 Minuten gebe ich ihm. Das Palaver geht weiter. Nach 3 Minuten unterbreche ich und frage "Was ist jetzt. Ja oder Nein?". Weiteres Palaver. Ich werde lauter. "Ja oder Nein? - Da warten etliche andere Händler auf unsere Aussage.". Er schaut mich an, dann sagt der Fahrer "Ich nehme Auto nicht.". Steigt in sein Auto und fährt. Seine Kennzeichen habe ich vorsorglich fotografiert.

Zufällig sind zwei Handwerker da, die sich die Situation schon die ganze Zeit begucken und meine Mieterin, die alles mitbekommen.

Ich gehe ins Haus und rufe den Käufer selbst an. Wieder und wieder versuche ich es. Er geht nicht ans Telefon. Immer wieder lande ich nach mehrfachem Klingeln auf der Box.

Etwas später kommt eine Email: Der Wagen ist nicht wie vereinbart, er hat kein Interesse mehr an dem Kauf und nichts dagegen wenn ich ihn weiterverkaufe. Er möchte mit uns keinen Kontakt mehr.

Ja, ist klar. So nicht mein Freund. Jetzt werde ich ärgerlich. Ich erkläre ihm, dass der Wagen genau wie beschrieben ist und setze ihm eine Nachfrist und mache ihm klar, dass der Vertrag bindend ist und drohe ihm Schadenersatz an. Ab jetzt erfolgt keine Reaktion mehr.

Heute geht das ganze schriftlich raus per Einschreiben an seine Adresse. Ich rechne ihm vor, welche Schäden entstehen, wenn wir bis zum Wochenende an den nächsten bestzahlenden Händler (Schadenminimierung) verkaufen. Allerdings habe ich keine Lust auf einen langen Rechtsstreit. Daher biete ich - ja ich bin dämlich - kulanterweise eine hälftige Teilung an.

Mal sehen was kommt.

Aber eins ist klar. Einen Vertrag mit einem (Inhalt wurde von MOTOR-TALK entfernt) Händler mache ich nicht mehr. Herkommen, Geld auf den Tisch, der Vertrag wird dann mit demjenigen gemacht, der an der Tür steht. Und niemand sollte allein mit solchen Typen einen Vertrag abwickeln. Schon gar keine Frau oder Männer ohne entsprechendes Rückrat (Typ Bürohengst). Holt Euch immer jemand dazu, Typ Türsteher. Und denkt daran. Ihr habt das Hausrecht. Wird es zu bunt, schmeißt die Typen vom Gelände.

Nachtrag: Danke an Patrick (Tschechischer Händler). Patrick hat uns, nachdem er gehört hat was gelaufen ist, vor explicit diesem Berliner Händler und dessen Maschen gewarnt. Dadurch waren wir gut vorbereitet. Ansonsten hätte die Nummer selbst für mich auch anders ausgehen können.

Und eine Frage ist unbeantwortet geblieben. Wie hätte ein Fahrer zwei Autos 500 km nach Berlin fahren sollen? Welche Masche da wohl noch dahinter steckte ist mir bis jetzt unbekannt. Wäre hinterher jemand aufgetaucht und hätte erklärt, dass er der echte Käufer ist?

Im Nachhinein ist auch noch aufgefallen, dass die angegebene Adresse in der Email nicht mit dem gleichnahmigen Händler bei Mobile übereinstimmt und auch im Internet keine Webseite mit dieser Adresse besteht. Ob es diesen Herrn Abdallah an der angegeben Adresse überhaupt gibt, werden wir sehen, wenn das Einschreiben ankommt (oder eben nicht).

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Im Vectra B Forum gibt es zu diesem Abdallah (und anderen) schon nen ganzen Thread, der es auf beachtliche 28 Seiten bringt: Augen auf beim Autoverkauf!

..ist ja wie ein Krimi... :) :)

Aber, TOP reagiert...hätte zu gerne das Gesicht des Fahrers gesehen :)

 

Die Masche ist ja seit einigen Jahren bekannt, obs der gleiche ist, wäre interessant :)

Hervorragend reagiert!

am 7. Dezember 2018 um 19:58

Klasse!

Bitte geh weiter und schlage ihn mit seinen eigenen Waffen. Nichts anderes fällt mir gerade ein nachdem ich nun 28 Seiten zu diesem Ar+++++ch gelesen habe.

Den Sinn deines Tuns verstehe ich nicht ganz. Was ist das Ziel? Eine kriminelle Bande zum guten Tun erziehen? Melde alle Daten und Vorkommnisse der Polizei und dann ist auch gut.

Was soll man denn in diesem Fall hier "der Polizei melden"? :confused:

Themenstarteram 9. Dezember 2018 um 12:23

Zitat:

@bobbymotsch schrieb am 8. Dezember 2018 um 20:07:36 Uhr:

Den Sinn deines Tuns verstehe ich nicht ganz. Was ist das Ziel? Eine kriminelle Bande zum guten Tun erziehen? Melde alle Daten und Vorkommnisse der Polizei und dann ist auch gut.

Was willst Du denn der Polizei melden? Das jemand einen Vertrag nicht einhalten will? Das er versucht jemand dazu zu bewegen, nachträglich den Preis in einem Vertrag zu reduzieren? Was soll denn daran strafbar sein?

Im Zweifel wäre das alles Zivilrecht! Da hat die Polizei nix mit zu tun. Und nein, es ist moralisch verwerflich, nicht kriminell.

Er hat den Wagen nicht genommen, den Vertrag damit nicht eingehalten und kann jetzt keinen Schadenersatz mehr geltend machen. Im Zweifel könnte man den Spieß jetzt umdrehen. Das ist das beste, was in so einer Situation herauskommen kann. Der Wagen ist für 700 Euro mehr an einen seriösen Händler gegangen und Rechtsfolgen sind ausgeschlossen. DAS ist das, was ich erreichen wollte.

Im Zweifel wäre er nämlich mit Anfahrtskosten gekommen (Achtung, da würde ich mal schauen, ob er nicht bei anderen Kunden in der Gegend war - meistens fährt er nicht wegen einem Auto). Wenn er aber in der Gegend war, kann er nur die Kosten vom letzten Kunden aus geltend machen. Alternativ sogar mit Schadenersatz für entgangenen Gewinn.

Mein Beitrag soll anderen auch nur zeigen, wie sie mit Herrn Abdallah oder anderen fertig werden und zwar völlig legal, selbst wenn sie einen Vertrag unterschrieben haben.

Da haben sich ja 2 besonders "Schlaue" getroffen.

Also, nun möchte ich auch meine Erfahrungen teilen: Ich habe im Januar 2022 mein Auto bei Ebay-Kleinanzeigen reingestellt, 30s! später Anruf von diesem Händler. Ging alles superschnell, war ein bisl überfahren und schon auf wirkaufendeinbastlerfahrzeug.de Verkaufsvertrag gemacht.

Ab dann klappte eigentlich alles wie gewollt. Ein Ankäufer kam am vereinbarten Tag (30min zu früh) und checkte das Auto mit allen möglichen Geräten durch.

Dann wurde nachverhandelt. Sie hatten mich am Telefon nach Kaufdatum gefragt (2013) wollten jetzt aber weniger zahlen, da es Baujahr 2012 ist. Nö, für weniger verkaufe ich nicht. Chef angerufen mich am Telefon weiter gereicht. Der sehr penetrant. Angeblich sei nicht die Kupplung kaputt sondern das Getriebe.

Ist mir egal, so hat es mein Autohändler gesagt, ich verkaufe den so wie er hier steht für den Preis. Wenn Du nicht willst lass es.

Das ging 5 min hin und her bis mir der Kragen geplatzt ist, ich habe ihm in sehr deutlichem Ton gesagt, dass er das Auto für den Preis nehmen kann oder es lassen kann, ich werde aber keinen Cent runtergehen.

War dann wohl ok, Papiere und Geld getauscht, Verträge unterschrieben und ich Geld er Auto.

Verkaufstag war ein Samstag und am Montag wurde das Auto wie versprochen vom Käufer umgemeldet (Innerhalb dreier Werktage also sogar früher).

Das mit dem Baujahr/Kaufdatum hatte ich erwartet, dass mit dem verhandeln auch. Der Cheffe war am Telefon für meinen Geschmack zu penetrant, der Typ vor Ort war super nett, immer gelächelt, sehr ruhig, meinen kleinen Kindern gegenüber sehr nett.

Für mich eine positive Erfahrung. Man muss halt VOR ABHOLUNG sicher sein, was man will und dabei bleiben und bereit sein im Zweifel nicht zu verkaufen. Bei dem Gebrauchtwagenmarkt im Moment so was von kein Problem. Denkt immer dran, der kommt mit dem Zug aus Berlin und muss ja auch noch wieder weg kommen. Da wird der nicht wegen 300-400€ Verhandlung den Wagen stehen lassen...

Grüße Marco Oglialoro

 

Dann hast Du alles richtig gemacht. Mir wäre das allerdings zu nervig. Deshalb gebe ich keine Telefonnummer an und beantworte nur seriöse Anfragen. Das hat bisher immer super geklappt

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