Adios, Adios Elchios

Volvo V70 2 (S)

Die Jüngeren werden den Threadtitel vielleicht dämlich finden, aber wenn nur einer von euch heute Rex Gildo pfeift, habe ich mein Ziel erreicht. 🙂

Aber zum Thema: Nach 8 Jahren Volvo habe ich vorgestern meinen treuen V70 abgegeben, Zeit für ein kleines Fazit.

Zunächst die nackten Zahlen: es war ein V70 170PS Benziner mit Automatik, Baujahr 2002, Ausstattungslinie wahrscheinlich "Komfort". Gekauft hab ich den Kerl als knapp einjährigen Gebrauchten mit ca. 20.000 km beim Volvo-Händler. Der hat mir vor Übergabe auch das RTI nachträglich eingebaut. Bei Abgabe waren etwa 195.000 km auf der Uhr.

Bei der Bewertung will ich zwischen zwei Zeitaltern unterscheiden.
Zuerst die "goldenen Jahre", die gingen bis ca 180.000 km, etwa März diesen Jahres.
Da war keine Strecke zu lang, keine Ladung zu sperrig und kein Feldweg zu holprig. Der Wagen war in dieser Zeit nur zu Inspektionen in der (Volvo-)Werkstatt, abgesehen von zwei Gelegenheiten: einmal wurde die Servopumpe der Lenkung wegen Leckage ersetzt und einmal war die Batterie platt. Da das noch der damals sieben Jahre alte Original-Akku war, kann ich darüber nicht gram sein. Ansonsten: Sprit einfüllen und losfahren. Öl habe ich nur einmal zwischen den Inspektionen nachgekippt. Weiterhin gab es mal einen Satz neue Bremsen sammt Scheiben und öfter mal die Stabistangen. Die Automatik habe ich bei ca. 120.000 km spülen lassen.
An dieser Stelle ein ausdrückliches Lob für meine damalige Werkstatt, Volvo-Epple in Rutesheim und dort speziell für den Meister, Herrn Greger, der sich stets geduldig mit meinem umfangreichen Halbwissen ausseinandergesetzt hat.

Danach haben wir uns etwas auseinandergelebt, der Volvo und ich: ich habe den Wohnort gewechselt und Elchi mochte wohl seine neue Werkstatt nicht. Ich hingegen hatte keine Lust, morgens um halb sieben an einer Auobahn ohne Standspur auf den Abschleppdienst zu warten.

Ich nenne diese Zeit die "Monate der weissen Knöchel".

Bei der ersten Panne wurde in einer freien Werkstatt ein daumennaglegrosses Stück Laub oder sonstiger Dreck aus dem Luftmassenmesser entfernt. Vermutlich ist das im Rahmen der letzten Inspektion - die erste in der neuen Werft - beim Ausblasen der Luftfilterkastens dort reingeraten. Ein paar Wochen später ist der Wagen nochmal in voller Fahrt ausgegangen. Ich habe dann den Stecker vom LMM abgezogen und die Fahrt ging weiter, nämlich in die Werkstatt. Dort Kabel wieder draufgesteckt, Motor lief wieder. Fehlercodes waren keine abgelegt, weswegen eine Fehlersuche vom Meister als nicht sinnvoll erachtet wurde.

Weitere Gebrechen die sich in diesen Monaten eingestellt haben:

  • Vorderreifen aussen abgefahren: irgendetwas an der Lenkung. Ich habe das nicht weiter verfolgen lassen, da ich mich damals schon zur Trennung entschlossen hatte, aber ein Betrag jenseits der 2.000 Euro wurde werkstattseitig in den Raum gestellt.
  • Klimaanlage kühlte nur noch unzureichend, dazu auf der Beifahrerseite 10 Grad wärmer als auf der Fahrerseite. 300 EUR in die Fehlersuche investiert. Ergebnis: weitere Untersuchungen im Bereich bis 800 EUR wären nötig, um den Fehler auch nur zu finden.
  • RTI stieg regelmässig aus. Da die DVD in Ordnung war, war vermutlich das Lesegerät am Ende.

Trotz der verhagelten Schlussbilanz war ich mit meinem Volvo rückblickend äusserst zufrieden. Die Sitze waren die bequemsten, die mir je unter den Allerwertesten kamen. Das hier oft kritiserte RTI war optimal positioniert und mit den Tasten auf der Rückseite des Lenkrads (RÜCKSEITE DES LENKRADS, liebe Autotester!) wunderbar zu bedienen. Der Innenraum war nach all den Jahren praktisch neuwertig, obwohl er so neumodisches Zeug wie "Pflegemittel" nie gesehen hat. Oder vielleicht deswegen, wer weiss. Das der V70 quasi der Höhepunkt zeitgenössischer Automobildesignkunst war, ist eh klar. Wenn sich mir das auch nicht unmittelbar erschlossen hat - ich hab ihn ehrlich gesagt wegen der Toastbrot-Navigation gekauft, nachdem ich das - aus meinem damaligen A6 heraus - mal beim Ampelnachbarn in Aktion gesehen hab.

Fast zum Schluss mein Dank an dieses tolle Forum. Nie waren mir die möglichen Probleme meines Autos bewusster ("die Drosselklappe, im Urlaub verreckt bestimmt die Drosselklappe!"😉. Nie lagen mir mögliche Problemlösungen näher ("einfach mal aufs Rücklicht klopfen, dann geht das Standlicht wieder."😉. Und nie habe ich mehr Kaffee durch die Nase geprustet, wie wenn ich die neusten Pressemitteilungen von Olaf Lügerson und die allerneusten geheimen Neuigkeiten über den neuen XC90, der bestimmt vielleicht 2011 kommt, beziehungsweise möglicherweise mit Sicherheit nicht kommt, gelesen habe.
Danke!

Schliessen möchte ich mit einer Beurteilung meines V70 von zwei sechsjährigen Nachbarsjungen, die ich mit dem Wagen mal zur Schule gefahren habe:

Zitat:

"Mann, Dein Auto kann ja alles automatisch! Du hast so ein Glück. Den darfst Du niemals verkaufen!"

Tja, Jungs. Das Leben geht weiter.

Gruß + Tschüss

Stephan

Beste Antwort im Thema

Die Jüngeren werden den Threadtitel vielleicht dämlich finden, aber wenn nur einer von euch heute Rex Gildo pfeift, habe ich mein Ziel erreicht. 🙂

Aber zum Thema: Nach 8 Jahren Volvo habe ich vorgestern meinen treuen V70 abgegeben, Zeit für ein kleines Fazit.

Zunächst die nackten Zahlen: es war ein V70 170PS Benziner mit Automatik, Baujahr 2002, Ausstattungslinie wahrscheinlich "Komfort". Gekauft hab ich den Kerl als knapp einjährigen Gebrauchten mit ca. 20.000 km beim Volvo-Händler. Der hat mir vor Übergabe auch das RTI nachträglich eingebaut. Bei Abgabe waren etwa 195.000 km auf der Uhr.

Bei der Bewertung will ich zwischen zwei Zeitaltern unterscheiden.
Zuerst die "goldenen Jahre", die gingen bis ca 180.000 km, etwa März diesen Jahres.
Da war keine Strecke zu lang, keine Ladung zu sperrig und kein Feldweg zu holprig. Der Wagen war in dieser Zeit nur zu Inspektionen in der (Volvo-)Werkstatt, abgesehen von zwei Gelegenheiten: einmal wurde die Servopumpe der Lenkung wegen Leckage ersetzt und einmal war die Batterie platt. Da das noch der damals sieben Jahre alte Original-Akku war, kann ich darüber nicht gram sein. Ansonsten: Sprit einfüllen und losfahren. Öl habe ich nur einmal zwischen den Inspektionen nachgekippt. Weiterhin gab es mal einen Satz neue Bremsen sammt Scheiben und öfter mal die Stabistangen. Die Automatik habe ich bei ca. 120.000 km spülen lassen.
An dieser Stelle ein ausdrückliches Lob für meine damalige Werkstatt, Volvo-Epple in Rutesheim und dort speziell für den Meister, Herrn Greger, der sich stets geduldig mit meinem umfangreichen Halbwissen ausseinandergesetzt hat.

Danach haben wir uns etwas auseinandergelebt, der Volvo und ich: ich habe den Wohnort gewechselt und Elchi mochte wohl seine neue Werkstatt nicht. Ich hingegen hatte keine Lust, morgens um halb sieben an einer Auobahn ohne Standspur auf den Abschleppdienst zu warten.

Ich nenne diese Zeit die "Monate der weissen Knöchel".

Bei der ersten Panne wurde in einer freien Werkstatt ein daumennaglegrosses Stück Laub oder sonstiger Dreck aus dem Luftmassenmesser entfernt. Vermutlich ist das im Rahmen der letzten Inspektion - die erste in der neuen Werft - beim Ausblasen der Luftfilterkastens dort reingeraten. Ein paar Wochen später ist der Wagen nochmal in voller Fahrt ausgegangen. Ich habe dann den Stecker vom LMM abgezogen und die Fahrt ging weiter, nämlich in die Werkstatt. Dort Kabel wieder draufgesteckt, Motor lief wieder. Fehlercodes waren keine abgelegt, weswegen eine Fehlersuche vom Meister als nicht sinnvoll erachtet wurde.

Weitere Gebrechen die sich in diesen Monaten eingestellt haben:

  • Vorderreifen aussen abgefahren: irgendetwas an der Lenkung. Ich habe das nicht weiter verfolgen lassen, da ich mich damals schon zur Trennung entschlossen hatte, aber ein Betrag jenseits der 2.000 Euro wurde werkstattseitig in den Raum gestellt.
  • Klimaanlage kühlte nur noch unzureichend, dazu auf der Beifahrerseite 10 Grad wärmer als auf der Fahrerseite. 300 EUR in die Fehlersuche investiert. Ergebnis: weitere Untersuchungen im Bereich bis 800 EUR wären nötig, um den Fehler auch nur zu finden.
  • RTI stieg regelmässig aus. Da die DVD in Ordnung war, war vermutlich das Lesegerät am Ende.

Trotz der verhagelten Schlussbilanz war ich mit meinem Volvo rückblickend äusserst zufrieden. Die Sitze waren die bequemsten, die mir je unter den Allerwertesten kamen. Das hier oft kritiserte RTI war optimal positioniert und mit den Tasten auf der Rückseite des Lenkrads (RÜCKSEITE DES LENKRADS, liebe Autotester!) wunderbar zu bedienen. Der Innenraum war nach all den Jahren praktisch neuwertig, obwohl er so neumodisches Zeug wie "Pflegemittel" nie gesehen hat. Oder vielleicht deswegen, wer weiss. Das der V70 quasi der Höhepunkt zeitgenössischer Automobildesignkunst war, ist eh klar. Wenn sich mir das auch nicht unmittelbar erschlossen hat - ich hab ihn ehrlich gesagt wegen der Toastbrot-Navigation gekauft, nachdem ich das - aus meinem damaligen A6 heraus - mal beim Ampelnachbarn in Aktion gesehen hab.

Fast zum Schluss mein Dank an dieses tolle Forum. Nie waren mir die möglichen Probleme meines Autos bewusster ("die Drosselklappe, im Urlaub verreckt bestimmt die Drosselklappe!"😉. Nie lagen mir mögliche Problemlösungen näher ("einfach mal aufs Rücklicht klopfen, dann geht das Standlicht wieder."😉. Und nie habe ich mehr Kaffee durch die Nase geprustet, wie wenn ich die neusten Pressemitteilungen von Olaf Lügerson und die allerneusten geheimen Neuigkeiten über den neuen XC90, der bestimmt vielleicht 2011 kommt, beziehungsweise möglicherweise mit Sicherheit nicht kommt, gelesen habe.
Danke!

Schliessen möchte ich mit einer Beurteilung meines V70 von zwei sechsjährigen Nachbarsjungen, die ich mit dem Wagen mal zur Schule gefahren habe:

Zitat:

"Mann, Dein Auto kann ja alles automatisch! Du hast so ein Glück. Den darfst Du niemals verkaufen!"

Tja, Jungs. Das Leben geht weiter.

Gruß + Tschüss

Stephan

5 weitere Antworten
5 Antworten

Hi sk3070,

Danke, schön geschrieben - mit den entsprechenden Höhen und Tiefen des automobilen Lebens.
Beibt noch die Frage "Wohin des Weges?" oder wirst du zum Fussgänger?
Selbst dann und auch bei einem vermutlichen Markenwechsel - dass Volvo-Forum ist mittlerweile auch ein Überlebensreservat für viele ex-Volvisti.
Offenbar ist Volvo-Fahrer sein mehr eine Charakter- als eine Fahrzeugmarken-Frage, drum sag nicht Lebwohl sondern "bis Neulich" - du kannst hier ja auch mal von den Höhen und Tiefen anderer PKW-Beziehungen hier schreiben.

Außerdem sehe ich das mit den der Navibedienung hinter dem Lenkrad und dem "Toaster" (schöne Umschreibung) dito - eigentlich geht es nicht besser - aber es wird spätestens mit dem neuen XC90 2011(12 13 14 oder wann auch immer 😉 )auch bei Volvo damit Sens(e)us sein.
Ein echter Nonsens(us) von Volvo.

Gruß aus EN

Hallo Calagod,

Zitat:

Beibt noch die Frage "Wohin des Weges?" oder wirst du zum Fussgänger?

es ist ein Citroen C5 Tourer geworden. Ausschlaggebendes Gimmick diesmal: die "Hydropneumatik".

Das Volvo-Forum lese ich natürlich weiterhin ganz schamlos. Auf niveauvolle Unterhaltung(en) verzichten, nur weil kein Elch mehr im Stall steht? Nicht doch.

Die Abkehr Volvos vom ausfahrbaren Navi finde ich auch schade. Vor allem, wo jetzt auch andere Hersteller den Nutzen eines höher positionierten Displays entdecken, z.B. Audi im neuen A8.

Gruß
Stephan

na dann viel Glück mit der Zitrone! Die Hydropneumatik ist ein Kaufgrund, vorallem für Vielreisende!
Der Rest der totale Abtörner! Betrügerische Händler und kaum ein Kabel, das nicht irgendwo schon ab Werk blank ist, machen so richtig Freude 😉! Ich hoffe, du bist mit einem der ganz wenigen Dauerläufer gesegnet (wie es z.B. viele Xantia waren), sonst bist du sicher bald wieder unter uns 😉, nachdem du alle Pannenfahrer beim Vornamen kennst!
Volvo-Qualität wirst du bei den Franzosen vergeblich suchen! Da wird mit viel unnötigem Schnickschnack das Wesentliche verdeckt - und gravierende Mängel 😉

Zitat:

Original geschrieben von sk3070


Hallo Calagod,

Zitat:

Original geschrieben von sk3070



Zitat:

Beibt noch die Frage "Wohin des Weges?" oder wirst du zum Fussgänger?

es ist ein Citroen C5 Tourer geworden. Ausschlaggebendes Gimmick diesmal: die "Hydropneumatik".

Das Volvo-Forum lese ich natürlich weiterhin ganz schamlos. Auf niveauvolle Unterhaltung(en) verzichten, nur weil kein Elch mehr im Stall steht? Nicht doch.

Die Abkehr Volvos vom ausfahrbaren Navi finde ich auch schade. Vor allem, wo jetzt auch andere Hersteller den Nutzen eines höher positionierten Displays entdecken, z.B. Audi im neuen A8.

Gruß
Stephan

Hi Stephan,

ein schöner Wagen, ich teile auch nicht unbedingt die Meinung, dass Zitronen sauerer machen müssen als Elche 😉
Bin den C5 als Limo mal zur Probe gefahren, er hat mir seht gut gefallen - aber, die feststehende Lenkradnabe hat mich gestört.
Ich weiß nicht on man sich dran gewöhnen kann (ich bin eh vielleicht einer der Wenigen, die sich da dran stören)
Aber Innen/Außen und von Fahrgefühl gefällt mir der Wagen sehr.

Gruß aus EN

Tino

Zitat:

Original geschrieben von sk3070


.... Danke!

Schliessen möchte ich mit einer Beurteilung meines V70 von zwei sechsjährigen Nachbarsjungen, die ich mit dem Wagen mal zur Schule gefahren habe:

Zitat:

Original geschrieben von sk3070



Zitat:

"Mann, Dein Auto kann ja alles automatisch! Du hast so ein Glück. Den darfst Du niemals verkaufen!"

Tja, Jungs. Das Leben geht weiter.

Gruß + Tschüss

Stephan

Tja, was meint Ihr, was die Kinder zu erzählen hatten, als ich letztens mit unserem 140 PS Automatik V70 eine Straßenbahn "befreit habe". Ein 44 to Kieslaster mit Anhänger hatte Getriebeschaden; ich habe mutig angeboten zu helfen:

Abschleppseil angehängt und ein paar hundert Meter die Einbahnstraße entlang gezogen. Der LKW-Fahrer hat auch gesagt: klasse Auto.

Das als weitere Anekdote zum V70.

Gruß M.O.

Deine Antwort