Thema: umweltfreundliche Treibstoffe im Vergleich, Kurzübersicht

Hier einige Informationen die in der Zeitschrift : Westerwälder Auto-Gelerie im August 2005 veröffentlicht wurden

Mit neuen Treibstoffen in die Zukunft

Immer neue Hiobsbotschaften über gestiegene Energiekosten erreichen die Bürger im Westerwald. Dies wirkt sich auch auf die Treibstoffkosten an den Tankstellen aus. Preise in nie gesehener Höhe werden langsam zur Normalität. Diesel-Fahrer steigen zunehmend auf Biodiesel um, sofern die Motoren dafür geeignet sind. Auch auf lange Frist ist nicht damit zu rechnen dass sich die Energiekosten deutlich senken werden. Die Nachfragemärkte USA und China fragen mit Ihrer boomenden Wirtschaft soviel Energie nach, das die Fördermengen und die Raffinerieleistung einfach nicht mehr mitkommt. Viele weitere Faktoren lassen die Energiepreise zum Spielball von Rohstoffbörsen und Spekulanten werden.

Zeit also, sich um Alternativen zu kümmern, die zunehmend dafür sorgen die Abhängigkeiten zu reduzieren. Die Bundesregierung hat entsprechende Weichen gestellt und fördert diese Bestrebungen durch steuerpolitische Maßnahmen. Als alternative Energien haben sich in den letzten Jahren zunehmend Solarenergie, Windenergie, Wasserkraft etabliert, Holzpellets für die Heizung erweisen sich gerade in unserer Region als eine durchaus machbare und sinnvolle Alternative.
Was aber bleibt dem Autofahrer, der auf sein Fahrzeug angewiesen ist um gerade in unserer liebenswerten aber strukturschwachen Region z.B. seinen Arbeitsplatz zu erreichen? Entweder er akzeptiert die hohen Treibstoffpreise, schränkt sich im Konsum ein oder er sicht sich nach Alternativen um.

Ideal wäre eine preiswerte Energie die dazu noch die Umwelt schont. Dazu noch eine langfristig Zusicherung das diese Energie auch in Zukunft noch bezahlbar ist und bleibt, wobei der Staat z.B. auf Mineralölsteuern gänzlich oder teilweise verzichtet und es damit ermöglicht das viele Bürger auf diese Alternativkraftstoffe umsteigen. Preiswerter fahren dabei die Umwelt entlasten Mit möglichst langer Planungssicherheit.

Diese Alternativ-Energien zum Betrieb eines Fahrzeugs gibt es und sie werden nun auch zunehmend in unserer Region genutzt. Folgende alternative Treibstoffe sind für den Betrieb von Fahrzeugen geeignet:

Wasserstoff, diese Bezeichnung gibt es schon seit 1787. Es bedeutet eigentlich (griechisch hydro-genes) Wasser-erzeugend. Unter Umgebungs-Bedingungen gasförmig, erst bei Temperaturen von -253° wird es flüssig. Kommt in der Natur äußerst selten vor, muss also mit erheblichem Energieaufwand erzeugt werden. Probleme ergeben sich bei der Speicherung in Fahrzeugen. Kosten zur Zeit Benzin-äquivalent ca. 2,- €. Verschiedene Projekte laufen in Fahrzeugen, Wird als die Energiealternative bezeichnet, flächendeckend verfügbar in ca. 20 Jahren , Fahrzeuge voraussichtlich verfügbar ab 2015-2020 auch zum Betrieb von Brennstoffzellen favorisiert.
Verschiedene Projekte mit unterschiedlicher Anzatzweise laufen z.Zt. bei Daimer-Chrysler, BMW, VW, Opel, Ford

Autogas , auch unter LPG, GPL, Flüssiggas bekannt, besteht aus leicht verflüssigbaren Kohlenwasser-Verbindungen, Propan-Butangemische, dem Benzin im Verbrennungsverhalten sehr ähnlich, mit hohem Reinheitsgrad. Verfügbarkeit, aus heutiger Sicht, fast unbegrenzt, jedenfalls so lang wie Erdgas verfügbar ist, tritt bei der Erdgasförderung als Nebenprodukt auf, ebenfalls als bei Rohölförderung und beim raffinieren. Im Fahrzeug ausgereifte Technik mit hohem Wirkungsgrad, kaum merkbarer Leistungsverlust. Leichte Umrüstung auch bei älteren Benzin-Fahrzeugen möglich, auch bei hoch motorisierten Fahrzeugen einsetzbar, relativ geringe Umrüstkosten vom Oldtimer für ca. 1000,- € über normale Fahrzeuge mit ca. 1.600 – 2.200 € bis zu Hochleistungsfahrzeungen mit V8 für 2.800.-€ . Kaum Beeinträchtigung der Gebrauchstüchtigkeit da meist Reserveradmuldentanks verwendet werden können. Hohe Akzeptanz weltweit, in Deutschland z.Zt. ca. 860 Tankstellen, in Europa ca. 17.000, flächendeckende Versorgung in Deutschland zu Ende 2006 mit bis dahin ca. 1.250 Tankstellen. Gilt als Alternativkraftstoff erster Güte. Fahrzeuge verursachen rd. 50% Lärm als Dieselfahrzeugen, ca. 15% weniger CO² Ausstoß, andere Schadstoffe werden um bis zu 80% reduziert, längere Lebensdauer der Motoren durch weichere Verbrennung, Bei gleicher Energiemengenzufuhr höherer ltr. Verbrauch um ca. 20% wegen geringerem spez. Gewicht.
Treibstoffkosten seit 2001 nahezu unverändert bei ca. -,55€ = Benzinäquivalent ca. -.65 €. Mineralölsteuersatz festgeschrieben vorerst bis 31.12.2009, danach denkbare Erhöhung um ca. -,13 € je Liter möglich durch Anwendung von Regelsteuersatz, Tendenz: alle politischen Parteien wünschen eine weitere Fortführung des reduzierten Mineralölsteuersatzes. Polypolistische Anbieterstruktur führt mit zunehmender Tankstellendichte zu mehr Wettbewerb, gleich bleibende Preisstruktur, eventuell sogar fallende Preise möglich. Auf dem deutschen Markt keine Serienfahrzeuge verfügbar.

Erdgas, zwischenzeitlich etablierter Treibstoff im Fahrzeug, höherem Aufwand bei Umrüstung nötig, kaum für leistungsstarke Fahrzeuge geeignet in der Nachrüstung, wegen höher Drücke Tanks nicht in Torodial-Form möglich, 4-fach höheres Tankgewicht und Volumenmenge nötig um gleiche Reichweite entsprechend einem Autogas-Fahrzeug zu erreichen. Dadurch recht hohe Umrüstkosten von ca. 2.700,-- bis 4.500,-- €. Leistungsminderung der Motoren zwischen 12-20%, Positivere Umweltbilanz, sofern Transportverluste nicht gerechnet werden , von ca. 30% geringe CO²- Emissionen gegen über Benzinbetrieb bis zu 75% weniger CO. Rechnet man die Transportverluste ein ist die Umweltbilanz in Etwa gleich dem Autogas Oligopolistische Anbieterstruktur, nur 4 Marktbestimmende Anbieter in Deutschland mit selbst verordneter Preisanpassung von Erdgas an Rohöl lassen dauerhaft Preiserhöhungen vermuten. Einführung von Erdgasfahrzeugen wegen Gebrauchtüchtigkeitsnachteilen schleppender als erwartet, nur mit Fördermaßnahmen möglich. Gaspreis wird in Kg abgerechnet, Durchschnittspreis z.Zt. ca. 0,75 € = benzinäquivalent ca. 0,55, Preiserhöhung seit 2001 ca. -,10 €. Energieversorger sponsern die Anschaffung und Umrüstung eines Erdgasfahrzeugs mit bis zu 1.500,-€, Förderquote lt. BGW ca. 76% aller Erdgas-Fahrzeuge, Von den in 2001 vorausgesagten 1000 Erdgastankstellen für Ende 2004 konnten bis jetzt ca. 600 in Deutschland realisiert werden mit höherem Qualitätsniveau als bei Autogastankstellen, teilweise längere Öffnungszeiten. Keine Autobahntankstellen . Tankstellenbestand in Europa ca. 1.100. Sehr unterschiedliche Gasqualitäten H und L-Gas. Treibstoff wegen Reichweite hervorragend geeignet für Auslieferungsfahrzeuge, Taxen, Fahrschulwagen. Mineralölsteuersatz festgeschrieben bis 31.12.2020. Hohe Planungssicherheit. Serienfahrzeuge, schon recht umfangreich, verfügbar.

Biodiesel, (RME), eignet sich hervorragend als Alternativkraftstoff zu Diesel und ist, in der Cetan-Zahl gleichwertig, geeignet, sofern die Motoren dafür ausgelegt sind. Leider haben in der Vergangenheit immer mehr Fahrzeughersteller einer Verwendung nicht mehr zugestimmt. Rohstoff = Raps, nachwachsende Energie, Eigenerzeugung möglich, höherer Energiegehalt als Benzin, fast schwefelfrei, keine Aromate, kein Benzol, CO² neutral, biologisch abbaubar, kein Gefahrgut ungiftig, reduzierte Abgase, zieht Wasser an, wirkt wie Lösungsmittel, Mit hohem Aufwand unter Verwendung von Methanol ( aus fossilen Energieträgern ) hergestellt was die an sich positive Umweltbilanz negativ verändert. Kann zu Ablagerungen führen. Enthaltenes Alkali kann zu Filter-Verstopfungen führen. Monopolistische Anbieterstruktur in Verbindung mit etablierten Vertriebssystemen führt zu überteuerten Angebotspreisen. Weder der seit vielen Jahren fast unveränderte Abgabepreis der Hersteller noch der Wegfall der Mineralölsteuer haben zu einer adäquaten Preisbildung geführt. Der Biodieselpreis folgt daher beständig der Preisentwicklung von Diesel mit einem Abstand von rd. 10 ct., Eine von der Bundesregierung und EU gewünschte Beimischung von 5% zum Diesel wird die Preisstruktur weiterhin nachhaltig negativ verändern. Rußpartikelfiltertauglichkeit ncoh nicht nachgewiesen.

Pflanzenöl, auch als ALDI-Diesel bekannte, eigentlich die optimale Alternative zu Diesel. Natürlich belassenes Pflanzenöl, ohne negative Nebenwirkungen auf die Umwelt. Stärkung der heimischen Landwirtschaft ohne lange Transportwege in Erzeugernähe herstellbar und verwendbar. Der Marktpreis liegt je ltr. bei ca. -,60 €. Sofern die Weihenstephan-Norm erfüllt wird, für viele Dieselfahrzeuge unbedenklich. Bestand ca. 10.000 Fahrzeuge in Deutschland. Lagerung in eigener Garage möglich da nicht Wassergefährlich, nur wenige öffentliche Tankstellen verfügbar. Motorleistung und Kraftstoffverbrauch bleiben gleich. Mischung von Pflanzenöl und Diesel möglich, geringere Schadstoffemissionen, CO²-neutral und schwefelfrei. Motorlauf durch höheren Sauerstoffanteil im Pflanzenöl ruhiger. Fahrzeugumrüstung für ca. 1200,-€ notwendig. Nachteil: Abgase riechen nach Pommesbude. Erfordert höhere Aufmerksamkeit des Nutzers, Filterverstopfungen möglich, spezielles Motoröl nötig, mit Rußfilter keine Erfahrung.

Bioethanol E85 , ein Alkohol/Benzingemisch im Verhältnis 85:15. Eigenerzeugung in der EU auch in großen Mengen möglich, positive Umweltbilanz durch nur geringen Anteil fossiler Energie. Fahrzeuge können nicht umgerüstet werden, nur Abwerkmontage möglich. E85 wird in großen Mengen in Südamerika als Treibstoff benutzt, kaum Veränderung der Motorleistung. Sehr gute Erfahrungen in den letzten 4 Jahren in Schweden. Bestand der Fahrzeuge auf 10.000 geschätzt bei ca. 290 Tankstellen. 1. Tankstelle in Deutschland in Münster vor ca. 2 Monaten eröffnet. Kann zur Reduzierung von Treibstoffkosten um ca. 25% gegenüber Benzin führen. Fahrzeugmehrpreise bei besserer Ausstattung / Standheizung und Zuheizer serienmäßig bei VOLVO und FORD ca. 1.400 EUR.

Fazit: wir müssen uns darüber klar werden das Erdöl eine endliche Energie darstellt, nach heutiger Kenntnis wird Erdöl noch etwas 40-50 Jahre vorhalten unter der Berücksichtigung einer wirtschaftlichen Förderung. Spätestens in 25-20 Jahren wird uns dieser Umstand so bewusst werden das er zum handeln zu spät sein wird. Die Mineralölproduzenten haben dies schon längst erkannt und treffen entsprechende Maßnahmen. Jeder ltr. Treibstoff den wir von fossiler Energie auf nachwachsende Rohstoffe oder Gas umstellen macht Erdölvorkommen länger verfügbar. Dabei entlasten wir die Umwelt deutlich. CO² ist ein natürlicher Bestandteil den wir zum Leben brauchen. Er wird erst durch unsere unbedachte Handlungsweise gefährlich indem wir uns anschicken die in fossilen Energieträgern in vielen Millionen von Jahren gespeicherten Mengen CO², nahezu unkontrolliert, in nur 100 Jahren der Atmosphäre zuführen. Darüber sollte man einmal nachdenken

© Ulrich Frank, FRAGATEC, Neitersen
Internetadressen :
www.autogas-forum.de ; www.erdgasfahrzeuge.de ; www.hydogeit.de ; www.dvfg.de ; www.bund.de ; www.ffe.de,

Literaturhinweis: Sven Geitmann, Erneuerbare Energien und alternative Kraftstoffe ISBN 3-937863-00-1, Hydrogeit-Verlag 2004, 16766 Kremmen

BUWAL, Ökoprofile von Treibstoffen , Bern 1998
www.admin.ch/buwal/publikat/d/ BestellNr. UM-104-D

20 Antworten

Meik, ist dir diese Studie schon bekannt?

http://www.ufop.de/download/FVV-UFOP-IFEU-Studie.pdf

Sie werten sehr viele Studien aus und vergleicht die Ergebnisse miteinander.

@meik,
die o.g. Studie ist zwar kompliziert zu lesen, aber eins wird deutlich: CH4, NOx ist PÖL mit Diesel gleich, gesamtenergetish ist PÖL deutlich, fast das gesamte Co2 in der Bilanz wird gutgeschrieben, man kann also von CO2-neutral sprechen. Ein Zweitanksystem betankt den Reserveradmuldentank mit Diesel und den "großen" normalen mit PÖL, und das nicht aus der ALDI-Flasche (Müllberg) sondern aus dem Faß, Ergebnis: Reichweite 900km auf PÖL zu 49..60ct/l garantiert MöST frei.
Ich stelle das immer wieder fest, da ich mich im Vergleich zu LPG nochmal um ca 25-40% "verbessern" könnte, das ist bei 70Tkm/a nicht wenig. Den DPF (noch dünner Markt für Nachrüstungen, wenig Hersteller) hab ich jetzt mal außen vorgelassen, aber irgendwo im Hinterkopf sollte der schon mit berücksichtigt werden.

Danke, interessante Studie, kannte ich noch nicht. Aber 230 Seiten dauern noch ein Weilchen 😉

Was ich so im Vorwort gelesen hab kommt sie aber weitgehend zu den selben Schlüssen wie die Untersuchungen die ich kenne.

Gruß Meik

Meines Wissen ist außer dem NOx kein Wert höher als beim Diesel. Der schlechteren Verbrennung kann man mit Vorstrahldüsen und einem höheren Abspritzdruck ( 185 statt 155 bar) begegnen. Zumindest bei meinem 90ger VW JX Td, sowie einer kühlwasserbeheitzten Vorwärmung.

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Ne, ganz im Gegenteil. Durch die schlechtere Verbrennung ist die Temperatur im Motor niedriger, wodurch eher weniger NOx entstehen. Hauptnachteil sind die unverbrannten teile bei PÖL, also gerade HC und Russ.

Der 90er dürfte noch ein Kammermotor sein, da hat die Düse nicht soviel mit der Zerstäubung im Motor zu tun, sondern vielmehr die Gestaltung der Vor- oder Wirbelkammer.

Vorwärmung ist eine gute Massnahme um die Nachteile zumindest teilweise aufzufangen. Sinnvoll auch ein angepasster Einspritzzeitpunkt. Höhere Öffnungsdrücke der Düsen sind auch nicht schlecht, stellen aber eine erhöhte Belastung der Einspritzpumpe dar.

So, gute Nacht. Hoffe am WE mal die ganze Studie lesen zu können.

Gruß Meik

Öko?

Zitat:

Original geschrieben von simsonheitzer


wenn ich mir ein auto kaufe will ich einen Prius mit LPG haben. Billiger kann man nicht Langstrecke Fahren.

Da könntest du schon recht haben, aber Stadt und Land ist noch billiger. Und ein gutes Gewissen zur Umwelt bei den derzeitigen Möglichkeiten.

Mir ist bei der ganzen Diesel, RME, PÖL Diskussion schleierhaft, dass es um Preisreduktion und Ökologie gehen soll.
Was ist billiger E85 oder PÖL? Okölogie ist wohl ganz klar.

Meines Erachtens geht es eher darum, dass man sich vor Jahren in den Diesel "verrannt" hat und jetzt versucht mit "Öko" wieder rauszukommen. Sorry, das NOx und PM-Problem ist noch auf zig Jahre UNLÖSBAR, wenn man es mit normalen Ottos vergleicht. Es ist prinzipbedingt.

Ob man aus Raps nun PÖL oder E macht, das ist doch egal, aber E kann man selbst aus Stroh machen...

Der Verbrauch von E mag bis zu 100% höher sein als PÖL, aber genauso CO2-neutral und neutral ist neutral, also Mengenunabhängig. Der Rest, schweigen wir lieber....

Lernen wir endlich von anderen Ländern, auch wenn es schwer fällt... Es ist doch komisch, dass ein Entwicklungsland wie Brasilien uns was vormacht, wenn es eigentlich auch andere Ursachen hatte, dass die den Weg gegangen sind.

PS:
Im aufstrebenden Peking fahren alle(!) Taxen und Busse mit LPG, die sind cleverer als wir.

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