Richtiger Einstieg ins Motorradfahren

Hallo Freunde,

aus diversen Gründen motiviert habe ich nun mit 35 Jahren den Motorradschein gemacht. Derzeit befinde ich mich im Stadium der Suche nach einem Bike und sehe mich unvoreingenommen nach verschiedenen Bauarten um.

Was ich aber von den Leuten mit Erfahrung wissen will ist, wie gehe ich das Motorradfahren richtig an. Die Ausbildung zum Führerschein in Österreich umfasst gerade mal 12 Stunden wovon 4 auf dem Übungsplatz stattfinden. Das reicht gerade mal aus um das Motorrad "gerade zu halten". Will sagen zum Snowboarden beispielsweise hatte ich wesentlich mehr Stunden.

Nachdem auch noch letzte Woche 2 Bekannte 2. Grades (Bekannte von Freunden) tödlich verunglückt sind, will ich einfach keine "vermeidbaren" Fehler begehen. Ich will aber bitte keine polemischen Diskussionen von wegen "Motorradfahren ist nun mal gefährlich" und dgl. Diese Threads habe ich alle schon gelesen. Ich möchte auch nicht Antworten von wegen "ich hab auch einfach sofort irgendwie mit einem Supersportbike angefangen".

Ich bitte diejenigen von euch, die schon lange Erfahrung haben mir zu sagen wie sie es angehen würden, müssten sie jetzt neu beginnen. Das heisst einfach die Erfahrungen die sie einem Anfänger weitergeben würden. Das ganze in den Themen
- Wie baue ich Praxis auf dh. wie gestalte ich meine Übungsausfahrten
- Was sind vermeintlich ungefährliche Situationen, die aber gefährlich sind und man diese als Anfänger nicht erkennt
- Welche theoretischen und praktischen Weiterbildungen auf dem Motorrad empfohlen werden (Bücher, Kurse...)
- Wieviele km sollte man im Jahr fahren um einigermaßen das Gefühl für das Fahren zu erreichen
- und noch weitere solche Themen.

Im Grunde möchte ich - um in ein paar Jahren das Fahren richtig genießen zu können - mir einfach einen Plan zurechtlegen um möglichst viel zu lernen oder "trainieren" wenn ihr so wollt (aber ohne Rennsportambitionen)

Vielen Dank für eure Tips.

Ciao
Gio

Beste Antwort im Thema

Zitat:

Original geschrieben von gio123


Das mit dem Fahrsicherheitstraining ist in Ö ohnehin Pflicht (Mehrphasenausbildung). Da muss ich
3-9 Monate nach Erhalt des Scheins hin, sonst nehmen sie ihn mir wieder ab. Das werde ich vermutlich
noch im Oktober machen. Anfang nächster Saison, nach einer Wiedereingewöhnung nach der Winterpause
will ich ein Techniktraining ansetzen.

Wenn die das hier einführen würden, würd ich sofort dafür unterschreiben!

Dann aber auch bitteschön für Autofahrer.

23 weitere Antworten
23 Antworten

Hallo,
ich finde nicht dass Bücher oder ähnliches weiterhelfen. Wenn die richtige Einstellung da ist ( ist bei dir definitiv der Fall ) hilft nur fahren,fahren und nochmals fahren. Mich haben am Anfang auf mancher Strecke sogar Autos überholt,was mir aber egal war. Mit der Zeit und vor allem mit den gefahrenen Kilometern kommt die Sicherheit so oder so.
Gruß
Frogger

Zitat:

Original geschrieben von Frogger79


Hallo,
ich finde nicht dass Bücher oder ähnliches weiterhelfen. Wenn die richtige Einstellung da ist ( ist bei dir definitiv der Fall ) hilft nur fahren,fahren und nochmals fahren.

Nein, das stimmt so nicht. In dem erwähnten Buch "Die obere Hälfte des Motorrades" (das wirklich sehr empfehlenswert ist) erklärt der Autor Bernt Spiegel haarklein Gedankenblockaden, Strategiefehler und Fehleinschätzungen, die Dich durchaus ins Grab bringen können, wenn Du sie nicht kennst. Es hängt natürlich auch mit der Qualität der Ausbildung zusammen, aber ich kenne Leute, die hatten nach ihrer Prüfung noch nie das Wort "Blickführung" gehört, geschweige denn, dass sie gewusst hätten, wie man diese praktisch einsetzt. Wenn Du die Kurve zu Beginn nicht richtig angehst, dann geht Dir am Ende die Straße aus - sowas lernt man nicht nur durch Praxis, sondern auch dadurch, dass es einem einer erklärt.

Ich habe meinen Schein vor zwei Jahren gemacht und bin seitdem etwa 20 TKM gefahren. Ich bin auch öfters mal mit anderen, erfahreneren Fahrern unterwegs gewesen, habe zwei Trainings gemacht und einiges gelesen. Das Befriedigende dabei war, dass ich am eigenen Körper gespürt habe, wie ich Fortschritte mache.

Sampleman

Original geschrieben von currykampfwurst

Zitat:

Wenn die das hier einführen würden, würd ich sofort dafür unterschreiben!
Dann aber auch bitteschön für Autofahrer.

Jo, gilt in Ö für Autofahrer auch, sogar noch schärfer. Zusätzlich zum Fahrsicherheitstraining muss man auch

2-4 Monate nach Schein zu einer Perfektionsfahrt in die Fahrschule und nach 12 Monaten wieder eine solche

2 stündige Fahrt.

Ich kenne es ja noch nicht so genau, aber für mich scheint Motorradfahren zusätzlich zur Fortbewegung auch noch
einen sportlichen Charakter zu haben. Damit mein ich jetzt nicht die Rennstrecke. Aber für mich gehört wenn ich etwas Neues lerne immer ein gewisser Plan dazu, sonst kann ichs gleich lassen. Und gerade beim Motorradfahren will ich nicht unbedingt aus meinen Fehlern lernen.

Ciao
Gio

Hallo Gio, ich glaube, das trifft das thema, meine ersten erfahrungen...
http://www.motor-talk.de/blogs/wetpants/wiederaufsteiger-t1912171.html
Gruss aus Salzburg, wetpants

Ähnliche Themen

Sorry bei mir geht der link net!

Zitat:

Original geschrieben von Frogger79


Hallo,
ich finde nicht dass Bücher oder ähnliches weiterhelfen. Wenn die richtige Einstellung da ist ( ist bei dir definitiv der Fall ) hilft nur fahren,fahren und nochmals fahren. Mich haben am Anfang auf mancher Strecke sogar Autos überholt,was mir aber egal war. Mit der Zeit und vor allem mit den gefahrenen Kilometern kommt die Sicherheit so oder so.
Gruß
Frogger

Wieso??? Wieviele hast du schon gelesen???

Bücher sind eine Wunderbare Möglichkeit seine Fähigkeiten mit dem Motorrad zu entwickeln... Mich hat erst die Lektüre sämtlicher Deutsch und Englischsprachiger Titel (Hervorzuheben sind vor Allem die Obere Hälfte und die Werke von Keith Code) zu dem Fahrer gemacht, der ich heute bin. Gewiss, ich bein keine Koryphäe - steigerungspotential nach oben ist immer! Aber wenn ich jetzt zurückblicke auf die Zeit meiner Ahnungslosigkeit, (also die Zeit, in der ich das Wissen, welches ich mir bis Heute - nicht nur, aber vorrangig über Bücher angeeignet habe...) Uiuiuiuiui. Da bin ich heute wirklich ein um Welten besserer Fahrer. Um Welten!!!

Anders - also durch "Erfahrung" alleine hätte ich auch keinerlei Chance gehabt das Alles zu lernen, was ich mit den Büchern gelernt habe. Und warum sollte ich nicht von den Erfahrungen andererer (Profis!) profitieren, die ihr Wissen bereitwillig niedergeschrieben haben?

Wenn man gut Motorradfahren will, dann gehört es eben dazu, dass man sich mit der Physik, Fahrwerkstechnik und (vor Allem) der Komponente Mensch auseinandersetzt. Das geht eben am Besten, wenn man ein Buch liest und sich dann über ein bestimmtes Thema Gedanken macht und... das natürlich auch praktisch mit der Maschine ausprobiert! Ohne Praxis geht natürlich garnichts - Motorradfahren lernt man eben nicht nur durch das Lesen von Büchern - Aber man wird auf Dinge gestoßen, auf Sachverhalte aufmerksam gemacht, die einem sonst vielleicht entgangen wären oder eben erst viel später entdeckt worden wären. Man lernt am Besten, wenn man sich mit diesen Sachverhalten beschäftig, auf der Maschine praktisch daran arbeitet, experimentiert usw. Man muss aber erstmal darum wissen!!!

Auch muss man ja nicht Alles was gedruckt ist als unveränderlich sehen, sondern kann ja ausprobieren was für Einen funktioniert und was nicht - so entwickelt man dann eben seinen ganz persönlichen Stil!!!!!

Ansonsten noch ein paar weitere Tipps (auch wenn manche schon genannt wurden) die meiner Erfahrung nach sehr helfen (oder sogar notwendig sind!) für den TE:

-Sicherheitstraining oder Fahrertraining (sobald einige Kilometer abgespult sind und die Handhabung der Maschine einigermaßen locker von statten geht)

-Immer locker bleiben (Der lockere Fahrer macht das Tempo - nicht der Gestresste! Letzterer legt sich nur zielsicher aufs Maul...)

-Die Vorderradbremse ist dein Bester Kumpel. Lerne Sie zu nutzen. Sobald du etwas Erfahrung hast (für einen Anfänger ist das vielleicht noch etwas heftig), übe Vollbremsungen auf einem Parkplatz. Und übe Vollbremsungen aus allen Geschwindigkeiten, die du auch tatsächlich fährst. Wenn du 160 fährst, musst du auch mit 160 eine Vollbremsung hinbekommen. Aus 100 KM/H solltest du bei ca. 45m stehen (geht natürlich noch besser).

-Ich kann garnicht betonen, wie wichtig die Blicktechnik auf einem Motorrad ist. Aber wenn du "Den Spiegel", also Die Obere Hälfte durch hast wirst du das auch verstehen. Wie er schon schreibt: Nichts führt so frappierend zu Verbesserungen, wie die richtige Blickführung!

Gute Bücher:

-Die Obere Hälfte von Bernt Spiegel
-Motorradtraining alle Tage von Bernt Spiegel
-Auf der Ideallinie von Nick Lenatsch
-Alles im Griff von Lee Parks
-A Twist of The Wrist (Der richtige Dreh) von Keith Code
-Der Kniff mit dem Knie (?)
-Sicher ankommen von Dave Hough (sicher auch ein Tipp für Dich wert. Eigentlich Alles wichtige drin: Fahrphysik, Gefahrensituationen usw.)

Bücher, die du dir sparen kannst:
-Motorrad perfekt beherrschen von der Motorradzeitschrift
-Motorrad perfekt von ?

Hallo Gio, hallo Rocco, hallo die Runde, mein blog ist noch nicht auf, da steht:
als seemann bewegte ich in den letzten 20 jahren keine landfahrzeuge, als maschinist habe ich keine angst vor der technik. Führerschein machte ich 1968 für auto und motorrad, hatte damals eine Vespa 150, einige autos und dann nix mehr. September vorigen jahres habe ich mir das motorrad meiner träume zugelegt, eine Honda CX500, ich kriegte ein feines exemplar aus 1978. Aus Angst, die maschine gleich hinzulegen setzte ich mich bei der probefahrt hinter den verkäufer und achtete bei der abholung darauf, keine beobachter zu haben - reichlich bammel also. Es kam wie es musste, bei der steilen ausfahrt aus der tiefgarage riss mich die maschine um, zu langsam. So übte ich gleich das aufrichten und gab dann mehr gas. Auf dem leeren parkplatz einer getränkefirma machte ich meine ersten wackeligen kurven und dann stürzte ich mich in das Salzburger verkehrsgeschehen - ohne sehr aufzufallen. Nach den ersten 50 km ging es schon recht gut, nach besuch meiner eltern in Kärnten (mit Tauernschleuse durch den Tunnel) kam richtiger fahrspass auf und wesentlich besseres gefühl in den vielen kurven. Theorie über fahrtechnik las ich mir aus einer schweizer clubseite an. Bis November hatte ich 1500 km zu den vorhandenen 60000km dazugespult, es wurde kalt und feucht, ich kaufte bessere kleidung und wollte den winter durchfahren - nicht die CX - streik, äh, immer schlechteres anspringen und stehenbleiben. Zu kalt zum schrauben, wartezeit auf wicklung - winterpause, job auf schiff. Im märz war ich wieder da, die lima war fertig, einbau, der motor läuft wunderbar. Bei der fahrt zum TÜV kam wieder unsicherheit auf, beim umkehren in einer engen strasse kippte ich mitsamt der maschine um - lichtschalter kaputt...
Das teil war schnell gefunden, das pickerl erledigt, nach einigen kilometern kam auch das fahrgefühl wieder.
Respekt habe ich vor zerfahrenen, unebenen fahrbahnrändern in kurven, vor nässe und losem zeug auf der strasse und vor leuten, die den blinker erst beim einschlagen - alibihalber - mitnehmen.
Vom Fahrrad oder mofa kommend, fuhr ich eher am strassenrand, mit dem motorrad finde ich es besser, zügig in der mitte des fahrstreifens zu fahren. Zur übung fahre ich manchmal in eine kiesgrube und provoziere blockieren und durchdrehen der räder. Einen fahrpraxiskurs beim motorradclub will ich noch machen.

Zitat:

Original geschrieben von gio123


...
Ich bitte diejenigen von euch, die schon lange Erfahrung haben mir zu sagen wie sie es angehen würden, müssten sie jetzt neu beginnen. Das heisst einfach die Erfahrungen die sie einem Anfänger weitergeben würden.

Darf ich als Anfänger auch meinen Senf dazu geben? Einen heißen Tip hab ich nämlich noch - fahr am Anfang da, wo wenig Verkehr ist. Ich kam als ABS- verwöhnter Fahrschüler mit meiner ABS- losen CB 500 bei der ersten kleinen Ausfahrt schon in den Genuss eines Jägergrußes (wie grüßen sich zwei Jäger? Stellung! 😉) Und ich war heilfroh, dass ich der einzige war, der da in den Kreisel einfahren wollte.

Ich finde es ist hilfreich am Anfang auf unbefestigten Wegen oder gar im Gelände Erfahrungen zu sammeln. Falls Du die Gelegenheit hast versuche einen einfachen Trial-Parcours zu befahren und dich langsam zu steigern. Es muss ja nicht die schwarze Spur sein, aber dabei lernst Du die Reaktionen eines Zweirades kennen obwohl Du nur geringe Geschwindigkeiten fährst. Wer auf Schotter sicher unterwegs ist kann auch auf Asphalt sein Motorrad beherrschen.

Deine Antwort
Ähnliche Themen