Auflaufbremse reagiert zu spät
Moin, Moin,
die Auflaufbremse reagiert lt. TÜV-Prüfer etwas zu spät bevor die Bremsleistung einsetzt. Auf dem Bremsenprüfstand hatte der WW allerdings parallel gute Werte. Habe auch die Plakette erhalten.
Der WW ist 20 Jahre alt TFG 475 und hat eine ALKO Achse.
Was wird mir geraten?
Mit Campergrüßen
Der JeverPilz
36 Antworten
In der Bedienungsanleitung/Wartungsvorschriften der Bremsanlagen bzw. Auflaufeinrichtungen der Fa. "BPW bergische Achsen", die bei meinem ehemaligen WoWa dabei war, heißt es, zur Überprüfung des "Bremsenlüftspiels" (laut Bild = Auflaufweg):
Sobald dieses bei einer Probebremsung mehr als 50mm beträgt, ist die Bremsanlage nach zu stellen.
So sehr genau scheint es dabei offenbar nicht drauf an zu kommen, denn wie stark dafür gebremst werden sollte o.ä., schreibt der Hersteller nicht und genau lässt sich das Maß "per Auge" kaum feststellen.
Zudem soll die Bremse ohnehin alle 2000-3000km oder jährlich nach gestellt werden.
Ebenfalls wird nicht erwähnt, dass direkt vorher nicht rückwärts gefahren werden sollte.
An anderer Stelle heißt es aber, dass die Bremse nach einem Richtungswechsel sofort wieder betriebsbereit ist.
ich habe es bei meinem WoWa immer so gemacht, dass ich die Auflaufeinrichtung so weit es ging per Hand hinein gedrückt habe. Wenn bereits bei dieser relativ geringen Kraft um die 50mm oder mehr ohne gezogene Handbremse zustande kommen, muss definitiv nach gestellt werden.
Moin, wie alt sind die Bremsbeläge? Sind sie zu alt, verhärten sie und der Reibwert nimmt ab und die Bremskraft tritt erst verspätet ein. Erst wenn der Druck auf die Beläge groß genug ist, zeigt sich die ausreichende Bremskraft
Zitat:
@JeverPilz schrieb am 30. Mai 2023 um 17:58:13 Uhr:
Moin, Moin,
die Auflaufbremse reagiert lt. TÜV-Prüfer etwas zu spät bevor die Bremsleistung einsetzt. Auf dem Bremsenprüfstand hatte der WW allerdings parallel gute Werte. Habe auch die Plakette erhalten.
Der WW ist 20 Jahre alt TFG 475 und hat eine ALKO Achse.
Was wird mir geraten?
Mit Campergrüßen
Der JeverPilz
Hier stehen doch alle Informationen.
Im Prinzip ist es mir so vor gut zwei Jahren auch ergangen. Die Bremsbeläge sind nachgestellt worden und alles war in Ordnung. Bremsbeläge verhalten sich nicht wie Reifen. Deshalb kann ich ein verhärten nicht bestätigen.
Gruß Volker
Zitat:
@Bunnycorner schrieb am 1. Juni 2023 um 09:36:02 Uhr:
Moin, wie alt sind die Bremsbeläge? Sind sie zu alt, verhärten sie und der Reibwert nimmt ab und die Bremskraft tritt erst verspätet ein. Erst wenn der Druck auf die Beläge groß genug ist, zeigt sich die ausreichende Bremskraft
Wenn der Reibwert, z.b. durch Verglasung, geringer wird (was nichts mit dem Alter der Bremsbeläge zu tun haben muss), dann verringert sich die Bremskraft, aber sie tritt nicht verspätet ein.
Der TÜV hat aber eine ausreichende und sogar beidseitig ca gleiche Bremskraft durch Messung bestätigt und das funktioniert nur mit intakten Bremsbelägen.
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Wr= FN × S × µ R , das ist Physik!
Wenn der Reibwert kleiner wird, muss die Normalkraft, also die Kraft die der Bremsbelag auf die Fläche ausübt grösser werden, damit man die gleiche Reibungsarbeit erzielen kann.
Dazu muss der Belag aber erstmal Kontakt zur Fläche bekommen :-)
Zitat:
@Bunnycorner schrieb am 1. Juni 2023 um 15:11:00 Uhr:
Wr= FN × S × µ R , das ist Physik!
Wenn der Reibwert kleiner wird, muss die Normalkraft, also die Kraft die der Bremsbelag auf die Fläche ausübt grösser werden, damit man die gleiche Reibungsarbeit erzielen kann.
Völlig richtig und wenn der Reibbeiwert geringer geworden ist, wird die Reibarbeit bei gleicher Kraft auf den Bremsbelag entsprechend geringer, aber eine Zeitverzögerung bis die (dann verringerte) Bremsleistung einsetzt, kann man damit nicht begründen.
Das ist ebenfalls Physik....
Außerdem:
mach es nicht komplizierter, als es ist. Es reicht wenn Normalkraft, Reibbeiwert und Bremskraft in Relation gebracht werden.
Die Reibarbeit bringt einen nicht weiter.
Es geht darum, dass für die gleiche Bremskraft bei kleinerem Reibbeiwert, mehr Normalkraft aufgebracht werden muss oder es geht darum, dass bei gleicher Normalkraft und geringerem Reibbeiwert, weniger Bremskraft vorhanden ist.
In diesem Fall geht es um den zweiten Punkt.
Die Bremskraft wurde getestet und für ausreichend befunden, wobei sich die Normalkraft aufgrund einer normalen Auflaufbremsung nicht verändert haben dürfte und demnach hat sich der Reibwert auch nicht relevant verändert.
Eine Begründung für eine Zeitverzögerung ist das alles nicht und um eine Zeitverzögerung geht es hier ja offensichtlich auch gar nicht, sondern lediglich um einen zu langen Auflaufweg.
Wenn ich mich nicht schwer täusche, drückt das Gleitrohr beim Auflaufen des Anhängers auf das Zugfahrzeug auf einen Excenter, wodurch die Seilzüge zu den Bremsbacken gestrafft werden. Dadurch wird die Normalkraft auf die Bremsbacken aufgebaut. Will ich die Normalkraft erhöhen, muss das Gleitrohr einen größeren Weg zurücklegen, um den Excenter weiter durchzudrücken.
Zitat:
@Bunnycorner schrieb am 2. Juni 2023 um 17:03:24 Uhr:
Wenn ich mich nicht schwer täusche, drückt das Gleitrohr beim Auflaufen des Anhängers auf das Zugfahrzeug auf einen Excenter, wodurch die Seilzüge zu den Bremsbacken gestrafft werden. Dadurch wird die Normalkraft auf die Bremsbacken aufgebaut. Will ich die Normalkraft erhöhen, muss das Gleitrohr einen größeren Weg zurücklegen, um den Excenter weiter durchzudrücken.
Eine Excenterlösung kenne ich diesbezüglich nicht......
Meist drückt das Gleitrohr lediglich am hinteren Ende auf einen zweiseitigen (Umlenk-)hebel, der aus der Druckkraft in Richtung Anhänger eine Zugkraft für das Bremsgestänge in Richtung Zugfahrzeug macht. Durch die Ausführung des Hebels ist zudem eine Veränderung der Kraft machbar.
Um die Normalkraft der Bremsbacken zu erhöhen, muss du schlichtweg mehr Kraft auf das Gleitrohr (die Auflaufeinrichtung) bringen und das geschieht halt normalerweise, wenn das Zugfahrzeug stärker bremst.
Bei mehr Kraft vom Zug-Fahrzeug wird das Rohr minimal weiter hinein gedrückt, denn die gesamte Bremsanlage bestehend aus Auflaufeinrichtung, Umlenkhebel, Bremsgestänge, Bremsseile und Mechanik innerhalb der Bremstrommel ist ja nicht völlig starr.
Dieser geringe Wegunterschied ist aber immer ca proportional zur Normalkraft und zieht keine Zeitverzögerung des Einsatzes der Bremskraft nach sich.
Eine übliche Fahrrad-Felgenbremse mit Seilzug ist letztendlich nicht anders:
Eine Bremskraft setzt genau dann ein, wenn man einen (größeren) Widerstand am Hebel spürt. Wenn man den Hebel stärker betätigt, wird halt die Bremskraft größer und auch der Hebel bewegt sich etwas weiter Richtung Lenkergriff.
Der Einsatz der Bremskraft erfolgt aber immer in dem Moment, wo man den Widerstand am Hebel spürt. da gibt es keine zeitliche Verzögerung.
Der Leerweg des Bremshebels oder, analog dazu, der Leerweg des Gleitrohrs bis zum Einsetzen des Widerstandes benötigt zwar minimal Zeit, aber den Unterschied, ob das Gleitrohr sich vorher 50mm bewegt, was beispielsweise korrekt wäre oder es sich 60mm bis zum Widerstand bewegt, dürfte sich im Millisekundenbereich abspielen.
In jedem Fall wird kein TÜV-Prüfer diesen minimalen Zeitunterschied erkennen, messen oder beanstanden können.
Was er aber von außen aus geringerer Entfernung durchaus erkennen kann, ist ein etwas zu weites Eindrücken des Gleitrohrs beim Bremsvorgang und das war hier anscheinend der Fall.
Das was ich Excenter genannt habe ist bei Dir der Umlenkhebel. Ich denke wir meinen das gleiche.
Den Ablauf hast Du sehr gut beschrieben.
Zitat:"ob das Gleitrohr sich vorher 50mm bewegt, was beispielsweise korrekt wäre oder es sich 60mm bis zum Widerstand bewegt, dürfte sich im Millisekundenbereich abspielen.
In jedem Fall wird kein TÜV-Prüfer diesen minimalen Zeitunterschied erkennen, messen oder beanstanden können."
Und genau das ist m.E. das Problem, dass man den Unterschied doch merkt, bei "verglasten" Bremsbelägen, die einen erheblich höheren Druck benötigen, um die notwendige Bremskraft aufzubauen.
Zitat:
@Bunnycorner schrieb am 2. Juni 2023 um 18:14:07 Uhr:
Und genau das ist m.E. das Problem, dass man den Unterschied doch merkt, bei "verglasten" Bremsbelägen, die einen erheblich höheren Druck benötigen, um die notwendige Bremskraft aufzubauen.
Allerdings werden verglaste Bremsbeläge wohl nie die passende Bremskraft aufbauen, aber der Weg des Gleitrohres wird in beiden Fällen der gleiche sein. 😉
Das Gestänge darf nicht durch hängen auch wichtig 😉
jössas, mal wieder eine dikussion um des kaisers bart. bremsen sind ok, also einfach einstellen. das war es. aber warum wundert mich das nicht? eh jeder wichtiger als der andere, anstatt richtige tipps zu geben.
Zitat:
@Bunnycorner schrieb am 2. Juni 2023 um 18:14:07 Uhr:
Das was ich Excenter genannt habe ist bei Dir der Umlenkhebel. Ich denke wir meinen das gleiche.
Den Ablauf hast Du sehr gut beschrieben.
Zitat:"ob das Gleitrohr sich vorher 50mm bewegt, was beispielsweise korrekt wäre oder es sich 60mm bis zum Widerstand bewegt, dürfte sich im Millisekundenbereich abspielen.
In jedem Fall wird kein TÜV-Prüfer diesen minimalen Zeitunterschied erkennen, messen oder beanstanden können."Und genau das ist m.E. das Problem, dass man den Unterschied doch merkt, bei "verglasten" Bremsbelägen, die einen erheblich höheren Druck benötigen, um die notwendige Bremskraft aufzubauen.
Dann solltest du m.E. den Vorgang noch einmal genau, möglichst in vereinfachter Form, ohne unwesentliche Details, durchdenken.
Einmal mit intakten Bremsbelägen und einmal mit Belägen, die einen geringeren Reibwert ausweisen (z.b. verglaste Beläge) und Fragen dazu vielleicht über einen eigenen, speziellen Thread, am besten unter Fahrzeugtechnik, klären.
Einige fangen an, sich in diesem Thread über solche Einzelheiten zu langweilen und es dauert dann sicherlich nicht mehr lange, bis sich jemand bei einem Moderator beschwert.
Lieber navec,
Auch wenn das jetzt etwas überheblich klingt, aber mit Gleitreibung, Haftreibung, Hebelgesetzen und Normalkraftübertragung kenn ich mich aus.
Aber wenn ich es recht bedenke, sollte ich wohl mein Ingenieurdiplom an die austellende Universität zurückgeben.