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Honda CRX ED9 (1989): mobile.de-Fundstück - Grüße von Honda aus den wilden 80ern

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Auf manchem Händler-Kiesplatz stehen besondere Fundstücke. Einige davon stellen wir Euch vor. Diesmal ein unverbastelter Honda CRX: die 80er-Jahre-Rennsemmel fürs Volk.

Der CRX war vor 35 Jahren Hondas Antwort auf den Golf GTI Der CRX war vor 35 Jahren Hondas Antwort auf den Golf GTI Quelle: Haiko Prengel für MOTOR-TALK

Von Haiko Prengel

Berlin - Cardealer, das klingt nach krassem automobilem Stoff. Und tatsächlich steht auf dem Hof von Gebrauchtwagenhändler Alex Nowakowski besondere Ware: Ein knallroter Honda CRX aus den wilden Achtzigern. Und das für ziemlich wenig Geld. Der Klassiker aus Japan steht im Originalzustand da, aus erster Hand.

Als der CRX vor bald 35 Jahren auf den deutschen Markt kam, herrschte hierzulande GTI-Fieber. PS-verliebte Jungspunde liebten den schnellen Golf, mit dem Volkswagen eine neue Klasse begründet hatte: bezahlbare, sportliche Autos auf Basis von Massenmodellen. Hot Hatches.

Der CRX war schneller als der GTI. Er schlug ihn beim Topspeed und beim Sprint auf Tempo 100 km/h. Das machte ihn interessant für eine bestimmte Klientel. Und die wird im Alter zum Problem: „Die meisten Honda CRX wurden verheizt“, erklärt Händler Nowakowski. Sein roter CRX offensichtlich nicht. Die Bonsai-Rakete steht fast schüchtern auf dem Händlerplatz im Berliner Süden. Keine dicken Endtöpfe im Ofenrohrformat, keine Tuningteile aus GFK, keine protzigen Felgen.

124 PS waren für einen Kompakten früher ganz schön viel Power 124 PS waren für einen Kompakten früher ganz schön viel Power Quelle: Haiko Prengel für MOTOR-TALK

Honda CRX Gebrauchtwagen: Original und ungeschweißt

„Dieses Auto ist komplett original und ungeschweißt“, sagt Nowakowski und lädt ein zu einer Probefahrt. Ist der kompakte Japaner wirklich der bessere GTI? Nun, zumindest springt der Motor des Fast-Oldtimers prompt an und gibt kernige Töne von sich. Wenn man von Nowakowskis Hof rollt, muss man durch ein Wohngebiet mit Tempo-30-Zone. Die wird im Honda CRX sofort zur Geduldsprobe: Der kleine Giftzwerg will nicht schleichen, er will ausgefahren werden. Also schnell aus der Stadt heraus und auf die kurvigen Landstraßen.

Klack, klack, klack geht es durch die Gänge. Der 1,6-Liter-Vierventilmotor hängt geradezu süchtig am Gas. Schon ab 2.000 Touren geht es spürbar nach vorne, mehr Drehzahl bedeutet mehr Spaß. Bis über 7.000 Umdrehungen kann man den CRX treten, erst dann beginnt auf dem Drehzahlmesser der rote Bereich. Im flachen CRX sitzt man direkt über dem Asphalt, Bodenwellen kommen kaum gefiltert am Hintern an. Wunderbar agil lässt der CRX sich durch Kurven scheuchen, die Lenkung setzt Impulse direkt um. Tieferlegung und Sportfahrwerk? Muss echt nicht sein.

Die Inneneinrichtung des Honda CRX von 1989 wirkt sauber und gepflegt Die Inneneinrichtung des Honda CRX von 1989 wirkt sauber und gepflegt Quelle: Haiko Prengel für MOTOR-TALK

Der kleine Bruder des Honda NSX heißt CRX

Das kommt dabei heraus, wenn ein Motorsport-affiner Hersteller wie Honda ein Sportcoupé baut. Ende der 1980er-Jahre dominierten die Japaner mit ihren Motoren die Formel 1 und gewannen sechs Weltmeisterschaftstitel. Mit dem NSX hatte Honda einen richtigen Supersportler im Angebot - mitentwickelt von Rennlegende Ayrton Senna. Bei den Verkaufszahlen konnte der NSX natürlich nie mit dem Volkssportler CRX mithalten.

Bei Modelleinführung 1983 kostete der Honda CRX 19.490 Mark. Allein von der ersten Generation (Typ AF/AS) verkauften die Japaner in Deutschland rund 15.000 Stück. Kein Auto in dieser Preisliga bot solch überragende Fahrleistungen. Später wurde aus dem Motorsport das computergestützte VTEC-System (Variable Valve Timing and Lift Electronic Control – variables Ventilsteuerzeiten- und Hub-Steuersystem) übernommen. Lohn der Arbeit: Die Saugmotoren konnten noch höher drehen.

Spitzenmodell war ab 1989 der 1,6-VTEC mit 150 PS und einer Spitzengeschwindigkeit von 222 km/h. „Wenn Du so ein Ding hattest, dann warst Du damals der Kapellmeister“, schwärmt Alex Nowakowski. Aber schon das Ur-Modell des Honda CRX leistete bei Markteinführung beachtliche 100 PS, vor 35 Jahren eine echte Ansage in der Kompaktklasse. Gepaart mit einem Leergewicht von nicht einmal einer Tonne war der CRX eine Rakete: Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 190 km/h. Von Null auf Hundert sprintete das Coupé in 8,9 Sekunden.

Die drehfreudigen Vierzylinder gelten als robust und sind auch für mehrere Hunderttausend Kilometer gut - entsprechende Pflege und Wartung vorausgesetzt Die drehfreudigen Vierzylinder gelten als robust und sind auch für mehrere Hunderttausend Kilometer gut - entsprechende Pflege und Wartung vorausgesetzt Quelle: Haiko Prengel für MOTOR-TALK

Honda CRX ED9 mit 1,6 Litern Hubraum und 124 PS

Unser Berliner CRX ist ein Stück schneller. Bei dem roten Flitzer handelt es sich um einen Vertreter der zweiten Generation (ED9). Der 1,6-Liter-Motor leistet 124 PS, die sich dank des geringen Leergewichts heute noch richtig spritzig anfühlen. Nur beim Kuppeln gibt es Heulgeräusche, was laut Händler Nowakowski an einem defekten Ausrücklager liegt.

Ja, der Honda CRX hat seine Schwachstellen. Zum Verhängnis wurde ihm aber seine Stärke: Weil er ein so günstiger Volkssportler war, geriet er meist in die Fänge jugendlicher Draufgänger, die ihn verheizten oder verbastelten. Der große Vorteil des CRX aus dem Berliner Süden ist, dass er aus erster Hand stammt und von einer älteren Dame gefahren worden sein soll. Zum Beweis zeigt Händler Nowakowski den Fahrzeugbrief. Nicht vorlegen kann er dagegen Reparaturbelege oder eine sonstige Historie zum Auto. Das ist ungünstig, denn so weiß niemand, ob der Zahnriemen schon mal gewechselt wurde.

Weitere bekannte Schwachstellen beim Honda CRX: Die Schiebedächer gammeln gern von innen nach außen durch. Ein Indiz für Wassereinbruch ist Feuchtigkeit im Fußraum, aber beim Testkandidaten scheint alles trocken zu sein. Die Technik erweist sich indes als erfreulich langlebig: Obwohl die Vierzylinder mit ihrem geringen Hubraum sehr hochtourig drehen, sind Laufleistungen von 400.000 Kilometern keine Seltenheit, normale Wartung vorausgesetzt.

Seltener Anblick am Heck: Viele CRX bekamen nachträglich dicke Endtöpfe im Ofenrohrformat verpasst Seltener Anblick am Heck: Viele CRX bekamen nachträglich dicke Endtöpfe im Ofenrohrformat verpasst Quelle: Haiko Prengel für MOTOR-TALK

Honda CRX mit glaubwürdigen 156.000 Kilometern

Bei diesem Berliner Honda CRX erscheinen die 156.000 Kilometer auf dem Tacho glaubwürdig, wenn man sich den guten Zustand der Inneneinrichtung ansieht. Auch die Karosserie ist in einem guten Zustand. Bei anderen CRX reißen die Karosserieteile aus Plastik im Alter oft ein, Ersatz aufzutreiben ist schwierig.

Auch Rost an den hinteren Radläufen ist eine CRX-Krankheit. Der Berliner CRX zeigt sich an dieser Stelle in erfreulich gutem Zustand, nur rechts hinten wurde mal nachlackiert. Zudem blüht der Rost an zwei Stellen am Seitenteil, und der Lackschichtmesser meldet Spachtelmasse. Zwei Durchrostungen an den Schwellern sind nur auf der Hebebühne zu sehen, die will der gelernte Schlosser Nowakowski aber noch vor Verkauf schweißen.

Beim veranschlagten Verkaufspreis von 3.290 Euro sind eine neue Kupplung und ein frisches HU-Siegel inklusive. „Und wenn wir uns beim Preis einig werden, auch ein neuer Zahnriemen“, verspricht Händler Alex Nowakowski. Dann steht dem Rennwagen-Feeling für kleines Geld nichts mehr im Wege - außer natürlich Tempobegrenzungen.

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Technische Daten: Honda CRX 1,6-16V ED9 (1987-1991)

  • Motor: Vierzylinder-Benziner
  • Hubraum: 1.590 cm³
  • Leistung: 124 PS (91 kW),
  • Getriebe: Fünfgang-Schaltgetriebe
  • 0-100 km/h: 8,5 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 205 km/h
  • Verbrauch: 6,8 l/100 km
  • Leergewicht: 900 kg
  • Länge: 3,755
  • Breite: 1,675 m
  • Höhe: 1,270 m
  • Radstand: 2,300 m
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