W123 - 240D, Amen
240D ein Leidensweg ...
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Baujahr 1980, einst stolzes Taxi mit braunem Leder. So mancher Fahrgast wurde wohl
zu später Stunde behutsam auf der Rückbank bis zur Haustür chauffiert. Doch heute
400.000 km später soll der Glanz erlischen, die Stärke schwinden, aber das Fahrgefühl
der Hauch von Luxus und Zigarrenduft kann die Zeit nicht verwischen. Das großzügige
Schiebedach wird vollmuskelbetrieben geöffnet und gibt dann die Sicht auf den
Himmel frei. Elektrische Fensterheber wurden nachträglich eingebaut, allerdings
rechts vorne und links hinten, versteht sich.
Auch weil die pneumatische Zentralverriegelung nicht mehr so wollte wie sie
sollte, wurde sie elektrisch nachgerüstet.
Nach vielen Jahren Dienst liegt der Verbrauch unter 10l Diesel auf 100km.
Allerdings war der Ölverbrauch nicht viel geringer.
In 4 Jahren wurde der Motor auch am Morgen der kältesten Wintertage rasch wach,
das alleine hebt den 240-er schon in den Kultstatus. Jedoch die Abenteuer die noch
folgen sollten muss sonst kein Motorbetriebenes Fahrzeug durchleiden.
Im Jahr 2000 verrichtete der 240-er seinen Dienst im Sommer bei kühlen 35°C
Aussentemperatur 7 Tage lang ohne einen Tropfen Wasser im Kühlkreis. Die
Wasserpumpe hatte ein kleines Loch im Gehäuse ca. 4cm Durchmesser. Es war
vom Vorbesitzer mit einer Art Kaugummi zugeklebt worden und ging jetzt völlig auf.
Nach einer Kleinen Schnitzeljagt nach dem Ersatzteil durfte ich dann mit Hilfe eines
Freundes festellen dass ohne Sägen und Schleifen mit der Flex nichts zu machen
ist. Naja so Kleinigkeiten steckt so ein Mammut weg, das spürt der gar nicht.
Ich gab bei der Gelegenheit die üblichen 2 Liter Wasser pro Jahr in die komplett
H2O freie Batterie und schon war alles wieder wie neu.
Irgendwann sollte aber das Gelenk vom Gasgestenge so ausgeschalgen sein,
dass entweder Vollgas oder gar nix zur Auswahl stand, freilich blieb das Gas
in Stellung Vollgas hängen bis der Fahrer gemächlich aus dem Wagen stieg die
Haube aufsprigen lässt und mit einem beherzten Handgriff ins Gestenge das Laute
Geräusch abstellte. Meine Freunde auf der Tankstelle reparierten diese Sauerei
mit ein bisserl Blumendraht und einem Stück grünem Plastikschnürl.
Das hat dann so 2 1/2 Jahre wie neu gehalten. "Des kau ma no urdentlich repariern ..."
so sagt der Volksmund zur einfachen aber dauerhaft beständigen Technik eines alten
Benz. So nebenbei wurden dann noch Lichtmaschine und Startermotor gewechselt.
Und das seltsame Reiben rechts hinten, als ob ich dauernd einen ganzen Baum im Radkasten
mitschleppe, hat sich dann eh nur als eine komplett ausgeschlagene Halbachse
herausgestellt. Da jemand mir gut gesinnter 3 von diesen Trümmern im Haushalt hatte,
war das relativ Schemrzlos erledigt.
Schlimm kam mir vor, dass das Motorgeräusch im Innenraum von Monat zu Monat lauter
zu werden schien. In der Werkstätte wurde locker sitzender Ansaugkrümmer diagnostiziert.
Mit einer Rohrschelle um ganze 25 ATS glaubte ich der Motor läuft nicht mehr, so
leise war er jetzt.
Aber jetzt war ja fast alles getauscht, da kann also nicht so schnell was passieren ...
Ausser das übernacht einfach rechts Vorne die Luft ausging, naja ein Ventil das schon
X Jahre die Luft anhält muss auch mal nachgeben. Ein paar Tage später spürte ich,
auf der A23 Richtung Süden, ein leichtes Ziehen links vorne, also blieb ich am
Pannenstreifen stehen. Aha ich hatte einen Platten bei voller Fahrt und habs nicht
einmal gemerkt. Ein Benz fahrt halt immer geradeaus! Auf dem etwas schmalgeratenen
Pannenstreifen ist das wechseln des linken Vorderrades eine doch etwas Blutdruckerhöhende
Angelegenheit. Ich habe die LKWs, die meine Nackenhaare gestreift haben, einfach nicht
angschaut, dann wirds leichter.
Auf der Autobahn durfte der 240-er einmal einen Ausflug in die Puszta machen,
da wurde die Nadel am Tacho gar über das Ende hinausbewegt. Das Ende war wohlbemerkt bei
160 km/h. Bei diesem Tempo schepperten Die Kluppen unter der Haube schon beträchtlich.
Aber auch diese Odysse überstand er brav.
Im Jahre 2001 unseren Herren Jesus Christus trennte ich mich von meinem Gefährten.
Sollten Sie ihm begegnen, was nicht unwahrscheinlich ist, denn er fristet jetzt sein
Dasein im Raum Favoriten, bitte haltet schweigend Inne und erstarret erfurchtsvoll.
Ihr seht vor euch ein Lasttier mit nunmehr weit über 460.000 km, grauem Erscheinen,
seinen Lebensabend mit Würde verbringend.
Z.
21 Antworten
Hallo,
es stimmt, dass der 123er zu seiner Zeit einfach Maßstäbe gesetzt hat.
Audi und BMW waren meilenweit davon entfernt, vor allem, was die Haltbarkeit anging.
Jetzt ist es aber so, dass die Zeiten sich geändert haben.
Audi und BMW reichen zwar immer noch nicht an Benz heran - sie geben einem aber den Eindruck, dass sie es tuen.
Steigt man zum Beispiel von einem aktuellen A 6 in eine aktuelle E-Klasse ums, so hat mein kein A-ha-Erlebnis mehr wie früher, sondern man merkt „eigentlich“ keinen wesentlichen Unterschied. Den merkt man erst nach einiger Zeit, wenn der Audi zum Beispiel einen Zahnriemenwechsel für über tausend Euro braucht und der Benz einfach kostenlos weiterfährt.
Es gibt sicher noch weitere Beispiele, die die Überlegenheit von Mercedes Benz Fahrzeugen gegenüber anderen demonstrieren, aber diese „hard facts“ stehen leider zusehends im Hintergrund.
Außerdem muss man einfach sagen, dass die Konkurrenz enorm aufgeholt hat.
Audi ist dafür ein Paradebeispiel:
In den meisten Studien rangiert Audi auf eine Ebene mit Benz, das wäre früher undenkbar gewesen.
Was ich damit sagen will:
Mercedes muss die Konkurrenz wieder ABHÄNGEN und sich darüber im klaren sein, dass die Konkurrenz verdammt hart kämpft um genau dies zu verhindern! Nur dann, wenn der Kunde wieder weiß, was es heißt den Stern zu fahren wird die Legende weiterleben.
Ansonsten wird Mercedes austauschbar, ich kann mir genauso gut was anderes kaufen.
mfg
Zitat:
Mercedes muss die Konkurrenz wieder ABHÄNGEN und sich darüber im klaren sein, dass die Konkurrenz verdammt hart kämpft um genau dies zu verhindern! Nur dann, wenn der Kunde wieder weiß, was es heißt den Stern zu fahren wird die Legende weiterleben.
Volle Zustimmung!
Insbesondere Audi hat stark aufgeholt. Manche sagen sogar überholt. Ich würde sagen, dass es derzeit eher Geschmack ist, für welche Marke man sich entscheidet und dass aber der Name Mercedes immer noch von einer glanzvolleren Aura umgeben ist.
Die Qualitätsoffensive von Mercedes ist also äußerst wichtig!
Mercedes muss einen Konkurrenten wir Audi wieder hinter sich lassen. Bei BMW ist das meiner Ansicht nach schon wieder gelungen. Ich war vom Interieur des neuen 5er und neuen 3er doch etwas arg enttäuscht!
Wärend Mercedes mit dem C-Klasse Facelift unter anderem wieder zur alten Form findet und innen wieder sehr hochwertig aussieht, hat BMW meiner Meinung nach einen Rückschritt gemacht. Knöfpe die Spiel haben, zu wenig Zierde, viel billig wirkendes Plasik. Auch die E-Klasse finde ich da deutlich hochwertiger! Ja ich würde sogar sagen, sie ist immer noch der Maßstab in ihrer Klasse. Doch viel ist Geschmack und der Audi A6 steht ihr nicht viel nach.
Wenn die Qualitätsoffensive erfolgreich weiterläuft und ein Benz technisch und optisch wieder hochwertiger wirkt als die Konkurrenz, dann wird der Mythos noch lange erhalten bleiben.
Die neue S-Klasse wird hier ein Zeichen setzten und für die Konkurrenz die Messlatte wieder etwas nach oben setzen. 🙂
MFG, Dr. Benz!
Hallo, werte Benz-Gemeinde!
Ich möchte euch eine Internet-Seite ans Herz legen, die wohl wie keine andere die unvergleichliche Qualität eines 123ers dokumentiert. Darin geht es um diverse Reiseberichte mit einem 200 D in Europa, durch die Sahara nach Westafrika und von dort aus per Schiff nach Brasilien, durch weite Teile Südamerikas über Mittelamerika hoch bis nach Alaska.
Die Seite lautet http://www.brauner-benz.de/.
Wie ich finde sehr lesenswert, viel Spass dabei!
Alwin Simon
Joa also ich kann da nur eins zu sagen!
Man ist einfach von einem w 123 begeistert! Bis vor wenigen Jahren fand ich ihn Gott vergib mir hässlich! Jetzt man mein Bruder so ein gefährt 230E In Himmelblau Letzte Baureihe 23 Jahre alt sieht sehr gepflegt aus! hat 151tkm aufm Tacho das auto ist der Hammer, sehr viel platz, Fahrkomfort satt und was für mich noch viel wichtiger ist an den autos kann man selbst schrauben keine schnöden Plastikabdeckungen, nein! Ich arbeite jetzt in einer freien werkstatt und habe jetzt alles selbst machen können ohne Hilfe meines Meisters, weil die Technik solide und einfach ist! Hatten vor einem halben Jahr ein w 123 200D Taxi da! Schade dacht ich ist eigentlich ein schönes Auto nur leider sah es für 300tkm sehr schlecht aus! Überall rost usw. Aner der Motor lief einwandfrei also sollte ich einen Ölwechsel machen! Und als ich auf den Ölzettel schaute der im Motorraum hing fiel mir die Kinnlade auf den Boden! vor den 300tkm auf dem Tache fehlte die 1 !!
1.300.000 km Hatte das gefährt hinter sich erste Maschine alles in Ordnung soweit nur der Rost sollte ihm nur noch ein Jahr Tüv bereiten danach sollte er in die Presse! Aber bei sowas muss man sagen der Wagen hat seinen Dienst erfüllt auch wenn es schade ist! Er hat sich seine ruhe verdient!
MfG Der T1
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Mensch, wie konnte ich diesen tollen Fred nur letztes Jahr einfach überlesen. 🙂
Ja, der 123. Das wäre auch ein Auto für mich. Wenn es den noch neu geben würde käme für mich nichts anderes in Frage. Qualität und Langlebigkeit wie bei einem richtigen Fernreisebus.
Ciao,
Sven
Mein erster Wagen: W123 240D in agavengrün mit dattelbraunen Polstern. Sowas konnte sich nur Mercedes leisten, diese Fabrkombination.
Aber zum gleichen Preis gekauft wie die Fiesta 1.1 D, Opel Corsa, 3er BMW etc meiner Komilitonen. Wesentlich bequemer und geräumiger. Und ich habe ihn bis auf 160 km/gekriegt. Ok, er hat geschrieen, aber er hats gemacht. Einmal 5 Stunden Autobahn (verschärfte Gangart) ohne Öl (hatte vergessen nach dem Auffüllen den Deckel wieder draufzusetzen). Einmal Motorraumreinigung, auffüllen, weiter gings.
Noch heute beurteile ich Wagen nach dem Heimelig-Faktor von Boxer (so hiess er). Rein setzen, Arme fallen lassen, und sie liegen genau da wo sie gebraucht werden. Alles ergonomisch, durchdacht, stabil und fühlt sich wertig an. Ach ja, und das Schiebedach, vollmanuell, die Bewegung vergisst man einfach nicht, in Gedanken kracht mir noch heute die Schulter dabei. Wer braucht eigentlich Targas und Kabrios, wenn es solche Schiebedächer gibt. Was hab ich damals Sonnenbrände heimgeschleppt.
Stimmt, die Radlauffalze waren rostanfällig und die Wagenheberaufnahmen auch. Trennschleifer, Schweisser, Spachtel und dann schleifen, schleifen, schleifen bis er wieder schön ist.
Und schliesslich ist uns bei 150km/h ein runderneuerter Hinterreifen geplatzt (was war man blöd damals). Wir schossen zweimal quer über alle drei Fahrstreifen der Autobahn, dann verlor meine Freundin die Kontrolle. Vorne gegen die Leitplanken, hinten gegen die Leitplanke dann 100m gegen die Fahrtrichtung rückwärts. Zu Dritt aus dem Wrack gekrochen, nicht einmal eine Schramme. Boxer hatte seinen Motor 30 cm nach rechts verschoben und schleifte den Kühler hinterher, fuhr aber noch selber auf den Abschleppwagen, der ihn mitnahm.
In Fiesta, Corsa, Golf, 3er BMW und Co wäre keiner von uns mehr am Leben.
Ein Held der Automobilgeschichte.
Moin zusammen,
aufgrund all diesen schönen genannten Gründen, werde ich meinen 240D nie wieder hergeben...
Gruß
gizmon