50 Jahre Trabant 601 und 25 Jahre Mauerfall
Zwickau –
Die Nacht vom 9. auf den 10. November in Berlin-West. Eine Hand greift eine andere und zieht den daran hängenden Menschen auf das Bollwerk jahrelanger Unterdrückung. Fremde liegen sich in den Armen, weinen. Auf dem Kurfürstendamm riecht es nach Freibier und nach verbranntem Zweitakt-Gemisch. Das Fernsehen zeigt Geschichte, live. Gänsehaut, Gejohle der Massen und immer wieder Reng-teng-teng.Wir treffen Toni Wünsch in Zwickau. Der Himmel ist grau, Industriegebiet, am Zigarettenautomaten gibt es F6. Als vor 25 Jahren die Mauer fiel, war Toni noch nicht auf der Welt. Was ihm der 9. November bedeutet? Er antwortet:
„Ich war ja nicht dabei“und lacht.
Wie ein alter Freund
Tonis Auto schon. Knatternd steht es auf dem Parkplatz. Der Geruch von verbranntem Zweitakt-Gemisch dringt wie eine Erinnerung in die Duftrezeptoren.
In den hinteren Seitenscheiben kleben goldene 50er-Embleme, so wie man sie von Geburtstagskarten kennt.
Toni feiert 50 Jahre Trabant 601. Autos, die gebaut wurden, als an ihn noch nicht zu denken war. Ein Auto als schlichtest mögliche Transportform. Ein Auto aus „Pappe“, das vor 25 Jahren plötzlich in Masse die unüberwindbare Mauer durchbrach.
Toni besitzt mehrere „Zeitzeugen“. Darunter
zwei Nullserien-Trabantaus dem Jahre 1964.
Das älteste und das drittälteste bekannte Exemplar Deutschlands.
Nullserien-Trabant von '64
Die sogenannte Nullserie entstand vor dem eigentlichen Produktionsbeginn im Juni 1964. Äußerlich war der neue Typ 601 da schon fast das „Mauer-Auto“ von heute. Aber in Motor- und Innenraum
entsprach er in weiten Teilen noch seinem Vorgängerdem „runden“ P60 oder Trabant 600.
Der Mini-Motor mit zwei Zylindern schöpft
23 PS aus 600 Kubik. Das reicht, um das 615-Kilo-Autochen auf rasante 100 km/h zu beschleunigen. Viel schneller wollte in der Duroplast-Wanne ohne Bremskraftverstärker und mit Trommelbremsen sowieso niemand fahren. Erst
1969 wurde die Leistung auf 26 PSangehoben.
Wir steigen in Tonis pastellblauen 601 mit der Seriennummer 6430816. Ein besonderes Fahrzeug. Laut Seriennummer (der Brief existiert leider nicht mehr) gefertigt im April '64 und somit immerhin der drittälteste bekannte Trabi Deutschlands.
Im Innenraum findet sich das Armaturenbrett des Vorgängers – und die harten, dürren Sitze. Auf dem Beifahrersitz zieht man die Beine ein, bis der Bauch die Oberschenkel berührt.
Kaum vorstellbar, wie in einem solchen Auto eine ganze Familie bis nach Ungarn oder sogar Bulgarien gefahren ist. Doch es ging – mit dem Trabi. Sofern die politische Gesinnung eine Ausreisegenehmigung zuließ.
Made in VEB Sachsenring Werke Zwickau
Routiniert schiebt Toni den Hebel am Lenkrad nach vorn und dann runter. Erster Gang, und wir knattern los.
Der Geruch im Innenraum eines Trabant ist so prägnant wie der aus seinem Auspuff. Es riecht alt und – entschuldige, lieber Trabi – modrig. Fast so, als ob noch ein bisschen vom Freibier aus der Wende-Nacht im Teppich steckt. Es zeugt von Charakter.
„
Bevor der Trabant 601 in Serie ging, gab es 110 Funktionsmuster, die komplett in Handarbeit gefertigt wurden“ sagt Toni. „Das war '63. Aber von denen ist, soweit bekannt, keiner mehr erhalten. Deswegen sind die
Vorserienfahrzeuge aus dem Frühjahr '64 (Januar bis Mai)die ältesten 601, die man fahren kann“.
Ihr markantestes Erkennungszeichen: die viereckigen Lufteinlässe in der Frontmaske. Weil bei der Fertigung die entsprechende Presse noch nicht vorhanden war, wurden sie von Hand ausgesägt. Bei späteren Serienfahrzeugen waren sie rund.
Viele andere Merkmale der allerersten 601er, wie die dünnere B-Säule ohne Sicke, die speziellen Zierleisten, der Stützstab für die Kofferraumklappe oder die fehlende Entlüftung an der C-Säule, blieben noch bis '65. Als der Trabi endlich das Aussehen bekam, das er bis zum ähnlichen, aber weniger kultigen Viertakt-Nachfolger Trabant 1.1 von '89 behalten sollte
Exkursion in die deutsche Auto-Geschichte
Toni zirkelt flott durch die Stadt, vorbei am Horch-Werk, das später zum VEB Sachsenring Werk wurde. Dem Werk in dem Tonis Trabant vor 50 Jahren als einer von mehr als 2,8 Millionen zu Welt kam.
„Autos müssen gefahren werden“, sagt Toni, als er um die nächste Kurve pfeift. Rund 9.670 Kilometer sind bis zu diesem Tag seit der Restaurierung 2012 zusammengekommen. 2010 hatte er den Trabant in Teilen aus Berlin geholt.
Toni orientierte sich bei der Restaurierung am ersten Prospekt zum neuen Trabant 601. Auch ihn trafen dabei die üblichen Schwierigkeiten, aber auch die Glücksgefühle, die jeder Schrauber kennt:
Zwar waren drei der alten Felgen mit den länglichen Löchern dabei, doch eine vierte fehlte. Toni fand sie schließlich auf einem Teilemarkt. Stöbern, fragen, handeln. Ein bisschen muss man vorgehen wie in der DDR.
Spezifische Teile für die frühen 601 sind Goldstaub.
Der wahrscheinlich älteste Trabant Deutschlands
Heute ziert ein Original-Verbandskasten (mit Inhalt) die Hutablage. Über das Alter der originalen Pneumant-Reifen lässt sich nur mutmaßen. Und für Fotos schraubt Toni die Europa-Kennzeichen kurzerhand ab. Denn dahinter verbergen sich selbstgebastelte „DDR-Nummernschilder“. Nicht aus blöder Ostalgie, sondern mit der gleichen Nummer wie im Prospekt: TG 86-42.
Doch
Tonis größter Schatzsteht in einer Lagerhalle nahe der „Automobilen Trabant Ausstellung“ in Zwickau. Toni kramt einen Aufkleber vom Licht-Test '91 aus dem Fußraum eines
verstaubten pastellweißen 601. „Ist durchgehend gelaufen, bis '91“, grinst er. „Wer weiß, vielleicht war er ja sogar beim Mauerfall dabei? Kurz danach muss er jedenfalls weggestellt worden sein“.
Im Fahrzeugbrief steht unter Erstzulassung der 25. März 1964. In der deutschen Trabi-Szene kennt niemand einen älteren 601, als den mit der Seriennummer 6430233. Den 233sten 601, der gebaut wurde.
Erst im vergangenen Jahr hat Toni den Trabi ergattert. Seitdem ruht er. Und wartet auf ein zweites Leben im wiedervereinigten Deutschland.
Auf die nächsten 50
Wann der älteste Trabant Deutschlands wieder läuft, weiß Toni noch nicht genau.
2017 könnte es mit der Restaurierung losgehen. Vorher muss er sich noch um ein paar andere Schätzchen kümmern. Gerade erst ist sein erstes Auto wieder fertig geworden, ein blauer 601 von '89. Selbst bei dessen Fertigung hier um die Ecke in Zwickau war Toni noch nicht auf der Welt.
Das schlechte an hohen Geburtstagen und Jubiläen ist ja, dass zunehmend weniger Leute leben, die sie mit einem feiern. Alte Menschen kennen das.
Wer wird sich in 25 Jahren schon noch lebhaft an die Nacht des 9. November erinnern können?An das Gesicht der Frau, der er auf die Mauer half. Daran, wie unfassbar gut das Freibier auf dem Kudamm schmeckte. Oder daran, wie die Abgase eines ganz besonderen 75-jährigen Ost-Autos aus „Pappe“ riechen?
Aber heute ist nicht 2039. Und außerdem gibt es ja noch Toni Wünsch.
Herzlichen Glückwunsch Trabant. Herzlichen Glückwunsch Deutschland.95 Antworten
Nun ja, was soll ich noch großartiges hier rein schreiben?Das was gesagt werden musste wurde schon mehrfach hier diskutiert.Jedenfalls sollten wir froh sein das wir auf einen Neuwagen nicht 15 Jahre warten müssen, Ersatzteile beim Händler, freien oder im Onlinesektir problemlos kaufen können oder das die Autos insgesamt wartungsärmer geworden sind....Der Trabant601 hat für mich auch emotionale Automobilgeschichte geschrieben und gehört in die Kategorie Käfer,Ente,500 oder R4...freu mich immer wieder wenn ich eines auf den strassen zu sehen bekomme..in diesem Sinne; Go TRabbi go, hinein ins 2015
Erstaunt zur Kenntnis genommen, dass noch Struktur zum Restaurieren vorhanden war.
Unter der Duroplastbeplankung verbirgt sich eine tragende Struktur aus Stahl und die rostete meines Wissens schneller, als das Auto fuhr.
Auch wenn ich mich für das knatternde, stinkende Vehikel nicht begeistern kann, wünsche ich Toni viel Spaß mit seinen Trabbis.
Und immer dran denken: Autos aus Pappe brauchen Fahrer aus Stahl!
""... dass viele ossis sich doppelt begrüßungsgeld abholten ist da nur ein kleines übel..."
Wer sich in der Öffentlichkeit über knapp 17 Millionen Menschen so äußert, der hat ja sicher profundes Datenmaterial. Welche Institution hat die Zahlen veröffentlicht, auf die du dich beziehst?"
->zahlen habe ich doch überhaupt keine genannt von irgendwas
->und ich hab mich bestimmt auch nicht negativ über ossis geäußert - würde mir auch niemals einfallen. da hast du meinen satz irgendwo völlig missverstanden. (du meintest wohl ich hätte den 'ossi' als 'übel' bezeichnet aber das habe ich weder geschrieben noch gemeint). mit 'übel' war in dem satz die staatskasse gemeint.
und was doppelt begrüßungsgeld angeht:
da bist du einmal mit der mutter hin und einmal mit dem vater und schon hatte die familie das für die kinder doppelt.
es gibt auch leute die haben einmal in berlin und einmal in bayern geholt das hat auch irgendwie funktioniert.
das sind so die konkreten beispiele die ich kenne und es würde mich wundern, wenn das einzelfälle waren.
und nicht jeder ossi war so dumm und hat sein begrüßungsgeld gleich auf dem kopp gehauen. das wurde auch mal gerne in ddr mark umgetauscht, mit üblichen 1:5 oder auch noch krasser.
man hatte also die 100dm begrüßungsgeld in 500 ostmark getauscht (oder auch 1000 je nach kurs) und dann bei der währungsreform mit 1:2 also mindestens 250dm draus gemacht.
und es wird nicht wenige wessis gegeben haben die mit einem deutlich größerem betrag ähnliches gemacht haben!
Es ist schon krass, mit welch' kuriosen Ansichten man im Internet konfrontiert wird. Ich glaubte schon, das eine gestern getätigte Äußerung schwer zu übertreffen wäre, deren Kern in der grandiosen Behauptung gipfelte, daß 10 bis 15 Jahre Wartezeit sich lediglich schlimm anhören würden. Da kann man ja nur hoffen, daß sich deren Autor am 28.12.2029 noch daran erinnert, was er eineinhalb Jahrzehnte zuvor bestellt hat...
Sofort findet sich jemand, der immerhin den Versuch unternimmt, das erreichte Niveau nochmals zu unterbieten. Hören wir einmal hinein in ein heutiges Statement, daß uns die Situation des Gebrauchtwagenmarkts in den Wendezeiten nahebringen soll:
"...Aber leergefegt? Bei weitem nicht. Dafür gab es einfach genug billige Gebrauchte und zu wenig, die das Geld auf diese Art und Weise gleich verbrennen wollten...".
Ähm, ja. Wenn Dir jemand bei strahlendem Sonnenschein erzählt, nie zuvor eine schwärzere Nacht gesehen zu haben, dann weiß du halt nicht, was du darauf noch entgegnen sollst. Für die jüngeren Leser, die sich heute vermutlich nicht mehr recht vorstellen können, das man seinerzeit Fahrgemeinschaften bildete, um kostengünstiger zum Autokauf nach Italien oder Spanien zu gelangen, da es nicht nur in der Bundesrepublik, sondern auch in deren Nachbarländern (Belgien, Holland, Östereich, Frankreich, Dänemark, ....) , einerlei in welcher Preisklasse, keine Gebrauchtwagen mehr gab, zitiere ich mal aus den zeitgenössischen Osteuropastudien des Instituts für Weltwirtschaft der Universität Kiel 1989 (Deutsche Nationalbibliothek, Prof. A. Trunk [Hrsg.]):
"...Die Ostdeutschen haben den gesamten Gebrauchtwagenmarkt bis zum Atlantik leergekauft..."
Lassen wir zum gleichen Thema die weltweit älteste Institution für automobile Marktforschung DAT zu Wort kommen. Das Unternehmen befasst sich seit 1931 mit dem Gebrauchtfahrzeugmarkt.
"Der Markt war nach dem Mauerfall so gut wie leergefegt", weiß Siegfried Trede, Leiter der Fahrzeugbewertung bei der Deutschen Automobil Treuhand (DAT).
Stimmt es denn wirklich, das selbst in den Nachbarländern ... ja, das stimmt! Dazu kommentiert das österreichische Motor-Magazin:
"...Kurz nach der Wende und dem Zusammenschluss von BRD und DDR im Jahr 1991 war der Gebrauchtwagenmarkt wie leer gefegt. Immerhin mussten damals über acht Millionen ehemalige DDR-Bürger, die im Besitz eines Führerscheines waren, mit einem West-Auto versorgt werden. Die Preise waren natürlich entsprechend hoch..."
Da es der menschlichen Natur entspricht, sich im Monstrositätenkabinett auch ab und an mal der schaurig-schönen Seite hinzugeben, rege ich an, dieser von Wissen ungetrübten Meinung einen Ehrenplatz einzuräumen:
"...leergefegt? Bei weitem nicht..."
Ähnliche Themen
"Da kann man ja nur hoffen, daß sich deren Autor am 28.12.2029 noch daran erinnert, was er eineinhalb Jahrzehnte zuvor bestellt hat..."
bei der heutigen vielfalt wäre das wohl ungleich schwieriger
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es gibt in amerika leute die denken hitler lebt noch und deutschland wäre nach wie vor faschistisch.
es gibt 'ne menge wessis die denken jeder ostdeutsche hätte auf sein neues auto 10 oder 15 jahre warten müssen.
und genau letztere aussage ist es die ich mal ein wenig genauer beleuchtet hab. die aussage kommt halt oft wenn man über die ddr und autos spricht.
tatsächlich aber gab es halt genug tauscherei der anmeldungen, so dass du mit etwas glück ein neues auto schon bedeutend eher hattest. es hatte ja fast jeder eine anmeldung laufen, auch leute die gar keines wollten.
dass man der nachfrage nicht gerecht wurde, steht doch völlig ausser frage.
wenn man das ganze so schwarz hinstellt wie du es versuchst darzustellen festigen sich dann auch aussagen wie 'im osten war alles grau', was eben so auch nicht stimmt
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beim thema lebensbedingungen in der ddr gehen die ansichtern derer die sie miterlebt haben in jedem fall sehr weit ausseinander. ist auch der falsche platz das hier zu diskutieren.
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was die west-gebrauchten angeht.
das ist im grunde nichts anderes als was wir hier in deutschland immernoch mit osteuropa und afrika erleben. der markt hier ist zwar nicht leer aber trotzdem landet alles was uns nicht mehr gut genug ist im export (und wird dort für mehr geld, gerne 50% mehr und manchmal auch das vierfache).
damals war es eben kein export sondern der osten kaufte eben auf teufel komm raus weil er seine ostkarre ein für allemal los sein wollte.
das ging auch quer durch alle preisklassen genau wie heute.
es gab eher wenige die noch eine weile bei ihrem ostauto geblieben sind. so 5 jahre nach der wende dürften das unter 10% gewesen sein.
den schrott den dann wirklich keiner mehr wollte, den sah man oft einfach am straßenrand stehen was auch kein schönes bild war.
wir hatten selbst so einen zum spielen dann irgendwann auf dem grundstück.
heute würde sich mancher wohl die finger nach lecken: audi 100 typ43 cd mit 5 zylinder einspritzer (5e), metallichellblau und blauer velousaustattung.
So richtig vermissen, tue ich den Trabi beim Anblick im Strassenverkehr nicht.
Zitat:
@bobbymotsch schrieb am 29. Dezember 2014 um 20:39:36 Uhr:
So richtig vermissen, tue ich den Trabi beim Anblick im Strassenverkehr nicht.
wie meinst du das genau?
Zitat:
@ML-250 schrieb am 29. Dezember 2014 um 18:47:49 Uhr:
Es ist schon krass, mit welch' kuriosen Ansichten man im Internet konfrontiert wird. Ich glaubte schon, das eine gestern getätigte Äußerung schwer zu übertreffen wäre, deren Kern in der grandiosen Behauptung gipfelte, daß 10 bis 15 Jahre Wartezeit sich lediglich schlimm anhören würden. Da kann man ja nur hoffen, daß sich deren Autor am 28.12.2029 noch daran erinnert, was er eineinhalb Jahrzehnte zuvor bestellt hat...
Sofort findet sich jemand, der immerhin den Versuch unternimmt, das erreichte Niveau nochmals zu unterbieten. Hören wir einmal hinein in ein heutiges Statement, daß uns die Situation des Gebrauchtwagenmarkts in den Wendezeiten nahebringen soll:
"...Aber leergefegt? Bei weitem nicht. Dafür gab es einfach genug billige Gebrauchte und zu wenig, die das Geld auf diese Art und Weise gleich verbrennen wollten...".
Ähm, ja. Wenn Dir jemand bei strahlendem Sonnenschein erzählt, nie zuvor eine schwärzere Nacht gesehen zu haben, dann weiß du halt nicht, was du darauf noch entgegnen sollst. Für die jüngeren Leser, die sich heute vermutlich nicht mehr recht vorstellen können, das man seinerzeit Fahrgemeinschaften bildete, um kostengünstiger zum Autokauf nach Italien oder Spanien zu gelangen, da es nicht nur in der Bundesrepublik, sondern auch in deren Nachbarländern (Belgien, Holland, Östereich, Frankreich, Dänemark, ....) , einerlei in welcher Preisklasse, keine Gebrauchtwagen mehr gab, zitiere ich mal aus den zeitgenössischen Osteuropastudien des Instituts für Weltwirtschaft der Universität Kiel 1989 (Deutsche Nationalbibliothek, Prof. A. Trunk [Hrsg.]):
"...Die Ostdeutschen haben den gesamten Gebrauchtwagenmarkt bis zum Atlantik leergekauft..."
Lassen wir zum gleichen Thema die weltweit älteste Institution für automobile Marktforschung DAT zu Wort kommen. Das Unternehmen befasst sich seit 1931 mit dem Gebrauchtfahrzeugmarkt.
"Der Markt war nach dem Mauerfall so gut wie leergefegt", weiß Siegfried Trede, Leiter der Fahrzeugbewertung bei der Deutschen Automobil Treuhand (DAT).
Stimmt es denn wirklich, das selbst in den Nachbarländern ... ja, das stimmt! Dazu kommentiert das österreichische Motor-Magazin:
"...Kurz nach der Wende und dem Zusammenschluss von BRD und DDR im Jahr 1991 war der Gebrauchtwagenmarkt wie leer gefegt. Immerhin mussten damals über acht Millionen ehemalige DDR-Bürger, die im Besitz eines Führerscheines waren, mit einem West-Auto versorgt werden. Die Preise waren natürlich entsprechend hoch..."
Da es der menschlichen Natur entspricht, sich im Monstrositätenkabinett auch ab und an mal der schaurig-schönen Seite hinzugeben, rege ich an, dieser von Wissen ungetrübten Meinung einen Ehrenplatz einzuräumen:
"...leergefegt? Bei weitem nicht..."
Na gut Meister, aber nur weil man was in wichtig klingende Worte verpackt, wird es deshalb auch nicht richtiger...

Meine eher subjektiv gehaltene Aussage, ob richtig oder nicht, aber gleich in Zusammenhang zu stellen mit sinkendem Niveau, spricht am Ende für sich. Das ist unterstes Niveau...
Ich selbst hab bis 1995 im nahen Grenzgebiet zum bayerischen Hof gewohnt und war privat wie beruflich ab Grenzöffnung nahezu täglich/wöchentlich im Randgebiet Hof/Helmbrechts/Selb unterwegs. Mag ja sein, dass die objektiven Zahlen nicht dem subjektiven Eindruck entsprechen, aber ein leergefegter Markt heißt für mich, dass man Schwierigkeiten hat etwas zu bekommen. Das war aber mit Nichten der Fall. Über Jahre hinweg an jeder Ecke Gebrauchtwagenhändler die Hunderte von älteren Fahrzeugen zwischen 1000 und 5000 DM anboten. Innerhalb von 1 bis 2 Jahren nach Grenzöffnung hat sich dieser Gebrauchtwagenmarkt auch zu uns nach Thüringen/Sachsen erweitert und an jeder Ecke sprießten Wald- und Wiesen-Gebrauchtwagenhändler aus dem Boden. Klar die Preise hatten ein wenig angezogen, keine Frage, aber Angebot und Nachfrage waren halt da.
Ein leergefegter Markt ist für mich was anderes...
Und sorry, ich kenne nicht einen einzigen, der Fahrgemeinschaften gebildet hätte um irgendwo in Italien oder sonstwo nach Gebrauchtwagen zu suchen. Es standen tausende, verfügbare Fahrzeuge vor der eigenen Haustür. Und glaub mir, ich war seinerzeit als gelernter Landmaschinenschlosser binnen kürzester Zeit bei -zig Autokäufen im Freundes- Familien- und Kollegenkreis dabei.
Auch vermittelt der oben zitierte Artikel den Eindruck, dass 8 Millionen Führerscheinbesitzer plötzlich losgerannt sind und nach einem Gebrauchtwagen gierten. Selten so einen Käse gelesen. Nicht jeder ist sofort losgerannt und hat nach einem alten Westkarren gegiert. Viele haben ihr sauer gespartes Geld erstmal zusammengehalten, andere hatten schon längst keine Fahrerfahrung mehr, weil sie zwar den Schein, aber noch nie ein Auto hatten. Klar ist der Bedarf sprunghaft angestiegen, aber nicht in dem Ausmaß, wie es hier dargestellt werden soll.
Einfach mal die Zulassungsstatistiken 1990 bis 1995 anschauen. Da gab es keinen sprunghaften Anstieg um 8 Millionen Fahrzeuge, sondern ein stetiges Wachsen über Jahre hinweg.
Aber gut, das sind auch die Leute, die heute was in der Bildzeitung lesen und morgen wird es dann als Fachwissen unter den Kollegen präsentiert...

Das Thema Wartezeit ist dann aber doch etwas zu subjektiv betrachtet. Für die Menschen war es nicht sooo schlimm, weil es gar keine Alternative gab. Kenn es von meiner Mutter, war halt so, also hat man sich damit abgefunden. Zudem hat man den Wagen mit 18 bestellt und brauchte dann meist auch die Zeit um das Geld zusammenzusparen. Die wenigen besser Betuchten haben zum Gebrauchten gegriffen und den dann kurz vor Lieferung des Neuen gut verkauft. Wie gesagt, einen nennenswerten Wertverlust gab es bei Kfz zu DDR-Zeiten kaum.
Zitat:
@NeoNeo28 schrieb am 9. November 2014 um 07:11:49 Uhr:
Na ja, erhaltungswert wie jeder Oldtimer...
Da fehlt ein "nicht".
Natürlich haben das Institut für Weltwirtschaft, der DAT und das Motor-Magazin Unrecht, denn du weißt es viel besser. Die Ossis, die du kennst, hatten kein Geld zum ausgeben und die wenigen, die welches hatten, warteten damit lieber, statt sich einen Gebrauchtwagen zuzulegen. Sagst Du. Und dennoch warst du nach eigenen Worten bei "zig Autokäufen" dabei. Komisch, nicht wahr? Lassen wir doch noch einmal einen jener "ahnungslosen" Zeitzeugen zu Wort kommen:
Hans Beutig, 80 Jahre alt, seit 65 Jahren im Gebrauchtwagenhandel und ganz sicher einer der Anführer der Weltverschwörung gegen dich, sagte am 17.12.2014 zur WAZ:
"...Gut erinnere ich mich an die Zeit nach der Wende, als wir den Hof voller Gebrauchtwagen hatten. Da kamen Menschen aus dem Osten mit Koffern voller Bargeld und kauften uns alle Autos weg."
Bei dir im Zonenrandgebiet war das natürlich ganz anders. Du hast "selten so einen Käse gelesen" , denn in Hof waren auch 1990 immer tausende Fahrzeuge im Angebot. Die doofen Zeitungsfritzen vom Käseblatt Spiegel schrieben in der Ausgabe 29/1990 dennoch:
"...Im ehemaligen Zonenrandgebiet sind die Gebrauchtwagenhändler nahezu ausverkauft..."
Es muß sich bei der unübersehbaren Vielzahl anderslautender Meinungen um ein breitangelegtes Experiment handeln oder stimmt etwa das, was Auto-Küpker in Oldenburg in seiner Firmenchronik festhält:
"...Auto Küpker ausverkauft! So sah es im Juli 1990 nach der Grenzöffnung der DDR bei uns auf dem Hof aus..."
Mitnichten schreibst du, alles Lüge, ein leergefegter Markt ist etwas gaaaanz anderes. Überall waren immer und an jeder Ecke hunderte Gebrauchtwagen verfügbar. Denn die Leute hätten ihr Geld lieber zusammengehalten. Wir sollen doch "einfach mal die Zulassungsstatistiken 1990 bis 1995 anschauen". Der Mitteldeutsche Rundfunk, der mit all den anderen unter einer Decke steckt, schreibt dazu:
"...Allein 1991 wechselten in den neuen Bundesländern zwei Millionen Autos ihre Besitzer und 700.000 Neufahrzeuge wurden angemeldet. Zum Vergleich: In der DDR hatte es insgesamt nur 3,7 Millionen Autos gegeben..."
Ich sehe gerade in der Fußzeile deiner Kommentare das Zitat "Arroganz ist die Kunst, auf seine eigene Dummheit stolz zu sein...". Hier findet sich dann wohl der Grund für all den Quatsch, von dem du selbst meinst:
"...Mag ja sein, dass die objektiven Zahlen nicht dem subjektiven Eindruck entsprechen..."
Manchem fehlt die Fähigkeit, den subjektiven Eindruck an objektiven Zahlen zu relativieren. Aber nur wenige verlangen, daß stattdessen die Wirklichkeit korrigiert werden muß.
Kann mir jemand sagen, wofür der Knopf am Fahrzeugboden im Fußraum des Fahrers ist?
Rechts vom Feuerlöscher?
Ohne den Trabant zu kennen, das könnte ein Schalter für Fernlicht/Abblendlicht sein. Das gab es früher auch bei anderen Autos. Ich habe es mal bei meinem VW nachgerüstet. Es ist eine bequeme Sache.
Ja, Franz liegt richtig. Das ist der Fußabblendschalter. War unverwüstlich und falls er doch mal kaputtgegangen ist, hat man sich für 8 Mark einen neuen gekauft.
Zitat:
@ML-250 schrieb am 5. Januar 2015 um 22:44:38 Uhr:
Ja, Franz liegt richtig. Das ist der Fußabblendschalter. War unverwüstlich und falls er doch mal kaputtgegangen ist, hat man sich für 8 Mark einen neuen gekauft.
Jupp, gabs beim alten Warti auch !
Und was da
NeoNeo28vom Stapel lässt, keine Ahnung wo der Mann zur Wendezeit gewohnt hat

Ich habe 2 Autohändler im nahen Umfeld und beide haben mir bestätigt und sind heute noch froh darüber, das die Wende kam, sonst wären sie mit ihrem Autohandel in Berlin spätestens 1990 den Bach runter gegangen.
Da hat nämlich "fast" kein Wessi (sorry) mehr die Rostlauben nötig gehabt !
Die wahnsinnige Gier vieler meiner Landsleute nach einem "Westwagen" war viel GRÖßER, als die Vernunft , was vielen dann als enormes Verlustgeschäft auf die Füße gefallen ist, LEIDER !
Und noch etwas !
Ein guter Freund von mir ist gebürtiger Wuppertaler !
Heute Rentner
Selbst dort kamen aus dem heutigen Berlin-Brandenburg Leute, welche Autos gekauft haben, weil in Berlin-West kein vernünftiges Fahrzeug mehr zu bekommen war.
In ganz Westdeutschland wurden wieder zu Hauf , gebrauchte Fahrzeuge verkauft, was vor der Wende Monatelang als Ladenhüter/Totes Kapital bei den Händlern stand !
Mein Lincoln hatte den Schalter fuer Fernlicht auch im Fußraum.