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ZEITREISE - E-Klasse bis zur BR210, Teil 2.2: W120 und W121

Mercedes E-Klasse W210
Themenstarteram 30. September 2011 um 16:11

Selbsttragende Karosserie: die Baureihen 120 und 121 (1953 bis 1962)

• Die Baureihe markiert formal und technisch einen Bruch

mit Traditionen der Vorkriegszeit

• Kontinuierliche Modellpflege ermöglicht eine lange Laufzeit

• Ein „Ponton“ ist der erste Erlkönig – der Spitzname in der

Automobilbranche für Prototypen

Die neue Mercedes-Benz Limousine vom Typ 180 bricht bei ihrer Vorstellung

im August 1953 formal und technisch mit Traditionen aus der Vorkriegszeit.

Diese haben neben den Baureihen W 136 und W 191 auch die Typen 300

und 220 geprägt. Der W 120 ist nun der erste Mercedes-Benz Pkw,

dessen Karosserie in Pontonform gestaltet ist.

Charakteristisch für diesen erstmals im Jahre 1946 in den USA realisierten

Aufbau nach dem „Three Box“-Prinzip sind voll integrierte Kotflügel,

ein rechteckiger Grundriss der Karosserie und die jeweils annähernd als Quader

ausgebildeten Fahrzeugbereiche Vorderwagen, Passagierabteil und Heck.

Diese Konzeption ermöglicht zugleich einen geringeren Luftwiderstand

(was zu weniger Windgeräuschen und sinkendem Verbrauch führt)

sowie einen deutlich geräumigeren Innenraum.

Vom Typ 180 leitet Mercedes-Benz weitere Fahrzeuge der oberen Mittelklasse

mit Otto- und Dieselmotor ab, außerdem von 1954 an die Oberklasse-Limousine

der 220er-Familie (Baureihen 180 und 128 mit Sechszylindermotoren)

sowie zusätzlich 1956 den Typ 219 (W 105).

Auch der 1955 präsentierte Sportwagen 190 SL ist eine Variante

der Ponton-Limousine Mercedes-Benz 190 (W 121), die Mercedes-Benz

auf Anregung des USA-Importeurs Max Hoffman entwickelt.

Während der Typ 190 SL eine eigenständige Karosserie erhält,

lehnt sich die Gestaltung der Oberklassefahrzeuge eng an jene des Typ 180 an.

Vom Modell der oberen Mittelklasse unterscheidet sich der Typ 220 a ebenso

wie seine Nachfolger grundsätzlich nur durch einen längeren Radstand

(2,82 Meter statt 2,65 Meter) und damit einen größeren Innenraum,

einen längeren Motorvorbau und die Ausstattung mit Sechszylinderaggregaten

statt der Vierzylindertriebwerke in den Typen 180 und 190.

Der von 1956 an gelieferte Typ 219 (W 105) hat die kleinere Karosserie

der Vierzylinder-Typen, er ist das erste Sechszylinder-Fahrzeug der E-Klasse.

Selbsttragende Karosserie

Erstmals in der Geschichte der Mercedes-Benz Pkw ist die Karosserie

des Typ 180 selbsttragend konzipiert.

Dabei wird das Blech des Aufbaus fest mit der Rahmen-Boden-Anlage

verschweißt und bildet eine statische Einheit. Gegenüber der früher

üblichen Konstruktionsweise mit Rahmen und aufgesetzter Karosserie

steigt so die Verwindungssteifigkeit bei sinkendem Gewicht.

Seine Konstruktionsmerkmale machen den Typ 180 zu einem für

seine Zeit hochmodernen Automobil.

Entsprechend begeistert fallen die Urteile der Fachleute über

die neue Limousine aus.

In Details verbessert zeigt sich auch das Fahrwerk.

Gegenüber dem Typ 170 Sb sind die an Doppelquerlenkern

geführten Vorderräder nun nicht mehr direkt am Rahmen,

sondern an einem sogenannten „Fahrschemel“ aufgehängt.

Dabei handelt es sich um einen U-förmigen, aus zwei gepressten Blechteilen

zusammengeschweißten Achsträger, an dem nicht nur die Vorderradaufhängung,

sondern auch Motor, Getriebe und Lenkung befestigt sind.

Der Fahrschemel ist über drei Silentblöcke geräuscharm

am Rahmenvorderteil gelagert.

Als Hinterradaufhängung dient die bewährte Pendelachse,

bei der die beiden Räder nun zusätzlich an weit auseinander

liegenden Längslenkern geführt werden.

1954: Dieselantrieb im Ponton

Im Januar 1954 wird die Baureihe 120 um den Typ 180 D ergänzt,

der sich später als der erfolgreichste Vierzylinder-Ponton herausstellen wird:

fast 150 000 Fahrzeuge des Typ 180 D werden gebaut,

vor allem bei Taxifahrern ist das Modell sehr beliebt.

Bis auf den vom 170 DS übernommenen Dieselmotor,

die 12-Volt-Bordelektrik und eine geänderte Hinterachsübersetzung

ist die Limousine mit dem Vorkammer-Diesel OM 636 VII (29 kW/40 PS)

identisch zum Schwestermodell mit Ottomotor.

Für dessen Antrieb sorgt der aus dem 170 Sb übernommene,

seitengesteuerte Ottomotor M 136 VII mit 38 kW (52 PS);

dessen Basiskonstruktion geht noch auf den Typ 170 V zurück.

Die beiden Typen der Baureihe 120 erhalten im September 1955

eine neue Hinterachskonstruktion. Diese Eingelenk-Pendelachse

mit tief liegendem Drehpunkt ist bereits eineinhalb Jahre zuvor

beim Typ 220 a eingeführt worden.

Aufgrund der geringeren Spur- und Sturzänderungen ermöglicht

sie verbesserte Fahreigenschaften.

1956: Mercedes-Benz 190

Der Typ 190 (W 121) mit dem Ottomotor M 121 B I ergänzt

im März 1956 die Ponton-Modellpalette der Vierzylindertypen

um ein drittes Fahrzeug.

Der Typ 190 basiert weitestgehend auf dem bewährten Typ 180,

hat aber einen deutlich leistungsstärkeren Motor mit 55 kW (75 PS).

Das obengesteuerte 1,9-Liter-Aggregat stammt ursprünglich aus

dem Typ 190 SL, wo es 77 kW (105 PS) leistet.

In der Limousine arbeitet jedoch eine gedrosselte Variante

mit herabgesetzter Verdichtung, einer zahmeren Nockenwelle

und nur einem einzelnen Register-Vergaser.

Auf dem Fahrschemel ist der Motor gegenüber den 180er-Typen

an zwei zusätzlichen Auflagepunkten auch hinten gelagert.

Die Bremsanlage passt Mercedes-Benz den Fahrleistungen

des stärkeren Motors an: Der Typ 190 bietet an den Vorderrädern

verrippte Bremstrommeln sowie breitere Bremsbacken.

Äußerlich unterscheidet sich der Typ 190 in Ausstattungsdetails

wie Drehfenstern an den Vordertüren und einem umlaufenden Chromstreifen

unter den Fenstern von seinen profaneren Brüdern.

Zu den Erkennungsmerkmalen gehören zudem die etwas breitere Kühlermaske

mit ihren waagerechten Chromrippen, die Zierstäbe an den Lufteinlassöffnungen

links und rechts der Kühlermaske sowie verchromte Regenrinnen,

größere Heckleuchten, Felgen mit Kühlschlitzen und Radkappen mit größerem Stern.

1957: Aufwertung der kleinen Ponton-Modelle

Unter dem Motto „Noch wertvoller, aber nicht teurer“ überarbeitet

Mercedes-Benz zum August 1957 fast alle Pkw-Modelle mehr

oder weniger deutlich. Dabei erhalten die drei Vierzylinder-Limousinen

eine geänderte Innenausstattung, eine in die hinteren Stoßstangenhörner

integrierte Kennzeichenbeleuchtung sowie einen Muschelgriff

am Kofferraumdeckel.

Die wichtigste Änderung betrifft den Typ 180:

Seine überarbeitete Version, intern als 180 a bezeichnet,

hat nun auch den 1,9-Liter-Motor M 121 mit obenliegender Nockenwelle.

Das Aggregat basiert auf der Maschine des Typ 190,

die durch niedrigere Verdichtung und Verwendung eines Einfachvergasers

anstelle des Registervergasers auf 48 kW (65 PS) gedrosselt wird.

Auch äußerlich wird der Mercedes-Benz 180 aufgewertet:

Im Gegensatz zum Typ 180 D erhält er die größeren Rückleuchten,

die Zierstäbe am Lufteinlass und die etwas breitere Kühlermaske

des Typ 190 – allerdings ohne waagerechte Chromrippen.

Von April 1958 an erhalten auch die Typen 180 und 180 D Ausstellfenster

an den Vordertüren und die Radkappen des Typ 190 mit dem größeren Stern.

1958: Zweiter Diesel-Ponton

Im September 1958 erweitert Mercedes-Benz das Pkw-Programm

um ein zweites Diesel-Fahrzeug, den Typ 190 D.

Dessen 1,9-Liter-Dieselmotor OM 621 mit 37 kW (50 PS) haben

die Motorfachleute aus dem Ottomotor Typ 190 entwickelt.

Diesem Modell entspricht der neue Typ auch in seiner Karosserie-Ausstattung.

Seine im Vergleich zum Typ 180 D erhöhte Leistung und verbesserte Laufruhe

machen den neuen Diesel auf Anhieb zum Verkaufsschlager.

Der Typ 180 und beide Dieselmodelle erhalten 1959 an den Vorderrädern

die turbogekühlten Bremstrommeln und breiteren Bremsbacken des Typ 190,

außerdem steigt durch ein Anheben der Verdichtung die Motorleistung

der beiden Ottomotoren auf 50 kW (68 PS) beim 180 und 59 kW (80 PS) beim 190.

Deutlicher fallen die Veränderungen der Gestaltung im Sommer 1959 aus,

beispielsweise an Front und Heck.

Damit frischt Mercedes-Benz die Pontonmodelle der oberen Mittelklasse auf.

In der Oberklasse lösen dagegen die neuen Sechszylindertypen

der Baureihen 111 den großen Ponton ab.

 

1959: Modernisierung der oberen Mittelklasse

Die stilistisch modernisierten Typen heißen intern jetzt 180 b, 180 Db, 190 b

und 190 Db.

Vor allem an Front und Heck fallen die Änderungen der Designer auf:

Die Motorhaube ist flacher geworden, die breitere und niedrigere Kühlermaske

entspricht den neuen Sechszylindertypen.

Die Stoßstangen sind etwas wuchtiger ausgeführt,

kommen dafür vorn nun ohne Hörner aus.

Und die Rückleuchten haben jetzt integrierte Rückstrahler.

Die Typen 190 b und 190 Db unterscheiden sich äußerlich von ihren

180er Pendants durch umlaufende Chromstreifen unterhalb der Fenster

sowie verchromte Regenrinnen.

Auch innen profitieren die Ponton-Modelle von der Modellpflege,

bei der die passive Sicherheit eine wichtige Rolle spielt.

Wie die neuen Sechszylindermodelle erhalten sie unter anderem

ein Lenkrad mit Polsterplatte.

Im August 1961 lösen die Heckflossen-Vierzylindermodelle 190 c und 190 Dc (W 110)

die Ponton-Limousinen des gleichen Typs ab.

Allerdings werden die Typen 180 und 180 D bis 1962 weiter gebaut.

Der Typ 180 D erhält für diese Produktionszeit noch einmal einen

völlig neuen Motor. Diese Variante des OM 621 ist aus dem Motor des Typ 190 D

entwickelt worden und leistet aus zwei Liter Hubraum 35 kW (48 PS).

Der erste Erlkönig ist auch Basis für Aufbauten

Der Mercedes-Benz 180 prägt die deutsche Fachsprache der Automobilwelt

nachhaltig – und das schon vor seinem Marktstart.

Denn der Ponton aus Stuttgart ist der erste Erlkönig überhaupt.

Dass Prototypen künftiger Automodelle heute allgemein mit diesem Begriff

bezeichnet werden, ist der Automobilzeitschrift „auto motor und sport“ zu verdanken.

Das Magazin veröffentlicht 1952 ein erstes Bild des künftigen Mercedes-Benz 180

und stellt dazu als Text eine Parodie auf Goethes Erlkönig-Ballade.

Daraus entsteht eine ganze Serie, deren gereimte Form den Affront

gegenüber der Autoindustrie etwas abmildert.

Die Umschreibung von enttarnten Versuchswagen in Versen ist schon

lange aus der Mode gekommen. Aber als Erlkönig werden solche Fahrzeuge

heute noch bezeichnet – auch in Wörterbüchern.

Die Ponton-Typen der Baureihen 120 und 121 sind, wie ihre Vorgängermodelle,

auch als Fahrgestelle mit Teilkarosserie lieferbar.

Auf diesen konstruieren Aufbauhersteller im In- und Ausland Krankenwagen,

Kombiwagen und andere Sonderaufbauten.

Einen hohen Verbreitungs- und Bekanntheitsgrad erreichen vor allem

die Krankenwagen-Aufbauten der Firmen Binz in Lorch und Miesen in Bonn.

Im Laufe der Produktionszeit erfahren die Fahrgestell-Varianten die gleichen

Modellpflegemaßnahmen und Ergänzungen der Typenpalette wie die Limousinen.

Bis Oktober 1962 baut Mercedes-Benz in neun Jahren Ponton-Ära

insgesamt 442 963 Exemplare der Typen 180 bis 190 D.

Darunter sind 437 310 Limousinen und 5653 Fahrgestelle mit Teilkarosserie.

Technisch gesehen haben auch die später gebauten Mercedes-Benz Limousinen

eine Karosserie in Pontonform.

Der Eigenname „Ponton-Mercedes“ bleibt im rückblickenden Sprachgebrauch

aber der ersten Modellgeneration vorbehalten.

 

Die Baureihen 120/121 in der Presse

Über den Mercedes-Benz 180 schreibt Werner Oswald in auto motor und sport,

Deutschland, Heft 24/1953:

„Vor allem spricht es für seine über die Maßen leichte Bedienbarkeit,

Handlichkeit und Fahrsicherheit, dass man ihn, obwohl er schließlich

nicht gerade klein, leicht und langsam ist, ohne jegliche Vorbereitung

bestens in der Hand hat, dass man sich in ihm sofort heimisch und sicher fühlt,

dass man vom ersten Augenblick an bedenkenlos bis an die Grenze

seiner durch Motor und Fahrwerk gegebenen Möglichkeiten gehen kann.“

Zu der epochalen Neuentwicklung des Mercedes-Benz 180

sagt auto motor und sport in Heft 24/1953,

„Es steht zu erwarten, dass sich nach ihr für eine lange Zeit

das Personenwagenprogramm der Daimler-Benz AG ausrichten wird.“

Die Motor Rundschau, Deutschland, stellt 1958 dem Typ 180 D vor allem

hinsichtlich seiner Wirtschaftlichkeit ein gutes Zeugnis aus:

„Sparsamkeit, Ausdauer, Elastizität und Zähigkeit sind Merkmale

dieses Vierzylinder-Dieselmotors.

Vom Dieselkraftstoff braucht er 2 bis 3 Liter je 100 km weniger als der

entsprechende Wagen mit Benzinmotor.“

Das Magazin Motor Trend, USA, berichtet über die Testfahrt von Bill Carroll

von der West- zur Ostküste im Typ 190 D:

„Bricht alle Rekorde von Wirtschaftlichkeit im serienmäßigen Mercedes-Benz 190 D“.

 

Produktionszahlen Mercedes-Benz Baureihen 120/121

http://de.wikipedia.org/wiki/Mercedes-Benz_W_120/W_121

• TypenKonstruktionsbezeichnungProduktionszeit Vorserie - EndeStückzahl
180 D Limousine W 120 D I 1954 - 1959 114 046
190 D Limousine W 121 D I 1958 - 1959 20.493
180 Db W 120 D II 1959 - 1961 24.276
180 Dc Limousine W 120 D III 1961 - 1962 11.600
190 Db Limousine W 121 D II 1959 - 1961 60.598
180 Limousine W 120 B I 1953 - 1957 51.907
190 Limousine W 121 B I 1956 - 1959 60.991
180 a Limousine W 120 B II 1957 - 1959 27.155
180 b Limousine W 120 B III 1959 - 1961 29.033
180 c Limousine W 120 B IV 1961 - 1962 9.097
190 b Limousine W 121 B III 1959 – 1961 28.114
180 D Fahrgestell W 120 D I 1955 - 1959 2.439
190 D Fahrgestell W 121 D I 958 - 1959 136
180 Db Fahrgestell W 120 D II 1959 - 1961 400
180 Dc Fahrgestell W 120 D III 1961 - 1962 222
190 Db Fahrgestell W 121 D II 1959 - 1961 711
180 Fahrgestell W 120 B I 1955 - 1957 279
190 Fahrgestell W 121 B I 1956 - 1959 354
180 a Fahrgestell W 120 B II 1957 - 1959 198
180 b Fahrgestell W 120 B III 1959 - 1961 382
180 c Fahrgestell W 120 B IV 1961 - 1962 183
190 b Fahrgestell W 121 B III 1959 – 1961 349

 

Offizielle Gesamtzahl 442.963

Quelle: Ehemalige MB-Pressesprecher

Beste Antwort im Thema
Themenstarteram 30. September 2011 um 16:11

Selbsttragende Karosserie: die Baureihen 120 und 121 (1953 bis 1962)

• Die Baureihe markiert formal und technisch einen Bruch

mit Traditionen der Vorkriegszeit

• Kontinuierliche Modellpflege ermöglicht eine lange Laufzeit

• Ein „Ponton“ ist der erste Erlkönig – der Spitzname in der

Automobilbranche für Prototypen

Die neue Mercedes-Benz Limousine vom Typ 180 bricht bei ihrer Vorstellung

im August 1953 formal und technisch mit Traditionen aus der Vorkriegszeit.

Diese haben neben den Baureihen W 136 und W 191 auch die Typen 300

und 220 geprägt. Der W 120 ist nun der erste Mercedes-Benz Pkw,

dessen Karosserie in Pontonform gestaltet ist.

Charakteristisch für diesen erstmals im Jahre 1946 in den USA realisierten

Aufbau nach dem „Three Box“-Prinzip sind voll integrierte Kotflügel,

ein rechteckiger Grundriss der Karosserie und die jeweils annähernd als Quader

ausgebildeten Fahrzeugbereiche Vorderwagen, Passagierabteil und Heck.

Diese Konzeption ermöglicht zugleich einen geringeren Luftwiderstand

(was zu weniger Windgeräuschen und sinkendem Verbrauch führt)

sowie einen deutlich geräumigeren Innenraum.

Vom Typ 180 leitet Mercedes-Benz weitere Fahrzeuge der oberen Mittelklasse

mit Otto- und Dieselmotor ab, außerdem von 1954 an die Oberklasse-Limousine

der 220er-Familie (Baureihen 180 und 128 mit Sechszylindermotoren)

sowie zusätzlich 1956 den Typ 219 (W 105).

Auch der 1955 präsentierte Sportwagen 190 SL ist eine Variante

der Ponton-Limousine Mercedes-Benz 190 (W 121), die Mercedes-Benz

auf Anregung des USA-Importeurs Max Hoffman entwickelt.

Während der Typ 190 SL eine eigenständige Karosserie erhält,

lehnt sich die Gestaltung der Oberklassefahrzeuge eng an jene des Typ 180 an.

Vom Modell der oberen Mittelklasse unterscheidet sich der Typ 220 a ebenso

wie seine Nachfolger grundsätzlich nur durch einen längeren Radstand

(2,82 Meter statt 2,65 Meter) und damit einen größeren Innenraum,

einen längeren Motorvorbau und die Ausstattung mit Sechszylinderaggregaten

statt der Vierzylindertriebwerke in den Typen 180 und 190.

Der von 1956 an gelieferte Typ 219 (W 105) hat die kleinere Karosserie

der Vierzylinder-Typen, er ist das erste Sechszylinder-Fahrzeug der E-Klasse.

Selbsttragende Karosserie

Erstmals in der Geschichte der Mercedes-Benz Pkw ist die Karosserie

des Typ 180 selbsttragend konzipiert.

Dabei wird das Blech des Aufbaus fest mit der Rahmen-Boden-Anlage

verschweißt und bildet eine statische Einheit. Gegenüber der früher

üblichen Konstruktionsweise mit Rahmen und aufgesetzter Karosserie

steigt so die Verwindungssteifigkeit bei sinkendem Gewicht.

Seine Konstruktionsmerkmale machen den Typ 180 zu einem für

seine Zeit hochmodernen Automobil.

Entsprechend begeistert fallen die Urteile der Fachleute über

die neue Limousine aus.

In Details verbessert zeigt sich auch das Fahrwerk.

Gegenüber dem Typ 170 Sb sind die an Doppelquerlenkern

geführten Vorderräder nun nicht mehr direkt am Rahmen,

sondern an einem sogenannten „Fahrschemel“ aufgehängt.

Dabei handelt es sich um einen U-förmigen, aus zwei gepressten Blechteilen

zusammengeschweißten Achsträger, an dem nicht nur die Vorderradaufhängung,

sondern auch Motor, Getriebe und Lenkung befestigt sind.

Der Fahrschemel ist über drei Silentblöcke geräuscharm

am Rahmenvorderteil gelagert.

Als Hinterradaufhängung dient die bewährte Pendelachse,

bei der die beiden Räder nun zusätzlich an weit auseinander

liegenden Längslenkern geführt werden.

1954: Dieselantrieb im Ponton

Im Januar 1954 wird die Baureihe 120 um den Typ 180 D ergänzt,

der sich später als der erfolgreichste Vierzylinder-Ponton herausstellen wird:

fast 150 000 Fahrzeuge des Typ 180 D werden gebaut,

vor allem bei Taxifahrern ist das Modell sehr beliebt.

Bis auf den vom 170 DS übernommenen Dieselmotor,

die 12-Volt-Bordelektrik und eine geänderte Hinterachsübersetzung

ist die Limousine mit dem Vorkammer-Diesel OM 636 VII (29 kW/40 PS)

identisch zum Schwestermodell mit Ottomotor.

Für dessen Antrieb sorgt der aus dem 170 Sb übernommene,

seitengesteuerte Ottomotor M 136 VII mit 38 kW (52 PS);

dessen Basiskonstruktion geht noch auf den Typ 170 V zurück.

Die beiden Typen der Baureihe 120 erhalten im September 1955

eine neue Hinterachskonstruktion. Diese Eingelenk-Pendelachse

mit tief liegendem Drehpunkt ist bereits eineinhalb Jahre zuvor

beim Typ 220 a eingeführt worden.

Aufgrund der geringeren Spur- und Sturzänderungen ermöglicht

sie verbesserte Fahreigenschaften.

1956: Mercedes-Benz 190

Der Typ 190 (W 121) mit dem Ottomotor M 121 B I ergänzt

im März 1956 die Ponton-Modellpalette der Vierzylindertypen

um ein drittes Fahrzeug.

Der Typ 190 basiert weitestgehend auf dem bewährten Typ 180,

hat aber einen deutlich leistungsstärkeren Motor mit 55 kW (75 PS).

Das obengesteuerte 1,9-Liter-Aggregat stammt ursprünglich aus

dem Typ 190 SL, wo es 77 kW (105 PS) leistet.

In der Limousine arbeitet jedoch eine gedrosselte Variante

mit herabgesetzter Verdichtung, einer zahmeren Nockenwelle

und nur einem einzelnen Register-Vergaser.

Auf dem Fahrschemel ist der Motor gegenüber den 180er-Typen

an zwei zusätzlichen Auflagepunkten auch hinten gelagert.

Die Bremsanlage passt Mercedes-Benz den Fahrleistungen

des stärkeren Motors an: Der Typ 190 bietet an den Vorderrädern

verrippte Bremstrommeln sowie breitere Bremsbacken.

Äußerlich unterscheidet sich der Typ 190 in Ausstattungsdetails

wie Drehfenstern an den Vordertüren und einem umlaufenden Chromstreifen

unter den Fenstern von seinen profaneren Brüdern.

Zu den Erkennungsmerkmalen gehören zudem die etwas breitere Kühlermaske

mit ihren waagerechten Chromrippen, die Zierstäbe an den Lufteinlassöffnungen

links und rechts der Kühlermaske sowie verchromte Regenrinnen,

größere Heckleuchten, Felgen mit Kühlschlitzen und Radkappen mit größerem Stern.

1957: Aufwertung der kleinen Ponton-Modelle

Unter dem Motto „Noch wertvoller, aber nicht teurer“ überarbeitet

Mercedes-Benz zum August 1957 fast alle Pkw-Modelle mehr

oder weniger deutlich. Dabei erhalten die drei Vierzylinder-Limousinen

eine geänderte Innenausstattung, eine in die hinteren Stoßstangenhörner

integrierte Kennzeichenbeleuchtung sowie einen Muschelgriff

am Kofferraumdeckel.

Die wichtigste Änderung betrifft den Typ 180:

Seine überarbeitete Version, intern als 180 a bezeichnet,

hat nun auch den 1,9-Liter-Motor M 121 mit obenliegender Nockenwelle.

Das Aggregat basiert auf der Maschine des Typ 190,

die durch niedrigere Verdichtung und Verwendung eines Einfachvergasers

anstelle des Registervergasers auf 48 kW (65 PS) gedrosselt wird.

Auch äußerlich wird der Mercedes-Benz 180 aufgewertet:

Im Gegensatz zum Typ 180 D erhält er die größeren Rückleuchten,

die Zierstäbe am Lufteinlass und die etwas breitere Kühlermaske

des Typ 190 – allerdings ohne waagerechte Chromrippen.

Von April 1958 an erhalten auch die Typen 180 und 180 D Ausstellfenster

an den Vordertüren und die Radkappen des Typ 190 mit dem größeren Stern.

1958: Zweiter Diesel-Ponton

Im September 1958 erweitert Mercedes-Benz das Pkw-Programm

um ein zweites Diesel-Fahrzeug, den Typ 190 D.

Dessen 1,9-Liter-Dieselmotor OM 621 mit 37 kW (50 PS) haben

die Motorfachleute aus dem Ottomotor Typ 190 entwickelt.

Diesem Modell entspricht der neue Typ auch in seiner Karosserie-Ausstattung.

Seine im Vergleich zum Typ 180 D erhöhte Leistung und verbesserte Laufruhe

machen den neuen Diesel auf Anhieb zum Verkaufsschlager.

Der Typ 180 und beide Dieselmodelle erhalten 1959 an den Vorderrädern

die turbogekühlten Bremstrommeln und breiteren Bremsbacken des Typ 190,

außerdem steigt durch ein Anheben der Verdichtung die Motorleistung

der beiden Ottomotoren auf 50 kW (68 PS) beim 180 und 59 kW (80 PS) beim 190.

Deutlicher fallen die Veränderungen der Gestaltung im Sommer 1959 aus,

beispielsweise an Front und Heck.

Damit frischt Mercedes-Benz die Pontonmodelle der oberen Mittelklasse auf.

In der Oberklasse lösen dagegen die neuen Sechszylindertypen

der Baureihen 111 den großen Ponton ab.

 

1959: Modernisierung der oberen Mittelklasse

Die stilistisch modernisierten Typen heißen intern jetzt 180 b, 180 Db, 190 b

und 190 Db.

Vor allem an Front und Heck fallen die Änderungen der Designer auf:

Die Motorhaube ist flacher geworden, die breitere und niedrigere Kühlermaske

entspricht den neuen Sechszylindertypen.

Die Stoßstangen sind etwas wuchtiger ausgeführt,

kommen dafür vorn nun ohne Hörner aus.

Und die Rückleuchten haben jetzt integrierte Rückstrahler.

Die Typen 190 b und 190 Db unterscheiden sich äußerlich von ihren

180er Pendants durch umlaufende Chromstreifen unterhalb der Fenster

sowie verchromte Regenrinnen.

Auch innen profitieren die Ponton-Modelle von der Modellpflege,

bei der die passive Sicherheit eine wichtige Rolle spielt.

Wie die neuen Sechszylindermodelle erhalten sie unter anderem

ein Lenkrad mit Polsterplatte.

Im August 1961 lösen die Heckflossen-Vierzylindermodelle 190 c und 190 Dc (W 110)

die Ponton-Limousinen des gleichen Typs ab.

Allerdings werden die Typen 180 und 180 D bis 1962 weiter gebaut.

Der Typ 180 D erhält für diese Produktionszeit noch einmal einen

völlig neuen Motor. Diese Variante des OM 621 ist aus dem Motor des Typ 190 D

entwickelt worden und leistet aus zwei Liter Hubraum 35 kW (48 PS).

Der erste Erlkönig ist auch Basis für Aufbauten

Der Mercedes-Benz 180 prägt die deutsche Fachsprache der Automobilwelt

nachhaltig – und das schon vor seinem Marktstart.

Denn der Ponton aus Stuttgart ist der erste Erlkönig überhaupt.

Dass Prototypen künftiger Automodelle heute allgemein mit diesem Begriff

bezeichnet werden, ist der Automobilzeitschrift „auto motor und sport“ zu verdanken.

Das Magazin veröffentlicht 1952 ein erstes Bild des künftigen Mercedes-Benz 180

und stellt dazu als Text eine Parodie auf Goethes Erlkönig-Ballade.

Daraus entsteht eine ganze Serie, deren gereimte Form den Affront

gegenüber der Autoindustrie etwas abmildert.

Die Umschreibung von enttarnten Versuchswagen in Versen ist schon

lange aus der Mode gekommen. Aber als Erlkönig werden solche Fahrzeuge

heute noch bezeichnet – auch in Wörterbüchern.

Die Ponton-Typen der Baureihen 120 und 121 sind, wie ihre Vorgängermodelle,

auch als Fahrgestelle mit Teilkarosserie lieferbar.

Auf diesen konstruieren Aufbauhersteller im In- und Ausland Krankenwagen,

Kombiwagen und andere Sonderaufbauten.

Einen hohen Verbreitungs- und Bekanntheitsgrad erreichen vor allem

die Krankenwagen-Aufbauten der Firmen Binz in Lorch und Miesen in Bonn.

Im Laufe der Produktionszeit erfahren die Fahrgestell-Varianten die gleichen

Modellpflegemaßnahmen und Ergänzungen der Typenpalette wie die Limousinen.

Bis Oktober 1962 baut Mercedes-Benz in neun Jahren Ponton-Ära

insgesamt 442 963 Exemplare der Typen 180 bis 190 D.

Darunter sind 437 310 Limousinen und 5653 Fahrgestelle mit Teilkarosserie.

Technisch gesehen haben auch die später gebauten Mercedes-Benz Limousinen

eine Karosserie in Pontonform.

Der Eigenname „Ponton-Mercedes“ bleibt im rückblickenden Sprachgebrauch

aber der ersten Modellgeneration vorbehalten.

 

Die Baureihen 120/121 in der Presse

Über den Mercedes-Benz 180 schreibt Werner Oswald in auto motor und sport,

Deutschland, Heft 24/1953:

„Vor allem spricht es für seine über die Maßen leichte Bedienbarkeit,

Handlichkeit und Fahrsicherheit, dass man ihn, obwohl er schließlich

nicht gerade klein, leicht und langsam ist, ohne jegliche Vorbereitung

bestens in der Hand hat, dass man sich in ihm sofort heimisch und sicher fühlt,

dass man vom ersten Augenblick an bedenkenlos bis an die Grenze

seiner durch Motor und Fahrwerk gegebenen Möglichkeiten gehen kann.“

Zu der epochalen Neuentwicklung des Mercedes-Benz 180

sagt auto motor und sport in Heft 24/1953,

„Es steht zu erwarten, dass sich nach ihr für eine lange Zeit

das Personenwagenprogramm der Daimler-Benz AG ausrichten wird.“

Die Motor Rundschau, Deutschland, stellt 1958 dem Typ 180 D vor allem

hinsichtlich seiner Wirtschaftlichkeit ein gutes Zeugnis aus:

„Sparsamkeit, Ausdauer, Elastizität und Zähigkeit sind Merkmale

dieses Vierzylinder-Dieselmotors.

Vom Dieselkraftstoff braucht er 2 bis 3 Liter je 100 km weniger als der

entsprechende Wagen mit Benzinmotor.“

Das Magazin Motor Trend, USA, berichtet über die Testfahrt von Bill Carroll

von der West- zur Ostküste im Typ 190 D:

„Bricht alle Rekorde von Wirtschaftlichkeit im serienmäßigen Mercedes-Benz 190 D“.

 

Produktionszahlen Mercedes-Benz Baureihen 120/121

http://de.wikipedia.org/wiki/Mercedes-Benz_W_120/W_121

• TypenKonstruktionsbezeichnungProduktionszeit Vorserie - EndeStückzahl
180 D Limousine W 120 D I 1954 - 1959 114 046
190 D Limousine W 121 D I 1958 - 1959 20.493
180 Db W 120 D II 1959 - 1961 24.276
180 Dc Limousine W 120 D III 1961 - 1962 11.600
190 Db Limousine W 121 D II 1959 - 1961 60.598
180 Limousine W 120 B I 1953 - 1957 51.907
190 Limousine W 121 B I 1956 - 1959 60.991
180 a Limousine W 120 B II 1957 - 1959 27.155
180 b Limousine W 120 B III 1959 - 1961 29.033
180 c Limousine W 120 B IV 1961 - 1962 9.097
190 b Limousine W 121 B III 1959 – 1961 28.114
180 D Fahrgestell W 120 D I 1955 - 1959 2.439
190 D Fahrgestell W 121 D I 958 - 1959 136
180 Db Fahrgestell W 120 D II 1959 - 1961 400
180 Dc Fahrgestell W 120 D III 1961 - 1962 222
190 Db Fahrgestell W 121 D II 1959 - 1961 711
180 Fahrgestell W 120 B I 1955 - 1957 279
190 Fahrgestell W 121 B I 1956 - 1959 354
180 a Fahrgestell W 120 B II 1957 - 1959 198
180 b Fahrgestell W 120 B III 1959 - 1961 382
180 c Fahrgestell W 120 B IV 1961 - 1962 183
190 b Fahrgestell W 121 B III 1959 – 1961 349

 

Offizielle Gesamtzahl 442.963

Quelle: Ehemalige MB-Pressesprecher

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Themenstarteram 30. September 2011 um 16:11

Selbsttragende Karosserie: die Baureihen 120 und 121 (1953 bis 1962)

• Die Baureihe markiert formal und technisch einen Bruch

mit Traditionen der Vorkriegszeit

• Kontinuierliche Modellpflege ermöglicht eine lange Laufzeit

• Ein „Ponton“ ist der erste Erlkönig – der Spitzname in der

Automobilbranche für Prototypen

Die neue Mercedes-Benz Limousine vom Typ 180 bricht bei ihrer Vorstellung

im August 1953 formal und technisch mit Traditionen aus der Vorkriegszeit.

Diese haben neben den Baureihen W 136 und W 191 auch die Typen 300

und 220 geprägt. Der W 120 ist nun der erste Mercedes-Benz Pkw,

dessen Karosserie in Pontonform gestaltet ist.

Charakteristisch für diesen erstmals im Jahre 1946 in den USA realisierten

Aufbau nach dem „Three Box“-Prinzip sind voll integrierte Kotflügel,

ein rechteckiger Grundriss der Karosserie und die jeweils annähernd als Quader

ausgebildeten Fahrzeugbereiche Vorderwagen, Passagierabteil und Heck.

Diese Konzeption ermöglicht zugleich einen geringeren Luftwiderstand

(was zu weniger Windgeräuschen und sinkendem Verbrauch führt)

sowie einen deutlich geräumigeren Innenraum.

Vom Typ 180 leitet Mercedes-Benz weitere Fahrzeuge der oberen Mittelklasse

mit Otto- und Dieselmotor ab, außerdem von 1954 an die Oberklasse-Limousine

der 220er-Familie (Baureihen 180 und 128 mit Sechszylindermotoren)

sowie zusätzlich 1956 den Typ 219 (W 105).

Auch der 1955 präsentierte Sportwagen 190 SL ist eine Variante

der Ponton-Limousine Mercedes-Benz 190 (W 121), die Mercedes-Benz

auf Anregung des USA-Importeurs Max Hoffman entwickelt.

Während der Typ 190 SL eine eigenständige Karosserie erhält,

lehnt sich die Gestaltung der Oberklassefahrzeuge eng an jene des Typ 180 an.

Vom Modell der oberen Mittelklasse unterscheidet sich der Typ 220 a ebenso

wie seine Nachfolger grundsätzlich nur durch einen längeren Radstand

(2,82 Meter statt 2,65 Meter) und damit einen größeren Innenraum,

einen längeren Motorvorbau und die Ausstattung mit Sechszylinderaggregaten

statt der Vierzylindertriebwerke in den Typen 180 und 190.

Der von 1956 an gelieferte Typ 219 (W 105) hat die kleinere Karosserie

der Vierzylinder-Typen, er ist das erste Sechszylinder-Fahrzeug der E-Klasse.

Selbsttragende Karosserie

Erstmals in der Geschichte der Mercedes-Benz Pkw ist die Karosserie

des Typ 180 selbsttragend konzipiert.

Dabei wird das Blech des Aufbaus fest mit der Rahmen-Boden-Anlage

verschweißt und bildet eine statische Einheit. Gegenüber der früher

üblichen Konstruktionsweise mit Rahmen und aufgesetzter Karosserie

steigt so die Verwindungssteifigkeit bei sinkendem Gewicht.

Seine Konstruktionsmerkmale machen den Typ 180 zu einem für

seine Zeit hochmodernen Automobil.

Entsprechend begeistert fallen die Urteile der Fachleute über

die neue Limousine aus.

In Details verbessert zeigt sich auch das Fahrwerk.

Gegenüber dem Typ 170 Sb sind die an Doppelquerlenkern

geführten Vorderräder nun nicht mehr direkt am Rahmen,

sondern an einem sogenannten „Fahrschemel“ aufgehängt.

Dabei handelt es sich um einen U-förmigen, aus zwei gepressten Blechteilen

zusammengeschweißten Achsträger, an dem nicht nur die Vorderradaufhängung,

sondern auch Motor, Getriebe und Lenkung befestigt sind.

Der Fahrschemel ist über drei Silentblöcke geräuscharm

am Rahmenvorderteil gelagert.

Als Hinterradaufhängung dient die bewährte Pendelachse,

bei der die beiden Räder nun zusätzlich an weit auseinander

liegenden Längslenkern geführt werden.

1954: Dieselantrieb im Ponton

Im Januar 1954 wird die Baureihe 120 um den Typ 180 D ergänzt,

der sich später als der erfolgreichste Vierzylinder-Ponton herausstellen wird:

fast 150 000 Fahrzeuge des Typ 180 D werden gebaut,

vor allem bei Taxifahrern ist das Modell sehr beliebt.

Bis auf den vom 170 DS übernommenen Dieselmotor,

die 12-Volt-Bordelektrik und eine geänderte Hinterachsübersetzung

ist die Limousine mit dem Vorkammer-Diesel OM 636 VII (29 kW/40 PS)

identisch zum Schwestermodell mit Ottomotor.

Für dessen Antrieb sorgt der aus dem 170 Sb übernommene,

seitengesteuerte Ottomotor M 136 VII mit 38 kW (52 PS);

dessen Basiskonstruktion geht noch auf den Typ 170 V zurück.

Die beiden Typen der Baureihe 120 erhalten im September 1955

eine neue Hinterachskonstruktion. Diese Eingelenk-Pendelachse

mit tief liegendem Drehpunkt ist bereits eineinhalb Jahre zuvor

beim Typ 220 a eingeführt worden.

Aufgrund der geringeren Spur- und Sturzänderungen ermöglicht

sie verbesserte Fahreigenschaften.

1956: Mercedes-Benz 190

Der Typ 190 (W 121) mit dem Ottomotor M 121 B I ergänzt

im März 1956 die Ponton-Modellpalette der Vierzylindertypen

um ein drittes Fahrzeug.

Der Typ 190 basiert weitestgehend auf dem bewährten Typ 180,

hat aber einen deutlich leistungsstärkeren Motor mit 55 kW (75 PS).

Das obengesteuerte 1,9-Liter-Aggregat stammt ursprünglich aus

dem Typ 190 SL, wo es 77 kW (105 PS) leistet.

In der Limousine arbeitet jedoch eine gedrosselte Variante

mit herabgesetzter Verdichtung, einer zahmeren Nockenwelle

und nur einem einzelnen Register-Vergaser.

Auf dem Fahrschemel ist der Motor gegenüber den 180er-Typen

an zwei zusätzlichen Auflagepunkten auch hinten gelagert.

Die Bremsanlage passt Mercedes-Benz den Fahrleistungen

des stärkeren Motors an: Der Typ 190 bietet an den Vorderrädern

verrippte Bremstrommeln sowie breitere Bremsbacken.

Äußerlich unterscheidet sich der Typ 190 in Ausstattungsdetails

wie Drehfenstern an den Vordertüren und einem umlaufenden Chromstreifen

unter den Fenstern von seinen profaneren Brüdern.

Zu den Erkennungsmerkmalen gehören zudem die etwas breitere Kühlermaske

mit ihren waagerechten Chromrippen, die Zierstäbe an den Lufteinlassöffnungen

links und rechts der Kühlermaske sowie verchromte Regenrinnen,

größere Heckleuchten, Felgen mit Kühlschlitzen und Radkappen mit größerem Stern.

1957: Aufwertung der kleinen Ponton-Modelle

Unter dem Motto „Noch wertvoller, aber nicht teurer“ überarbeitet

Mercedes-Benz zum August 1957 fast alle Pkw-Modelle mehr

oder weniger deutlich. Dabei erhalten die drei Vierzylinder-Limousinen

eine geänderte Innenausstattung, eine in die hinteren Stoßstangenhörner

integrierte Kennzeichenbeleuchtung sowie einen Muschelgriff

am Kofferraumdeckel.

Die wichtigste Änderung betrifft den Typ 180:

Seine überarbeitete Version, intern als 180 a bezeichnet,

hat nun auch den 1,9-Liter-Motor M 121 mit obenliegender Nockenwelle.

Das Aggregat basiert auf der Maschine des Typ 190,

die durch niedrigere Verdichtung und Verwendung eines Einfachvergasers

anstelle des Registervergasers auf 48 kW (65 PS) gedrosselt wird.

Auch äußerlich wird der Mercedes-Benz 180 aufgewertet:

Im Gegensatz zum Typ 180 D erhält er die größeren Rückleuchten,

die Zierstäbe am Lufteinlass und die etwas breitere Kühlermaske

des Typ 190 – allerdings ohne waagerechte Chromrippen.

Von April 1958 an erhalten auch die Typen 180 und 180 D Ausstellfenster

an den Vordertüren und die Radkappen des Typ 190 mit dem größeren Stern.

1958: Zweiter Diesel-Ponton

Im September 1958 erweitert Mercedes-Benz das Pkw-Programm

um ein zweites Diesel-Fahrzeug, den Typ 190 D.

Dessen 1,9-Liter-Dieselmotor OM 621 mit 37 kW (50 PS) haben

die Motorfachleute aus dem Ottomotor Typ 190 entwickelt.

Diesem Modell entspricht der neue Typ auch in seiner Karosserie-Ausstattung.

Seine im Vergleich zum Typ 180 D erhöhte Leistung und verbesserte Laufruhe

machen den neuen Diesel auf Anhieb zum Verkaufsschlager.

Der Typ 180 und beide Dieselmodelle erhalten 1959 an den Vorderrädern

die turbogekühlten Bremstrommeln und breiteren Bremsbacken des Typ 190,

außerdem steigt durch ein Anheben der Verdichtung die Motorleistung

der beiden Ottomotoren auf 50 kW (68 PS) beim 180 und 59 kW (80 PS) beim 190.

Deutlicher fallen die Veränderungen der Gestaltung im Sommer 1959 aus,

beispielsweise an Front und Heck.

Damit frischt Mercedes-Benz die Pontonmodelle der oberen Mittelklasse auf.

In der Oberklasse lösen dagegen die neuen Sechszylindertypen

der Baureihen 111 den großen Ponton ab.

 

1959: Modernisierung der oberen Mittelklasse

Die stilistisch modernisierten Typen heißen intern jetzt 180 b, 180 Db, 190 b

und 190 Db.

Vor allem an Front und Heck fallen die Änderungen der Designer auf:

Die Motorhaube ist flacher geworden, die breitere und niedrigere Kühlermaske

entspricht den neuen Sechszylindertypen.

Die Stoßstangen sind etwas wuchtiger ausgeführt,

kommen dafür vorn nun ohne Hörner aus.

Und die Rückleuchten haben jetzt integrierte Rückstrahler.

Die Typen 190 b und 190 Db unterscheiden sich äußerlich von ihren

180er Pendants durch umlaufende Chromstreifen unterhalb der Fenster

sowie verchromte Regenrinnen.

Auch innen profitieren die Ponton-Modelle von der Modellpflege,

bei der die passive Sicherheit eine wichtige Rolle spielt.

Wie die neuen Sechszylindermodelle erhalten sie unter anderem

ein Lenkrad mit Polsterplatte.

Im August 1961 lösen die Heckflossen-Vierzylindermodelle 190 c und 190 Dc (W 110)

die Ponton-Limousinen des gleichen Typs ab.

Allerdings werden die Typen 180 und 180 D bis 1962 weiter gebaut.

Der Typ 180 D erhält für diese Produktionszeit noch einmal einen

völlig neuen Motor. Diese Variante des OM 621 ist aus dem Motor des Typ 190 D

entwickelt worden und leistet aus zwei Liter Hubraum 35 kW (48 PS).

Der erste Erlkönig ist auch Basis für Aufbauten

Der Mercedes-Benz 180 prägt die deutsche Fachsprache der Automobilwelt

nachhaltig – und das schon vor seinem Marktstart.

Denn der Ponton aus Stuttgart ist der erste Erlkönig überhaupt.

Dass Prototypen künftiger Automodelle heute allgemein mit diesem Begriff

bezeichnet werden, ist der Automobilzeitschrift „auto motor und sport“ zu verdanken.

Das Magazin veröffentlicht 1952 ein erstes Bild des künftigen Mercedes-Benz 180

und stellt dazu als Text eine Parodie auf Goethes Erlkönig-Ballade.

Daraus entsteht eine ganze Serie, deren gereimte Form den Affront

gegenüber der Autoindustrie etwas abmildert.

Die Umschreibung von enttarnten Versuchswagen in Versen ist schon

lange aus der Mode gekommen. Aber als Erlkönig werden solche Fahrzeuge

heute noch bezeichnet – auch in Wörterbüchern.

Die Ponton-Typen der Baureihen 120 und 121 sind, wie ihre Vorgängermodelle,

auch als Fahrgestelle mit Teilkarosserie lieferbar.

Auf diesen konstruieren Aufbauhersteller im In- und Ausland Krankenwagen,

Kombiwagen und andere Sonderaufbauten.

Einen hohen Verbreitungs- und Bekanntheitsgrad erreichen vor allem

die Krankenwagen-Aufbauten der Firmen Binz in Lorch und Miesen in Bonn.

Im Laufe der Produktionszeit erfahren die Fahrgestell-Varianten die gleichen

Modellpflegemaßnahmen und Ergänzungen der Typenpalette wie die Limousinen.

Bis Oktober 1962 baut Mercedes-Benz in neun Jahren Ponton-Ära

insgesamt 442 963 Exemplare der Typen 180 bis 190 D.

Darunter sind 437 310 Limousinen und 5653 Fahrgestelle mit Teilkarosserie.

Technisch gesehen haben auch die später gebauten Mercedes-Benz Limousinen

eine Karosserie in Pontonform.

Der Eigenname „Ponton-Mercedes“ bleibt im rückblickenden Sprachgebrauch

aber der ersten Modellgeneration vorbehalten.

 

Die Baureihen 120/121 in der Presse

Über den Mercedes-Benz 180 schreibt Werner Oswald in auto motor und sport,

Deutschland, Heft 24/1953:

„Vor allem spricht es für seine über die Maßen leichte Bedienbarkeit,

Handlichkeit und Fahrsicherheit, dass man ihn, obwohl er schließlich

nicht gerade klein, leicht und langsam ist, ohne jegliche Vorbereitung

bestens in der Hand hat, dass man sich in ihm sofort heimisch und sicher fühlt,

dass man vom ersten Augenblick an bedenkenlos bis an die Grenze

seiner durch Motor und Fahrwerk gegebenen Möglichkeiten gehen kann.“

Zu der epochalen Neuentwicklung des Mercedes-Benz 180

sagt auto motor und sport in Heft 24/1953,

„Es steht zu erwarten, dass sich nach ihr für eine lange Zeit

das Personenwagenprogramm der Daimler-Benz AG ausrichten wird.“

Die Motor Rundschau, Deutschland, stellt 1958 dem Typ 180 D vor allem

hinsichtlich seiner Wirtschaftlichkeit ein gutes Zeugnis aus:

„Sparsamkeit, Ausdauer, Elastizität und Zähigkeit sind Merkmale

dieses Vierzylinder-Dieselmotors.

Vom Dieselkraftstoff braucht er 2 bis 3 Liter je 100 km weniger als der

entsprechende Wagen mit Benzinmotor.“

Das Magazin Motor Trend, USA, berichtet über die Testfahrt von Bill Carroll

von der West- zur Ostküste im Typ 190 D:

„Bricht alle Rekorde von Wirtschaftlichkeit im serienmäßigen Mercedes-Benz 190 D“.

 

Produktionszahlen Mercedes-Benz Baureihen 120/121

http://de.wikipedia.org/wiki/Mercedes-Benz_W_120/W_121

• TypenKonstruktionsbezeichnungProduktionszeit Vorserie - EndeStückzahl
180 D Limousine W 120 D I 1954 - 1959 114 046
190 D Limousine W 121 D I 1958 - 1959 20.493
180 Db W 120 D II 1959 - 1961 24.276
180 Dc Limousine W 120 D III 1961 - 1962 11.600
190 Db Limousine W 121 D II 1959 - 1961 60.598
180 Limousine W 120 B I 1953 - 1957 51.907
190 Limousine W 121 B I 1956 - 1959 60.991
180 a Limousine W 120 B II 1957 - 1959 27.155
180 b Limousine W 120 B III 1959 - 1961 29.033
180 c Limousine W 120 B IV 1961 - 1962 9.097
190 b Limousine W 121 B III 1959 – 1961 28.114
180 D Fahrgestell W 120 D I 1955 - 1959 2.439
190 D Fahrgestell W 121 D I 958 - 1959 136
180 Db Fahrgestell W 120 D II 1959 - 1961 400
180 Dc Fahrgestell W 120 D III 1961 - 1962 222
190 Db Fahrgestell W 121 D II 1959 - 1961 711
180 Fahrgestell W 120 B I 1955 - 1957 279
190 Fahrgestell W 121 B I 1956 - 1959 354
180 a Fahrgestell W 120 B II 1957 - 1959 198
180 b Fahrgestell W 120 B III 1959 - 1961 382
180 c Fahrgestell W 120 B IV 1961 - 1962 183
190 b Fahrgestell W 121 B III 1959 – 1961 349

 

Offizielle Gesamtzahl 442.963

Quelle: Ehemalige MB-Pressesprecher

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