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Die Pure Unvernunft

Aus dem Alltag eines PS-Junkies

04.11.2024 13:43    |    knolfi    |    Kommentare (17)    |   Stichworte: 3 (9YA), Cayenne, Porsche

Liebe Bloggemeinde,

 

nach drei Wochen seit Übernahme des Cayenne Turbo E-Hybrid komme ich jetzt endlich auch mal dazu, meine ersten Erfahrungen über das neue V8-PHEV-SUV von Porsche dazulegen.

 

Die Abholung war am 15.10., danach hat sich gleich der Dienstleister für die Lackversiegelung den Dicken geschnappt, so dass er eigentlich erst am 18.10. bei mir in der Garage stand. Da blieb er auch erstmal 9 Tage stehen, ehe wir mit ihm zu seiner ersten großen Tour gestartet sind. Es ging vom Südwesten via Salzgitter nach Berlin und wieder zurück. Insgesamt hat er rd. 1.700 km auf die Uhr bekommen und war somit gleich mal eingefahren.

 

Da es sich beim Turbo E-Hybrid ja um das Facelift des alten Turbo S E-Hybrid handelt, muss er sich den Vergleich mit diesem auch gefallen lassen.

 

Das Interieur bzw. Armaturenbrett wurde ja komplett neu gestaltet und leider wurde auch viel an Materialqualität eingespart. Dabei ist es weniger die Haptik (vieles fühlt sich nach wie vor hochwertig an) sondern mehr die Optik. Als Beispiel seien die Türöffner genannt: Waren diese im Vor-FL nach aus Alu, so sind sie nun aus einem bleistiftdicken Kunststoff, der aber bzgl. seine Haptik an den Kunststoff eines Pfannengriffs erinnert und definitiv nicht labbrig ist. Was Porsche sich dabei gedacht hat ,weiß ich nicht, aber das reduzierte Design der Türöffner aus Kunststoff gab es schon in den alten Elfern (Luftis) und mich stört es nicht ganz so sehr.

 

Ebenfalls neu und aus dem Taycan übernommen ist der Automatikwählhebel, der von der Mittelkonsole rechts neben das Lenkrad gewandert ist und eigentlich nur drei Arretierungen kennt: Drive, Neutral und Reverse. Für die Parkfunktion muss man einen separaten Knopf drücken.

 

Das Zündschloss mit Knubbel-Schüssel zum Anlassen ist nun ebenfalls einem Start/Stopp-Knopf ganz traditionell auf der linken Seite neben dem Lenkrad gewichen. Und die Blende/Hutze über dem Kombiinstrument wurde ebenfalls wegrationalisiert, da das KI nun mittlerweile volldigital und somit blendfrei ist. Dafür kann man es mannigfaltig konfigurieren.

 

In der Mittelkonsole sitzt nun die Klimabedienung, was ich persönlich begrüße, weil man dafür immer über das Infotainment in das Untermenü gehen musste, um verschiedene Einstellungen vorzunehmen. Dafür sind alle anderen Kurzwahltasten für z. B. die Dämpfereinstellung verschwunden und wurden ins PCM integriert. Dafür hat man neben den Becherhaltern nun noch ein tiefes Ablageloch für Kleinkram ohne Abdeckung. Die Handyablage ist dafür unter die mittleren Luftausströmer gewandert und hat dafür eine Abdeckung bekommen. Die induktive Ladefunktion ist endlich gekühlt, so dass sich das Handy nicht mehr so aufheizt.

 

Das PCM ist deutlich schneller geworden und auch die wireless CarPlay-Verbindung funktioniert nun zuverlässig. Das ist wirklich ein Gewinn.

 

Kommen wir zum Wesentlichen eines Porsche: das Fahrwerk und der Antrieb.

 

Das Fahrwerk ist im Vergleich zum Vor-FL deutlich straffer geworden. Kurze Bodenwellen spürt man deutlicher als beim Alten. Dafür fährt sich das Facelift agiler als der Vorgänger, der dafür mehr Komfort bot. Hier bin ich noch nicht ganz schlüssig, was ich davon halten soll: ein Fortschrittsgewinn ist es meines Erachtens nicht.

 

Ganz klar positiv bewerte ich den Antrieb. Der V8 hat um 49 PS zugelegt und liefert nun 599 PS und die Leistung des E-Motors wuchs ebenfalls 48 PS auf 187 PS. Dies Systemleistung beträgt 739 PS, somit knapp 60 PS mehr als die Alte. Und mag man meinen, dass die 60 Mehr-PS im Alltag nicht auffallen, aber man spürt sie deutlich, da beide Antriebe meist unabhängig von einander arbeiten. D. h. entweder fährt man im E-Modus und da muss man das Gaspedal nicht mehr streicheln, um den Verbrenner aus zu lassen, sondern Dank des stärkeren E-Motors beschleunigt der schwere Brocken nun deutlich besser und hält bei Landstrassentempi auch die Fuhre in Fahrt, ohne dass es den Verbrenner bedarf. Letzterer ist überwiegend für die AB zuständig, wo ebenfalls die Mehrleistung deutlich spürbar ist und braucht man den Boost, spielen beide harmonisch zusammen und die Fuhre ordentlich zu beschleunigen.

 

Hinzu kommt ein größerer Akku im Heck, der leider 100l Kofferraumvolumen ggü. dem Vor-FL frisst, dafür aber reine E-Reichweiten von bis zu 80 km zulässt. Das ganze wird dann noch mit einem DC-Lader, der mit 11 kW laden kann statt mit 7,2 garniert.

 

Lediglich die Verbrauchswerte lassen noch zu wünschen übrig, diese liegen aktuell noch bei 14,9l/100 km. Dazu muss ich aber sagen, dass ich die 1.700 km überwiegend im Verbrennermodus gefahren bin, um den Motor einzufahren. Ich gehe davon aus, dass der Verbrauch noch signifikant fällt.

 

Wo es Licht gibt, gibt es leider auch Schatten. Vieles wurde wegrationalisiert oder ist der EU-Bürokratie zum Opfer gefallen. Als Beispiel sei der Tempowarner in Verbindung mir dem Spurhalteassi genannt. Diese bimmelt sofort los, wenn man die vorgeschriebene Geschwindigkeit um 1 km/h überschreitet. Man kann sich die Deaktivierung zwar auf die frei programmierbare Shortcut-Taste am Lenkrad legen, muss diesen aber jedes Mal nach neuem Start drücken, sonst bimmelt es. Gleiches gilt für den Spurhalteassi: dieser ist nach jedem Start wieder aktiv, und diesem muss man dann im Menü des PCM deaktivieren. Gleiches gilt für das Fahrwerkniveau. Stellt man das Niveau auf tief, steht das Fahrwerk nach Neustart wieder auf Normal. :rolleyes:

 

Ebenfalls nervig und ein richtiges Ärgernis: die hinteren Fußmatten haben keine Druckknöpfe mehr, wo man sie am Teppich fixieren kann, damit sie nicht hin und her rutschen. Da wir überwiegend zu viert fahren, musste ich meinen Jungs Anweisung geben, dass sie darauf acht geben. Denn wenn die Matten mal verkrumpelt sind, bekommt man sie nicht mehr gerade. Warum man so einen Centartikel bei einem 230k€ Auto streicht, kann ich nicht nachvollziehen. :mad:

 

Nach so wie inneren "Werten" nun noch kurz was zum äußeren. Viel geändert hat sich ja optisch nicht. Die Scheinwerfer sind etwas eckiger geworden und Porsche verabschiedet sich immer mehr vom Rundaugen-Elfer-Look bei den anderen Modellen, was ich gut finde, da es den anderen Baureihen mehr Eigenständigkeit verleiht. Die größte Änderung hat das Heck erfahren: die Heckklappe wurde neu gestaltet und das Kennzeichen ist in die Heckschürze gewandert. Dadurch sieht das Cayenne-SUV etwas mehr coupéhafter aus und erinnert mit an den Macan II, den wir ja auch drei Jahre gefahren sind.

 

Leider wurde aber auch am Blech gespart: bei Autobahntempi im Bereich zwischen 160 -180 km/h vibriert das Außenbelch der Motorhaube, was gerade bei dunklen Lacktönen stark auffällt. Vermutlich wurde das Außenblech dünner ausgewalzt.

 

Der Cayenne bleibt jetzt wieder drei Jahre bei uns und wenn es nach mir geht, wird dies wohl auch erstmal der letzte Cayenne sein. Leider stimmt beim Cayenne das Preis-Leistungsverhältnis nicht mehr ganz, da viele Qualitätsmerkmale, die man bei einem solch teurem Fahrzeug erwartet, wohl zu Gunsten der verbesserten Fahrdynamik zum Opfer gefallen sind. Da erwarte ich für mein Geld einfach mehr.

 

So long

 

euer knolfi

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