Mercedes W124 vs. W202 - Crashsicherheit
Hallo zusammen!
Während einem der vielen (Online-)Gespräche zwischen meiner Wenigkeit und Mercedes_GD300 kam bei uns die Frage auf, wie stabil die Fahrgastzelle der W124er tatsächlich ist. Als Vergleich diente nun ein W202, welchen wir in unserem Besitz haben, und von welchem es auch die bekannten Crash-Test Fotos gibt, welche das Fahrzeug und seine Fahrgastzelle vernichtend darstellen. Vom W124 kennen wir jedoch keine vergleichbaren Fotos und Berichte, die Aufschluss darüber geben könnten, ob die Wagen wirklich so "steif" sind wie sie uns vorkommen. Zwar gibt es ein Video im Internet mit einem Crashtest des Autos, aber es werden weder die Testbedingungen genannt noch stehen sie in der Beschreibung.
Unsere Frage(n) an euch, liebe Forum-Mitglieder:
Habt ihr irgendwelche Crashtestberichte vom W124?
Habt ihr irgendwelche selbst gesehene oder erlebte (was ich nicht hoffe) Vergleiche zwischen der Festigkeit der Fahrgastzelle?
Kennt ihr Fälle von wirklich heftigen Unfällen mit W124/W202-Beteiligung und Überlebenden aus dem Fahrzeug?
Gerne könnt/sollt ihr passendes Foto- und Videomaterial hier im Thread posten!
Wir hoffen auf eure rege Beteiligung!
LG
GD300 und el lucero
Beste Antwort im Thema
Zum Thema Crashsicherheit W124:
Die Fahrzeuge haben erst einmal Basismäßig eine sehr Stabile Crashzelle, welche auch bei Seitenaufprall, Überschlägen, Hecktreffern und vor allem nciht NCAP-Standardisierten Crashs eine sehr gute Sicherheit bietet.
Sie Crashen Frontal in 3 Stufen:
a) Stufe passiert nix, das ist regelmäßig für den Hausgebrauch der Fall.
b) Stufe knickt, das sind dann schon eher die schwereren Unfälle
c) Stufe faltet sich komplett.
Das Ding ist schon sehr Stabil und sehr gut in der Lage, Massekräfte ab zu bauen.
Das ist auch erst einmal das Allerwichtigste. Es nützt dir rein garnichts, Schön Energie ab zu bauen, wenn dabei die Fahrgastzelle knickt.
Darüber hinaus ist der W124 mit eine vielzahl von Features ausgestattet. Dazu gehört z.B. das Sicherheitslenkrad, welches einen weichen Gummiüberzug hat und sich beim Auftreffen des Kopfes verformt um so Energie ab zu bauen.
Die Fußfeststellbremse hat seit W123 eine Kette statt einer Stange, welche sich nicht in den Fahrerfußraum bewegen kann.
Die Pedale sind Hängend angeordnet, um den Fahrer beim Crash nicht zu verletzen.
Die umliegendenen Fußmatten sind so gepolstert, dass er sich beim Unfall nicht die Knöchel bricht, weshalb man da auch keine Alufußmatten aus E-Bay drauflegen sollte, weil sonst ist erstmal 8 Wochen Rollstuhl angesagt.
Bedienelemente wie der Blinkerschalter oder Tempomathebel knicken ab, um den Fahrer dort nicht weiter zu verletzen. Die komplette Bedienumgebung die Amaturentafel, Mittelkonsole, Fußraumverkleidungen ist aus einem speziellen Aluminiumverbundsystem hergestellt, so dass sie beim auftreffen von z.B. Händen, Armen oder Knien nachgibt und dir die Knochen nicht bricht. Gleiches gilt für das Holzinterrieur auf MDF/Aluminiumträgerplatte, furniert. Das macht man, da normales Echtholz splittern könnte und den Fahrer verletzen würde.
Die Sitze sind fest verankert, sie haben Kopfstützen und die vordersitze sind mit Pyrotechnischen Gurtstraffern und Gurtkraftbegrenzern ausgestattet, das hat Dacia (ziemlich als einzige) heute noch nicht.
Die Türverkleidungen sind ebenfalls so gebaut, das sogar die recht stabilerscheinenden Armlehnen genau wie die Mittelarmlehne beim Seitenaufprall weicher ist, als der Körper des Menschen den sie trifft, um deine Nieren (müsste das dort ansässige Organ sein) überleben zu lassen.
Weiterhin haben die Autos die 2. Generation Sicherheitstürschloss, welche auch nach starken unfällen ermöglicht, die Türen zu öffnen. Sowas gabs übrigends in 1. Generation bei MB seit Ende der 50er müsste das gewesen sein, im Ponton, welcher aber nicht die erste selbsttragende Ganzstahlkarosserie mit Knautschzonen hatte. Die hatte Opel im Olympia 1937 schon...
Auch die MB Sonderausstattung wie das Schiebedach sind so optimiert, dass sie bei Überschlägen (gehört das heute eigentlich endlich zum NCAP?) da bleiben wo sie sind, sich der Deckel nicht löst und rausfällt oder nach innen in den Fahrzeugraum gelangt. Deswegen hat es auch einen Seilzug und keine Stange, weil eine Stange sich bei Dachverformung in den Fahrgastraum drücken könnte. Die Rücksitzbank beim Kombi ist erheblich Stabil und kann deutliche Lasten von hinten aufnehmen, ebenfalls die Mittelarmlehne ist zur Ladungssicherung bei Voll umgelegte Rückbank zugelassen.
Der Tank ist in der Limousine mit in der Crashzone verbaut, (nicht wie beim Ponton z.B. im Kofferraum), wo er nicht kaputt geht. Beim T-Modell ist er so verbaut, dass er nach unten hin weg gedrückt wird, er reist also komplett aus seinen Halterungen und geht nach unten, wo er von den bekannten am Tank hängenden Stahlseilen aufgefangen wird, damit er den Boden nicht trifft und platzt.
Dinge wie die Gelenkwelle sind so konstruiert, dass sie sich nicht in den Innenraum bewegen. Beim heftigen Frontalcrash sind alle Einbauten so gewählt, dass sie nicht in den Innenraum eindringen können, deshalb ist das Lenkgetriebe soweit zurück gesetzt, verfügt über ein Knickelement und ein -sauteures- Sicherheitsrohr welches sich zusammen schieben kann, ohne das Lenkrad nach innen zu drücken. Motor und Getriebe sind in Motor und Getriebelager so gelagert, dass sie rausreißen und sich nach unten weg unter den Fahrzeugboden drücken.
Dazu ist die Ansteuerung der Benzinpumpe so geschaltet, dass beim Crash sofort die Kraftstoffversorgung ausgeschaltet wird.
Nur, um mal ein paar Details zu nennen.
Und ja, ich hab schon verdammt platte 124er gesehen, auch verdammt platte 123er, aber noch keinen in dem wer gestorben ist. Ich habe auch schon Kleinwagen gesehen, in die so ein 124er reingeknallt ist, incl. Airbags und dem Blut der Toten.
58 Antworten
Zitat:
Original geschrieben von 250tdfan
@PeanutÄh... vielleicht hättest du besser erst mal ein wenig in der SuFu geguckt bevor du hier reinplatzt...? Dann hättest du rausgefunden, dass Mark-86 wahrscheinlich das meistgeschätzte Forumsmitglied hier ist. Wenn er is nicht weiß, weiß es fast niemand. Ich kenne ihn nicht, aber dass du so über einen herziehst, den du nicht mal kennst...
Gruß aus dem (sonnigen) Emsland
Wido
Nabend Wido,
ich habe nicht nur die Suchfunktion ausführlichst benutzt, sondern auch die meisten seiner Postings gelesen; und deshalb auch mein Kommentar.
Er ist mit Sicherheit nicht das meistgeschätzte Mitglied- aber er weiß alles, kann alles, und hat auch alle möglichen Autos schon gefahren... mit 24 ????
Lies dir doch nur mal seine letzten beiden Antworten durch...
Sorry; aber da passt vieles einfach nicht zusammen (auch nicht, das er unter neuem Namen unterwegs ist- google doch mal Mark-RE... ;-) ...)
Immer noch skeptische Grüße,
René
Die gute alte kinetische Energie.
Hier wurde ein 124er mit 55km/h gecrasht, kin. Energie etwa 160KJ.
Das gleiche Fahrzeug hat bei 64km/h aber schon etwa 215KJ drauf.
Bei lediglich 10km/h höherer Geschwindigkeit muss die Fahrzeugstruktur beim Unfall ein Drittel mehr Energie aufnehmen und abbauen.
Wenn man nun im Geiste den 55km/h 124er und den 64km/h 202er betrachtet kann man den Schluss ziehen dass sich beide Fahrzeuge bei einem Frontalcrash wohl ähnlich falten werden.
Fand der Crash des W202 nicht gegen eine deformierbare Barriere statt? Während der W124 gegen ein starres Hindernis gefahren wurde?
Zitat:
Original geschrieben von Mark-86
sorry, aber mein Einsatzbereich geht von 0-230km/h, die Sicherheitsdifferenz von 55-75km/h reist mich jetzt nicht vom Hocker...
Das stimmt natürlich, aber im Normalfall rauscht man ja nicht sehenden Auges ungebremst irgendwo rein sondern versucht noch zu bremsen - ganz sinnlos sind die Sicherheitsreserven also IMHO auf jeden Fall nicht.
Aber der W124 hat schon einen relativ hohen Sicherheitsstandard. Sicher wird ein Golf V überlegen sein. Aber der kostet auch deutlich mehr und unsicher ist man in beiden Autos nicht. Immer noch besser als ein alter Fiat Panda...
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Zitat:
Original geschrieben von Mercedes_GD300
Fand der Crash des W202 nicht gegen eine deformierbare Barriere statt? Während der W124 gegen ein starres Hindernis gefahren wurde?
Korrekt, das ändert letztlich nichts an der Tatsache.
Bei 35% mehr Energie dürfte der 124er trotzdem nicht mehr viel besser aussehen als der W202.
Vielleicht beginnt beim 124er der A-Säule-Dachübergang erst bei 65km/h zu knicken. Bei nem W210 knickt er bei 68km/h und beim W212 vielleicht bei 75km/h. Das "Fenster" ist einfach sehr eng und das wollte Mark wohl sagen. Die Fahrzeuge sind nicht auf einem schlechten Niveau und Verbesserungen hat der NCAP durchaus gebracht, nur man darf nicht denken dass man mit einem W212 frontal mit 80km/h in einen entgegenkommenden Laster fährt und glaubt zu überleben.
Und das schliesst auch ein, dass der W124 kein aussergewöhnlich sicheres Fahrzeug ist, nur weil man das gerne glauben "mag". Sicherlich war er bei seiner Einführung hervorragend und zu seinem Auslaufen auch noch gut, aber dass ist 15 Jahre her und seitdem hat sich einfach einiges getan.
Bei dem ganzen muss man nur im Auge behalten dass die Geschwindigkeit bei Unfällen eben einen quadratischen Einfluss hat, deshalb wird es oberhalb 64km/h sehr schnell eng mit den Überlebenschancen, egal in welchem Auto.
Und zu guter letzt muss man bedenken dass bei einem Unfall vor allem der Zufall die Karten in der Hand hält.
Naja, aber 64 km/h gegen eine deformierbare Barriere bedeutet immerhin, dass die Spitzenbelastung aufgrund der insgesamt größeren Zone in der Energie abgebaut wird vermutlich geringer ist, als mit 55 km/h gegen ein absolut starres Hindernis zu fahren.
Aber das ist reine Spekulation...
Ich bezweifel vorallendingen, dass ein altes Fahrzeug mit >200.000 km noch die Stabilität aufweist, wie das nach verlassen des Fließbandes der Fall ist. Korrosion und Materialermüdung, sowie ein "Weich werden" der Rohkarosserie dürften ihr übriges tun.
Mercedes hat W126er mit über 400.000km gecrasht, um diese Fragen und die Sicherheit der Airbags zu klären, kein Unterschied zum Neufahrzeug.
Das überrascht mich eigentlich ziemlich, da sich ein Auto mit 500.000 km spürbar labiler fährt als das gleiche Fahrzeug mit 200.000 km... Aber wenn die Jungs das getestet haben wirds wohl stimmen.
Ich schalte mich dann auch noch mal ein!
Jetzt haben wir also schon recht viel zu Laborergebnissen gesammelt, das heißt wie die Autos gecrasht wurden (scheint ja doch Unterschiede zu geben) und das sie vermutlich gar nicht so weit auseinander liegen würden vom Ergebnis her.
Wie ist das jetzt mit euren "persönlichen Erfahrungen"?
(Nicht dass ich jetzt möchte, dass ihr mir von eueren schlimmsten Unfällen berichtet, von denen ihr möglichst so wenige wie möglich hattet, aber vielleicht habt ihr ja schonmal was von Unfällen mit Beteiligung der Baureihen gehört oder im Fernsehen gesehen).
Zitat:
Original geschrieben von el lucero orgulloso
Wie ist das jetzt mit euren "persönlichen Erfahrungen"?
Ich hatte vor rund 17 Jahren ein damals recht neues Coupé. Beim Befahren einer Landstraße kam mir auf meiner Fahrspur ein Fzg. entgegen (Fahrerin eingeschlafen). Auf die Gegenspur konnte ich nicht ausweichen, weil dort eine Fahrzeugkolonne war. Ich musste also nach rechts ausweichen, um einen Frontalzusammenstoß zu vermeiden. Rechts war aber ein Graben, über den ich nicht wegfahren konnte. So fuhr ich in den Graben und bin im Graben noch ein paar m gerutscht, bis ein Baum die Fahrt bremste. Die Fahrzeugfront war so eingedrückt, dass die Spritzwand (Motor- zum Fahrerraum) eingedrückt war, Vorderachse zum Teil abgerissen, Hinterachse stand schief im Wagen, rundherum demoliert. Aber die Fahrertür ging ohne Probleme auf, die Fahrgastzelle war völlig intakt. Und das ohne C-Säule.
Oberhesse
Ich kam vor einiger Zeit von der Autobahn, als jemand den ich kannte mit einem 123er T-Modell einem Van die Vorfahrt nahm.
Der Van ist mit ca. 60km/h (70 waren erlaubt) fast ungebremst in die Fahrerseite in beide Türen und die B-Säule geknallt und hat den 123er T ettliche Meter weiter mit der anderen Seite in die Leitplanke geschossen.
Den 123er hat es krumm gezogen wie eine Banane, mit Knick im Dach, die Fahrertür ging noch genau einmal auf, der Fahrer hat abends noch bei Bier mit uns gesessen, Prellungen von Gurt & Co waren alles, was zurück blieb. Gut ging es ihm nicht, aber, er hat nich nur überlebt, sondern ist eigentlich fast unverletzt ausgestiegen. Das Auto war so gefaltet, dass keine Türen mehr zu gingen und der Motor hat so einen Satz gemacht, dass die Gassteuerung abgerissen ist, sonst wäre er noch aus eigener Kraft auf den Abschlepper gefahren.
Der Van stand dort, Airabs auf, vorne Meter kürzer, die Insassem kamen mit Verletzungen und Knochenbrüchen per RTW ins Krankenhaus, die Straße glich einem Schlachtfeld.
äh... mit 60 in die Seite rein? Und dann unverletzt aussteigen aus einem Auto ohne Seitenairbags? Also das nehme ich dir nicht ab. Auch nicht weil es ein Mercedes ist.
Gruß
Wido