Die Pure Unvernunft
Aus dem Alltag eines PS-Junkies
Blogempfehlung
Mein Blog hat am 01.04.2009 die Auszeichnung "Blogempfehlung" erhalten.
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knolfi
03.12.2024 16:14:17
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05.03.2013 12:15 | knolfi | Kommentare (30) | Stichworte: 92A, Cayenne, Porsche
Hallo Bloggemeinde,
seit der Q7 V12 TDI aus der Produktion ausgelaufen ist, markiert der Cayenne S Diesel mit 382PS und 850Nm die Leistungsspitze im Selbstzündersegment. Zum Einsatz kommt der von Audi bekannte 4,2l-V8, der von den Porsche Ingenieuren nochmals modifiziert wurde und im S Diesel 42PS und 50Nm mehr leistet als im Q7 bzw. Touareg.
Mein hat schon zwei Versuche unternommen, mir diesen Wagen schmackhaft zu machen und als er mir dann eine Probefahrt für zwei Tage anbot, konnte ich nicht nein sagen... Somit habe ich den S Diesel mal auf Herz und Nieren geprüft und dabei natürlich auch immer wieder auf meinen Touareg V8 im Vergleich geschielt, so dass der Vergleich evtl. nicht immer ganz objektiv ist.
Ich versuche mal, den Cayenne in die Kategorien Karosserie, Bedienung und Performance (Fahreigenschaften und Motorleistung) einzugruppieren und ihn auch ein wenig diesbezüglich mit dem Touareg V8 zu vergleichen.
1. Karosserie:
Der Cayenne II polarisiert von der Form her schon ziemlich: vielen ist er zu asiatisch im Design, andere empfinden ihn als schick , wieder andere würden ihn immer kaufen, egal wie er aussieht, weil sie das Porsche-Prestige schätzen. Ich pers. empfinge die Designgestaltung als nicht bes. aufregend, weder anziehend noch abstoßend. Bzgl. der Übersichtlichkeit ist der Wagen gut, die "Scheinwerferhöcker" in den Kotflügeln lassen erahnen, wo der Wagen aufhört. Die Sicht nach hinten ist wegen der kleineren und flacheren Heckscheibe schlechter als beim Touareg, aber dank PDC und Rückfahrkamera ist das Rangieren mit dem Cayenne kein Problem. Nachteilig durch die flachere Heckscheibe ist der nutzbare Kofferraum, der dadurch an Höhe und somit an Volumen verliert, obwohl er nominell mit 670l mehr Inhalt bietet als der Touareg mit 590l. Bsp.: als ich gestern einen 60x60x80cm großen Karton einladen wollte, gelang mir das nur durch die Demontage des Kofferraumrollos und das Verschieben der Rücksitzbank.
Im Fond bietet der Cayenne aber subjektiv mehr Platz (insbes. Beinfreiheit) als der Touareg.
Die Verarbeitung des Cayenne ist auf extrem hohen Niveau: alles wirkt wie aus einen Stück gefräst und nichts klappert (ausser dem Schlüsselanhänger ). Auch die verwendeten Materialien wirken sehr hochwertig. Hier steht der Porsche noch über der Qualitätsanmutung von Audi, was man aber bei dem Preis auch erwarten kann. Der Touareg ist hier im Nachteil.
2. Bedienung:
Die Bedienung des Cayenne ist, wenn man die Controllersysteme von MB, BMW und Audi gewöhnt ist, gewöhnungsbedürftig. Intuitiv ist, dank der ca. 30 Schalter auf der Mittelkonsole und der nochmals rd. 20 Knöpfe am PCM, hier nichts zu bedienen, was für den ungeübten Cayenne-Fahrer eine ziemliche Ablenkung bedeutet...allein für die Bedienung der Klimaanlage hat man über 15 Tasten. Der Schalter für die Warnblinkanlage liegt tief unter dem PCM in der Mittelkonsole versteckt. Ein Herz für Raucher hat Porsche auch nicht, der Aschenbecher ist winzig und erinnerte mit an die Fzge. der siebizger Jahre.
Auch die Bedienung der Kofferraumvariabilität ist umständlich: eine Fernentriegelung zum Umklappen der Rücksitze im Kofferraum wie beim Q7 oder Touareg sucht man vergebens. Man kann die Rücksitzlehnen nur über die seitlichen Hebel an der Rücksitzbank umlegen. Auch die Demontage des Kofferraumrollos gestaltet sich als schwierig: Steht die Rückbank ganz hinten, kann man das Rollo nicht ausbauen; dazu muss man entweder die Rücksitzbank nach vorne verschieben oder die Lehnen umklappen...das kann der Touareg besser! Die el. Heckklappe lässt sich zwar per FFB öffnen, aber nicht schliessen, dadurch wieder ein Pluspunkt mehr für den Touareg. Vorteil beim Cayenne: das nervige Piepsen beim Öffnen der el. Heckklappe hat Porsche Gott sei Dank weggelassen.
Auch die BT-Anbindung des Iphone 5 ist ein Glücksspiel: der PZ-Verkäufer meinte nur zu mir, dass es mit dem Modell immer wieder Probleme gebe und auch bei meinem 5'er hat es drei Versuche gebraucht, bis das PCM die Verbindung mit dem Iphone aufgebaut hat.
Die Nutzung des Media-Anschlusses ist ebenfalls umständlich. Wenn man den Ipod anstöpselt und die Taste Media im PCM drückt, erscheint eine "Jukebox" die einen dazu auffordert, seine MP3-Dateien zu importieren...ich hab ein bisschen gebraucht, bis ich durch mehrmaliges Drücken der Media Taste endlich mein Ipod (Iphone) gefunden hatte. Dafür spielte das PCM sofort den letzen gehörten Titel ab und zeigt sogar grafisch das dazu hinterlegte Cover an. Hier wieder der Vorteil zum Touareg, bei dem die Titel immer ganz von vorne starten und eine Coveranzeige nicht vorhanden ist.
Beim Multifunktionslenkrad sind mir noch die Regelwalzen für die Lautstärke und den BC negativ aufgefallen. Diese sind leider nicht leicht versenkt wie z. B. bei den Audi-Modellen, sondern stehen leicht aus der Lenkradebene hervor. Somit kommt man beim Rangieren mit der flachen Hand (Auflegen des Handtellers auf den Lenkradkranz) immer wieder mit den Drehwalzen in Kontakt und verstellt unfreiwillig die Lautstärke oder die Einstellungen des BC.
Ach ja, noch etwas: beim Vorführer war der Beifahrer-Airbag abgeschaltet. Der dazugehörige Schalter im Handschuhfach ist aber nur mit einem normalen Schlüssel zu aktivieren. Der Notschlüssel befindet sich versteckt im FFB-Schlüssel, kann jedoch nicht entnommen werden, weil der dahinter liegende Schlüsselring mit Porsche-Anhänger die Entnahme blockiert... Man muss also erst den Schlüsselring abdrehen, dann den Notschlüssel entnehmen, den BF-Airbag aktivieren/deaktivieren und dann die Prozedur reversibel wiederholen. Durchdacht ist das nicht.
Performance:
Die Erwartungen hinsichtlich der Leistung waren hoch und wurden leider etwas gedämpft. Die 42 Mehr-PS sind zwar spürbar, wenn aber auch nicht deutlich. Von den 50 Nm Mehr-Drehmoment merkt man gar nichts...diese scheinen im Antriebsstrang zu verpuffen. Subjektiv geht der Touareg V8 nicht wesentlich schlechter. Das Fahrwerk ist zwar porschetypisch agil dafür aber straffer und etwas unkomfortabler als das des Touareg...und dass obwohl der Cayenne mit 18"-WR ausgestattet war und mein Touareg mit 19"-WR. Auch die Geräuschkulisse war im Cayenne deutlich prägnanter als im Touareg: gerade bei Tunneldurchfahrten drangen mehr Geräusche in den Innenraum als beim Touareg, der aber mit einem geräuschdämmenden Glas ausgestattet ist.
Ein Großteil der Agilität, die der Wagen dem Fahrer im Unterbewusstsein suggeriert, geht durch den schweren und frontlastigen Motor wieder drauf. Der Wagen schiebt gerne über die Vorderräder und die sehr präziese Lenkung verleitet manchmal zu mehr als der Cayenne kann. Ich bin extra gestern eine Passstrasse gefahren und hab den S Diesel getreten (im Sport-Modus) aber in engen Kurven wird's brenzlig und ich behaupte mal dass ein forsch gefahrener Touareg V8 im S-Modus und Fahrwerkseinstellung Sport mit dem S Diesel mithalten kann. Hier empfand ich den normalen Cayenne S deutlich agiler und mehr porsche-like.
Ein großes Lob muss ich allerdings den Sounddesignern von Porsche machen: die haben es geschafft, dem S Diesel das Nageln auszutreiben. Der S Diesel hört sich mehr wie ein V8-Benziner an und auch im Innenraum hört man mehr den V8-Sound als das "dieseln"...lediglich beim Durchfahren von Tunneln mit geöffneten Dach kann man leicht hören, dass vorne ein Selbstzünder werkelt. Dagegen hört sich mein Touareg wie LKW an .
Mein Fazit: der Cayenne S Diesel ist ein sehr gut verarbeitetes Fahrzeug zum Langstreckenschrubben auf der AB mit einem guten Motor, dessen Mehrleistung ggü. dem Audi-V8 aber zu vernachlässigen ist. Der Sound ist klasse aber das hohe Gewicht auf der Vorderachse machen aus ihm leider nicht den Performance-SUV, den man sich von Porsche wünscht und den evtl. auch die anderen V8-Motorisierungen bieten.
Im Allgemeinen nachteilig empfinde ich die umständliche Bedienung (Knöpfchenflut auf der Mittelkonsole und am PCM, Bedienung der Laderraumvariabilität) und die fehlenden techn. Features wie ein 360°-Kamerasystem und einem dynamischen Lichtassistenten.
BTW: IMHO ist das verbaute Buremester-Soundsystem sein Geld nicht wert. Wer überwiegend Radio oder U-Musik hört, dem reicht auch das Bose-System.
Daher wäre der S Diesel für mich zwar eine Alternative, aber nur dann, wenn die V8-Diesel in den anderen Konzern-Derivaten Q7/9 oder VW-Touareg aussterben. Denn die schlechte soziale Akzeptanz und das asiatisch anmutende Design des Cayenne tragen bei mir dazu bei, dass sich der "Haben-Will"-Effekt nicht eingestellt hat.
So Long
euer knolfi