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Werden Unfallgefahren überschätzt?

Themenstarteram 21. März 2006 um 16:11

Die Wissenschaftler Tversky/ Kahneman erhielten vor wenigen Jahren einen Nobelpreis zur Risikowahrnehmung. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass unsere Risikowahrnehmung verzerrt ist: große Risiken werden kleiner wahrgenommen und kleine Risiken eher größer.

Seit einiger Zeit denke ich über den Kauf eines neuen Autos nach. Nicht aus Komfortgründen sondern unter dem Sicherheitsaspekt. Jetzt habe ich ermittelt, dass lediglich 7% der Unfälle überhaupt im Straßenverkehr stattfinden. Unglaubliche 72% der Unfälle passieren im Bereich "Heim, Freizeit und Sport". (Vgl. z.B. http://www.vobs.at/rk/hms/schueler.unfaelle.pdf)

Unfallgefahren treten also in ganz anderen Lebensbereichen viel häufiger auf als im Straßenverkehr. Demnach müsste man zuerst auch dort Gegenmaßnahmen treffen. Wenn ich z.B. 15.000 Euro für ein sicheres Auto ausgebe, obwohl die Gefahr im Straßenverkehr nur 7% der gesamten Unfallgefahr ausmacht, müsste ich im entsprechenden Umfang auch Geld in die Verminderung der restlichen Gefahren investieren. (d.h. genau 154.000 Euro in die Verringerung der Gefahren im Haus, bei der Freizeit oder beim Sport)

Demnach macht es keinen Sinn, soviel Geld in ein sicheres Auto zu investieren.

Beruht die gesamte Sicherheitstechnologie zum größten Teil auf einer falschen bzw. irrationalen Wahrscheinlichkeitswahrnehmung der Autofahrer? Bekämpfen wir Gefahren, die in unserem Leben eine eher untergeordnete Rolle spielen, während wir die wirklichen Todesursachen nicht beachten?

Ich bin ratlos.

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20 Antworten

Die Wahrscheinlichkeitsverteilung mag ja zu Gunsten des Strassenverkehrs relativ günstig ausfallen. Nur sollte man sich mal die Zahlen genauer betrachten: wieviele Haushalte gibt es in Deutschland und wieviele Autos bzw. Autofahrer?? Logischerweise ist bei diesem Verhältnis auch das Risiko für einen Unfall im Haushalt ungleich höher. Und zweitens sollte man sich mal die Unfallfolgen betrachten: wieviele Schwerverletzte und Tote stehen sich bei den beiden Unfallgebieten dann gegenüber?? Stimmt da dann das Verhältnis noch??

Ich würde deswegen sagen: die Wahrscheinlichkeit für einen Unfall im Haushalt mag zwar größer sein, allerdings dürften die Folgen nicht so schwer wie im Verkehr sein. Es ist halt alles eine Frage des Verhältnisses...

am 21. März 2006 um 16:25

Na ja mit Statistiken ist das so ne Sache. Jeder gestauchte Finger im Haushalt wird da mitgezählt und letzten Endes gibt es halt auch mehr Haushalte (bzw. Haushaltsmitglieder) als Autos (bzw. Insassen), und damit auch mehr Unfälle. Soweit ich weiß wird das nicht in die Relation gesetzt.

Fakt ist: Wenns mit dem Auto knallt wird es meistens für dich gefährlicher als wenn du von ner Leiter im Wohnzimmer fällst oder dir beim Kartoffelschälen in die Hand schneidest...

Und wenn du Pech hast sind im Straßenverkehr gleich auch noch weitere Personen (vielleicht sogar Fußgänger ohne Knautschzone) betroffen, während du daheim meistens keinen weiteren Personenschaden anrichtest.

Sicherheit sollte beim Auto also schon ein Thema sein. (Stichwort Landwind...).

Aber ich mach dich nicht verrückt. Auch wenn ein Renault alle möglichen Crash Tests gewinnt, ich kaufe mir trotzdem keinen. Sicher sind eigentlich alle (außer Landwind;)) und man sollte es auch nicht übertreiben. Wenn man solche Angst hat Auto zu fahren, weil die Kiste vielleicht nicht ganz so sicher ist wie eine andere, dann sollte man lieber kein Auto fahren.

Passieren kann immer was, egal wo.

Edit: da war der Kollege schneller...:)

Klar gibt es überall Risiken. Aber wenn man die Möglichkeit hat eins davon zu verringern, warum nicht? Wobei in der Relation viele Verkehrsopfer nicht in Fahrzeugen sitzen sondern Radfahrer, Motorradfahrer und Fussgänger sind die keine Knautschzone haben.

Wirklich unsichere Autos (ok, ausser Landwind und Co.) gibt es heute kaum noch. Siehe z.B. die ganzen Crashs vom ADAC. Die meisten Autos kommen da mit 4 oder sogar 5 Sternen raus.

Ein hoher Sicherheitsgewinn geht darüberhinaus von aktiven Systemen wie ESP/ABS aus auf die ich persönlich daher nur ungern verzichten würde.

Aber absolute Sicherheit wird es niemals geben.

Gruß Meik

Zitat:

Original geschrieben von Tecci6N

wieviele Haushalte gibt es in Deutschland und wieviele Autos bzw. Autofahrer??

45 Mio PKW und 9 Mio LKW (=54 Mio)

stehen knappen 40 Mio Haushalten gegenüber.

Unfälle (egal ob Auto, Arbeit oder Haushalt) führen in keinen 8 Prozent mehr zur vollen oder teilweisen Erwerbsminderung,

sondern mit über 90 Prozent führen schwere Erkrankungen dazu.

Bald 30 Prozent haben bereits ernsthafte psychische Erkrankungen.

Soviel in aller Kürze zum Thema Risiken und Wahrnehmung.

am 21. März 2006 um 18:11

Zitat:

Original geschrieben von madcruiser

Bald 30 Prozent haben bereits ernsthafte psychische Erkrankungen.

Einige davon leben dies im Straßenverkehr ungehindert aus.

Andere wiederum bekommen erst "Angstkrankheiten" durch das, was sie im Straßenverkehr erleben/überleben oder täglich mitmachen müssen.

Gruß

Q

quattro-pit,

das hat weniger etwas mit dem Verkehr,

als vielmehr mit dem Druck am Arbeitsplatz zu tun.

Wer am Arbeitsplatz Druck hat,

der wird auf der Strasse aggressiv (Mann) oder verängstigt (Frau).

Wobei sich die Geschlechter auch hier langsam annähern.

Es gibt schon Leute, die etwas ängstlich autofahren. Aber eine "Angstkrankheit" wäre doch eine Art Psychose. Solche Leute dürften dann doch eigentlich nicht mehr fahren, oder?

am 21. März 2006 um 18:54

Zitat:

Original geschrieben von Warto

Es gibt schon Leute, die etwas ängstlich autofahren. Aber eine "Angstkrankheit" wäre doch eine Art Psychose. Solche Leute dürften dann doch eigentlich nicht mehr fahren, oder?

Du würdest dich wundern, wieviele Menschen Psychosen oder panische Ängste vor irgendwelchen Dingen haben... Wenn all diese Menschen nicht mehr fahren dürften, wären die Straßen leer...

Und wer wirklich panische Angst vor Situation im Straßenverkehr oder im Auto hat, wird sich denen sowieso nicht mehr aussetzen...

Klar nicht.

Aber wie will man das kontrollieren?

Körperliche und geistige Fähigkeiten kann man leider nicht durch Blasen oder Blutentnahme messen ...

am 21. März 2006 um 19:01

Moin! Ich glaube eher, dass da die Evolution nicht ganz mitgekommen ist, was aber auch verständlich ist bei einer Sache wie dem Autofahren. Denn ich glaube, dass dem Menschen an sich die Angst vor der Geschwindigkeit fehlt und nicht angeboren ist. So gut wie jedem Menschen wird schwindelig auf hohen Brücken, etc. und die Angst ist angeboren. Aber irgendjemand, der bei 200km/h dem anderen nur 2m hinter der Stoßstange hängt verspürt keine Angst vor der Geschwindigkeit. Ist ja nur ne Theorie ;-)

am 21. März 2006 um 19:11

Zitat:

Original geschrieben von Warto

Es gibt schon Leute, die etwas ängstlich autofahren. Aber eine "Angstkrankheit" wäre doch eine Art Psychose. Solche Leute dürften dann doch eigentlich nicht mehr fahren, oder?

wer dürfte dann eigentlich noch Auto fahren :D

ne, also "Angskrankheit" (beispielsweise undefinierte Angst, Engegefühl in Tunneln, auf Brücken, auf Autobahnen) kommt viel häufiger vor als man denken mag. Das kann vom Kribbeln in den Händen, beschleunigtem Herzschlag und leichtem Schweißausbrüchen, über leichten Bauchschmerz nach Fastunfällen oder Vorfahrtnahmen, bis in sehr seltenen Fällen schlimmstenfalls hin zur Fastfahruntüchtigkeit in bestimmten Situationen führen. Eine vermeidlich ängstliche/umsichtige/vorsichtige/den Umständen angepasste Fahrweise weist allerdings nur in denn allerwenigsten Fällen auf eine "Angstkrankheit" hin, meistens eher auf Besonnenheit ;).

Oft tritt eine Angstkrankheit, welche sich im Straßenverkehr äußert, nach Unfällen, dauerndem Stress beim Autofahren oder auch mal nach ganz straßenfernen Dingen wie das von madcruiser beschriebene "Ärger im Beruf" auf ;)

 

Einige leben allerdings aber auch ihre Wahnvorstellungen eines total überzogenen Egos im Straßenverkehr aus … das ist dann allerdings eher eine psychotische Störung im sozialfehlentwickelten Gefüge.

Gruß

Q

Bevor sich noch, wie zu erwarten, Stefan Payne wieder mit einer seiner bereits bekannten Leiern meldet und das Thema sich endgültig in Gesabbel ergeht...

 

Weiter zu Bedenken sind neben der Anzahl von Haushalten und PKW die durchschnittliche, jeweilige Verweilzeit.

Zu Hause bin ich im Normalfall über 12 Stunden am Tag, davon in aller Regel 4 plus X wach. Den meisten wird es nicht anders gehen, ganz besonders nicht erwerbstätigen Ehefrauen.

Dann ist die Frage nach der Risiko- UND Häufigkeitsverteilung von Unfällen im Straßenverkehr.

Fahre ich nur die Kinder zur Schule und dann einkaufen, mit maximal 50km\h? Dann ist evtl. das generelle Unfallrisiko pro km höher als bei einem Berufsfahrer der viel auf der BAB unterwegs ist, aber die durchschnittliche Schwere des Unfalls ist geringer.

Dann bleibt die Frage, wie viel Prozent der Unfälle eigenverschuldet sind und wodurch!

Wer sich als Idiot in den Graben legt, hat nen Unfall. Fein. Da stellt sich die Frage, ob du die notwendige Selbstbeherrschung und Einschätzungsgabe im Straßenverkehr hast.

Ebenso unklar bleibt, in wie viel Prozent der Fälle tatsächlich ein Auto mit besseren Crashtestergebnissen um welchen Anteil geringere Verletzungen ergeben hätte.

Beim Auffahrunfall sieht die aktuelle S-Klasse gegen nen alten Golf sehr gut aus. Aber wie hoch ist der Anteil von Szenarien, wie bspw. Baumstamm fällt vom Laster und zermanscht Kopf des Hinterherfahrenden?

Oder Ölspur in Kurve führt zu 400m Überschlag hangabwärts?

Im Haushalt bliebe dann auch die Frage, wie dort das Unfallmuster aussieht.

Zählen die Fehler unfähiger Hobbyhandwerker dazu? Gibt es eine Untergrenze der Unfallhärte?

Wenigstens die durchschnittliche Schädigung der Verunfallten sollte ersichtlich sein. Oder sind zwei mal drei Wochen Streckverband mit zwei mal zwei Brandblasen gleichzusetzen?

Dann wäre bei allen Statistiken noch relevant, ob du altermäßig zu Risikogruppen zählst. Ich kann mir bspw. gut vorstellen, dass bei älteren Leuten die Anzahl Unfälle im Haushalt steigt. Der Enkel strauchelt, wenns im Bad glatt ist, Opa fällt hin und verletzt sich unter Umständen sogar sehr schwer.

 

Spätestens hier dürfte bereits klar sein, dass eine Statistik, die nur die Anzahl der Unfälle ohne jede weitere Information auf verschiedene Bereiche aufteilt, für eine qualifizierte Risikoabschätzung absolut untauglich und jede Diskussion um deren Auslegung und Präzisierung vollkommen verschwendete Zeit ist.

Was natürlich niemanden abhält, oder das je getan hätte ;)

Re: Werden Unfallgefahren überschätzt?

 

Zitat:

Original geschrieben von christoph155

Bekämpfen wir Gefahren, die in unserem Leben eine eher untergeordnete Rolle spielen, während wir die wirklichen Todesursachen nicht beachten?

Formal ist der Anteil der Unfälle an den gesamten Todesursachen sehr klein. Siehe z.B. die Daten die Statistischen Bundesamtes:

http://www.bpb.de/files/FRGFFN.pdf

Die Unfälle sind dort offenbar unter "Verletzungen und Vergiftungen" enthalten.

Sicherlich ist der Anteil der Unfälle in den jüngeren Altersgruppen, in denen Krankheiten noch keine so große Rolle spielen, deutlich höher.

Nun, an Vogelgrippe sind in den letzten Jahren weltweit nicht mal 100 Menschen gestorben. An "normaler" Grippe in Deutschland alleine fast 20.000 Menschen. Quelle

Spricht irgendjemand von den Gefahren der Influenza? Beim Thema Vorgelgrippe aber sind einige schon fast panisch.

Ja, ich glaube auch dran, dass wir Gefahren nicht immer objektiv einschätzen können. Aber ich achte schon drauf, dass ich Gefahren möglichst ausschließe. Und das wichtigste beim Autofahren ist anschnallen. Selbst auf diese Minimalsicherung, die aber schon den größten Effekt bei Unfällen erzielt, verzichten viele Autofahrer aus mir unbegreiflichen Gründen und schalten ja auch z.B. bewusst Gurtwarner in ihren teuren neuen Autos ab ....

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