Sat Dec 24 23:09:16 CET 2016 | AsiRider | Kommentare (14)
15 Uhr. Verbleiben 5 km Vielleicht doch die Form zur Funktion... ... Stellen Sie sich die Oberfläche von einem tiefen See in den Bergen vor. Sie ist von großen, starken Bäumen umrahmt. Die Wolken spiegeln sich in der Stille des dunklen kalten Wassers. Es ist kein Geräusch zu hören. Nicht mal ein leises Wasserplanschen... Diese Entspannungsübung soll Ihnen helfen, mein Fazit mit geringeren bleibenden emotionalen Schäden zu verarbeiten:
Der AMG GT S ist definitiv ein Traumwagen. Aber nicht meiner. Er erzeugt zwar immer noch ein „Haben wollen“ bei mir. Aber kein „Fahren genießen“. Ich vermisse die Finesse im Handling. Diese gewisse Schärfe, das Feedback, die Präzision – all das, was einen echten Sportwagen ausmacht und ihn von einem sportlichen, leistungsstarken Fahrzeug unterscheidet. Liegt es wirklich nur am fehlenden AMG Dynamic Plus Paket? Andererseits liegt es ja in der Natur der Träume, dass sie sich als Träume meistens besser anfühlen. Ich habe noch 2 Stunden Zeit und mir stehen noch 5 Kilometer zur Verfügung, ich cruise noch eine Runde...Nach 200 Kilometern. Und knapp 70 von 75 in den Tank passenden Litern
14 Uhr. Verbleiben 10 km Nein. Offenbar nicht.
13 Uhr. Verbleiben 60 km Ein letztes Mal auf die Autobahn in der Hoffnung, dass ich mir den Elefanten im Raum vielleicht doch nur eingebildet habe.
12 Uhr. Verbleiben 60 km Nach meiner StVO-neutralen Attentat auf das Fahrzeug komme ich zum Beschluss, dass schwarze Reifen schwarze Spuren auf dem Asphalt hinterlassen. Lautes Schweigen. Die leere Türtasche als eine unendliche Quelle der Klappergeräusche bei ausgeschalteter MusikUnd dass wer lesen kann, klar im Vorteil ist: Wahrscheinlich ist beim AMG GT S tatsächlich drin, was die Buchstaben-Massenkarambolage auf der Verpackung sagen will: ein GT. Also ein Gran Tourismo. Ein sportliches Langstreckencoupé. Aber imaginäre Bodenwellen, die sich ab circa 240 km/h zu echten Bodentsunami entwickeln, passen nicht mal ins Bild von einem GT. Nicht das Fahrverhalten, sondern die Verarbeitungsqualität entspricht dem AMG GT-Slogan „Handcrafted by Racers“. Vielleicht würden qualitativere Plastikteile ohne gelegentliches Klappern und Knarzen passgenauer an ihren Stellen sitzen, wenn er von Autobauern gemacht worden wäre?
11 Uhr. Verbleiben 72 km Haben Sie schon mal einen fliegenden Elefanten gesehen? Ich nicht. Aber zurück zum AMG GT S. Angekommen an meinem StVO-neutralen Tatort beginnt der Hindernislauf. Auf scharfe Kurven reagiert der AMG GT S eifersüchtig - er hat selbst welche und mag sie woanders nicht. Die Kombination aus dem Verhältnis Radstandkürze/-Überbreite und den Reifenüberdimensionen machen ihn etwas schwerfällig bei schnellen Richtungswechseln. Das Fahrverhalten zeigt sich, nicht zuletzt dank dem Transaxle-Konzept und einer Gewichtsverteilung der 1.645 Kilogramm mit 47% vorne und 53% hinten, als sehr ausgewogen: Scharfes Einlenken mit zu viel Speed am Kurveneingang bedeutet leichtes Untersteuern. Wenn es in lang gezogenen Kurven zu schnell wird, rutscht das Fahrzeug relativ neutral über alle Vieren. Dabei muss erwähnt werden, dass das Gripniveau an beiden Achsen das Pattex-Logo tragen könnte. Wenn man es beim Einlenken oder im Kurvenverlauf mit dem Gas übertreibt, kann man ein Fast-And-Furios-reifes mutwilliges Verkleinern des Abrollumfangs der Hinterreifen erzeugen, auch als „Driften“ bekannt. Nur das soziopathische Gefühl für die Vorderachse stört, eine saubere Linie entspannt zu ziehen, da sich das Popometer nur auf die Hinterachse verlassen kann. Ich musste ab und zu die Lenkung aufmachen, um mir zumindest ein Bisschen Verständnis für die geographischen Koordinaten der Vorderachse vorzutäuschen bzw. dafür, ob sie überhaupt noch dran ist. Außerdem muss man mangels der Rückstellunterstützung der Lenkung bis ca. 70 km/h so intensiv zurück kurbeln, dass es schnelle Driftrichtungswechsel anstrengend macht. Bin ich hier der Einzige, der den Elefanten im Raum bemerkt?
10 Uhr. Verbleiben 80 km Nach dem ersten Date ohne Happy End hoffe ich immer noch auf eine Vertiefung unserer Beziehung. Aber nach Kuscheln ist es mir nicht mehr zumute, jetzt kommen wir zu SM. Und sogar zu S+ sowie Race: Ich fahre zu einem abgesperrten Privatgelände, wo ich das Handling des Fahrzeugs ohne Rücksicht auf die StVO erfahren kann. Draußen ist es immer noch heiß und die Betriebsflüssigkeiten sind schon auf halbem Wege vorgekocht. Also den Drehregler der Fahrmodi befummeln und in den „Are You sure?“-Modus wechseln... ... Es ist wie auf einem besoffenen Elefanten auf dem Ecstasy-Trip, dessen Lieblingsmannschaft gerade verloren hat, und der dazu noch vor wenigen Minuten erfahren hat, dass sein Elefantenbulle nicht von ihm ist. Der Race Modus ist im Stadtverkehr nahe an grober Fahrlässigkeit. Den empfehle ich selbst einem versierten Dompteur mit ordentlich Rennstrecken-Erfahrung nicht. Er beglückt den Fahrer zwar mit einem Elefantenhaut-Sound, einer cholerischen Gasannahme ohne jegliche Schockstarre und einer Getriebearbeit mit einem Affenzahn, man kann aber die ungezähmte Leistung nicht wirklich nutzen und ist durchgehend am Kämpfen mit dem Fahrzeug. Dabei muss man immer hellwach sein und gut wissen, was man macht. Wenn man bei beispielsweise ca. 40 km/h mittelstark Gas gibt, ist es nicht am Wichtigsten, DASS das Heck kommt, sondern WIE. Schlagartig. Mein Lieblingssetup für öffentliche StrassenDabei bringt das gekonnte Gegenlenken alleine nichts, da der Drift aufgrund der vorhandenen Motorleistung nicht enden will – man muss im richtigen Moment vom Gas gehen, sonst fährt man mit ansteigender Geschwindigkeit Schlangenlinien mit immer größerer Amplitude. Und das nicht sanft und mit geschmeidigen Wechseln, sondern mit blitzschnellen Gegenpendlern. Wenn man bedenkt, dass das Fahrzeug selbst ohne Seitenspiegel knapp 2 Meter breit ist, hat man auf öffentlichen Straßen in den Grenzen einer Fahrspur einfach keinen Platz mehr, um es wieder einzufangen, bevor man etwas mit einer der Fahrzeugseiten touchiert. Natürlich kann man auch im Race Modus mit dem Verkehr mitrollen – einen sehr sensiblen Gasfuß vorausgesetzt. Nur dafür braucht man diesen Modus nicht. Aber wenn die Straße breit genug ist und keiner daneben fährt, kann man im Race Modus echt zaubern. Wenn man es kann. Und wenn man das Gefühl zu genießen weiß, wenn das Fahrzeug den Fahrer töten will. Zum Mädchen für alles wurde für mich der S+ Modus. Dabei lässt das Fahrzeug situationsbezogen so viel Leistung abrufen und diese auch stressfrei umsetzen, wie viel man im Straßenverkehr tatsächlich verwenden kann. Beim Anfahren wird es spürbar runtergeregelt, damit das Fahrzeug überhaupt weg vom Fleck kommt, aber immer gut kontrollierbaren Schlupf zugelassen, mit dem man ohne Anstrengung arbeiten kann. Dieser Modus macht für mich persönlich nicht nur den normalen Sport Modus, sondern auch den Comfort Modus überflüssig. Aber ob aus einem Mädchen für alles die Frau fürs Leben werden kann?
Tag 1
21 Uhr. Verbleiben 128 km Auch der ausfahrbare Spoiler bringt nicht genug Ruhe ins Fahrwerk bei hohen GeschwindigkeitenWie fühlt man sich, wenn man in einem guten italienischen Restaurant das Agnello al forno bestellt und dann eine Tiefkühlpizza bekommt? Und zwar im Karton? Im tiefgefrorenen Zustand? Wie in einem GT S bei über 200 km/h. Dort, wo der Tacho von meinem A45 AMG "283" anzeigte und ich mit dem Handy in einer Hand und dem Lippenstift in der Anderen entspannt Kaffee trinken konnte, langweilt sich der AMG GT S bereits bei knapp über 200 km/h so dermaßen, dass er Bodenwellen erfindet, um darauf zu surfen und sich wie eine Yacht aufzuschaukeln, wo ich sie in den letzten 8 Jahren im Schnitt 2 Mal wöchentlich weder mit PKW, noch mit Motorrädern fand. Bei ca. 230-250 km/h erlebe ich sogar ein paar kleine Seitwärts-Versetzer, die leichte, aber schnelle Lenkkorrekturen erfordern, um in der Fahrspur zu bleiben. Im Sport+ Fahrwerksmodus. Den Topspeed von 310 km/h konnte ich leider nicht ausfahren, da die Strecke nicht wirklich frei war und das Fahrzeug mich schon bei 250 km/h seekrank machte. Um mich danach bei 270 km/h zum Nachdenken über das Leben nach dem Tod zu bringen. Und mir die Straßenlage zumindest meines früheren Golf 6 R zu wünschen – da konnte ich mir am selben Streckenabschnitt wenigstens die Nägel lackieren, während dessen Digitaltacho „272“ anzeigte. Erst die Lenkung mit Realitätsverlust, dann die kreative Hochgeschwindigkeitsstraßenlage... Es kann doch nicht sein, dass das Sportlichste, was Daimler-Benz aktuell im Programm hat, genauso sportlich auf der Autobahn wirkt, wie Rainer Calmund in einer Kochsendung. Jetzt wurde mein Tank endgültig zum Überlaufen gebracht. Ursachenforschung.Die Anwesendenliste, Seite 1 - Im Verfahren gegen Fabrikat AMG GT S wegen unsportlichen Verhaltens durch mangelnde Rückmeldung von der Vorderachse und labile Straßenlage bei Geschwindigkeiten von über 200 Stundenkilometer werden Folgende beschuldigt: Radstand, Reifen, Lenkung, AMG Ride Control Sportfahrwerk, AMG Dynamic Plus Paket. Als Erster wird der Radstand aussagen. - Ja, ich bin halt kurz – mit 2630 Millimetern bin ich fast 7 Zentimeter kürzer, als der der normalen A-Klasse W176 mit seinen 2699 Millimetern. Dafür aber mit 1680 Millimetern richtig breit. Außerdem hängt der Geradeauslauf stark von den Reifen ab. - Reifen dies, Reifen das – immer sind wir dran, wenn jemand Köpfe rollen lassen will. Wir rollen halt dorthin, wohin uns die Lenkung treibt. Mehr nicht. Und wenn man mal einen heißen Reifen fahren will, kriegen wir, Michelin Pilot Super Sport mit 265/35 ZR19 vorne und 295/30 ZR20 hinten, das ganz locker hin. - Also, Lenkung... Sollten Sie bei einem Fahrzeug, der sich als Sportwagen versteht, nicht direkt, präzise und mitteilungsreich sein? - Ja, also direkt und präzise bin ich zweifelsfrei – es hat sich bis jetzt ja keiner beschwert. Und was die Mitteilungsbereitschaft angeht, liegt es weder an, noch bei mir. Das wird über die Modi des Fahrwerks eingestellt – ich bin ja elektromechanisch... - Also, Sie, AMG Ride Control Sportfahrwerk, laut Ihrer früheren Aussage regeln Sie je nach Fahrwerkmodus in drei verschiedenen Fahrwerksstufen: „Comfort“, „Sport“ und „Sport+“. Dabei soll die Abstimmung der Dämpfung für jedes Rad einzeln geregelt werden und abhängig von der Fahrweise, der Straßenbeschaffenheit und der gewählten Fahrwerkseinstellung sein. Außerdem haben Sie angegeben, über Doppelquerlenker zu verfügen und somit exzellente Querdynamik sowie Fahrstabilität bei hohen Geschwindigkeiten zu ermöglichen. Was sagen Sie zu Ihrer Verteidigung? - Ja... Das stimmt. Aber all das sollte eigentlich nur ein sportlich-komfortables Fahrverhalten im Alltag ermöglichen. Quasi eine stressfreie Fahrbarkeit des 4-Liter großen, 510 PS starken V8-Biturbo-Motors in Kombination mit dem Heckantrieb gewährleisten. Für verschärft-sportliche Einsätze ist das AMG Dynamic Plus Paket zuständig.Die Anwesendenliste, Seite 2 - So, jetzt sind Sie, AMG Dynamic Plus Paket an der Reihe. Warum bieten moderne Spielkonsolen mehr Feedback, als das Aushängeschild der Mercedes-AMG GmbH? ... AMG Dynamic Plus Paket, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit... ... AMG Dynamic Plus Paket, Sie werden gleich wegen Missachtung des Gerichts verwarnt! AMG Dynamic Plus Paket?!... - Herr Richter, es ist nicht anwesend... - Wie „nicht anwesend“? Es soll für nochmals gesteigerte Fahrdynamik und ein noch sportlicheres Fahrzeugverhalten sorgen. Neben dynamischen Motor- und Getriebelagern ein straffer abgestimmtes Sportfahrwerk sowie eine spezifische Lenkabstimmung bieten. Es sollte doch hier sein!... - Nein, sollte es nicht. Es gehört nicht zur Ausstattungsliste dieses konkreten Fahrzeugs. Es ist ja generell verfügbar, wurde aber bei diesem Fahrzeug nicht mitbestellt... - Hmmm... Ok, na gut. Somit erkläre ich das AMG Dynamic Plus Paket mangels Anwesenheit für schuldig an unsportlichem Verhalten des AMG GT S. Und auch am Untergang der Titanic, wenn wir schon dabei sind. Verfahren geschlossen.
20 Uhr. Verbleiben 130 km An einer Ampel werden mein Beifahrer und ich von drei jungen süßen Mädels angeflirtet. Bestimmt, weil sie durch unsere durchtrainierten Bauchmuskeln auf uns aufmerksam geworden sind. Während wir darüber diskutierten, warum Nietzsches Leitsatz des Übermenschen von Einigen missverstanden wurde.
19 Uhr. Verbleiben 130 km Ich habe schon mal einen besseren Cappuccino getrunken. Und zwar öfter. Zum Glück war die Zigarre im Gegenteil davon. Außerdem wirkt ein AMG GT S auf dem Parkplatz einer McDonald´s-Filiale irgendwie dekadent.
18 Uhr. Verbleiben 175 km Das ElefantenherzAuf der Autobahn ist es irgendwie wie mit der Bahn: Auch wenn sie pünktlich kommt, verspürt man beim Fahren keine Euphorie. Man erwartet von diesen 510 PS und den Werten 0-100 in 3,8 sowie 0-200 in 11,4 Sekunden mehr Erlebniswert. Bis man realisiert, wie schnell man tatsächlich beschleunigt. Es ist ein unaufhaltsamer, vom Prinzip her mit der Beschleunigung eines ICE-Zuges vergleichbarer konstanter Schub, aber kein Turbo-Punch, der einem wie ein Auffahrunfall von hinten vorkommt. Das liegt hauptsächlich daran, dass das maximale Drehmoment von 650 Nm bereits ab 1.750 Umdrehungen pro Minute anliegt. Um das Thema „Motor“ abzuschließen, erwähne ich nur noch, dass der im AMG GT S unter der Bezeichnung M178 verbaute 4 Liter V8-Biturbo mit seiner Kraft in jeder Lebenslage und der beispielhaft linearen Leistungsentfaltung sowie deren Kontrolle für mich persönlich eines der besten Triebwerke in der Geschichte des automobilen Motorenbaus ist. Sorry für den Gefühlsausbruch, aber bevor der Ausdruck "Petrolhead" endgültig zu Atavismen gehört, wäre allein dieser Motor für mich der Kaufgrund, egal, was drumherum ist.An dieser Stelle möchte ich mich bedanken bei: Die Geräuschdämmung im Innenraum entnotet fast jeden Schall. Wind- und Abrollgeräusche sind sogar bei höheren Geschwindigkeiten kaum wahrzunehmen. Der Wagen klingt dabei mehr „nach Auspuff“, als „nach Motor“, was ich etwas schade finde, denn der ähnliche Motor unter der Bezeichnung M176 klingt im G500 einfach traumhaft. Was aber nicht heißen soll, dass der Klang vom GT S nicht erregend wäre. Wem diese Kombination aus Blubbern, Brüllen, Rattern, Rotzen, Fauchen, Knattern, Ploppen und Knallen nicht als Viagra-Ersatz dient, der ist bereit für die E-Mobilität. Halten, was der Motor versprichtDie beim GT S serienmäßige AMG Hochleistungs-Verbundbremsanlage mit 390 x 36 mm großen vorderen und 360 x 26 mm großen hinteren Scheiben vermittelt ein unvermitteltes Gefühl am Pedal, zeigt sich auf der Autobahn Fading-frei, reicht auf öffentlichen Strassen im Falle eines jeden Sonntagsfahrers und macht die optionalen Porzellanbremsen namens „AMG Keramik Hochleistungs-Verbundbremsanlage" abseits der Rennstrecke somit überflüssig. Apropos „überflüssig“. Ich habe es überall gesucht: im Handschuh-, im Multimedia-Fach, im Kofferraum, sogar unter dem Tankdeckel und habe es immer noch nicht gefunden: das Feedback von der Vorderachse. Ich glaube aber immer noch fest daran, dass es irgendwo sein muss. Am Besten irgendwo vorne. Auch bei 100-150 km/h auf der Autobahn (mehr erlaubt die aktuelle Verkehrslage nicht) spüre ich nach wie vor nicht, was die Vorderachse macht. Aber zumindest das Rückstellmoment der Lenkung kommt bei höheren Geschwindigkeiten auf. Bitte nicht falsch verstehen – die Lenkung ist ziemlich präzise abgestimmt und das Fahrzeug lenkt scharf ein. Nur der Fahrer hat so gut wie kein Gefühl dafür. Man sieht es, aber man spürt es kaum. Folgendes ist wortwörtlich zu verstehen: Der aktuelle Smart ForTwo C453 bietet ein spürbar direkteres Feedback und somit ein sportlicheres Gefühl am Lenkrad. Serviert AMG so etwas doch nicht etwa als Komfort? Ich habe generell noch kein adaptives, Luft- etc. Fahrwerk erlebt, welches ein wirklich gutes Feedback bietet, prognostizierbar ist und somit tatsächlich sportliches Fahren unterstützt. Alle, die ich bis jetzt erlebt habe, waren eher auf Komfort ausgelegt. Auch bei 400-600PS-Fahrzeugen, die als sehr sportlich angesehen werden sollten. Nur hier kommt die Frage auf, was "Komfort" in diesem Zusammenhang bedeutet. Für mich persönlich ist es, wenn ich bei einer sportlichen Fahrweise ganz genau weiß, was das Fahrwerk meines Fahrzeugs macht und wie es auf unterschiedliche Situationen reagiert. Die Überraschungsfreiheit ist für mich der wahre Komfort, denn nur dann kann ich mich entspannen, das Gefühl haben, das Fahrzeug zu kontrollieren, und die Fahrt wirklich genießen. Außerdem ist man genauso schnell, wie gut das Gefühl für die Vorderachse ist. Das Gefühl für sie und das Feedback von ihr bestimmen die Kurveneingangsgeschwindigkeit: Wenn man keine Ahnung hat, was die Vorderachse macht, kann man auch nicht schnell Kurven fahren. Im Alltag kostet das Fahrspaß, auf der Rennstrecke – Zeit.
17 Uhr. Verbleiben 185 km Ein LKW-HandschuhfachDas Wiederbetreten des Fahrzeugs sorgt für Glücksgefühle: Alle von mir vorher gewählten Einstellungen wie Hinter jedem Sitz gibt es noch Platz für eine ReisetascheStart-Stopp-Automatik „aus“, Auspuffklappe „auf“, Fahrmodus, Fahrwerksmodus etc. wurden abgespeichert und müssen nicht noch mal vorgenommen werden. Ich glaube irgendwo gelesen zu haben, dass das Fahrzeug diese für 4 Stunden abspeichert. Mein Körper das Fett vom gerade verspeisten Döner wohl deutlich länger. Die Panikattacken beim Kurvenräubern in einem engen Parkhaus wahrscheinlich auch. Der erstaunlich humane Wendekreis des GT S von nur 11,5 Metern bei einer Fahrzeuglänge von 4546 Millimetern, der lediglich 50 cm größer ist, als bei der aktuellen A-Klasse W176 mit ihrer Gesamtlänge von 4299 Millimetern, kam mir nämlich wie der eines LKWs vor. Der Kofferraum dagegen – wie dessen Handschuhfach. So gesehen kann man die Kofferraumvolumen-Angabe für den AMG GT/GT S auf der Mercedes-Benz-Internetseite mit „k. A.“ als ehrlich betrachten.
16 Uhr. Verbleiben 185 km Für Zwangsneurotiker wie mich, die nach dem Abschließen des Fahrzeugs zur Kontrolle am Fahrertürgriff ziehen, entwickelt es sich zu einer lebensbedrohlichen Situation. Ich verfange mich im Teufelskreis "Abschließen-Ziehen-Aufschließen" und fürchte den Tod an Dehydrierung, Nährstoffmangel, Unterkühlung oder einfach altersbedingt. Unter dem Verdacht dieses Mordversuchs an meiner Wenigkeit steht das Keyless-Go-System, dass ein Aufschließen der Fahrertür durch ein einfaches Ziehen am Türgriff ermöglicht, sobald der Träger des elektronischen Fahrzeugschlüssels unmittelbar vor der Fahrertür steht. Nach einigen Minuten Selbstüberwindung und anschießenden Jahren Therapie verlasse ich mich auf die einklappenden Seitenspiegel in Kombination mit dem Aufleuchten von fast allem, was das Fahrzeug an Lichtquellen hat.
15 Uhr. Verbleiben 190 km Der NeidfaktorTreffen sich zwei Gänge im Getriebe. Der Eine sagt: „Ich zuerst!“. Der Andere: „Nein, ich!“. Der Erste: „Doch, ich!“. Der Zweite: „Nix da!“. Dann meldet sich die eine Kupplung zu Wort: „Auspuffklappe halten! Ich entscheide, wer zuerst dran ist!“. Sofort mischt sich die Andere in die Konversation ein: „Du hast hier aber gar nichts zu melden!“. Solche Probleme, die von vielen anderen Doppelkupplungsgetrieben bekannt sind, kennt das 7-Gang-AMG Speedshift DTC zum Glück gar nicht. Die Elektronik macht ihre Arbeit analog einem kundigen Fahrer und man kann das Getriebe Hebel- und Paddles-frei mit dem Gaspedal steuern. Ok, eine Gedenksekunde beim Kickdown im Sport+ Modus darf nicht unerwähnt bleiben, aber insgesamt ist es das erste automatisierte Getriebe in meinem Leben, bei dem ich kein einziges Mal störend bevormundet wurde. In keinem der Modi. Auch im M-Modus gab es keine Hänger oder ungewollte Gangwechsel. Blitzartige Vorgänge, und zwar selbst unter Volllast ruck- und ruckelfrei. In Kombination mit einer sensiblen Gasannahme wirklich genussvoll zu fahren, mit einer vertrauenserweckender Leistungskontrolle. Die Pole Position an einer innenstädtischen Ampel. Im peripheren Blickfeld registriere ich, dass der junge Fahrer eines daneben stehenden C63 AMG Coupés der C204-Baureihe mein Fahrzeug sehr engagiert mustert. Sobald ich meinen Blick in seine Richtung bewege, schaut er betont desinteressiert weg. Aber ich weiß, dass er mich um das Getriebe beneidet.
14 Uhr. Verbleiben 199 km Der Vorteil der Außentemperatur von über 30° liegt nicht nur darin, dass alle Menschen ehrlich duften, sondern auch dass alle relevanten Betriebsflüssigkeiten schon kurz nach dem Anfahren ausreichend warm werden (beim GT S sogar schneller, als bei allen anderen aktuellen AMG-Modellen bei vergleichbaren Außentemperaturen), um den „C“ wie „Komfort“ Modus zu verlassen und in den „S+“ wie „Spaß“ Modus zu wechseln. Der Nachteil – mein Rücken hat sich noch schneller in die Hose gemacht. Und das hat nichts mit dem Fahrmodus, sondern mit dem Bezug der Sitze zu tun. Ich bin eigentlich so hitzebeständig, dass ich selbst beim Joggen bei über 30° gute 20 Minuten brauche, um überhaupt anzufangen zu schwitzen. Einen nassen Rücken hatte ich auf dem Mikrofaserbezug des A45 AMG auch bei knapp 40° Außentemperatur nicht. Die auf 19° eingestellte Klimatisierungsautomatik Thermotronic kann zwar sogar einen Hitzkopf abkühlen, aber beim nicht perforierten Leder der Sitzbezüge hat sie keine Chance. Der BreitlingIn der Stadt fühle ich mich mit dem GT S wie mit einem Elefanten im Porzellanladen. Das hat aber nichts mit der Leistung und deren Kotrolle zu tun – sie entfaltet sich sehr linear und das Gaspedal stellt eine ausgesprochen kurze Elefantenleine dar. Sondern mit der Fahrzeugbreite – 1939 ohne und 2075 Millimeter mit den Außenspiegeln – in der Stadt ist man weniger am Fahrspaß haben, sondern mehr am Korrigieren der Fahrfehler, wie Schlenker oder das Mitbenutzen der neben liegenden Fahrspur, von anderen Verkehrsteilnehmern. Die Rundumsicht des GT S hilft dabei auch nicht wirklich. Nach vorne und nach links ist sie zwar erstaunlich gut, sogar nach hinten – akzeptabel, aber nach rechts – sehr gewöhnungsbedürftig. Wortwörtlich. Man muss sich das Gefühl für die rechte Fahrzeughälfte schnellstmöglich antrainieren, denn vom Innenraum aus ist sie kaum einschätzbar. Die Lenkung arbeitet sehr präzise, bietet aber so gut wie gar kein Feedback von der Vorderachse und somit kaum Gefühl für diese – die Position der Vorderräder muss ich googeln. Das Googeln vom Rückstellmoment der Lenkung ergibt, übrigens, nach wie vor „0 Ergebnisse“. Wenn ich nach dem Abbiegen das Lenkrad loslassen würde, könnte ich im Kreis fahren, bis dem Fahrzeug der Sprit ausgehen würde. Die Hinterachse wird zwar auf kleinen Fahrbahndefekten in der Stadt ab und zu von Poltergeistern heimgesucht, benimmt sich aber ansonsten mehr oder weniger kritikfrei. Das gesamte Fahrwerk kann ich auch in der Sport+ Fahrwerksstufe eher als komfortabel einstufen. Aber mangels einer härteren Einstellung bleibt diese im Laufe des gesamten Tests aktiviert. Die Geräuschkulisse ist ebenfalls komfortabel. Das Burmester Surround-Soundsystem klingt zwar ganz passabel, spielt aber in diesem Fahrzeug nur die zweite Geige, da die Erste das Duett Motor/Auspuff übernimmt. Allerdings könnte diese Geige für mein Empfinden auch etwas weniger gedämmt, ein Bisschen präsenter sein. Zumindest, was die Wirkung nach innen angeht – nach außen ist sie präsent genug. Wenn ich irgendwo anhalte, werde ich oft auf das Fahrzeug angesprochen. Aber beim Fahren durch Düsseldorf verdrehen sich nur Wenige den Kopf nach dem AMG GT S. Er ist hier mittlerweile zum Porsche 911 geworden.
13 Uhr. Verbleiben 200 km Das KurvenreichDa steht er, der Tempolimitverstoß in Selenitgrau. Das erste Einsteigen gestaltet sich dezent rennsportlich, nur keine Kurvenlinie führt den linken Fuß an der hohen Plastik-Einstiegsverkleidung vorbei. Den Dreckspuren und den Kratzern nach – nicht nur Meinen.Die Hemmschwelle Die AMG-Sportsitze mit integrierten Kopfstützen werfen die Frage auf, für welche Sportart sie denn gut sein sollen. Auf jeden Fall sind sie nicht für sportlich gebaute Fahrer gebaut, denn sie haben zwar viele Einstellungsmöglichkeiten, aber keine Sitzwangenverstellung: Der Seitenhalt im unteren Bereich passt nur denjenigen, die am Liebsten bei McDonald’s shoppen. Zum Glück ist es im oberen Bereich etwas weniger Ulla Popken. Der Sport für die breite MasseDas elektrisch verstellbare, unten abgeflachte AMG-Performance-Lenkrad in der Leder Nappa / Mikrofaser Dinamica-Bauweise verzahnt sich mit meinen Händen. Der Start/Stopp-Knopf leistet den spannenderen Teil seiner Bestimmung und startet eine etwas gedämmte Vulkaneruption. Die Pedale finden sofort meinen Bleifuß und ich werde zum Hauptsteuergerät des AMG GT S.Die Bleifußablage Kein Schlagabtausch im Getriebe beim Einlegen des ersten und des Rückwärtsganges. Das Fahrzeug ist sowohl beim Vorwärts-, als auch beim Rückwärtsanfahren grobmotorikersicher und ruckelt nicht. Die Abwesenheit einer 360°-Kamera bei einem aktuellen Modell dieser Preisklasse verwirrt genauso, wie ein Bahnhof ohne Drogenhändler. Aber gut, der AMG GT S hat bestimmt keine innere Leere, um diese mit solchen Nebensächlichkeiten zu stopfen. Zumindest die sehr tief angebrachte Rückfahrkamera liefert unterhaltsamere Shows, als RTL II.Der optische Tiefpunkt Eine enge Rechts- und eine langgezogene Linkskurve später stehe ich auf dem oberen Parkplatz des Autohauses, irritiert durch die Lenkung, die die Spielregeln wohl verwechselt hat und vom Falschen zu viel sowie vom Richtigen zu wenig bietet – gemeint sind Unterstützung und Feedback. Höchste Zeit, um mich mit den restlichen Einstellungen und dem sportlichen Luxus des Innenraums zu konfrontieren. Letzterer stellt einen wilden Mix aus „gut gedacht“ und stellenweise „schlecht gemacht“ dar. Gute Lederqualität mit sauber sitzenden Nähten kontrastiert an mehreren Stellen mit Plastikteilen, die wahrscheinlich aus recycelten CDU-Wahlversprechen hergestellt wurden. Handcrafted by RacersUnd ein paar von diesen Teilen wurden vermutlich von Intentionstremor-Kranken in dunklen Werkshallen bei Nacht mit geschlossenen Augen montiert. Black Beauty?Kratzempfindliches matt-schwarzes Plastik in mehreren Bereichen der Mittelkonsole zählt zu den besonders wertverwirrenden kreativen Einfällen. Dicht gefolgt von etwas, was schwarzen Klavierlack suggerieren soll. Und nein, ich bin kein Rassist – wären das Plastik und der „Klavierlack“ weiß, würde ihre substanzielle Schwäche mich nicht weniger stören. LichtblickeDas Panorama-(kein Schiebe-!)-Dach lässt im geöffneten Zustand viel Licht in den Innenraum herein, ohne dass es blendet, oder sich in den Instrumenten spiegelt. Außerdem wird der Innenraum dadurch kaum erhitzt, wodurch es auch an sehr heißen Tagen geöffnet werden kann. Das Multimediasystem, bestehend aus dem iPad vom Comand Online, gekoppelt mit dem Burmester Surround-Soundsystem (optional gibt es ein noch Hochwertigeres namens „Burmester High-End Surround-Soundsystem“), die Informationsselbstdarstellungen und das Fahrmodi-Alphabet kennt man im Großen und Ganzen aus allen aktuellen Mercedes-Benz-Klassikern von morgen. Meine erste Wahl ist:Der sportliche Luxus - C-Modus (zum das Fahrzeug warm Fahren) - die Auspuffklappen auf (zum es mir warm ums Herz machen) - das AMG Ride Control Sportfahrwerk mit der adaptiven Verstelldämpfung auf „Sport+“ (zum es mir heiß unterm Hintern machen) Die Glanz(und)leistungWährend meine rechte Hand zum Getriebewahlhebel greift, hört mein linkes Ohr eine Männerstimme: „Und, wie ist er so?“. Ich drehe mich zur deren Quelle und sehe einen 60-65-jährigen Mann neben meinem Fahrzeug stehen. „Noch keine Ahnung. Ich bin ihn noch nicht gefahren. Gerade zum Test abgeholt.“ – Höre ich mich selbst reden. Der ältere Mann hat offenbar Zeit: „Also ich habe ihn seit ein paar Monaten als Cabrio und bin sehr zufrieden!“ Meine verwirrte und verwirrende Antwort darauf: „Das kann nicht sein.“ Der verwirrte ältere Mann: „Warum denn nicht?! Warum kann ich nicht zufrieden mit meinem Auto sein?!“ Ich lasse es nicht locker: „Nein, das schon. Es kann aber nicht sein, dass Sie ihn als Cabrio haben. (Hochgerutschte Fußnote des Shakespeares dieses Testberichtes: Der Test fand im Sommer 2016 statt.) Es wurde noch nicht mal offiziell vorgestellt und kann noch nicht bestellt werden.“ Der FrontangriffDer ältere Mann auch nicht: „Wie „noch nicht mal offiziell vorgestellt...“? Hier ist mein Fahrzeugschein, da steht es drin: S-Cabrio!“ Dann hole ich zum Todesschlag aus: „Das ist kein S, das ist ein GT S.“ Der hat gesessen: „Wie? Ist das kein S-Coupe?“ Der Kontrollschuss: „Nein. Dieses Fahrzeug wurde von Anfang an von AMG entwickelt und soll das Sportlichste sein, was Daimler-Benz aktuell im Programm hat.“
12 Uhr. Verbleiben 200 km Wenn die Funktion zur Form wird. Die Faszination zum Gegenstand. Die Ingenieurkunst zum Fahrzeug. Dann entstehen solche Werke, wie der AMG GT S... ... Das Fahrzeug steht in der Tiefgarage der Düsseldorfer MB-Niederlassung Rhein-Ruhr. Der Schlüssel liegt in meiner Hosentasche. Ich bin noch im Hauptgebäude der Niederlassung. Mein Herz befindet sich schon irgendwo dazwischen. Ich habe zwei Tage Zeit und mir stehen 200 Kilometer zur Verfügung...
PS: Lieber FantasticAMG, es war mir eine große Freude, einen Teil dieses Erlebnisses mit Dir zu teilen. |
Sun Dec 25 12:03:44 CET 2016 | Scoundrel
Lieber AsiRider, wie immer, wunderschön zu lesen.
Hätte ich nicht noch genügend Restalkohol vom Christbaumloben, wäre ich eventuell über die Zeitblase gestolpert, oder würde mich über den Elefanten im Raum wundern.
Aber so klang das für mich alles nachvollziehbar.
Danke für den tollen Testbericht. Frohes Fest!
Sun Dec 25 12:25:35 CET 2016 | AsiRider
@Scoundrel
Vielen lieben Dank! Sei beruhigt, der Elefant passt bestens in die Zeitblase - sie war ja für ihn maßgeschneidert. Dir ebenfalls frohes Fest!
Sun Dec 25 19:24:31 CET 2016 | fantasticAMG
Ist es nicht! Also dekadent. Bei McD. Schließlich stand da auch schon ein Porsche 911 GT3 RS, ein Bentley Continetal GT oder sonstige, durch Mitarbeiter des Düsseldorfer Flughafenparkservice, "nur mal eben kurz umgesetzte" Fahrzeuge....
Ach ja...irgendwann kam da auch mal einer aus'm Pott mit einem RS 3 vorbei...lustig war das...hat den Weg nach Roermond nicht gefunden...oder war es anders rum? Egal.
Grandios! Zum Wasser kaufen würde ich zwar den Kombi nehmen, aber um ein unkonventionelleres Fahrzeug zu besitzen, dessen Beherrschung sich jenseits der bisher gewohnten Norm befindet, ist der GT S sprichwörtlich sagenhaft. Es war mir eine Freude, den GT S erleben zu dürfen und Teil des Erlebten gewesen zu sein. Kein Auto war in sich so gegensätzlich, wir der GT S. Als Kapitän am Steuer ist es so, als ob einem das Ruder in schwerer See übergeben wird und es alle Mühe bedarf, ihn in ruhiges Gewässer zu führen.
Ich denke aber, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis man mit dem GT S warm wird. Und er mit Dir. Hat man akzeptiert, dass er seinen eigenen Willen hat und auch mal bockig ist (Rückmeldung? Alter, geh Go-Kart fahren...!), wird er mit steigender Erfahrung und der Bereitschaft, neue Wege zu beschreiten, seine Antworten geben.
Und auf die Klagebank gehört (auch) derjenige, der das Fahrzeug konfiguriert hat. Das war mindestens genauso fahrlässig wie die Knackofonie im Innenraum. Jedes große Unternehmen hat seine soziale Ader, aber Gehörlose im Innenraum-Akustik-Bereich zu beschäftigen, ist kontraproduktiv.
Schade sowas. Selbst der Kurzzeitleihwagen von neulich, ein Ford Focus Tunier, so gut wie werksneu, hinterließ nicht das geringste Geräusch im Innenraum. Gut, ebenso wenig Emotionen.
Was bleibt, ist der erste Eindruck. Und der steht weiter oben. Grandios! Es muss nicht immer alles perfekt sein. So, wie der GT S. Weil er es nicht ist. Aber man kann ihn dazu machen. Deshalb finde ich ihn (für mich) perfekt.
Nochmals meinen Dank für Deinen Mut, mit mir in solch ein Auto zu steigen.
Herzliche Grüße
fantasticAMG
Sun Dec 25 19:57:51 CET 2016 | AsiRider
@fantasticAMG
Lol! Sehr gerne!
Vielen Dank für Deinen Post! Wir haben ja schon während des Tests festgestellt, dass Deine Bereitschaft, dem GT S fast alles zu verzeihen, deutlich höher ist, als meine. Aber einer muss auch den bösen Cop spielen. Und diesen dreckigen Job muss ich wohl übernehmen. Während ich nach wie vor hoffe, dass es mit dem AMG Dynamic Plus Paket doch anders gewesen wäre. Aber vielleicht werden wir das noch erfahren. Genauso wie den Unterschied zum GT R.
Wed Dec 28 22:16:24 CET 2016 | Duftbaumdeuter132237
Die Idee mit dem 'Von Hinten nach Vorne' erzählen gefällt mir ausgesprochen gut!
Wed Dec 28 22:39:34 CET 2016 | AsiRider
@ yeoman
Vielen lieben Dank! Ich wollte in Momentaufnahmen plakativ darstellen, was passiert, wenn hohe Erwartungen und Vorfreude auf die Realität treffen. Quasi eine Zeitlupendarstellung der Gemütslagenveränderung.
Tue Jan 10 11:20:22 CET 2017 | Trennschleifer134277
Wieder mal ein toller Artikel von Dir! Mein bester Freund hat neulich mit mir seinen C63S T Modell abgeholt.
Ein Traum, vor allem der Sound. Allerdings finde ich es schon zu viel Leistung für nur eine angetrieben Achse. Ok, es war kalt und nass aber trotzdem.
Er hat sich die Performance Sitze gegönnt, aber in Verbindung mit braunem Nappaleder. In so einem sportlichen Auto ein Stilbruch wie ich finde. Aber über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten.
Ich werde im Spätsommer 40 und wünsche mir von meiner Frau ein Wochenende im AMG GTS.
Ist für mich innen wie außen aktuell der schönste Sportwagen.
Tue Jan 10 17:46:53 CET 2017 | AsiRider
@Jack O´Neill
Herzlichsten Dank!
Zum Technischen:
Der GT hat zwar den fast gleichen Motor wie der C63, aber das Chassis ist komplett anders - er wurde ja von Anfang an als Sportwagen und nicht wie eine normale Limousine oder ein normaler Kombi entwickelt, die/der danach mit sehr viel Aufwand der hohen Leistung angepasst werden musste. Dadurch kann er die Leistung wirklich gut auf die Strasse bringen. Ich kann die Hinterachse und deren Strassenlage überhaupt nicht kritisieren. Bis zum Race-Modus ist das Fahrzeug sehr entspannt zu fahren. Zumindest bis ca. 200 km/h.
Zum Emotionalen:
Der GT spricht mich, im Gegensatz zu den meisten aktuellen Sportwagen, auch optisch an. Besonders mit dem neuen Panamericana-Grill - er hat das Design des GT für mich vollendet. Und der GT C reizt mich wirklich sehr.
Der GT ist sicherlich eines der Fahrzeuge, die man im Leben gefahren haben sollte. Ob er danach als Gesamtpaket gefällt, oder nicht, ist eine andere Frage. Aber das Erlebnis-GT ist, meiner Meinung nach, zumindest als Probefahrt äußerst empfehlenswert. Ich hoffe, dass Du das zu Deinem 40. gewünschte Geschenk bekommst und es auch in vollen Zügen geniesst! Ich bin auf Deine Eindrücke gespannt. Übrigens, den GT S bin ich ca. 1,5 Monate vor meinem 40. gefahren:-)
Wed Jan 11 05:32:55 CET 2017 | Trennschleifer134277
@ AsiRider
Also ich bin guter Dinge, dass dieser klein Traum wahr wird. Außerdem finde ich die Mietkosten bei Daimler wirklich sehr fair kalkuliert. Habe mir dss wesentlich teurer vorgestellt. Ein anderer guter Freund bekam ebenfalls zum runden Geburtstag einen Tag mit einem Boxster S das kostete 400 Euro inkl. 300 Kilometer glaube ich.
Ich bin ja mal gespannt wie sich die geplante viertürige Version des GT macht. Ein guter Kunde von uns hat einen Panamera und bei dem steht eine Neuanschaffung an. Den neuen Panamera will er aufgrund der vielen Touchflächen bzw. Touchscreen Bedienung nicht.
Das kann ich nachvollziehen. Mir geht dieser Trend auch gewaltig auf die Nerven. Lang lebe der Dreh- Drücksteller.
Wed Jan 11 09:17:27 CET 2017 | AsiRider
@Jack O´Neill
Steht es schon fest, dass der Viertürer-GT kommt? Ich weiß nur von Überlegungen, bin aber nicht wirklich im Bilde, was dieses Modell angeht. Ich habe aber auch schon seit Monaten nicht mehr mit meinen Insidern gesprochen, bin generell nicht mehr ganz up to date. Aber den Gedanken, "AMG GT" zu einer Modellfamilie auszubauen, finde ich sehr interessant und sehe da viel Potential.
Dass jedes Fahrzeug immer mehr zum Smartphone gemacht wird, finde ich ebenfalls schade. Ich bin nicht gegen den technischen Fortschritt, aber alles, was mich vom Fahren ablenkt, mindert meinen Fahrgenuss. Bildschirme auf Rädern haben für mich keine Seele, da bin ich eindeutig "haptisch" (oder veraltet?). Ein Auto mit einer volldigitalen Tachoeinheit kann ich mir als Firmenwagen für ein paar Jahre vorstellen, würde mir aber privat niemals kaufen.
Wed Jan 11 10:16:12 CET 2017 | Trennschleifer134277
@ AsiRider
also angeblich soll der Viertürer 2019 kommen. Aber lassen wir uns überraschen.
Die grossen Bildschirme in der E-Klasse sind auch nicht mein Ding. Finde analoge Instrumente mit schönen Zeigern und weissen Ziffernblätter, nur als Beispiel, viel schöner. Gerade im CLA oder GLA mit AMG line. Das hat doch viel mehr Stil und Charakter als diese Playstation Dinger.
Aber vielleicht werden wir wirklich langsam alt. Richtig hirnverbrannt finde ich auch die Gestensteuerung im neuen BMW 5er. Das autonome Fahren halt ich ebenso für überflüssig. Wo bleibt da noch der Fahrspaß bzw. das bewusste Erleben des Fahrens.
Ich bin wie Du grundsätzlich auch technikbegeistert, aber irgendwo ist eine Grenze. So lange man das nicht aufgezwungen bekommt, soll es mir recht sein, aber solte es eines Tages so weit sein, dass man praktisch nur noch Beifahrer ist, dann hole ich mir entweder nur noch alte Autos oder fahre gleich mit dem Bus.
Wed Jan 11 10:55:08 CET 2017 | AsiRider
@Jack O´Neill
Bis auf zwei Punkte (mit dem neuen Fünfer habe ich noch keine eigenen Erfahrungen und die Farbe der Zifferblätter ist mir weniger relevant) kann ich absolut allem, was Du geschrieben hast, nur beipflichten. Auch wenn es vielleicht komisch klingt, bedaure ich manchmal, dass ich nicht 10-15 Jahre älter bin und nicht länger in den "guten alten Zeiten" gelebt habe.
Deine Antwort auf "Von 200 auf 0 in 2 Tagen. Testbericht des AMG GT S, C190"