ADAC-Sicherheitstraining in Haltern - sinnvoll?
Hi, ich frage mich ob das Basis-PKW-Training in Haltern sinnvoll ist, so wie ich das heraus gelesen habe kommt da keine Schleuderplatte eingesetzt... gerade dies wäre aber wichtig bei meinem Roadster. Kann mir jemand seine Erfahrungen damit schildern in wie weit das Training für "hecklastige" Fahrzeuge taugt? 🙂
Wo ist der Unterschied zwischen dem Basis und Intensivkurs?
Beste Antwort im Thema
Die Trainings richten sich an ganz normale Autofahrer. Von daher macht es durchaus Sinn, das Thema Fahrphysik nicht zu sehr auszuwalzen (deshalb ist es noch lange nicht "für Deppen"😉. Und nicht ohne Grund wird das Thema Bremsen in den Vordergrund gestellt. Es ist das wichtigste Manöver, um einen Unfall zu verhindern oder die Unfallschwere abzumildern.
Die Notwendigkeit, ein ausbrechendes Heck abzufangen, kommt im realen Geschehen eher selten vor. Nicht ohne Grund heissen diese Trainings Sicherheitstraining und nicht Drifttraining. Solche gibt es auch, die haben aber andere Ziele.
38 Antworten
Wenn ein Fahrzeug kein deaktivierbares ESP hat (wohl inzwischen immer mehr die Standardauslegung), dann ist es ok. Dann wird halt ohne Traktionskontrolle bzw. mit erweiterter Regelschwelle mal gearbeitet.
Das Herausfinden würde ich nicht als problematisch ansehen. Den Blick in die Bedienungsanleitung könnte jeder Teilnehmer vorab riskieren, wenn er Interesse daran hat.
Aber gerade die etwaige Möglichkeit der Deaktivierung oder "loseren Leinen" gehört mit dazu. Es gibt schließlich viele neugierige Menschen, gerade jene, die noch nicht allzu lange fahren. Da sollte man es lieber auf sicheren Terrain mal probieren und nicht im öffentlichen Verkehrsraum. Das ist also durchaus auch ein Sicherheitsaspekt.
In entsprechenden Trainings oder Gruppen dürfte das ohnehin dazugehören. Wobei es auch dann durchaus unerwünscht sein könnte.
Ich habe ei paar Jahre nebenberuflich als Fahrsicherheitstrainer gearbeitet. Glaub mir: Wenn du die Möglichkeit gibst, das ESP abzuschalten, kannst du ein Training komplett sprengen. 😉
Ich kenne den Teilnehmerwunsch durchaus und kann ihn auch nachvollziehen. Wo möglich habe ich ihn auch erfüllt. Aber in einem normalen Training hast du eben auch noch 11 andere Teilnehmer, die das eventuell nicht interessiert und denen du auch Rechnung tragen musst.
Alle Erwartungen kann man eh nicht erfüllen, von daher muss man zusehen, dass man die Gruppe als Ganzes möglichst gut bedient und dabei die Vorgaben des jeweiligen Anbieters einhält.
Das man allen in der Gruppe gerecht werden muss, ist auch nachvollziehbar.
Mir ist es halt nur zuletzt bei einem Clubtraining (Fortgeschrittenen-Gruppe) aufgefallen, dass der Trainer anmerkte, dass das ESP eingeschaltet bleiben soll, wo doch gerade das schnelle Kurvenfahren mit Vollbremsung eine realistische Verkehrssituation darstellt und man ohne ESP auch mal wirklich die Dynamik erfahren könnte. Zumal einige andere Übungen zuvor mit teilweise oder vollständig deaktivierten ESP gefahren wurden.
Letztlich hatte er aber auch Einsehen und hat jedem Teilnehmer die freie Entscheidung gelassen, weil noch mehr Teilnehmer denselben Wunsch und Vorstellung vom Clubtraining hatten. 😎
Beim ersten Training hatte ich mich noch nicht getraut, das ESP abzuschalten.
Beim zweiten Anlauf in Hockenheim werde ich es tun.
Nur dann werde ich mein eigenes Fahrverhalten, mein Fahrzeug und die Fahrphysik begreifen. mfg fmbw10
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Sprich das bitte vorher mit dem Trainer ab. Es ist sehr unglücklich, wen du als Trainer dem Teilnehmer ein Feedback geben willst und dabei nicht weißt, was er im Fahrzeug veranstaltet hat. 😉
Zitat:
@AMenge schrieb am 13. September 2016 um 14:25:03 Uhr:
Ich habe ei paar Jahre nebenberuflich als Fahrsicherheitstrainer gearbeitet. Glaub mir: Wenn du die Möglichkeit gibst, das ESP abzuschalten, kannst du ein Training komplett sprengen. 😉
Da muss ich mal einhaken... wie muss ich mir die Sprengung ohne eingeschalteten Zeigefinger vorstellen?
Ich hatte das ESP auf der Schleuderplatte mal Testweise eingeschaltet um zu sehen ob es hilft. Es half nicht, wenn man beim Gegenlenken nicht schnell genug umgreift, folgt trotzdem die Drehung.
Die Schleuderplatte ist ein Extremszenario. Das ESP hilft auch nur in gewissen Grenzen und die sind dort überschritten. Wenn du schnell genug gegenlenkst, kann es dir sicherlich danach wieder helfen. Die meisten bekommen die 1. Gegenlenkung hin, aber lenken dann zuviel und es schleudert sie in die andere Richtung.
doppelt
Zitat:
@Mr. Moe schrieb am 13. September 2016 um 23:03:18 Uhr:
Da muss ich mal einhaken... wie muss ich mir die Sprengung ohne eingeschalteten Zeigefinger vorstellen?
Ganz einfach: Als Trainer muss ich eine Übung mit den Teilnehmern im Gespräch vorbereiten. Dann fahren die Teilnehmer die Übung und dann erfolgt (wieder im Gespräch) die Auswertung des Erfahrenen. Und genau da bekommst du möglicherweise unendliche Diskussionen, weil jeder etwas anderes erlebt hat und du als Trainer dann auseinander dröseln musst, warum sich ein Auto so und nicht anders verhalten hat. Solche Diskussionen können dann ganz schnell ausufern - und de Teilnehmer beschweren sich am Ende, dass sie so wenig zum Fahren gekommen sind. 😉
Zitat:
Ich hatte das ESP auf der Schleuderplatte mal Testweise eingeschaltet um zu sehen ob es hilft. Es half nicht, wenn man beim Gegenlenken nicht schnell genug umgreift, folgt trotzdem die Drehung.
Die Platte lässt keinerlei Rückschlüsse auf die Unterstützung durch das ESP zu. Dort wird eine Fahrsituation schlagartig erzeugt, die das ESP im realen Geschehen nie zulassen würde. Und je nach Fahrzeug gehen die ESP-Systeme ganz unterschiedlich damit um. Ich hatte Fahrzeuge, bei denen der Fahrer nichts gemacht hat und das ESP hat das Fahrzeug vollständig stabilisiert. Ebenso habe ich Fahrzeuge erlebt, bei denen das ESP komplett ausgestiegen und eine Fehlermeldung ausgegeben hat.
Die Platte hat im Training exakt einen Sinn: Man übt dort Blickführung und Lenkradarbeit.
Noch ein paar Worte zur Beurteilung von ESP im Rahmen eines SHT: Teilnehmer möchten gern pauschale Aussagen haben (wenn dies passiert, dann mach jenes). ESP ist eine ausgesprochen komplexe Materie, bei der man mit Pauschalaussagen nicht sonderlich weit kommt.
Besonders plakativ hat sich mir das im Rahmen einer Trainer-Fortbildung gezeigt, bei der wir uns zwei Tage ausschließlich dem Thema ESP gewidmet haben - in Theorie und Praxis. So sind wir beispielsweise auch auf der Kreisbahn unterwegs gewesen. Ein Kollege und ich haben direkt nacheinander ein identisches Fahrzeug unter identischen Bedingungen gefahren. Im Ergebnis haben wir beide ganz unterschiedliche Maßnahmen als besonders geeignet empfunden, das Fahrzeug oberhalb es Limits wieder einzufangen. Das lag schlicht und ergreifend daran, dass wir beide leicht unterschiedliche mit dem Lenkrad und den Pedalen umgegangen sind. Im Ergebnis ergab das drastische Unterschiede.
Nach dieser Fortbildung habe ich jegliche Pauschalaussage zum ESP vermieden und meinen Teilnehmern die Möglichkeit gegeben, ihre persönlichen Erfahrungen zu sammeln.