Sei kein Horst!
Bin über nen interessanten Artikel im Kurvenjägerforum gestolpert
Leider Gottes stimmt es wirklich, es sind immer mehr Horsts unterwegs...
Zitat:
Die Tage habe ich mit Ralf telefoniert, und weil es Ralf bis tief in seine Seele interessiert, wohin die ganze Zweiradszene geht, quatschen wir oft genau darüber. Zum Beispiel lebt unsere zunehmend zivilisiertere Gesellschaft immer kindersicherer, sodass sie immer mehr in Frage stellt, ob sie es gut findet, dass wir uns auf einen Beinahe-Rennmotor mit 16.000 Umdrehungen praktisch direkt draufsetzen, um uns damit durch das Häckselsieb „Leitplanke“ zu beschleunigen. Das ist einfach so und sollte uns nicht weiter stören. Ich finde es beispielsweise moralisch verwerflich, Audi zu fahren. Das ist einfach so und sollte Audisten nicht weiter stören. Wir leben derzeit in einer recht freien Gesellschaft, deshalb sind sowohl der Häcksler als auch das Audiauto legitime Lebenszeitinvestitionen.
Was mich jedoch stört, wo ich total die Hasskappe aufsetze, das ist diese innere Abwehr der Motorradszene gegen Neulinge. Da kommt ein junger Mensch trotz des abwehrenden Zeitgeistes heute noch zur wunderbaren Welt des Kraftrads, ein in höchstem Maße freudiges Ereignis, sollte man meinen! Es werden ihm Blumen zugeworfen, sollte man meinen, von wohlriechenden Körpern des präferierten Geschlechts gebrauchte Unterwäsche! Die Entscheidung des jungen Menschen wird in kunstvollen Gesängen zum Himmel hoch gelobt, sollte man meinen, genauso wie seine Genitalien! Leider sieht die Wahrheit anders aus, düster und böse.
Es ist wie eine Stuttgarter Dorfkneipe (denn Stuttgart ist Deutschlands größtes Dorf): Einige alte Horsts sitzen dort in ihrem Forumsstammtisch. Sie reden über früher, als alles noch besser schien, weil sie noch besser waren. Heute sind sie verbittert oder wirken zumindest so auf den jungen Menschen, der sich am Stammtisch dazusetzt. Er hat den Führerschein gemacht!, freut er sich. Wie geil ist das denn?! Ein billiges Motorrad hatte er schon vor dem Schein, jetzt sucht er billige Klamotten: „Welche billigen Klamotten sind denn die am wenigsten schlechten?“, will er wissen. Ein Raunen geht um den Tisch. Die Horsts schmatzen verächtlich. „Woisch“, sagt einer, „Wenn du keine drölftausend Euro für eine Schwabenlederkombi, Daytona-Stiefel und Held Phantom GPs hascht, dann solltest du das mit den Motorrädern einfach lassen.“
Und alle nicken. Jaja, der Horst, der hat Recht. Kein Meder ohne Leder! Und dem Bub sei’ neues altes Motorrad hat ja nedmal ABS. Geknickt verlässt der junge Mensch die Forumskneipe, um jetzt ohne Ratschläge irgendeine Ausrüstung innerhalb seines Budgets zu kaufen. Manche Mädels machen den Fehler, die Zubehörfrage frühzeitig vor Motorrad oder Schein zu stellen, manche von den Manchen sind von den Horstantworten derart enttäuscht, dass sie sich ein anderes Hobby suchen. In wenigen Wochen wird Horst sich wundern, warum das ihm irgendwie ästhetisch erscheinende Mädel keine diamantpaillettierte Kombi aus Cognac-gegerbtem Schwabenleder gekauft und nach ihrer Eingangsfrage überhaupt nix mehr gepostet hat. Komisch.
Das bringt mich vor allem deshalb zur nuklearen Weißglut, weil ich diese Horsts kenne. Keiner von denen hat als erste Ausrüstung Schwabenlederunterhosen gehabt, jeder hat mit einer löchrigen Jeans angefangen und kam sich wie ein Panzer vor, als er sich seine erste Kunstlederjacke holen konnte, die mit den Abriebeigenschaften von sabbergetränktem Zigarettenpapier glänzte. Die Dreistigkeit, mit der sie ihre eigene Laufbahn unter den Tisch kehren und so tun, als wäre Jugend etwas, das nur früher, zu ihrer Jugend, passiert ist, weckt in mir den tiefen Wunsch, ihnen in hohem Bogen auf den Stammtisch Knochen zu kotzen.
„Aber Sicherheit“, will der Horst jetzt sagen. „Fresse!“, will ich da sagen. Wenn der junge Mensch die maximale Sicherheit will, sucht er kein Motorrad, sondern eine gut gepolsterte Gummizelle. Ausnahmslos jeder Vielfahrer, den ich kenne, hat sich nach seinem bescheidenen Anfang zügig mit besserem Zubehör eingedeckt, denn besseres Zubehör macht einfach mehr Spaß. Er wird sich iterativ selber besser sichern. Man muss aber irgendwo anfangen, und zwar nicht bei zehntausend Euro für einen Hobby-Einstieg. Für die meisten jungen Menschen sind zehntausend Euro genausoviel wie das gesamte Eurorettungsschirm-Budget: eine vollkommen unwirklich scheinende Masse an Geld. Wenn das nicht von den Eltern kommt, woher dann? Bestimmt nicht aus den zweihundert Euro Sklaventaschengeld ihrer ersten Prakti-Stelle. Das würde Jahre dauern, und Jahre sind für einen jungen Menschen exakt genausoviel wie die Unendlichkeit.
Ich mag mit dem Thema nicht mehr in die Foren gehen. Ich mag nicht mit Horst diskutieren, das ist schon zu oft passiert. Deshalb freue ich mich über jeden guten Tip für Einsteiger: Welche Billigsachen habt ihr als erstes kaufen können und wie waren eure Erfahrungen damit? Wir finden bestimmt ein paar gute Tips, die wir abgebrannten Anfängern weitergeben können. Zum Beispiel: kein Horst sein.
Quelle: http://www.mojomag.de/2012/11/nachwuchs-verpiss-dich/
Beste Antwort im Thema
Bin über nen interessanten Artikel im Kurvenjägerforum gestolpert
Leider Gottes stimmt es wirklich, es sind immer mehr Horsts unterwegs...
Zitat:
Die Tage habe ich mit Ralf telefoniert, und weil es Ralf bis tief in seine Seele interessiert, wohin die ganze Zweiradszene geht, quatschen wir oft genau darüber. Zum Beispiel lebt unsere zunehmend zivilisiertere Gesellschaft immer kindersicherer, sodass sie immer mehr in Frage stellt, ob sie es gut findet, dass wir uns auf einen Beinahe-Rennmotor mit 16.000 Umdrehungen praktisch direkt draufsetzen, um uns damit durch das Häckselsieb „Leitplanke“ zu beschleunigen. Das ist einfach so und sollte uns nicht weiter stören. Ich finde es beispielsweise moralisch verwerflich, Audi zu fahren. Das ist einfach so und sollte Audisten nicht weiter stören. Wir leben derzeit in einer recht freien Gesellschaft, deshalb sind sowohl der Häcksler als auch das Audiauto legitime Lebenszeitinvestitionen.
Was mich jedoch stört, wo ich total die Hasskappe aufsetze, das ist diese innere Abwehr der Motorradszene gegen Neulinge. Da kommt ein junger Mensch trotz des abwehrenden Zeitgeistes heute noch zur wunderbaren Welt des Kraftrads, ein in höchstem Maße freudiges Ereignis, sollte man meinen! Es werden ihm Blumen zugeworfen, sollte man meinen, von wohlriechenden Körpern des präferierten Geschlechts gebrauchte Unterwäsche! Die Entscheidung des jungen Menschen wird in kunstvollen Gesängen zum Himmel hoch gelobt, sollte man meinen, genauso wie seine Genitalien! Leider sieht die Wahrheit anders aus, düster und böse.
Es ist wie eine Stuttgarter Dorfkneipe (denn Stuttgart ist Deutschlands größtes Dorf): Einige alte Horsts sitzen dort in ihrem Forumsstammtisch. Sie reden über früher, als alles noch besser schien, weil sie noch besser waren. Heute sind sie verbittert oder wirken zumindest so auf den jungen Menschen, der sich am Stammtisch dazusetzt. Er hat den Führerschein gemacht!, freut er sich. Wie geil ist das denn?! Ein billiges Motorrad hatte er schon vor dem Schein, jetzt sucht er billige Klamotten: „Welche billigen Klamotten sind denn die am wenigsten schlechten?“, will er wissen. Ein Raunen geht um den Tisch. Die Horsts schmatzen verächtlich. „Woisch“, sagt einer, „Wenn du keine drölftausend Euro für eine Schwabenlederkombi, Daytona-Stiefel und Held Phantom GPs hascht, dann solltest du das mit den Motorrädern einfach lassen.“
Und alle nicken. Jaja, der Horst, der hat Recht. Kein Meder ohne Leder! Und dem Bub sei’ neues altes Motorrad hat ja nedmal ABS. Geknickt verlässt der junge Mensch die Forumskneipe, um jetzt ohne Ratschläge irgendeine Ausrüstung innerhalb seines Budgets zu kaufen. Manche Mädels machen den Fehler, die Zubehörfrage frühzeitig vor Motorrad oder Schein zu stellen, manche von den Manchen sind von den Horstantworten derart enttäuscht, dass sie sich ein anderes Hobby suchen. In wenigen Wochen wird Horst sich wundern, warum das ihm irgendwie ästhetisch erscheinende Mädel keine diamantpaillettierte Kombi aus Cognac-gegerbtem Schwabenleder gekauft und nach ihrer Eingangsfrage überhaupt nix mehr gepostet hat. Komisch.
Das bringt mich vor allem deshalb zur nuklearen Weißglut, weil ich diese Horsts kenne. Keiner von denen hat als erste Ausrüstung Schwabenlederunterhosen gehabt, jeder hat mit einer löchrigen Jeans angefangen und kam sich wie ein Panzer vor, als er sich seine erste Kunstlederjacke holen konnte, die mit den Abriebeigenschaften von sabbergetränktem Zigarettenpapier glänzte. Die Dreistigkeit, mit der sie ihre eigene Laufbahn unter den Tisch kehren und so tun, als wäre Jugend etwas, das nur früher, zu ihrer Jugend, passiert ist, weckt in mir den tiefen Wunsch, ihnen in hohem Bogen auf den Stammtisch Knochen zu kotzen.
„Aber Sicherheit“, will der Horst jetzt sagen. „Fresse!“, will ich da sagen. Wenn der junge Mensch die maximale Sicherheit will, sucht er kein Motorrad, sondern eine gut gepolsterte Gummizelle. Ausnahmslos jeder Vielfahrer, den ich kenne, hat sich nach seinem bescheidenen Anfang zügig mit besserem Zubehör eingedeckt, denn besseres Zubehör macht einfach mehr Spaß. Er wird sich iterativ selber besser sichern. Man muss aber irgendwo anfangen, und zwar nicht bei zehntausend Euro für einen Hobby-Einstieg. Für die meisten jungen Menschen sind zehntausend Euro genausoviel wie das gesamte Eurorettungsschirm-Budget: eine vollkommen unwirklich scheinende Masse an Geld. Wenn das nicht von den Eltern kommt, woher dann? Bestimmt nicht aus den zweihundert Euro Sklaventaschengeld ihrer ersten Prakti-Stelle. Das würde Jahre dauern, und Jahre sind für einen jungen Menschen exakt genausoviel wie die Unendlichkeit.
Ich mag mit dem Thema nicht mehr in die Foren gehen. Ich mag nicht mit Horst diskutieren, das ist schon zu oft passiert. Deshalb freue ich mich über jeden guten Tip für Einsteiger: Welche Billigsachen habt ihr als erstes kaufen können und wie waren eure Erfahrungen damit? Wir finden bestimmt ein paar gute Tips, die wir abgebrannten Anfängern weitergeben können. Zum Beispiel: kein Horst sein.
Quelle: http://www.mojomag.de/2012/11/nachwuchs-verpiss-dich/
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125 Antworten
... Du meinst Maximalhaltbarkeit ...
Ich fahr dann weiter wenn das Haltbarkeitsdatum abgelaufen ist.
Zitat:
Original geschrieben von Kleinkubikgemesch
Da fällt mir etwas ein, was vor einiger Zeit ein Arbeitskollege gesagt hatte in Bezug auf modernes Qualitätsniveau:
Bestell ihm einen schönen Gruß von mir, er soll nicht so viel Scheiß erzählen.
Ich traf vor ein paar Jahren einen Mann, der einen Lloyd bereits seit fast 50 Jahren besaß. Er erzählte mit Wehmut in der Stimme, dass man damals für 98 Mark einen Rumpfmotor für den Lloyd kaufen konnte. Und dann erwähnte er, dass ein solcher Motor allerdings selten länger als 40.000 km hielt. VW hat in den 50ern eine Zeit lang jedem Käferfahrer eine goldene Uhr und eine Urkunde gegeben, der nachweisen konnte, mit dem ersten Motor mehr als 100.000 km gefahren zu sein. Derzeit beträgt das Durchschnittalter des deutschen Pkw-Bestandes ca. 8 Jahre. Der erste Neuwagen, den sich meine Eltern 1977 kauften, ein Citroen GS, war nach fünf Jahren so durchgerostet, dass er nicht mehr durch den Tüv kam. Bevor du jetzt über südeuropäische Autos lästerst: Mein 2001er Fiat ist jetzt zwölf und musste auch schon einmal geschweißt werden, aber er fährt noch problemlos.
Vor 30 jahren hielten die meisten Motorräder nicht länger als 50.000 km, dann war zumindest eine Motorrevision dran. Heute ist das Doppelte keine Seltenheit mehr. Es gibt regelmäßig BMW GS- und K-Modelle, die 300TKM und länger halten.
So viel zum modernen Qualitätsniveau.
Zitat:
Original geschrieben von shnoopix
Zitat:
Original geschrieben von fruchtzwerg
Bei BMW gibt es eh nur ü50 Sozias mit Ausnahme bei der SSP S1000RR da gibt es einen jungen Hüpfer.![]()
Jetzt tuste den 800ern aber unrecht. Auch da sind die Sozias jung und dynamisch.
Vor allem dynamisch^^
Zitat:
Original geschrieben von sampleman
Bestell ihm einen schönen Gruß von mir, er soll nicht so viel Scheiß erzählen.
Ich traf vor ein paar Jahren einen Mann, der einen Lloyd bereits seit fast 50 Jahren besaß. Er erzählte mit Wehmut in der Stimme, dass man damals für 98 Mark einen Rumpfmotor für den Lloyd kaufen konnte. Und dann erwähnte er, dass ein solcher Motor allerdings selten länger als 40.000 km hielt. VW hat in den 50ern eine Zeit lang jedem Käferfahrer eine goldene Uhr und eine Urkunde gegeben, der nachweisen konnte, mit dem ersten Motor mehr als 100.000 km gefahren zu sein. Derzeit beträgt das Durchschnittalter des deutschen Pkw-Bestandes ca. 8 Jahre. Der erste Neuwagen, den sich meine Eltern 1977 kauften, ein Citroen GS, war nach fünf Jahren so durchgerostet, dass er nicht mehr durch den Tüv kam. Bevor du jetzt über südeuropäische Autos lästerst: Mein 2001er Fiat ist jetzt zwölf und musste auch schon einmal geschweißt werden, aber er fährt noch problemlos.
Vor 30 jahren hielten die meisten Motorräder nicht länger als 50.000 km, dann war zumindest eine Motorrevision dran. Heute ist das Doppelte keine Seltenheit mehr. Es gibt regelmäßig BMW GS- und K-Modelle, die 300TKM und länger halten.
So viel zum modernen Qualitätsniveau.
Nun ja, das werde ich machen, aber ich denke mal, das das mehr als Witz gewertet werden konnte, so wie er das meinte.Grundsätzlich kann man nix verallgemeinern.
Allerdings...
Ich hatte einen Opel Bj 2003 neu gekauft und bereits nach drei Jahren erhebliche Reperaturen wie Anlasser 2x neu, Spiralfeder hinten gebrochen, ABS Totalausfall und all so Scherze halt, daher kann ich das so nicht bestätigen.
Das gleiche Modell von 1993 als Zweitwagen, ging letztes Jahr ohne Beanstandungen durch den TÜV.
Bei den Franzosen, muss ich sagen, gab es bis in den späten 90er Jahren immer Probleme, habe selbst drei Renault Generationen gefahren und sage: Nie wieder.
Dass sich an der Qualität des Korrosionsfreien Materials etwas geändert hat ist vollkommen richtig, eine 100000er Garantie auf Durchrostung konnte früher niemand geben.
Mit Citröen nennst Du aber ein banales Beispiel, denn diese Karren waren in der Vergangenheit immer wieder für ihre schlechte Qualität abgewertet worden.Diese Autos muss man lieben, sonst lernt man sie zu hassen.
Mir selbst sind Laufleistungen, derartiger Höhe wie über 300000km nicht bekannt, jedenfalls nicht bei Motorrädern.Da gab es einige Mercedes 200D W 123,Bj 80er Jahre die solche Laufleistungen, vornehmlich als Taxis, erreichten, aber wenn man überlegt dass man damit etwa 7,5 mal die Erde in ihrem Umfang umrundet hat, ist das eine Situation die neuwertige Maschinen noch gar nicht erreicht haben können, weil man eine gewisse Zeit für eine solche Strecke benötigt.Man kann nur spekulieren, wieviel die neuen Karren schaffen werden.Langstreckentests belegen gerade einmal 100000 km, da kenne ich einige alte Kisten, die das geschafft haben, wie z.B eine Honda CB 500, bei der waren 120000 keine Seltenheit.
BMW spiegelt ein ganz anderes Qualitätsniveau wieder, welches man aber auch mit einen hohen Barpreis bezahlt.
Und wie ich, hier in BT letztens noch erfuhr, was mich auch überraschte, dass jene mittlerweile auch in China fertigen lassen, also erst mal sehen, was von diesem Niveau in, sagen wir mal 10 Jahren, noch übriggeblieben ist.
Heute kann eine ganz andere Qualität geschaffen werden, mit den Möglichkeiten moderner Maßstäbe der Fertigung, die ewig halten würde.
Aber kein Händler oder Fabrikant, würde sich dieses Eigentor schießen wollen.
In einem gebe ich meinem Arbeitskollegen jedenfalls recht.
Damals konnte man viele Reperaturen noch selbst durchführen mit halbwegs gutem Werkzeug und ein bisschen Sachverstand.
Heute scheitert man schon Ansatzweise, bereits beim Ausbau der Batterie und den einfachsten Dingen, mit diesem Sachverstand, dazu wird ein halbes Studium in Fahrzeugmechatronik vorrausgesetz.
Laufleistung
Hat schon seine Gründe, warum ich K75 fahre.
Zitat:
Original geschrieben von Kleinkubikgemesch
Und wie ich, hier in BT letztens noch erfuhr, was mich auch überraschte, dass jene mittlerweile auch in China fertigen lassen, also erst mal sehen, was von diesem Niveau in, sagen wir mal 10 Jahren, noch übriggeblieben ist.
Da sind wir ja wieder voll im Thema: Horstismus in Reinkultur!
Made in Germany ist die Krönung und alles aus China ist Schrott, so, so... Die Wahrheit ist, dass BMW in China unter anderem seinen Einzylindermotor fertigen lässt, eine Konstruktion von Rotax, die früher meines Wissens in Österreich oder Italien produziert wurde. Aus China bekommt man die Qualität, die man bezahlt, das heißt, wenn man ihnen die richtigen Maschinen hinstellt und eine ordentliche Qualitätskontrolle installiert, dann geht das auch. Die aktuellen Lonchin-Einzylinder gelten jedenfalls als technisch mindestens gleichwertig, wenn nicht besser als die Rotax-Motoren davor.
Zitat:
In einem gebe ich meinem Arbeitskollegen jedenfalls recht.
Damals konnte man viele Reperaturen noch selbst durchführen mit halbwegs gutem Werkzeug und ein bisschen Sachverstand.
Heute scheitert man schon Ansatzweise, bereits beim Ausbau der Batterie und den einfachsten Dingen, mit diesem Sachverstand, dazu wird ein halbes Studium in Fahrzeugmechatronik vorrausgesetz.
Auch hier: Horstismus in Reinkultur!
Ein "Klacks" Leverkus (Motorjournalist aus den 50er und 60 Jahren und ewige Ikone der "früher war alles besser"-Fraktion) wusste natürlich, wie er unterwegs und am Straßenrand den Zylinder seiner Maschine zerlegen, die Laufbuchse läppen und danach den ganzen Kram wieder zusammenschrauben konnte. Er hatte auch das Werkzeug dafür am Mann. Nur: Er brauchte das auch, denn Kolbenklemmer waren damals an der Tagesordnung, weil man die schwachbrüstigen Kisten immer bis zum Anschlag auswringen musste - und das Material dafür nicht geeignet war. Heutige Motore haben Nikasil-beschichtete Laufbuchsen, brauchen kein Öl mehr und müssen auch nicht mehr geläppt werden.
Zitat:
Original geschrieben von Kleinkubikgemesch
...
Heute kann eine ganz andere Qualität geschaffen werden, mit den Möglichkeiten moderner Maßstäbe der Fertigung, die ewig halten würde.
Aber kein Händler oder Fabrikant, würde sich dieses Eigentor schießen wollen.
...
Ein einfaches Extrembeispiel aus dem Consumer Bereich:
Es ist kein Problem sich ein altes Telefon mit Wählscheibe auf dem Flohmarkt für eine Hand voll Euro zu kaufen. Diese Teile funktionieren tatsächlich noch an modernen digitalen Vermittlungsstellen der Telekom, da sie weiterhin das sog. Impulswahlverfahren unterstützt. Das ist praktizierte Nachhaltigkeit. Niemand ist also gezwungen sich ein neues Plastiktelefon zu kaufen, dessen Akkus nach zwei Jahren kaputt sind und man es wegwerfen muss.
Diese alten Wählscheibendinger sind tatsächlich fast unverwüstlich, die ganz alten aus schwarzem Bakelit (W48) konnte man sogar komplett reparieren, sogar den Wählmechnismus, aber wer will das heute noch?
Ein Spezialist braucht ca. 30-60Minuten um ein W48 neu zu justieren, ölen und die Kontakte zu reinigen, eventuell erneuern. Für das Geld gibt es heute ein komplett neues Telefon mit Nummernspeicher, Tasten, Speicher, Display und wahrscheinlich 10 Spielen.
Diese alte Technik ist überschaubar und reparabel, aber kann aus heutiger Sicht fast nichts. Wir wollen immer mehr an Funktionen in den Geräten und dadurch werden sie undurchschaubar.
Ich habe bewusst das Beispiel Telefon (nicht Handy) gewählt, da es eigentlich nur zum Telefonieren verwendet wird. Trotzdem sind dort mittlerweile soviele Zusatzfunktionen dazu gekommen, die nur das Telefonieren unterstützen (Wahlwiederholung, Nummernspeicher, Tasten, usw.), dass sie nicht mehr einfach zu reparieren sind. Zum eigentlichen Telefonieren ist nicht ein einziger Transistor im Telefon notwendig! Ein bisschen Elektrik und Mechanik reicht. Die Elektronik (Halbleiter, etc.) wird nur für Luxus und höhere Wählgeschwindigkeit (das Piepsen beim Wählen) benötigt.
Und gilt das Gleiche nicht auch für Motorräder? Bis in die 70er fuhren die Teile auch komplett ohne Transistoren und man kam trotzdem an's Ziel. Wer das Feeling will, soll sich eine Royal Enfield kaufen. Einfache Technik, man kann alles selber machen aber die Zuverlässigkeit ist nicht die Gleiche! Die Teile bleiben deutlich öfters liegen als moderne Maschinen. Allerdings kann man sie dann selber wieder flott bekommen. Das ist ein Faktor, der in Indien auf dem Land wichtig aber hier nicht mehr gefragt ist.
Zitat:
Original geschrieben von Vulkanistor
Und gilt das Gleiche nicht auch für Motorräder? Bis in die 70er fuhren die Teile auch komplett ohne Transistoren und man kam trotzdem an's Ziel. Wer das Feeling will, soll sich eine Royal Enfield kaufen. Einfache Technik, man kann alles selber machen aber die Zuverlässigkeit ist nicht die Gleiche! Die Teile bleiben deutlich öfters liegen als moderne Maschinen. Allerdings kann man sie dann selber wieder flott bekommen. Das ist ein Faktor, der in Indien auf dem Land wichtig aber hier nicht mehr gefragt ist.
Es gibt zwei Gründe für den technischen Fortschritt: 1. Die Bedürfnisse der Kunden werden höher (ob diese Bedürfnisse aus ihnen selbst heraus kommen oder ihnen vom Marketing eingeflüstert werden, darüber kann man streiten) 2. Die rechtlichen und technischen Rahmenbedingungen ändern sich. Wenn du heute in Deutschland eine neue Enfield kaufst, dann hat die auch eine elektronische Benzineinspritzung, vermutlich in Verbindung mit einer Kraftstoffpumpe, weil das sonst nicht anders geht. Sie hat eine komplett elektronisch gesteuerte Zündung und natürlich einen Kat, weil sie sonst die Euro-3-Norm nicht packt. Wenn das Ding wegen Schäden am Kraftstoffsystem oder an der Zündung liegen bleibt, dann ist Klacks mit seinem Latein am Ende. Ich vermute, dass die Enfields in Indien technisch weit weniger aufwendig gemacht werden - und dass es in Indien 30 Millionen Enfield-Spezialisten gibt, die so ein Ding blind und mit verbundenen Händen reparieren.
Übrigens kostet eine aktuelle Royal Enfield Bullet Classic EFI made in India ziemlich exakt genausoviel wie eine neue Honda NC700 made in Japan mit 700 Kubik, ABS und modernem Fahrwerk, die nicht nur Kreise um die Enfield fährt, sondern vermutlich auch noch doppelt so lange hält.
Früher war nicht alles besser...
Der eigentliche Sprung war der von der untenleigenden Nockenwelle zum OHC, bzw. DOHC.
Während (fast) jeder es noch schafft, den Briggs&Stratton seines Aufsitzmähers zu zerlegen und auch wieder zusammenzuschrauben (grossartiges Gefühl, wenn er dann anspringt!), ist das bei obenliegenden Nockenwellen mit automatischen Kettenspannern so eine Sache...
Um das hinzukriegen, muss man das einfach öfters machen, einmal in 10 Jahren reicht nicht, da wird mehr vermurkst als alles andere. Der Zeitaufwand, sich da wieder einzulesen, lont sich einfach nicht.
Damit verliert man dann den Bezug dazu, was genau man mit einer Drehung des Gasgriffs eigentlich auslöst...und das Mopped wird zu einem normalen Konsumgut.
Um einen DOHC erfolgreich zu strippen, um z.B. einen Kolben zu tauschen, muss man das geschätzt alle zwei Jahre machen, damit in Übung bleibt...dafür sind moderne Moppeds zu gut und laufen zu wenig.
Aus demselben Grund hätte die NASA Schwierigkeiten, heute eine Crew auf den Mond zu schiessen:
Das know-how ist verlorengegangen.
Zitat:
Original geschrieben von sampleman
Da sind wir ja wieder voll im Thema: Horstismus in Reinkultur!
Made in Germany ist die Krönung und alles aus China ist Schrott, so, so... Die Wahrheit ist, dass BMW in China unter anderem seinen Einzylindermotor fertigen lässt, eine Konstruktion von Rotax, die früher meines Wissens in Österreich oder Italien produziert wurde. Aus China bekommt man die Qualität, die man bezahlt, das heißt, wenn man ihnen die richtigen Maschinen hinstellt und eine ordentliche Qualitätskontrolle installiert, dann geht das auch. Die aktuellen Lonchin-Einzylinder gelten jedenfalls als technisch mindestens gleichwertig, wenn nicht besser als die Rotax-Motoren davor.
Ich habe ein China Moped ein Jahr lang gefahren, bin froh dass ich die noch losgeworden bin.
Honda Dax Nachbau Motor namens Lifan 139 FMB.
Antriebskette nach 200 km im Eimer.
Steuerkette schwingt übernatürlich auf,Vermutung naheliegend, das selbe Problem.Der Versuch diese gegen selbiges Modell von Honda zu wechseln brachte einige Überraschungen.
Beim Zusammenbau sind 50% der Gewindeflanken von den anzuziehenden Schrauben zerstört worden, gerade einmal mit 60Nm angezogen, brachte Ärger mit den Nachbarn, wegen der darauffolgenden Undichtigkeit und den zahlreichen Ölflecken.Erst der Einsatz von Heli Coil brachte eine Verbesserung.
Es folgte bis 1500km zahlreicher Austausch von China Teilen durch hochwertigeres Material aus dem Hause Honda, die Teile waren Gott sei dank alle kompatibel.
Nach 1500 km der Verkauf, ich hatte die Nase voll, aber so was von!
Das beste: Die Maschine war polnischer Herkunft, chinesisches Fabrikat und auch das Typenschild und der Brief aus China.
Die Polen hatten eigentlich nur die Aufkleber getauscht und redeten aber auch von einer flächendeckenden Qualitätskontrolle vor Ort.
Die Wahrheit sah aber ganz anders aus...
Richtig wohl habe ich mich übrigens auch nie gefühlt, so ein Chinading zu fahren, denn hierzulande werden Arbeitsplätze abgebaut und in China Leute ausgebeutet für einen Hungerlohn, die Produkte hier für ein Schweinegeld wieder verkauft.
Was hat das mit Hostismus zu tun?
Die Nasa hätte heute Schwierigkeiten, weil die dafür notwendige Maschine heute so komplex werden würde, dass die Komplexität das Hauptproblem darstellen würde.
Damals ging es nur um die Machbarkeit. Dem wurde alles untergeordnet. Redundanzen, Sensorik, Crewsicherheit, alles auf dem so eben noch tragbaren Minimum. Ging ja auch nicht anders.
Zitat:
Original geschrieben von Lewellyn
Die Nasa hätte heute Schwierigkeiten, weil die dafür notwendige Maschine heute so komplex werden würde, dass die Komplexität das Hauptproblem darstellen würde.
Damals ging es nur um die Machbarkeit. Dem wurde alles untergeordnet. Redundanzen, Sensorik, Crewsicherheit, alles auf dem so eben noch tragbaren Minimum. Ging ja auch nicht anders.
Bereits vor zehn Jahren hatte eine Homevideokamera mehr Elektronik als damals die Mondlandefähre.
Was die Rechenleistung angeht, könnte man wahrscheinlich mit einem Smartphone eine Mondrakete steuern. Blöd nur, wenn im entscheidenen Moment ein automatisches Update von "Angry Birds" läuft.
Zitat:
Original geschrieben von sampleman
Die aktuellen Lonchin-Einzylinder gelten jedenfalls als technisch mindestens gleichwertig, wenn nicht besser als die Rotax-Motoren davor.
Selbst wenn das stimmen mag, die Rotax-Triebwerke sind absolut top, meiner Ansicht nach fast so gut wie die Ziegel. Der 650er Einzylinder ist sehr sparsam, hat einen perfekten Durchzug in allen Lebenslagen und gilt als unzerstörbar. Das ist schlicht eine sehr gute Qualität. Die man gegen Geld natürlich auch in China bekommt, nur habe ich da aus politischen Gründen Probleme mit. Ganz ehrlich: BMW könnte sich mit einem minimal geringeren Gewinn bescheiden und den Leuten in Europa den Job gönnen. Was auch den Vorteil hätte, daß man auch weiter auch in Europa BMWs verkaufen kann - so schön die Chancen auf den neuen Märkten in Asien sein mögen; den Markt in Europa sollte man nicht vergessen.
Gruß Michael
Zitat:
Original geschrieben von Kleinkubikgemesch
Ich habe ein China Moped ein Jahr lang gefahren, bin froh dass ich die noch losgeworden bin.
You get what you pay for. Ich schreibe diesen Beitrag auf einem sieben jahre alten IBM Thinkpad T42 15 Zoll mit einer Display-Auflösung von 1400x1050 Pixeln. Da kann man heute lang nach gucken. Das Gerät ist Made in China - aber das sagt nichts aus.
Zitat:
Was hat das mit Hostismus zu tun?
Horstismus, so viel Zeit muss sein;-)
Stammtischgeklopfe á la "Früher konnte man Motorräder noch selbst reparieren, heute kommt alles aus China und ist scheiße" das ist für mich Horstismus. PS: Einen Dell'Orto Viefachvergaser konntest du noch nie reparieren, da bin ich mir sicher ohne dich persönlich zu kennen;-)
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