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In Aachen läuft der 1000. Streetscooter vom Band - Die elektrische Post nimmt Fahrt auf

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Die Post geht unter die Autobauer: Die Produktion des elektrischen Streetscooter soll massiv ausgebaut werden. Bald könnte er sogar an andere Unternehmen verkauft werden.

In Aachen lief jetzt der 1.000. Streetscooter der Post vom Band, bis Ende des Jahres sollen 2.000 davon im Einsatz sein In Aachen lief jetzt der 1.000. Streetscooter der Post vom Band, bis Ende des Jahres sollen 2.000 davon im Einsatz sein Quelle: dpa/picture-alliance

Bonn/Aachen - Nur mal so als Rechenbeispiel: Würde die Post ihren kompletten Fuhrpark für die Paket- und Briefzustellung auf E-Mobile umstellen, würde das den Bestand an Elektrofahrzeugen mit einem Schlag nahezu verdreifachen. Ein Zehntel des von der Bundesregierung ausgegebenen Ziels, bis 2020 eine Million E-Autos auf den Straßen zu haben, wäre geschafft.

So gesehen ist es nur logisch, dass Umweltministerin Barbara Hendricks einen vergleichsweise kleinen Anlass nutzte, um sich mal in Aachen umzusehen. Dort fertigt die Post den Streetscooter, einen elektrisch betriebenen Zustell-Transporter. Jetzt lief das 1000. Exemplar vom Band. Aber Jürgen Gerdes hat mehr vor. Der Manager aus dem Unternehmensvorstand der Post, verantwortlich für Briefe, Pakete und eCommerce will tatsächlich die Zustellflotte auf E-Transporter umstellen. Mittelfristig.

Bis zu 70.000 Fahrzeuge könnten das einmal werden. "Wir sind Betreiber einer der größten Fahrzeugflotten in Deutschland", erklärt Gerdes. Und die müssten mehr und mehr emissionsfrei werden. Klar, dass Hendricks lobende Worte findet: "Gerade der Wirtschaftsverkehr findet in den Städten statt und wird sich in Zukunft noch ausweiten", sagt die SPD-Politikerin. Da bräuchte es Entlastung für Umwelt und Gesundheit.

Mittelfristig soll die komplette Flotte der Post im Zustellverkehr elektrisch fahren, das wären 70.000 Fahrzeuge Mittelfristig soll die komplette Flotte der Post im Zustellverkehr elektrisch fahren, das wären 70.000 Fahrzeuge Quelle: dpa/picture-alliance

Streetscooter könnte für Kunden gebaut werden

Die E-Post alleine hilft da trotzdem nur wenig. Doch der Logistikkonzern will bis Anfang 2017 entschieden haben, ob er den Streetscooter auch für Dritte baut. Die Nachfrage sei groß, sagt Gerdes. "Es gibt noch keine finale Entscheidung, dass wir an Dritte verkaufen. Aber ich persönlich würde mich wundern, wenn wir es nicht täten."

Im Moment werden die Produktionskapazitäten allerdings noch für die Post gebraucht. Doch nach der Serienfertigung soll die Massenproduktion folgen. Dort, wo einst Schienenfahrzeuge der Firma Talbot hergestellt wurden. Derzeit baut die Post die Kapazität in Aachen aus - von 2017 an will sie jährlich 10.000 Elektrotransporter bauen, heißt es in Aachen. Ende des Jahres sollen schon rund 2.000 Streetscooter im Einsatz sein. Danach geht es Schlag auf Schlag.

Die Deutsche Post wird Autobauer? Konzernchef Frank Appel winkt ab: Ein Automobilkonzern wolle die Post nicht werden. Aber er sei überzeugt von dem Produkt, sagte er vor wenigen Wochen, als der Streetscooter als Vorreiter für den Klimaschutz mit dem ersten Preis der "Klima-Expo NRW" ausgezeichnet wurde.

Umweltministerin Barbara Hendricks schaute sich anlässlich des 1.000. Streetscooters auf dem Firmengelände in Aachen um Umweltministerin Barbara Hendricks schaute sich anlässlich des 1.000. Streetscooters auf dem Firmengelände in Aachen um Quelle: dpa/picture-alliance

Streetscooter: Das ideale Auto für Kommunen?

Interessiert zeigten sich bereits Firmen, aber auch Kommunen, die ihre städtischen Fahrzeugflotten umstellen und die wachsende CO2-Belastung in den Innenstädten reduzieren wollen. "Derzeit prüfen wir einige Rahmenkonditionen wie die Garantiebedingungen", verriet Gerdes unlängst dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel".

Dabei war der Streetscooter für die Autobauer zunächst nicht interessant. Auf der Suche nach Kooperationspartnern stieß Gerdes auf wenig Enthusiasmus. Die Post benötigte einen einfachen, preiswerten und funktionalen E-Lieferwagen, ohne viel Schnickschnack und Design. Den Willen, ihn zu entwickeln, brachte das Start-up Streetscooter in Aachen mit. Gemeinsam mit Instituten der Uni RWTH wurden die Elektrofahrzeuge nach den Vorgaben der Post konzipiert. Vor zwei Jahren übernahm das Unternehmen die Streetscooter GmbH vollständig.

Andere Unternehmen aus der Paketzustellung sind zwar auch am Ball, doch UPS, Hermes oder DPD tüfteln nicht so intensiv wie die Post an Eigenentwicklungen. Sie setzen auf Partner der Autobranche. Über eine Testphase mit E-Fahrzeugen der Autohersteller sei die Zustellung bisher aber noch nicht hinausgekommen, heißt es beim Paketdienstleister DPD. Es mangelt vor allem an eines: an passenden Fahrzeugen.

 

Quelle: dpa

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