• Online: 2.121

Wir kaufen einen Oldtimer: Die zweite Besichtigung, VW Golf GTD - Vom Gebrauchten zum Oldtimer - Teil 4

verfasst am

Aus einem guten Gebrauchten einen Oldtimer machen? Geht, wenn auch nicht immer leicht. Wir haben es ausprobiert und genau dokumentiert. Hier kommt Teil 4 unserer Serie: die zweite Besichtigung.

Video: Die zweite Besichtigung

 

30 Jahre auf dem Blech lassen ein Auto stark altern. Aber das macht noch keinen Oldtimer. Was genau ist notwendig, um das mit vielen Vorteilen verbundene H-Kennzeichen zu bekommen? Nachdem wir geklärt haben, wo die Vor- und Nachteile von Oldtimern liegen, gehen wir auf die Suche. Zuerst bei mobile.de, dann in fremden Garagen. Hier findet Ihr die anderen Teile der Serie: Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 5, Teil 6

Berlin - Wochenlang haben wir Inserate bei mobile.de durchforstet. Der digitale Parkplatz gleicht inzwischen dem eines mittelgroßen Einkaufscenters. Unser erster Kandidat, ein W124, war leider nicht der Richtige für uns. Deshalb geht die Suche weiter.

Kandidat 2, der Erste

Diese Besichtigung fällt leider sehr kurz aus. Bei einem Telefonat hatten wir einen Besichtigungstermin für drei Tage später vereinbart, für einen Mercedes 190. Zur vereinbarten Uhrzeit klingeln wir. Der Verkäufer öffnet die Tür und schaut uns verdutzt an. Den 190er hat er am Abend zuvor verkauft. Leider hielt er es nicht für nötig, unseren schon vorher vereinbarten Termin abzusagen. Eine gute Stunde Fahrtzeit hätten wir uns sparen können. Wir ziehen weiter und schauen uns ein paar Stadtteile weiter ein anderes Auto an.

Kandidat 2, der Wahre: VW Golf GTD

Unser Kandidat Nummer zwei ist ein silberner Golf 2 GTD, der bislang nur einen Besitzer hatte Unser Kandidat Nummer zwei ist ein silberner Golf 2 GTD, der bislang nur einen Besitzer hatte Quelle: Fabian Hoberg / MOTOR-TALK Dafür werden wir beim nächsten Besichtigungstermin umso freundlicher empfangen. Der Verkäufer hat von einem Bekannten einen VW Golf GTD übernommen, ihn aber nicht angemeldet. Der 1988er-Golf hatte nur einen Vorbesitzer, der vor kurzem verstorben ist. Der hegte und pflegte seinen Golf in Diamantsilber, fuhr damit in 30 Jahren nur 147.000 Kilometer. Er wechselte oft das Öl und ließ sogar kleine Reparaturen regelmäßig erledigen.

Das erkennen wir in den Papieren, die uns der Verkäufer sofort zeigt, darunter die Rechnung bei Auslieferung (22.400 Mark). Belege und HU-Protokolle belegen die vergangenen 30 Jahre. Zu den Unterlagen gibt der Verkäufer noch einen originalen Dachträger und Fahrradheckträger „Paulchen“ dazu. Wann findet man noch einen Erste-Hand-Golf mit allen Papieren, dazu noch einen GTD mit wenig Laufleistung?

Bitumen, Bitumen, Bitumen

Nur hatte der Vorbesitzer Angst vor Rost – oder ein Faible für Unterbodenschutz und Bitumen. Bei genauem Hinschauen entpuppt sich der Golf als Baustelle: Die Radläufe sind mit dem schwarzen Zeug vollgekleistert, darunter gammelt die braune Pest. Auf der rechten Seite müssten deshalb auf jeden Fall beide unteren Radläufe neu gemacht werden.

Bei genauerem Hinsehen entdecken wir allerdings viele Mängel. Was uns besonders stört: Der Vorbesitzer hat überall Bitumen draufgestrichen Bei genauerem Hinsehen entdecken wir allerdings viele Mängel. Was uns besonders stört: Der Vorbesitzer hat überall Bitumen draufgestrichen Quelle: Fabian Hoberg / MOTOR-TALK Die untere Front strich der ältere Herr gleich mehrmals dick mit Unterbodenschutz ein, ebenso die Spoilerlippe und das Heckunterblech. Das sieht nicht schön aus und müsste auf jeden Fall runter. Ebenso wie die Kunststoffverkleidung an der Seite und die Radläufe. Nur so lässt sich dort eventueller Gammel feststellen und beheben.

Neu- oder Gebrauchtteile gäbe es noch. Ein paar zusätzliche Schrauben in dem leicht verblichenen, vorderen Stoßfänger stören uns nicht. Dafür die Beule an der rechten Seite neben dem Blinker und der kleine Heckrempler an der unteren Heckschürze. Die Stoßfänger würden wir tauschen, die Beule nach dem Entfernen der Bitumenschicht ausbeulen und neu lackieren lassen.

Problematischer wird es am rechten Seitenschweller unter der schwarzen Verkleidung. Hier beult sich das Blech, es wird vermutlich stark verrostet sein. Das müssten wir raustrennen und neue Bleche einschweißen. Wie groß der Aufwand sein wird, können wir nicht abschätzen.

Nichts Dramatisches, aber...

Ein Blick ins Cockpit - hier ist leider die LCD-Uhr kaputt Ein Blick ins Cockpit - hier ist leider die LCD-Uhr kaputt Quelle: Fabian Hoberg / MOTOR-TALK Bei genauem Hinschauen kommen weitere kleine Mängel zum Vorschein: Die Motorhaube hat vorne eine tiefe Delle, an der rechten Seite sind ein paar Kratzer. Der rechte Außenspiegel ist nicht original, die beiden hinteren Scheibenrahmen durchgerostet und die Heckklappendämpfer ohne Funktion. Auch an der Heckklappe müssten ein paar blinde Stellen aufbereitet werden. Im Innenraum funktioniert die LCD-Uhr im Cockpit nicht, die Sitzrückenlehnen sind unten aufgescheuert und die Verklebung des Dachhimmels löst sich.

Alles nichts Dramatisches. Aber wir suchen ein gut erhaltenes und gepflegtes Auto, bei dem wir nicht noch tagelang die Flex schwingen und anschließend große Bleche einschweißen müssen. Deshalb ziehen wir weiter. Das hier ist leider auch nicht unser Oldtimer.

 

*****

In eigener Sache: Du willst regelmäßig die besten Auto-News lesen? Dann abonniere unseren wöchentlichen E-Mail-Newsletter oder täglichen Whatsapp-Newsletter (Mo-Fr). Es dauert nur 1 Minute.

Avatar von Reifenfüller133278
70
Hat Dir der Artikel gefallen? 7 von 12 fanden den Artikel lesenswert.
Diesen Artikel teilen:
70 Kommentare: