mehr sicherheitstechnologie = unsicherer verkehr?
diese schlussfolgerung wird in diesem spiegel-interview nahe gelegt. die diskussion ist nicht neu - aber denkt ihr selbst auch so!? ich bin mit waltraud immer sehr vorsichtig gefahren, besonders, als die bremsen nicht gingen... 😁 😛
lieb gruss
oli
25 Antworten
Cubs, da muß ich Dir widersprechen - ganz ungern natürlich 😉
Es gab tatsächlich Studien (wenn ich die Quelle wüßte, würde ich sie posten), daß nach Einführung von ABS und ESP Unfälle zugenommen hätten, weil die Nutzer nicht kapiert haben, was das System macht und daher wilder gefahren sind.
Die Argumentation war in etwa: Durch das indirektere, elektronisch abgeregelte Feedback der Fahrphysik scheint das Bewußtsein für "uuups, das war knapp, hat ja schon gequietscht" nicht mehr so aufzukommen. Damit sind die Grenzen nicht mehr so bewußt und auch schneller ohne Vorwarnung da.
Zitat:
Original geschrieben von Cubs
Dank moderner Sicherheitsausstattung hat aber die Unfalllschwere stetig massiv abgenommen.
Die Zahl der Unfalltoten ist rückläufig, ja.
Aber die Notfallmedizin hat auch, und zwar enorme, Fortschritte gemacht. Die, die früher sofort starben, überleben heute.
Immer natürlich nicht. Aber ab und an leben sie leider auch nur "etwas länger". Wenn ich mich recht erinnere, werden Unfallbeteiligte, die >= 4Wochen nach dem Unfall sterben, auch wenn dies an den Folgen des Unfalls geschieht, nicht mehr als Unfallopfer geführt.
Wenn man sich die letzten 30 Jahre Rettungsdienst anschaut, ist da sicherlich einiges passiert und die Qualität zumindest vereinheitlicht. Das dürfte über die Zeit eine Auswirkung auf die Überlebensrate gehabt haben. Wobei ich die letzten 10 - 15 Jahre eher eine konstante Qualität vermuten würde, damit dürfte der Effekt der Verbesserung der Notfallrettung in der Zeit keinen wesentlichen Effekt mehr über die Fahrzeugsicherheit haben.
Zitat:
Original geschrieben von TobiV70
Die Argumentation war in etwa: Durch das indirektere, elektronisch abgeregelte Feedback der Fahrphysik scheint das Bewußtsein für "uuups, das war knapp, hat ja schon gequietscht" nicht mehr so aufzukommen. Damit sind die Grenzen nicht mehr so bewußt und auch schneller ohne Vorwarnung da.
DAS denke ich ist einer der wichtigsten Punkte. Bei einem Fahrsicherheitstraining mussten wir mal versuchen den Wagen so schnell wie möglich durch eine Kurve zu fahren OHNE das ESP eingreift. Ist schwieriger als ich dachte.
Die meisten Fahren hindurch und sehen das blinkende ESP nicht mal, dabei regelt es wie sonst was.
Stösst jedoch auch das ESP an seine Grenzen, kann die Physik nicht aufgehalten werden und der Abflug ist umso heftiger.
Gruss
Lars
Nur ein paar Zahlen zu diesem Thema aus Österreich: Die größte Anzahl von Verkehrstoten gab es im Jahr 1972 - damals 2948! Die Anzahl der Fahrzeuge sowie die durchschnittliche Jahreskilometerleistung pro Fahrzeug war damals aber weitaus geringer als heute, die gefahrene Geschwindigkeit wahrscheinlich auch niedriger (die vmax eines VW Käfer lag zwischen 120 und 140 km/h).
Seither sinkt die Anzahl kontinuierlich auf zuletzt 764 (2005). Natürlich ist das nicht ausschließlich auf technische Verbesserungen der Fahrzeuge zurückzuführen - legistische Maßnahmen (Gurtenpflicht, Tempolimits, 0,5-Promille-Regelung etc.) sowie Verbesserungen der Notfallmedizin spielen auch eine wichtige Rolle, die Behauptung, dass "sichere" Autos aber eigentlich "unsicher" sind, lässt sich aus diesen Zahlen allerdings kaum ableiten.
Ist das ein Zombi-Fred? Das Thema hatten wir doch alleine in den letzten 2 Jahren sicherlich in jedem 10 Thread ;-) Es ist nun mal so, dass Technik auch genutzt wird - also auch um Grenzbereiche auszureizen.
Nun müssen wir auch die Hirne von den Fahranfängern dahingehend ausreizen, dass nicht nur die Konsequenzen sondern auch die Nachteile solcher Limit-Touren verstanden und akzeptiert werden. Dies ist nach der Technik der schwierigere Teil.
Gute Fahrt!
Torsten - der XC-Fan (und wünscht jedem einen Volvo - aber weiss auch, dass es nicht bringt, wenn man im Physikunterricht nur der Blondine nebenan in den Ausschnitt schielt ;-)
Zitat:
Original geschrieben von XC-Fan
dass es nicht bringt, wenn man im Physikunterricht nur der Blondine nebenan in den Ausschnitt schielt ;-)
Wenn wir die mal im Physikunterricht gesehen hätten - vielleicht wäre dann auch aus mir noch was geworden? 😉
Zitat:
Original geschrieben von Cubs
Meine Behauptung: Eine Ente mit 200 PS und Sportfahrwerk wuerde fast genauso unvorsichtig gefahren werden wie eine moderne Limousine. Sicherheit hin oder her.
So ist es. Das ganze aktive und passive Sicherheitsgedöns wurde entwickelt, um 200PS und mehr Fahrzeuge überhaupt an den Mann bringen zu können. Die langsameren und billigeren Modelle profitieren dann später davon durch billigere Massenfertigung: Faust zweiter Teil.
ABS verleitet nicht zur Überkompensation, da man es im Normalfall nicht "erfährt". Niemand fährt dichter auf, weil er dank ABS einen etwas verkürzten Bremsweg hat oder haben könnte. Alle gegenteiligen Behauptungen halte ich deshalb für falsch. Und die "erfahrbaren" Sicherheitszugewinne (Straßenlage, giftige Bremsen) stecken dann meist in Autos, die mehr leisten als das Vorgängermodell. Wenn das Verhältnis PS zu Gewicht gleich bliebe, gäbe es die Theorie der angeblichen Überkompensation von konstruktivem Sicherheitszugewinn gar nicht.
ABS könnte durchaus auch zur Überkompensation verleiten: "Ich habe ja ABS, also kann ich dichter auffahren." - sozusagen eine nicht erfahrene, aber "erglaubte" Überkompensation.
Wohingegen ESP und Konsorten da auch wirkliche Erfahrung liefern können.
Naja, im Endeffekt läuft es doch mit den Helferlein nur so, dass man eben näher an den Grenzbereich herangeführt wird bzw. eigentlich müsste man ja von einem Grenzwert reden. Die Physik aushebeln geht wirklich nicht, aber eben näher an die Grenze gehen, das ist möglich. Ich frage mich aber auch, wie viele wirklich ständig mit aufblinkenden ESP oder ABS-Lampen durch die Strassen ziehen. Ich habe an meinem Wagen die ABS oder ESP-Leuchte nur auf Schnee zu Gesicht bekommen...
stimme da eher jarod zu, es geht ja nicht nur um's næher ranfahren an andere verkehrsteilnehmer - das verhalten auf glatteis beispielsweise wird wesentlich davon beeinflusst, dass man denkt, man kønne schneller/besser bremsen. æhnlich ist es doch mit den audi quattro, die durchgehend teurer sind in der versicherung als gleichmotorisierte fronttriebler; das hat hier im forum mal jemand geschrieben. da merkt man erst beim bremsen, wie glatt es wirklich ist. uebrigens, abs verkuerzt den bremsweg ja nicht unbedingt, er macht das auto nur mehr kontrollierbar - auf schnee z.b. ist der bremsweg ohne abs bedeutend kuerzer, da sich der schnee vor den blockierenden rædern staut. mit spikes funktioniert das ganze noch besser.
lieb gruss
oli