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Schwelgen - Schweißen - Schwärmen - die Kadett-Philosophie
Hallo miteinander.
Was macht ihn aus? Wen macht er an?
Hoch geschätzt, kaum beachtet, fast vergessen, bald unsterblich. Der Kadett.
Ein Auto, das mal war, mit Zweck und Ziel von A nach B,
verkannt, bekannt, abgelegt und neu entdeckt, belächelt
und gemieden, verehrt und gehätschelt.
Ein Untersatz für Massen mal, Ansporn für Spötter und auch
liebevolle Ironie, Entfacher für Besitzerstolz, allem Spott zum Trotz.
Was macht ihn aus? Wen macht er an?
Was war, was ist der Kadett? Wird er mal Legende?
Macht er die Not zur Tugend?
Getarntes Ideal der Habenichtse?
Gestörtes Stilbewusstsein? Oder doch die Leichtigkeit des Seins? Kult etwa?
Selbstbekenntnis. Ich zählte 400 Euro, die zu erübrigen waren für eine überdachte Zündkerze. So dachte ich jedenfalls. Von A nach B, das war der Zweck.Beinahe wäre es ein Renault-kastenwagen geworden. Aber aus der nüchternen Zweckbestimmung wurde nichts. Es begann mit einem Gefühl, es begann mit Aufmerksamkeiten, gegen die ich immun zu sein glaubte. Ich begann ihn zu lieben.
Eine Geschichte nahm ihren Anfang, deren Ende unabsehbar ist.
Was täte ich, gäbe man mir Geld für einen dieser Neuen?
Mit Air und Bag und Anti und Öko, mit Senso und Matic und Control und ?
Ich wäre weiterhin verrückt und er wäre meine Wahl.
Wie Phönix aus der Asche würde er neu geboren.
Der Kadett, ich werde ihn nie begreifen.
Wie geht es Euch damit?
Füllen wir doch mal das Sommerloch mit Schwelgen und Schwärmen. Vielleicht setzen wir ihm mal ein Denkmal.
Käfer und Ente haben schon eins. Warum nicht auch ER?
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19 Antworten
Sehr schönes Gedicht.
Mein Vater fuhr:
-Kadett E 1.3S Sprint Baujahr '85 (Leider zu schrott gefahren)
-Kadett E 1.8Euro Jubilee Baujahr '87 (Aus Kostengründen verkauft)
-Kadett E 1.6i GL Baujahr '89 (Verkauft, er wollte umbedingt einen Tigra haben)
Mein Opa fuhr:
-Kadett E 1.3N LS Baujahr '85 (Auch er aus Kostengründen getauscht)
-Kadett E 1.6i Beauty Baujahr '90 (Gegen einen Astra F eingetauscht)
Meine Mutter fuhr:
-Kadett C 1.2 Baujahr Unbekannt (nicht durch den Tüv gekommen)
-Kadett D 1.3N Baujahr '83 (Aus Kosten -und Platzgründen verkauft)
-Kadett E 1.6i Baujahr '89 (Wurde zu Reparatur anfällig)
Mein Bruder fuhr:
-Kadett C 1.2 Baujahr Unbekannt (zu Schrott gefahren)
-Kadett D 1.3S Baujahr Unbekannt (Aus kostengründen gegen einen Corsa B getauscht, anschließend verschrottet)
Wegen dieser Menge an Kadetten in unserer Familie sind die Fahrzeuge echt ans Herz gewachsen.
Das Beste: Keiner von ihnen hatte Rost.
Gruß Oli
Zitat:
Wie geht es Euch damit? Füllen wir doch mal das Sommerloch mit Schwelgen und Schwärmen. Vielleicht setzen wir ihm mal ein Denkmal. Käfer und Ente haben schon eins. Warum nicht auch ER?
Mein alter Kadett hat ein Denkmal! In meinem Herzen....
Vermiss ihn immer noch, meinen E-STH.... ....leider hat der Rost uns entzweit. :(
Ich kann nur vom E sprechen, davon hatten wir 2 in der Familie.
Schwärmen kann ich von denen beim besten Willen nicht. Die waren zwar zuverlässig, ansonsten haben sie aber voll der damaligen Opel-Maxime ensprochen: Durchschnittlich in jeder Beziehung. Nichts, was ihn in irgendeiner Hinsicht aus der Masse seiner Konkurrenten herausgehoben hätte. Bis auf einen Punkt: In punkto Verarbeitungsqualität war er sogar unterdurchschnittlich!
Und das Design: Über den Vorfacelift mit dem Wabengril schweigt des Sängers Höflichkeit. Ab dem Facelift konnte man dann wenigstens niicht mehr von optischer Belästigung sprechen.
Ich selber hatte den GSI 16 V. Wirklich toller Motor - an dem aber blöderweise ein Kadett dranhing. Und wäre kein Kadett gewesen, wenn er nicht durch hartnäckige Mucken der Motorelektronik genervt hätte.
Na, ja, alles vorbei. Auch für den Kadett. Und das zurecht. Subalterne Diénstgrade braucht der Markt heute nicht mehr. Heute sind Führungspersönlichkeiten gefragt. Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass der Kadett E eines jener Produkte war, mit denen sich Opel selbst an den Rand des Abgrundes manövriert hat.
Gruß Wolfgang
optische Belästigung? Nana, der Kadett B war doch ein optischer Schmaus und anders sah die deutsche Konkurrenz auch nicht aus :)...
Ich hab mich ja ausschließlich uf den E bezogen.
Der B ein Schmaus? Aber nicht für die Augen, oder? :D
Technisch waren A und B jedenfalls fast Avantgarde, in Zeiten einer Käfer Monokultur, ergänzt durch anderes Heckmotor-Gekrabbel.
Der C war schon wieder von gestern, als der Golf rauskam.
Gruß Wolfgang
Zitat:
Ich hab mich ja ausschließlich uf den E bezogen.
achso, nicht gelesen :).
Zitat:
Der B ein Schmaus? Aber nicht für die Augen, oder?
Doch, für meinen Geschmack schon :).
Zitat:
Der C war schon wieder von gestern, als der Golf rauskam.
jo, und auch nicht mein Geschmack.
Zitat:
Original geschrieben von Nimm6
Subalterne Diénstgrade braucht der Markt heute nicht mehr. Heute sind Führungspersönlichkeiten gefragt. Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass der Kadett E eines jener Produkte war, mit denen sich Opel selbst an den Rand des Abgrundes manövriert hat.
Ich nehme mich jetzt mal mit meiner positiven Voreingenommenheit für den Kadett, insbesondere den "E-Type" zurück.;)
So ganz kann ich mich mit deiner Ansicht nicht anfreunden, was den "Opel-Abgrund" angeht.
Der Kadett-E war das erfolgreichste Modell, das Opel je auf den Markt gebracht hat. Umso unverständlicher - da gebe ich dir ganz und gar recht - dass mit der Verarbeitung so dermaßen gefuscht wurde, und das betraf nicht nur den Rost. VW war ab dem Golf I immer voraus und war Schrittmacher in punkto Verarbeitungsqualität und Wertbeständigkeit.
Allerdings war es nicht der Kadett E, der Opel ins Schlingern brachte. Es waren vielmehr eine verfehlte Modellpolitik im mittleren und oberen Segment sowie eine eklatante Fehleinschätzung des europäischen Marktes durch die Konzernmutter GM. Nicht zu vergessen die miesen Qualitätsstandards damals. Die Golf - sprich: Kadett-Klasse muss immer das Zugpferd eines Automobilkonzernes bleiben. Wenn hier Fehler gemacht werden, dann hat das "nachhaltige" Wirkungen, die wir uns als Verbraucher wohl eher auf dem Gebiet der Wertbeständigkeit wünschen.
Gruß ChrisBremen
Zitat:
Original geschrieben von ChrisBremen
So ganz kann ich mich mit deiner Ansicht nicht anfreunden, was den "Opel-Abgrund" angeht.
Der Kadett-E war das erfolgreichste Modell, das Opel je auf den Markt gebracht hat.
Zunächst mal Danke für Deine Zurückhaltung :)
Markterfolg und langfristige Rufschädigung - in einem Auto, nämlich im Kadett E, vereint - sind mM nach kein Widerspruch.
Fahrzeugqualität und Kundenwahrnehmung und damit Kaufverhalten laufen meistens phasenverschoben.
Wenn also die Qualität in den Keller geht, wird das vom Markt erst nach einigen Jahren realisiert und mit sinkenden Verkaufszahlen bestraft. Das miese Modell selbst kann sich durchaus noch sehr gut verkaufen.
Umgekehrt: Steigende Qualität dringt erst nach Jahren ins Bewusstsein der Verbraucher und erst dann steigt der Absatz.
Auch hier Opel als Beispiel. Gegenwärtig gute Autos, aber immer noch mieser Ruf, daher NOCH schlechte Verkaufszahlen.
Klar ist natürlich, dass der Kadett E nicht allein an der heraufziehenden Opel-Misere schuld war. Aber er hat als Modell mit der höchsten Marktdurchdringung am meisten zur Rufschädigung beigetragen.
Gruß Wolfgang
Nimm6
Ja, ich stimme dir zu. Das war eine wichtige Ergänzung.
D' accord!
Gruß ChrisBremen
aber so mies (jedenfalls die letzten Bj und im Neuzustand) waren die e-kadetten gar nicht...
ich hab mehrere Tests von, haltet euch fest ;) AutoBild, wo der Kadett den Golf deutlich geschlagen hat.
@ Kitzmann: Könntest du diesen Test hier per Link posten?
Das wäre mal sehr interessant!
Gruß ChrisBremen
kann ich leider nicht, sorry.
hab die tests nur als zeitschrift.
war einmal ein kompaktklasse vergleichstest mit golf2, e-kadett, escort, corolla, usw...
alle um die 75PS
E-Kadett 1., Golf 2. escort 3. die restliche reihenfolge weiss ich nicht mehr... müsst ich mal die alten stapel durchwühlen...
Der andere Test
Der andere Test war ein Vergleich der Basismodelle von Golf und Kadett. Hier gewann der Kadett knapp durch das bessere Preis/Leistungs-Verhältniss...
Es werden weniger..
Eine Tachowelle verabschiedet sich, so heute geschehen.
Nun gut, sagt man sich, als halbwegs Vetrauter seines Kadetten, hin zum Autoverwerter und eine neue geholt.
Sie war auch da, die Tachowelle, genau die, die ich suchte, für das Kombiinstrument mit DZM, stolz nachgerüstet, weil früher nicht vorhanden.
Herr Schulze-Meyer vom Platze führt mich in die Halle, wo ein frisch geschlachtetes Exemplar auf seine letzte Ruhe wartete, gerupft, schon entseelt, ein letzter guter Zweck als Spender noch für kranke Lebende.
Doch der Schlachter hatte ganze Arbeit geleistet, wollte schnell das Getriebeorgan explantieren - und hatte die Schlagader säuberlich durchtrennt - Tachowelle adé.
Herr Meyer-Schulze vom Platze kommentierte: "Jetzt werden es weniger, wann die nächste Tachowelle parat liegt, keine Ahnung.."
Ganz unbeteiligt, sachlich, nüchtern, wie sollte er auch anders - und wendet sich dem nächsten toten Vehikel zu.
Da habe ich zum ersten Mal ganz bewusst mitbekommen, dass seine Zeit wirklich abläuft, fast unmerklich wird er verschwinden wie alle anderen vor ihm. Eines nicht fernen Tages wird so etwas Läppisches wie die Tachowelle eines Kadett E nur noch auf Raritätenmärkten Augen zum Leuchten bringen - und anschließend zum Tränen, weil, die Geldbörse leer.
Sie hat also begonnen, die neue Zeit, die Zeit des Abschieds und eines ganz anderen Beginns. Er setzt allmählich eine Patina an, der Kadett, wird zum begehrten Schmuckstück einer fast schon überlebten Zeit. Die Leute werden sich in wenigen Jahre nach ihm umdrehen, so wie man heute einem alten Wagen nachschaut.
Der Kadett beginnt, geheimnisvoll zu werden. Der Stolz, ein Exemplar zu besitzen, wächst.
Das Tal der Schmähungen ist bald durchschritten.
Schön geschrieben :)
Es stimmt! Die guten alten E-Kadetten werden wirklich selten... :(
Ich hab gestern nen (optisch) gut erhaltenen "CS" mit Oma am Steuer geshen :) ...
Ansonsten sieht man hier nur noch verrostete und baumarktgetunte Karren in denen Fahranfänger sitzen... :(