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OBD/OBD2 HUD nachrüsten - Grundsatzfragen

Themenstarteram 6. Oktober 2021 um 14:09

Liebe Freunde,

ich habe es satt, die eierlegende Wollmilchsau unter den Autos zu suchen und rüste mir die Features, die mir fehlen selbst nach. Rückfahrkamera, PDC, Mittelarmlehne etc.

Mir ist es wichtig, eine Verbrauchsanzeige (Momentanverbrauch und Durchschnittsverbrauch) im Auto zu haben. Das will mein Hypermiler-Unterbewusstsein einfach haben. So bin ich auf sogenannte OBD/2 HUDs gestoßen. Bei Amazon, AliExpress und co. gibt es etliche, die angeboten werden.

Soweit ich verstehe, sind das quasi Live- Auslesetools, die ich in den OBD Stecker einstecke, mir irgendwo auf dem Dashboard hinstelle und mich quasi durch die Anzeigen durchwählen kann. Die Hersteller preisen ja an, dass man von A bis Z alles mögliche auslesen kann:

Geschwindigkeit

Drehzahl

Verbrauch

etc.

Frage #1 verstehe ich das Konzept so in etwa richtig?

Weiter im Text. Nun frage ich mich, ob man Kompatibilitäten beachten muss. Da fällt mir sofort die Bezeichnung OBD oder OBD2 ein. Ist das alles das gleiche? Muss man da aufpassen?

Frage #2 Kann JEDES Auto (sagen wir ab BJ2000) den Verbrauch über so ein OBD2 HUD anzeigen? Muss dafür ein spezieller Sensor oder eine Vorbereitung verbaut sein?

Hab bloß Sorge, dass ich mir so ein HUD anschaffe und dann mein Auto gar nicht in der Lage ist, solche Infos auszuspucken.

Die besagten Autos wären so im Bereich

Hyundai i30cw 2009

KIA Sportage JE 2008

Chevrolet Rezzo 2008

Lieben Dank im Voraus

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5 Antworten

Mal ne Frage vorweg: haben deine drei Autos sowas denn selbst: als eine Anzeige für den Momentanverbrauch und Durchschnittsverbrauch? Zum Beispiel im Kombiinstrument oder so einem gesonderten Bordcomputer?

Und was von deinen Autos ist Benziner, was ist Diesel?

Den Rest kann ich dir dann noch erklären.

Themenstarteram 6. Oktober 2021 um 15:26

Der Hyundai hat zwar ein riesen Display, welches aber permanent leer ist. Kann mir vorstellen, dass eine höhere Ausstattung diese Anzeige hätte. Der Kia hat eine Verbrauchsanzeige, jedoch nur eine Durchschnittsverbrauchsanzeige ab Reset. Nicht ab Start und nicht Momentan. Der Rezzo hat gar keine von Werk eingebaute.

Alle sind Benziner und alle sind mit LPG Gasanlage. Zum Einwand der Ungenauigkeit bei Gasanlagen kann ich sagen, dass die Autos DIE über eine Verbrauchsanzeige verfügten (BMW e46 320i, BMW e39 520i, VW Polo 6) ziemlich genau anzeigten, auch wenn ich mit Gas fuhr. Ich hatte das immer durch volltanken, fahren, volltanken mit DIstanz verrechnen gegengeprüft und es stimmte auf einige Kommastellen, da ja die ersten zwei Minuten auf Benzin gefahren wurde, bis die Gasanlage umsprang.

Ok, jetzt mal zu den Fragen.

Zu Frage 1) Ja, du verstehst das Konzept in etwa richtig. Aber eben nur "in etwa".

Aber du musst die Limitierungen besser verstehen.

Deine Autos haben jeweils eine Vielzahl an Steuergeräten, so ca. 8-15 Stück.

*Eines* davon ist das Motorsteuergerät, das den Ottomotor mit Sensoren misst (z.B. Gaspedalstellung, Drosselklappenstellung, Ansauglufttemperatur, Saugrohrdruck, Kühlmitteltemperatur) und dann mit Aktoren (Einspritzung, Zündung, Drosselklappenstellmotor) steuert.

Weitere sind Bremsensteuergerät (ABS, ESP), Klimasteuergerät, Bordnetz-Steuergerät, Steuergerät im Kombiinstrument, und noch ein Zoo an weiteren Steuergeräten.

Über die OBD-II-Standarddienste kommst du vereinfacht gesagt nur ans Motorsteuergerät ran.

Der Dienst, den du nutzen willst, heißt OBD-II Service 01. Die Anzeige von Live-Werten ("Parameter") aus dem Motorsteuergerät. Dafür gibt es hier eine standardisierte Liste mit PIDs = Parameter IDs:

https://en.wikipedia.org/wiki/OBD-II_PIDs

Welche Parameter aber dein jeweiliges Motorsteuergerät im jeweiligen Auto wirklich liefert, dafür gibt es zwei Wege:

1) man fragt das Motorsteuergerät selbst: in den PIDS 0, 32, 64, 96, 128, 160, 196 gibt es jeweils eine Auskunft, welche der nächsten 31 PIDs unterstützt werden. Die ist bitweise kodiert.

Für die PID 0 haben hier mal einige wenige ihre Werte dokumentiert in der Spalte "PIDs"

https://www.blafusel.de/obd/obd2_scanned.php

Dort kannst du also an einigen Beispielen sehen (die Spalte ist fast leer, nur wenige haben das an den Web-Autor dort rückgemeldet), wie wie Abdeckung mit unterstützten PIDs auf den ersten 32 Stellen aussieht. Man kann da draufklicken, dann wird es expandiert und übersichtlich angezeigt.

Von allen Motorsteuergeräten wird immer nur eine Teilmenge unterstützt (ältere Autos so 5-15 Stück, neuere auch mal 30 oder 50 Stück). Um die Dinge weiter zu komplizieren, weist ein Motorsteuergerät manchmal PIDS als nicht unterstützt aus, aber wenn man dann wirklich mal den Parameter konkret abfragt, dann kommen trotzdem sinnvolle Werte.

Was du siehst: ein fertig berechneter Verbrauch pro Zeit (Liter pro Stunde) oder Verbrauch pro km (Liter/100 km) ist in den ganzen PIDs nicht dabei. Das ist ganz wichtig!

Also: wie machen die Nachrüst-Anzeigen nun einen Verbrauchswert in Liter/100 km draus?

Ganz einfach: sie haben interne Rechenmodelle und schätzen den Momentan-Verbrauchswert.

Als Input können sie z.B. nehmen:

- Saugrohrdruck (PID 0Bh)

- Ansauglufttemperatur (PID 0Fh)

- Wert vom Luftmassenmesser (PID 10h)

- Drosselklappenstellung (PID 11h)

- Kurbelwellenumdrehungen (PID 0Ch)

- Fahrzeuggeschwindigkeit (PID 0Dh)

Die Hersteller der "Nachrüstverbrauchsanzeigen" dokumentieren in der Regel nicht, was sie wie verrechnet haben. Machmal fragen die Geräte in einer Konfiguration auch vom Nutzer noch weitere Werte ab:

- Diesel oder Otto?

- Hubraum des Motors?

- Korrekturfaktor?

Zitat:

Frage: Da fällt mir sofort die Bezeichnung OBD oder OBD2 ein. Ist das alles das gleiche? Muss man da aufpassen?

Ja, muss man. Die Begriffe werden aber fast nach Belieben verwendet.

Ganz alte Autos haben keine elektronischen Steuergeräte. Da gibt es auch keine Onbord-Diagnose-Möglichkeiten.

Mit den ersten elektronischen Steuergeräten (Motor und ABS, irgendwann noch Bordnetz, Klima, Zentralverriegelung und so) kamen auch die Onbord-Diagnose-Möglichkeiten (Live-Werte auslesen, Diagnostic Trouble Codes abfragen).

Da hat jeder Hersteller sein Süppchen gekocht: beliebige Diagnosestecker, beliebige Protokolle, beliebige Codes und Ansteuerungen. Das war ein Riesen-Zoo. Heute wird das im Nachhinein OBD-1 genannt.

Also wurde mit OBD-II einiges standardisiert:

- der 16-polige Diagnostic Link Connector

https://en.wikipedia.org/.../On-board_diagnostics?...

- ein paar der Pins und ihre Protokolle, siehe

https://en.wikipedia.org/.../On-board_diagnostics?...

- die OBD-II Services und PIDs, siehe https://en.wikipedia.org/wiki/OBD-II_PIDs#Standard_PIDs

Deine drei Beispielautos: fallen alle in die gleiche Klasse: OBD-2.

Die Benziner in Europa mussten das ab ca. 2001 so haben, die Diesel in Europa ab 2004.

Zitat:

Frage 2) Kann JEDES Auto (sagen wir ab BJ2000) den Verbrauch über so ein OBD2 HUD anzeigen? Muss dafür ein spezieller Sensor oder eine Vorbereitung verbaut sein?

Nein, das kann nicht jedes Auto. Ja, es müssen bestimmte Sachen verbaut sein.

1) Es muss ein Verbrennungsmotor verbaut sein. Reine Batteriefahrzeuge oder Wasserstoff-Brennstoffzellenfahrzeuge haben keinen Verbrennungsmotor verbaut. Diese haben auch keine Pflicht zur Onbord-Überwachung der emissionsrelevanten Parameter.

2) Wenn ein Verbrennungsmotor verbaut ist, dann muss der relevante Informationen für die Formeln (siehe oben) liefern, die irgendwie zu einer Verbrauchsberechnung taugen.

Mit deinen auf LPG umgerüsteten Autos (vermutlich bivalent, also unter Erhalt des großen Benzintanks) hast du:

a) einen Verbrauch an Superbenzin

b) einen Verbrauch an LPG

Getrennt nach Benzin und LPG bekommst du das nicht. Also kommt noch eine größere Schätzomatik raus. Das LPG-Steuergerät - wenn es denn eines gibt - wird auch via OBD-II gar nicht erreicht. Die Berechnung geht dann also so, als wäre es irgendwie Benzin, weiter.

Themenstarteram 8. Oktober 2021 um 16:30

Erstmal DANKE für diesen riesigen Post!

Dass die Gasanlage nicht direkt angesteuert und ausgelesen werden kann, das nehme ich in Kauf, denn ich kenns gar nicht anders. Meine Autos mit Verbrauchsanzeige zeigten ja auch fröhlich weiter den Verbrauch an, auch nachdem die Gasanlage angesprungen war. Die tun dan so, als sei nichts gewesen und nach dem Motto "Mir doch egal, was da in den Zylinder eingespritzt wird".

Dass dies zu eeeetwas ungenaueren Werten führt, war und ist mir natürlich klar. Es geht eher um relatives Optimum. Mich interessieren nicht die absoluten Zahlen, sondern ich passe meine Fahrweise relativ zu den Zahlen an. Beispiel:

Ich fahre innerorts 55 und frage mich, ob ich in den nächsten Gang soll oder nicht. Ein Test ergibt, dass der Verbrauch nun steigt (ganz egal wie hoch er vorher in absoluten Zahlen aussah), da der Motor jetzt etwas mehr ächzen muss. Also wieder zurück in den Gang davor. So auch beim Beschleunigen oder anderen Fahrweisen.

Deswegen ist mir immer diese Momentanverbrauchsanzeige so wichtig, weil ich dadurch das Optimum meiner jeweiligen Autos kennenlerne und ein direktes Feedback bekomme, auch wenn ich mittlerweile echt gut "hören" kann, wann der Verbrauch am Geringsten ist.

Aus Car Scanner meine Daten angehängt. (Ford C-Max Benziner 2005).

Ich musste die App aber kalibrieren: Anfang KM, Ende KM und Verbrauchsmenge eingeben. Je länger, je genauer. Ich habe so ca. 200 km genommen.

Screenshot_2020-11-30-11-44-31-533_com.ovz.carscanner.jpg
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