Die Pure Unvernunft
Aus dem Alltag eines PS-Junkies
Blogempfehlung
Mein Blog hat am 01.04.2009 die Auszeichnung "Blogempfehlung" erhalten.
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10.09.2012 11:00 | knolfi | Kommentare (26) | Stichworte: 4G, Audi, S6
Hallo Bloggemeinde,
da es in der letzten Zeit ja eher etwas "zivil" in meinem Blog zuging, hier mal wieder ein Artikel für die Leistungsjunkies und PS-Begeisterten unter uns.
Ich konnte mal wieder eine schöne Urlaubswoche in einem bekannten 5-Sterne-Rsort im Allgäu verbringen, in dem Audi eine Testwagen-Flotte unterhält. Wer also Gast in diesem Hotel ist und mind. 30 Jahre alt, kann sich einen der gut ausgestatteten Audi-Testwagen für eine ganztägige Probefahrt ausleihen, man muss lediglich die Spritkosten tragen.
Zur Auswahl standen diesmal: ein Q7 4,2 TDI (in der "Borstelnator-Edition"), ein Q3 2,0 TDI mit 177 PS, ein A5 Cabrio 3,0 TDI mit 245 PS, ein A7 3,0 Bi-TDI mit 313 PS, die S-Modelle S6 Avant, S7, und S8 sowie ein RS5.
Auf Wunsch eines einzelnen Herrn () habe ich mir den S6 Avant ausgesucht...auch um den Wagen im Vergleich zum einem ehemaligen RS6 zu testen, denn die Daten auf dem Papier waren rel. ähnlich, obwohl dem S6 160 PS ggü. dem RS6 fehlen. Aber dazu später mehr....
Es handelte sich um ein dunkel anthrazit farbenes Modell mit schwarzer Innenausstattung. Die Farbe stand dem Wagen gut, auch wenn der 4G Avant nicht unbedingt meinem Geschmack entspricht, da er mir dem A4 Avant (vor allem von hinten) viel zu ähnlich sieht. Innen war der S6 mit Nappaleder bezogenen Sportsitzen inkl. Steppnähten im Rautendesign in Kontrastfarbe ausgekleidet, was mich irgendwie an Bentley erinnerte. Das Armaturenbrett ist ebenfalls nicht mein Fall, da ein Spalt (der wohl zur Belüftung dient) das komplette Armaturenbrett durchläuft und m. E. die Linie und Eleganz durch diese Zerstückelung zerstört...ist aber Geschmacksache. Ebenfalls nervig empfinde ich den zwar sehr großen aber ständig ein- und ausklappenden Monitor des MMI, der bei der Fahrt wie ein Fremdkörper wirkt.
Der Wagen war extrem gut ausgestattet, sogar mit Ceramicbremsen vorne, lediglich die abgedunkelten Seitenscheiben fehlten und die Einstellmöglichkeiten waren mannigfalitg. Die Bedienung des MMI ist mit ja noch vom 4F geläufig, allerdings wurden bestimmte Tasten wie CAR oder SETUP eher untergeordnet um den Controller angeordnet, so dass man während der Fahrt etwas länger suchen muss. M. E. ein Rückschritt. Auch die BT-Anbindung meines Iphones dauerte länger und klappte erst beim zweiten Anlauf...das kann VW z. B. beim RNS510 besser.
Gut gefallen hat mir das große FIS, in dem nun mehr Daten des BC gleichzeitig dargestellt werden, statt diese umständlich durchzuscrollen und auch die mannigfaltigen Einstellmöglichkeiten des Fahrwerks. Auch das endlich an Familienväter gedacht wurde und sich die ISOFIX-Klammern schnell zugänglich unter einer Abdeckung befinden, statt irgendwo in den Tiefen der Lederpolsterung versenkt zu sein, ist positiv zu bemerken.
Sehr gut gestaltet war auch das optionale HUD (Headup-Display) welches den Fahrer mit den nötigsten Infos wie digitale Geschwindigkeit, Verkehrzeichenerkennung und ACC-Status (on/off) versorgte. Auch die leicht bläulich schimmernden Voll-LED-Scheinwerfer geben ein gute Lichtausbeute, auch wenn diese subjektiv nicht viel besser ist, als bei Xenon.
Die Verarbeitung war Audi typisch hervorragend und die Materialanmutung ist im sichtbaren Bereich auf weiterhin hohem Niveau und wird m. E. nur noch von Porsche übertroffen. Allerdings merkt man beim genaueren Hinsehen auch, dass bei der Qualität an den versteckteren Stellen gespart wurde: so ist der Teppich im Kofferraum nicht mehr ganz so hochflorig und flauschig die noch beim Vorgänger.
Nun aber zum Hauptaugenmerk: den Fahrleistungen. Ich hatte mir eine Strecke ausgesucht, die eigentlich alles beinhaltete, was man auch im Alltag hat: Stadtverkehr, Landstrasse (Hauptanteil) und Autobahn. Es ging also von Sonthofen über das Oberjoch in Richtung Reutte/Tirol, durch Reutte durch und weiter in Richtung Füssen. Bei Füssen dann auf die A7 bis Dreieck Allgäu, dann weiter in Richtung Waltenhofen und die 4 spurig ausgebaute Bundesstrasse wieder in Richtung Sonthofen. In Summe kamen so rd. 150 km zusammen.
Der 4l-V8 des S6 hängt dabei sehr gut am Gas und im unteren Geschwindigkeitsbereich (so bis 100 km/h) steht er der subjektiven Elastizittät und Beschleunigung des RS6 in nichts nach...allerdings merkt man im mittleren Geschwindigkeitsbereich (zwischen 140 -und 180 km/h) ein deutliches Leistungsdefizit ggü. dem RS6. Dem Motor fehlt dann einfach der "Punch" des V10-Biturbo, was sich auch beim Überholen auf der Landstrasse bemerkbar machte: von 80 auch 120 ging's flott, danach wurde es zäh. Hier unterscheidet sich m. E. der S6 im Elastizitätsverhalten nicht ggü. dem V8-TDI meines Touareg II.
Im oberen Geschwindigkeitsbereich jenseits der 180 km/h schiebt dann der V8 wieder mächtig voran, wenn auch nicht so explosionsartig wie der RS6 aber er zieht auch locker bis zur abgeregelten Grenze hoch. Auf Grund des Verkehraufkommens und der kurvigen Streckenführung konnte/wollte ich den Wagen nicht voll ausfahren, bei 247 km/h war Schluss. Der Verbrauch lag übrigens bei 13,3 l/100km.
Der V8 ist dabei immer akkustisch sehr präsent was mich pers. mittlerweile etwas nervt, denn das Dröhnen möchte ich auf Langstrecke eher nicht haben...manch einer wird es jedoch als "sportlich" empfinden.
Weiterer Kritikpunkt ist die rel. schlappe Klimaanlage und der sich sehr stark aufheizende Innenraum des S6 Avant. Erst wenn die Temp. auf 20°C eingestellt ist (trotz Aussentemperaturen von max. 18°C) lässt es sich im S6 angenehm reisen. Mein Touareg ist dahingegen eher eine "Kühlkammer"...
Mein Fazit: Der S6 ist ein sportlicher Kombi mit Leistungsdefiziten im mittleren Geschwindigkeitsbereich, daher lohnt sich m. E. der Aufpreis ggü. dem 3,0l Bi-TDI nicht. Ausser dem unverfälschten V8-Sound kann der S6 m. E. nix besser als der große Diesel. Ich würde hier eher auf den RS6 warten.
So long
Euer knolfi