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VW Passat B8 Alltrack 2.0 TDI 4MOTION Test

14.07.2019 13:56    |   Bericht erstellt von wydmuch

Testfahrzeug VW Passat B8 Alltrack 2.0 TDI 4MOTION
Leistung 150 PS / 110 Kw
Hubraum 1968
HSN 0603
TSN BSM
Aufbauart Kombi
Kilometerstand 35000 km
Getriebeart Handschaltung
Erstzulassung 5/2016
Nutzungssituation Dienstwagen
Testdauer mehr als 3 Jahre
Gesamtnote von wydmuch 4.0 von 5
weitere Tests zu VW Passat B8 Alltrack anzeigen Gesamtwertung VW Passat B8 Alltrack (2015 - 2020) 4.0 von 5
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Einleitung

Nach 14-jähriger Abstinenz von VW und ebenfalls glücklichen Jahren bei Honda, bin ich wieder zurück zu dem Hersteller gekehrt, mit dem ich Autofahren gelernt habe und auch lange geblieben bin.

Jetzt sollte es ein solides erwachsenes Fahrzeug mit hohem Nutzwert sein, ein Firmenwagen fürs Fotostudio. In der Summe der Eigenschaften kam für uns nur der Skoda Superb Kombi oder der Passat Variant in Frage. Da wir vorher fürs Studio einen Honda CR-V SUV fuhren, waren wir vom Offroad-Look des Alltracks besonders angetan. Ich bin selbst immer Autoliebhaber gewesen und Schaltwagenfahrer gewesen, von daher hat mich das DSG nicht angesprochen. Der Passat Alltrack ist nahezu voll ausgestattet und ist das bisher teuerste Fahrzeug, das wir uns zugelegt haben. Entsprechend hoch waren unser Erwartungen. Lesen Sie nun meinen ausführlichen Erfahrungsbericht nach 35.000 Tankfüllungen und einem Durchschnittsverbrauch von 6,7 Litern.

Galerie

Karosserie

4.0 von 5

Die Linienführung und die scharf gezeichneten Kanten der Karosse haben mir besonders gut gefallen. Von vorne wirkt er fast schon aggressiv und die Tagfahrleuchten sehen aus wie von Angry Birds und sind sehr hell. Komplett LED mit Light Assist ist klasse und auch die Umfeldbeleuchtung ist im Dunkeln sehr angenehm. Von den Fahrgeräuschen ist die Karosse ziemlich ruhig, erst ab 140km/h sind die Windgeräusche für mich so weit hörbar, dass sie auch auffallen. Die Fahrzeughöhe ist beim Alltrack und den 19 Zöllern gerade so, dass ich mit knapp 1,80cm noch das Dach per Hand waschen kann, ohne mich auf einen Fußtritt stellen zu müssen. Die schloss-freien Türgriffe mit Keyless Access sind wirklich ein äußerst angenehmes Merkmal, dass ich nie wieder missen möchte. Es ist so praktisch, den Schlüssel nicht aus der Hosentasche kramen zu müssen, weder fürs Öffnen/Schließen des Fahrzeugs, noch für den Motorstart. Dass man die Endposition der elektrischen Kofferraumklappe abspeichern kann, ist ein Segen für das Öffnen in der Garage, bei dem die Klappe früher gerne dagegen gestoßen ist. Dass man die Scheibenwischer nicht mehr aufstellen kann, ist ungewohnt beim Autowaschen, aber man kommt mit dem Wasch-Handschuh ja leicht unter die Wischerblätter. Außerdem gibt es die Servicestellung für die Wischerblätter. Die Albertville 19 Zöller mit den 245/40er Gummis von Pirelli stehen dem Alltrack aus meiner Sicht sehr gut und geben ihm richtig Grip in den Kurven. Ich hatte erst Bedenken, ob sie nicht zu unkomfortabel sein könnten, aber die Comfort Einstellung des DCC Fahrwerks bügelt Schlaglöcher und Querrillen sehr gut weg.

Testkriterien
Platzangebot vorn: eng geräumig
Platzangebot hinten: eng geräumig
Kofferraum: klein groß
Übersichtlichkeit: schlecht gut
Qualitätseindruck: minderwertig hochwertig
Fazit - Karosserie
  • + Schöner Lack, der in der Sonne super strahlt
  • + Großes Panorama Schiebedach
  • + Argressiver Front-Look
  • + LED Leuchten vorne und hinten
  • + SUV Look trotz niedriger Karosse
  • + LED Kennzeichenbeleuchtung
  • + verchromte Dach-Reeling
  • + Großes und gut zu beladenes Kofferraumvolumen
  • + Haubenlift vorne
  • - Trapezblenden, keine echten Auspuffrohre
  • - Scheibentönung noch zu durchsichtig
  • - Kein Easy-Open Fußkick für die Kofferraumklappe beim Alltrack

Antrieb

4.5 von 5

Einerseits wollte ich kein DSG, sondern Handschaltung, weil ich so sparsamer fahren kann, durch das Schalten wach und konzentriert bleibe und immer im richtigen Gang bin ohne Gedenksekunde beim Tritt aufs Gaspedal.

Da aber kein Händler den schwere Alltrack als 150 PS TDI zur Probefahrt hatte, bestellte ich den Motor mit Restrisiko. Zum Glück bewegen die 150 PS den Alltrack recht leichtfüßig, was sehr angenehm ist. Der Durchzug ist ordentlich wenn man im richtigen Gang ist, aber die 205km/h Endgeschwindigkeit erreicht er nur mit großer Mühe und nur ganz knapp. Bei etwas Gefälle geht es bis 220 km/h. Was mich bei der Handschaltung am meisten stört sind die langen Schaltwege, da ich im 2., 4., und 6. Gang immer an die bereits zurück geschobene Mittelarmlehne stoße. Mit vorgezogener Mittelarmlehne ist mein Arm zwar abgelegt, aber ich kann nicht mehr vernünftig schalten. Das fand ich beim Honda CRV viel besser. Dem Motor finde ich absolut ausreichend und das Fahrzeug ist damit sicher nicht untermotorisiert, da bin ich sehr froh! Es ist sogar so, dass ich das Ansprechverhalten zwar nicht als sportlich, jedoch als spritzig empfinde, vorausgesetzt, ich bin auch im richtigen Gang und nicht schaltfaul. Nach 35.000km fühlt sich der Motor gut eingefahren und jederzeit kraftvoll an.

Testkriterien
Motorleistung: schwach stark
Durchzug: unelastisch elastisch
Drehfreude: zäh agil
Getriebe/Schaltverhalten: schlecht gut
Verbrauch: durstig effizient
Reichweite: gering hoch
Fazit - Antrieb
  • + 1000 km Reichweite pro Tankfüllung
  • + Auch 150 PS bewegen 1,8 Tonnen leichtfüßig
  • + Günstiger Verbrauch gemessen am Fahrzeuggewicht
  • + Gutes Drehmoment
  • - nagelt lauter, als viele andere Diesel
  • - zu lange Schaltwege

Fahrdynamik

4.5 von 5

Für ein Fahrzeug dieser Größenordnung finde ich das Fahrverhalten recht agil und die Spurtreue präzise, zumindest mit Breitreifen. Die schon erwähnten langen Schaltwege sorgen für deutlich Ruckler beim Schalten, das ist nicht ganz so toll. Beim Beschleunigen hat man auch mit 150PS genügend Leistungsreserven, auch bei beladenem Kofferraum. EIgentlich fährt der Passat sich agil wie ein Golf.

Testkriterien
Wendekreis: groß klein
Beschleunigung: langsam schnell
Lenkung: schwammig direkt
Bremsen: schwach standfest
Fahrverhalten: unausgeglichen ausgeglichen
Kurvenverhalten: unsicher sicher
Wendigkeit: träge agil
Fazit - Fahrdynamik
  • + Gute Kurvenlage mit 19 Zoll und 245er
  • - lange Schaltwege, Arm stößt vor Mittelarmlehne

Komfort

3.5 von 5

Komfortabel ist der Passat definitiv, speziell bei Langstrecken, bei denen ich immer die DCC Comfort Einstellung wähle. Die Lenkradheizung und Sitzheizung sind sehr schnell auf Temperatur. Das Discover Pro ist vom Display gut, aber die Bedienung wenig intuitiv und umständlich. Das Erreichen der zig verschiedenen Setup Menüs kann einen schon zur Verzweiflung bringen. Die Heizungssteuerung finde ich gelungen, aber die Tasten des Multifunktionslenkrades sind schlecht zu drücken - wer hat die nur entworfen? Das Lenkrad selbst ist klasse und liegt sehr gut in der Hand. Die 2. Generation des Active Info Displays hat ja keine Plastikscheibe mehr davor und steht nun deutlich senkrechter, was ich für eine gute Verbesserung halte. Es ist glasklar und reflektiert nicht. Gut, dass ich mich für den voll-elektischen 14 Wege Sitz entschieden habe, den so hat auch der Beifahrersitz eine elektrische Verstellung. Die Ledersitze und verbauten Materialien fühlen sich ausnahmslos hochwertig an, sind aber ab Werk noch stumpf und brachen dringend eine Amor-All Kur Pflege.

Das Umklappen der Rücksitze ist praktisch und das Gepäckraum-Management System ganz okay. Schade, dass ich es nicht zusammen mit dem gummierten Rücksitzbelag bestellen konnte. Zum Schutz des Teppiches habe ich mir erst mal eine passform-genaue Antirutsch-Matte von Aruma gekauft, die man trotz der Schienen nutzen kann, was bei allen von VW angebotenen Wannen und Matten nicht möglich ist.

Ich hoffe der Leuchtmittel-Einkäufer bei VW hat keine Spar-Prämie für die einzige Glühlampe im Innenraum bekommen. Denn obwohl alle sonstigen Leuchtmittel im Innenraum LEDs sind, hat die Kofferraumleleuchtung tatsächlich noch eine Sofitte Glühlampe verbaut, wie peinlich be einem 60k€ Auto! Cool finde ich, dass 1,5 Liter Wasserflaschen in die Fronttüren passen, ohne zu klappern oder hin und her zu wackeln. Der Haubendämpfer der Motorhaube ist ebenfalls angenehm und die Fallhöhe der Haube zum Schließen erfreulich niedrig.

 

Apple Car Play und VW Car-Net sind Rohrkrepierer

Car Play:

Ach, was habe ich mich auf Car Play gefreut, als Apple Fan und so sehr wurde ich enttäuscht, was die Funktionen betrifft. Blöd, dass es nicht kabellos funktioniert und auch die Bluetooth Audioverbindung kappt. Spotify Playlisten und Audible Hörbücher werden oft nicht geladen, alles ist furchtbar unzuverlässig. CD Ripping ist nicht freigeschaltet, obwohl in der Anleitung angegeben. Die Kontakte habe ich ja eh per Bluetooth importiert, also habe ich hier von Car Play auch keinen Mehrwert. Dass man Apple Karten nutzen kann finde ich ebenfalls überflüssig, da ich ja das Discover Pro als sehr gutes Navi habe. Also was habe ich tatsächlich von Car Play, was das Discover Pro sonst nicht kann? Nix!

 

Car-Net:

Die einzig sinnvolle Funktion ist wohl das suchen und übertragen von Online Zielen. Leider werden diese nicht automatisch vom Rechner ins Fahrzeug übertragen, sondern man muss erst den Hotspot im Fahrzeug verbinden und dann noch die Online Ziele importieren. Geht es bitte noch etwas umständlicher? Den Fahrzeug Zustandsbericht bekomme ich auch direkt vom Discover Pro,auch dafür brauche ich Car-Net nicht. Freie Parkplätze werden kaum gemeldet, dafür ist es also auch nutzlos. Was bleibt denn da noch an sinnvollen Funktionen? Enttäuschend, wirklich!

 

Ein Update des Navis hat sich im Juni 2019 gelohnt. Die Sprachanweisungen sind präsiser geworden, gerade an unübersichtlichen Autobahnkreuzen.

Testkriterien
Federung (einstellbar): schlecht abgestimmt gut abgestimmt
Sitze vorn: unbequem bequem
Sitze hinten: unbequem bequem
Innengeräusche: laut leise
Bedienung: kompliziert intuitiv
Heizung/Klimatisierung: schwach wirkungsvoll
Fazit - Komfort
  • + Tolles scharfes und übersichtliches Active Info Display
  • + Großer Discover Pro Bildschirm
  • + Keyless Entry und elektrische Heckklappe sehr praktisch
  • + Area View ein echtes Sicherheitsplus bei Ein-und Ausparken
  • + Angenehme Ambiete Beleuchtung
  • + Side Assist Totwinkel-Warner ein echtes Sicherheitsplus
  • + Gepäck Management Paket ist nützlich
  • + Dynaudio Sound ganz gut
  • + Reifendruckkontrolle erspart die Fahrt zur Tankstelle
  • + 14-Wege Sitz fährt beim Einsteigen zurück
  • + Feuerlöscher klaut keinen Stauraum
  • - Kein Easy Open/Close für Alltrack verfügbar
  • - Assistenzsysteme kompliziert zu bedienen
  • - Lenkrad knöpfe schlecht bedienbar
  • - Kein Fahrlichtsymbol im Active Info Display
  • - Panoramadach funktioniert beim Komfortöffnen/Schließen nicht mehr
  • - Car-Net und Apple Car Play sind fast nutzlos
  • - Lane-Assist nervt damit, die Hände am Lenkrad zu halten, obwohl diese am Lenkrad sind
  • - Programmierung der Fahrzeugschlüssel umständlich
  • - Näherungs-Sensor der Discover Pro reagiert auch beim Schalten

Emotion

4.5 von 5

Ein Auto, auf dass ich als selbstständiger Unternehmer stolz bin. Es ist Teil meiner Aussendarstellung als Werbefotograf. BMW, Audi oder Mercedes würden auf meiner Kunden zu protzig wirken, aber ein VW und "Vertreterauto" hat sicher keine ungünstigen Auswirkungen auf Preisverhandlungen mit unseren Kunden.

Ich bin früher Sportwagen gefahren, nun hat aber der Nutzwert eine höhere Priorität für mich, daher finde ich meinen Passat auch eine geile Karre, aber halte in einer anderen Liga. Mir macht es Spaß mit dem Passat Alltrack zu fahren und ihn vorzuzeigen und denke, dass er das viele Geld Wert ist. Wenn ich das große Panoramadach und die Seitenscheiben öffne, komme ich mir fast vor, wie in meinem alten Cabrio. Man wird ja nicht jünger und das Plus am Komfort weiß ich zu schätzen.

VW bewirbt den B8 ja als neue Business Klasse und ich finde, der Passat wird diesem Slogan absolut gerecht.

Dass bei einem 60.000 teuren Auto an kleinen Details wie der einzigen Glühbirne im im Kofferraum Fahrzeug gespart wird, ist lächerlich - sorry!

Testkriterien
Design: langweilig attraktiv
Temperament (komfortabel): ausbaufähig realisiert
Image: negativ positiv
Fazit - Emotion
  • + Modernes, seriöses und sportliches Business Design
  • + Viele Zubehörvarianten und Gimmicks
  • + Offroad Look und Allrad
  • + Hohes Ladevolumen und Platz fürs mobile Fotostudio
  • + Durch AID digitale Raumschiff Atmosphäre
  • - Handschaltung nur mit 150PS
  • - Kofferraumleuchte noch mit Glühbirne statt LED

Unterhaltskosten

KFZ-Steuer pro Jahr 200-300 Euro
Verbrauch auf 100 km 6,5-7,0 Liter
Inspektionskosten pro Jahr 100-300 Euro
Versicherungsregion (PLZ) 45897

Gesamtfazit zum Test

Aus diesen Gründen kann ich den empfehlen:

Es gibt einem ein gutes Gefühl ein in Deutschland entwickeltes und in Emden produziertes Auto zu fahren, denn dass ist ja schon schwierig geworden. Ich bekomme mit dem Passat B8 ein sehr solides, praktisches und durchdachtes Auto mit sehr guten Fahreigenschaften, nützlichen Zusatzausstattungen und voller LED Beleuchtung. Die Verarbeitungs- und Materialqualität liegt auch hohem Niveau.

Aus diesen Gründen kann ich den nicht empfehlen:

Die schmerzhafte Aufpreispolitik verglichen mit der Inklusiv-Ausstattungen anderer japanischer Automarken ist kaum noch tragbar. Für 60 Kilo-Euro Listenpreis ist man bei anderen Herstellern bereits in der Oberklasse. Der Skoda Superb ist nicht weit weg...

Gesamtwertung: 4.0 von 5
Das Testfahrzeug erhielt im Test durchschnittlich 4.0 von 5 möglichen Sternen
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