Markenvergleich: günstig gegen teuer, rein technische Sichtweise

Hallo zusammen,

Aktueller Anlass:
Meine Freundin hat es auf einen neuen Hundai abgesehen und da ich aus dem VAG Lager komme kam mir die Frage auf:

Wie unterscheiden sich "günstige" Autos von "teureren", wenn man die Technik betrachtet?

Meißt fliegen bei solchen Themen schnell die Fetzen. Verarbeitung hier, "taugt nix" da.
Darum geht es mir aber gar nicht.
Mich würde mal interessieren, ob es einen ganz objektiven Vergleich auf rein technischer Ebene gibt.
Z.B.:
- Wie aufwändig ist ein System (Bremse, Multimedia, Scheinwerfer, etc.) konstruiert?
- Ist etwas "günstiges" teilweise einfach nur zusammen geklöppelt, wo bei "teuer" ein riesen Aufwand getrieben wird?
- Hat eine Bremse von "teuer" mehr Reserven als von "günstig"?
- Ist ein Halogenreflektor aufwändiger berechnet und bietet mehr Sicht?
- Vielleicht Thema Motorentechnik?
- Thema Fahrwerk

Gibt es bei bestimmten Herstellern ingenieurtechische Meisterleistungen die einen Mehrpreis rechtfertigen?
Das würde mich wirklich mal interessieren und es soll hier auf keinen Fall ein Markenstreit ausbrechen!!

Gruß
Frank

Beste Antwort im Thema

Zitat:

@Griev schrieb am 5. Februar 2015 um 10:55:52 Uhr:


Hallo zusammen,

Aktueller Anlass:
Meine Freundin hat es auf einen neuen Hundai abgesehen und da ich aus dem VAG Lager komme kam mir die Frage auf:

Wie unterscheiden sich "günstige" Autos von "teureren", wenn man die Technik betrachtet?

Hm, eine ähnliche Situation war es bei mir.

Ich bin Kfz-Mechatroniker und war 5 Jahre bei VW in der Werkstatt. Natürlich hat man da VW gefahren. Ich hatte einen Golf VI TDI und einen Caddy.

Nennenswerte Probleme hatte ich da nicht, ich kann VW jetzt echt nichts schlechtes nachsagen. Natürlich kannte ich mich mit der Materie aus und habe keinen 1.2 TSI gekauft wo die Ketten fliegen, aber auch sonst war an den Autos nicht viel dran. Andere (und gleiche) Autos standen jedoch öfters mit größeren Problemen bei uns in der Werkstatt.

Von daher muss man schon sagen, dass es Glückssache ist. Man kann ein Auto erwischen was 100.000 km ohne Defekt läuft, andere Leute bekommen ein identisches Auto und haben nur Probleme.
In der Technik steckt man einfach nicht drin, es kann jederzeit etwas kaputt gehen. Egal ob teuer oder günstig gekauft.

Generell gilt aber: Je mehr moderne Technik du an Board hast, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit dass etwas kaputt geht.

Außerdem musst du wissen, dass in vielen Fällen gar nicht der Autohersteller schuld ist. Die meisten Teile kommen von Zulieferern.
VW baut keine Bremsen, die werden von Bosch oder ATE ans Band geliefert.
VW baut keine Stoßdämpfer, die werden von Sachs & Co. ans Band geliefert.
Und so weiter ...

Das komplette Fahrwerk wird eigentlich zugeliefert und im Werk nur verbaut. Auch viele Motorenteile.
Wenn es also wirklich mal zu einem Defekt kommt, muss man immer schauen welches Teil betroffen ist. Meistens ist das Teil VW nur zugeliefert worden, dann muss man nicht sofort gegen VW hetzen.

Ähnlich macht es natürlich auch Hyundai mit den Teilen.

So, um auf meine Geschichte zurückzukommen:
Ich bin dann vor 1,5 Jahren in eine freie Werkstatt gegangen, weil ich VW nicht mehr sehen konnte. Da sieht man viel und bekommt viel mit, von fast allen Marken. Wenn man sich dann noch etwas über die Autos schlau macht, kommen manchmal erstaunliche Dinge dabei heraus.

Der neue Hyundai i30 wurde in Deutschland entwickelt (in Rüsselsheim - klingelt da was bei dir?) und in Tschechien gebaut (wo auch Skoda und Teile von VW gebaut werden). Designt wurde er von einem ehemaligen hohen Tier von Audi.
Kann das dann der "billige Korea-Schrott" sein, für den viele Ahnungslose Hyundai halten? Wohl kaum.

Das Auto gefiel mir sehr gut, also habe ich mir ein neues i30 Coupe gekauft.
Man bekommt dort mittlerweile die selbe Ausstattung wie bei den teureren Herstellern, nur eben etwas günstiger. Hätte ich mir einen vergleichbaren VW (Scirocco) mit dieser Ausstattung kaufen wollen, wäre ich tatsächlich (ich habe es genau verglichen) fast 10.000 € mehr losgewesen.
Das soll jetzt nichts schlechtes über VW heißen, aber es ist nunmal so.
Außerdem bin ich mir dem Auto sehr zufrieden. Klar, hier und da merkt man an Kleinigkeiten dass man in keinem Premium-Audi oder BMW sitzt, aber das ist mir das viele Geld nicht wert. Ich finde er sieht gut aus, hat genug Leistung und eine gute Ausstattung. Außerdem ist der Qualitätseindruck sehr gut, da braucht sich Hyundai vor VW nicht zu verstecken.

So viel zu VAG - Hyundai. Qualitativ nehmen die sich heute nicht mehr viel, sonst würde Hyundai wohl auch keine 5 Jahre Garantie auf die Autos geben.

Technisch gibt es allerdings schon Unterschiede.
Da ich von VW zu Hyundai bin und an den Dingern viel rumschraube (auch an den aktuellen Modellen), kann ich dir da im Detail noch das ein oder andere zu erzählen ...

Zitat:

@Griev schrieb am 5. Februar 2015 um 10:55:52 Uhr:


- Wie aufwändig ist ein System (Bremse, Multimedia, Scheinwerfer, etc.) konstruiert?

An der Bremse gibt es nicht wirklich viele Unterschiede.

Wenn wir jetzt mal von der Standard-Pkw-Bremsanlage ausgehen ... klar, im Touareg hast du Vier-Kolben-Sättel und eine insgesamt gewaltige Bremse verbaut, aber das Ding darf auch 3,5 Tonnen Anhängelast ziehen. Das kannst du nicht mit Hyundai vergleichen.

Die "normalen" Bremsen sind vom Aufbau her gleich, auch in der Dimension unterscheiden sie sich nicht. Bei Hyundai ist die schwimmende Führung der Bremssättel etwas anders gebaut als bei VAG, aber nicht besser oder schlechter.

ABS, ESP und Notbremsassistent sind heutzutage sowieso Standard.

Für die Bremskraft kann ich jetzt keinen Vergleich anstellen, aber die dürfte sich auch nicht viel nehmen. Heutzutage produziert eigentlich kein Hersteller mehr ein Auto mit einer auffallend schwachen Bremse. Die Bremse in meinem i30 packt auf jeden Fall bei Bedarf sehr gut.

Was die Haltbarkeit angeht gibt es auch keine enormen Unterschiede.

Multimedia ist schon so eine Sache, wo man sagen kann dass man einen Unterschied merkt. Nicht was die Anschlussmöglichkeiten angeht - auch bei Hyundai bekommst du USB, AUX, iPod, BlueTooth etc. Aber ich finde dass das Menü und das System auf dem Gerät bei Hyundai etwas einfacher gestrickt ist. Außerdem bekommst du dort keine wirklich gewaltige Soundanlage gegen Aufpreis. In einer guten Ausstattungsvariante bekommst du bei Hyundai 6 bis 8 Lautsprecher, aber eben keine BOSE-Anlage.
Das ist einer der Punkte wo man halt merkt, dass man ein etwas günstigeres Auto kauft.

Was die Scheinwerfer angeht, muss man auch sagen dass das teure System mehr Funktionen hat.
Bei Hyundai bekommst du natürlich auch Xenon-Scheinwerfer, aber kein dynamisches Kurvenlicht. Außerdem gibt es (noch) keine Bi-Xenon-Scheinwerfer, die kommen erst dieses Jahr bei Hyundai.
Hier merkt man dass die günstigen Hersteller der Technik etwas nachlaufen, denn Bi-Xenon gibt es bei VAG schon viele Jahre.

Zitat:

@Griev schrieb am 5. Februar 2015 um 10:55:52 Uhr:


- Ist etwas "günstiges" teilweise einfach nur zusammen geklöppelt, wo bei "teuer" ein riesen Aufwand getrieben wird?

Nein, das würde ich nicht sagen.

Zitat:

@Griev schrieb am 5. Februar 2015 um 10:55:52 Uhr:


- Hat eine Bremse von "teuer" mehr Reserven als von "günstig"?

siehe oben.

Zitat:

@Griev schrieb am 5. Februar 2015 um 10:55:52 Uhr:


- Ist ein Halogenreflektor aufwändiger berechnet und bietet mehr Sicht?

Das ist im Detail schon möglich, aber die Unterschiede werden nicht gravierend sein.

Zitat:

@Griev schrieb am 5. Februar 2015 um 10:55:52 Uhr:


- Vielleicht Thema Motorentechnik?

Ja, auch hier wird bei Hyundai nicht das Neueste vom Neuesten verbaut.

Ich habe einen Common Rail Diesel BJ 2014, der hat Bosch-Injektoren der zweiten Generation verbaut. Ganz "normale" Injektoren mit Magnetventil.
Andere Hersteller wie VAG sind schon bei der vierten Generation, mit Piezo-Injektoren. Die sind leichter, kleiner und können mit höheren Drücken arbeiten.
Das ist mir persönlich aber scheißegal, mein Motor läuft und hat eine für mich ausreichende Leistung. Das ist kein Punkt wo ich sage "blöder Hyundai, ich will die aktuellsten Injektoren haben".

Klingt nach einem Nachteil für den Hyundai, aber dreh die Sache mal um. Lass mal einen Injektor nach der Garantie abrauchen. Welche Rechnung bezahlst du dann lieber?

Zitat:

@Griev schrieb am 5. Februar 2015 um 10:55:52 Uhr:


- Thema Fahrwerk

Auch hier gibt es geringe bauliche Unterschiede.

Schlechter ist das Fahrwerk nicht - mein i30 hat z.B. hinten auch eine Einzelradaufhängung. Es ist aber insgesamt etwas einfacher aufgebaut.

Auch hier sehe ich keinen großen Nachteil.
Es bietet vielleicht nicht ganz den Komfort eines komplexeren Fahrwerks, aber es ist auch nicht unkomfortabel. Die spürbaren Unterschiede sind wirklich sehr gering.

Was man aber erwähnen muss: Man kann beim Hyundai nur die Spur vorne + hinten einstellen. Das Fahrwerk von VW bietet da mehr Möglichkeiten (Sturz vorne + hinten und bei manchen Modellen auch den Nachlauf vorne).

Zitat:

@Griev schrieb am 5. Februar 2015 um 10:55:52 Uhr:


Gibt es bei bestimmten Herstellern ingenieurtechische Meisterleistungen die einen Mehrpreis rechtfertigen?

Was das Auto betrifft, welches du kaufst? Nein.

Wenn du diesen Beitrag komplett gelesen hast, kannst du dir den Grund für den Preis schon denken.
Der i30 wurde von einem Ex-Audi-Mann designed, in Deutschland entwickelt, in Europa gebaut ... nichts mit billiger Koreaner.

Der Grund ist, dass Hyundai nicht der aktuellsten Technik hinterherläuft. Nur mal ein paar Beispiele nochmal zusammengefasst:
- Das Fahrwerk ist einfacher aufgebaut und bietet nicht so viele Einstellmöglichkeiten
- Bi-Xenon-Scheinwerfer kommen erst jetzt, obwohl VAG sie schon seid etlichen Jahren hat
- Ältere Generationen bei manchen Motor-Komponenten
- Nicht die allerneuesten technischen Innovationen im Auto

VAG und alle anderen "teuren" Hersteller forschen ständig an der neuesten Technik herum, bringen die neuesten Innovationen ins Auto und wollen immer die besten und ersten sein.
Diese Ingenieure bezahlst du letztendlich mit deinem Auto auch mit.

Hersteller wie Hyundai lassen eine neue Technik erstmal 3 bis 5 Jahre außer Acht. Dann werden sie auch dort angeboten - wenn die Technik ausgereift und günstiger ist.
Technisch gesehen ist der Hyundai deshalb definitiv ein paar Jahre zurück - das macht einen Großteil des Preises aus.
Das ist bei fast allen Systemen so - z.B. auch das automatische Einparken. Gibt es bei VW seit ungefähr 5 Jahren, Hyundai bringt es dieses Jahr in die Autos.

Anderes Beispiel - das neue Kältemittel R1234yf.
Das alte Kältemittel R134a wird ab 2017 komplett verboten sein, Hyundai steigt einfach auf das neue Kältemittel um (auch wenn es etwas gefährlicher ist). Da wird nichts erforscht oder entwickelt.
VW und Mercedes weigern sich das neue Kältemittel einzusetzen und entwickeln jetzt neue Klimaanlagen. Mercedes forscht an einer komplett neuen CO2-Anlage. Das kostet Millionen, die der Käufer eines Benz mitfinanzieren muss.

Dann gibt es noch kleinere Faktoren wie das Motorsport-Programm. VW und Mercedes haben ein riesiges Motorsport-Programm, welches zu gewissen Teilen auch über den Autoverkauf finanziert wird.

So, jetzt habe ich dir wohl genug erzählt. 😉
Das alles soll übrigens kein schlechtreden von VW oder gutreden von Hyundai sein - es passte nur so gut weil ich von VW auf Hyundai umgestiegen bin und du wohl das selbe vorhast.
Das System gilt für alle Hersteller. Du kannst VW gegen BMW oder Mercedes tauschen und Hyundai gegen KIA, es geht um den Unterschied Premium - Günstig.

Abschließend:
Ja, mein Hyundai ist in der Technik ca. 3 Jahre zurück und kann nicht selbst einparken oder andere unnötige Spielchen, aber dafür habe ich viel Geld gespart und trotzdem ein tolles Auto bekommen.

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Zitat:

@xY2kx schrieb am 5. Februar 2015 um 20:08:09 Uhr:



Zitat:

Naja, sobald es um VAG geht, kommen alle aus ihren Löchern gekrochen. Da kann man leider nichts machen.

VAG hat ein Problem, das ist die Stückzahl. Hat ein Motor ein Problem haben das auf einmal zig Modelle von VW über Audi bis Skoda und Seat.

Das ist der Nachteil eines breiten Baukastensystems, er spart Geld und macht flexibler, wenn ein Problem auftritt tritt es dafür sofort in enormer Stückzahl auf.

Und genau deswegen verstehe ich nicht, warum laut dieser "Statistik" VW doppelt so viele Motorschäden haben soll, als Audi. Und Skoda/Seat taucht gar nicht erst in der Top 10 auf. Das halte ich für überaus fraglich, warum es da solche Unterschiede geben soll, obwohl sich diese Marken einen Großteil der Motorenauswahl teilen.

Tja Leute ,wenn ihr es genau wissen wollt hilft nur eins,
Die Zeitung anschreiben und mal freundlich fragen auf was für einer Studie dieser Artikel basiert ,und um Offenlegung dieser Quelle.

mfg

Zitat:

@xY2kx schrieb am 6. Februar 2015 um 13:47:07 Uhr:


Und genau deswegen verstehe ich nicht, warum laut dieser "Statistik" VW doppelt so viele Motorschäden haben soll, als Audi. Und Skoda/Seat taucht gar nicht erst in der Top 10 auf. Das halte ich für überaus fraglich, warum es da solche Unterschiede geben soll, obwohl sich diese Marken einen Großteil der Motorenauswahl teilen.

Möglicherweise fährt der durchschnittliche Audi Fahrer in england mehr oder auch aggressiver als die der anderen Volkswagen Marken. Das würde es erklären.

Ähnliche Themen

Zitat:

@Griev schrieb am 5. Februar 2015 um 10:55:52 Uhr:


Hallo zusammen,

Aktueller Anlass:
Meine Freundin hat es auf einen neuen Hundai abgesehen und da ich aus dem VAG Lager komme kam mir die Frage auf:

Wie unterscheiden sich "günstige" Autos von "teureren", wenn man die Technik betrachtet?

Hm, eine ähnliche Situation war es bei mir.

Ich bin Kfz-Mechatroniker und war 5 Jahre bei VW in der Werkstatt. Natürlich hat man da VW gefahren. Ich hatte einen Golf VI TDI und einen Caddy.

Nennenswerte Probleme hatte ich da nicht, ich kann VW jetzt echt nichts schlechtes nachsagen. Natürlich kannte ich mich mit der Materie aus und habe keinen 1.2 TSI gekauft wo die Ketten fliegen, aber auch sonst war an den Autos nicht viel dran. Andere (und gleiche) Autos standen jedoch öfters mit größeren Problemen bei uns in der Werkstatt.

Von daher muss man schon sagen, dass es Glückssache ist. Man kann ein Auto erwischen was 100.000 km ohne Defekt läuft, andere Leute bekommen ein identisches Auto und haben nur Probleme.
In der Technik steckt man einfach nicht drin, es kann jederzeit etwas kaputt gehen. Egal ob teuer oder günstig gekauft.

Generell gilt aber: Je mehr moderne Technik du an Board hast, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit dass etwas kaputt geht.

Außerdem musst du wissen, dass in vielen Fällen gar nicht der Autohersteller schuld ist. Die meisten Teile kommen von Zulieferern.
VW baut keine Bremsen, die werden von Bosch oder ATE ans Band geliefert.
VW baut keine Stoßdämpfer, die werden von Sachs & Co. ans Band geliefert.
Und so weiter ...

Das komplette Fahrwerk wird eigentlich zugeliefert und im Werk nur verbaut. Auch viele Motorenteile.
Wenn es also wirklich mal zu einem Defekt kommt, muss man immer schauen welches Teil betroffen ist. Meistens ist das Teil VW nur zugeliefert worden, dann muss man nicht sofort gegen VW hetzen.

Ähnlich macht es natürlich auch Hyundai mit den Teilen.

So, um auf meine Geschichte zurückzukommen:
Ich bin dann vor 1,5 Jahren in eine freie Werkstatt gegangen, weil ich VW nicht mehr sehen konnte. Da sieht man viel und bekommt viel mit, von fast allen Marken. Wenn man sich dann noch etwas über die Autos schlau macht, kommen manchmal erstaunliche Dinge dabei heraus.

Der neue Hyundai i30 wurde in Deutschland entwickelt (in Rüsselsheim - klingelt da was bei dir?) und in Tschechien gebaut (wo auch Skoda und Teile von VW gebaut werden). Designt wurde er von einem ehemaligen hohen Tier von Audi.
Kann das dann der "billige Korea-Schrott" sein, für den viele Ahnungslose Hyundai halten? Wohl kaum.

Das Auto gefiel mir sehr gut, also habe ich mir ein neues i30 Coupe gekauft.
Man bekommt dort mittlerweile die selbe Ausstattung wie bei den teureren Herstellern, nur eben etwas günstiger. Hätte ich mir einen vergleichbaren VW (Scirocco) mit dieser Ausstattung kaufen wollen, wäre ich tatsächlich (ich habe es genau verglichen) fast 10.000 € mehr losgewesen.
Das soll jetzt nichts schlechtes über VW heißen, aber es ist nunmal so.
Außerdem bin ich mir dem Auto sehr zufrieden. Klar, hier und da merkt man an Kleinigkeiten dass man in keinem Premium-Audi oder BMW sitzt, aber das ist mir das viele Geld nicht wert. Ich finde er sieht gut aus, hat genug Leistung und eine gute Ausstattung. Außerdem ist der Qualitätseindruck sehr gut, da braucht sich Hyundai vor VW nicht zu verstecken.

So viel zu VAG - Hyundai. Qualitativ nehmen die sich heute nicht mehr viel, sonst würde Hyundai wohl auch keine 5 Jahre Garantie auf die Autos geben.

Technisch gibt es allerdings schon Unterschiede.
Da ich von VW zu Hyundai bin und an den Dingern viel rumschraube (auch an den aktuellen Modellen), kann ich dir da im Detail noch das ein oder andere zu erzählen ...

Zitat:

@Griev schrieb am 5. Februar 2015 um 10:55:52 Uhr:


- Wie aufwändig ist ein System (Bremse, Multimedia, Scheinwerfer, etc.) konstruiert?

An der Bremse gibt es nicht wirklich viele Unterschiede.

Wenn wir jetzt mal von der Standard-Pkw-Bremsanlage ausgehen ... klar, im Touareg hast du Vier-Kolben-Sättel und eine insgesamt gewaltige Bremse verbaut, aber das Ding darf auch 3,5 Tonnen Anhängelast ziehen. Das kannst du nicht mit Hyundai vergleichen.

Die "normalen" Bremsen sind vom Aufbau her gleich, auch in der Dimension unterscheiden sie sich nicht. Bei Hyundai ist die schwimmende Führung der Bremssättel etwas anders gebaut als bei VAG, aber nicht besser oder schlechter.

ABS, ESP und Notbremsassistent sind heutzutage sowieso Standard.

Für die Bremskraft kann ich jetzt keinen Vergleich anstellen, aber die dürfte sich auch nicht viel nehmen. Heutzutage produziert eigentlich kein Hersteller mehr ein Auto mit einer auffallend schwachen Bremse. Die Bremse in meinem i30 packt auf jeden Fall bei Bedarf sehr gut.

Was die Haltbarkeit angeht gibt es auch keine enormen Unterschiede.

Multimedia ist schon so eine Sache, wo man sagen kann dass man einen Unterschied merkt. Nicht was die Anschlussmöglichkeiten angeht - auch bei Hyundai bekommst du USB, AUX, iPod, BlueTooth etc. Aber ich finde dass das Menü und das System auf dem Gerät bei Hyundai etwas einfacher gestrickt ist. Außerdem bekommst du dort keine wirklich gewaltige Soundanlage gegen Aufpreis. In einer guten Ausstattungsvariante bekommst du bei Hyundai 6 bis 8 Lautsprecher, aber eben keine BOSE-Anlage.
Das ist einer der Punkte wo man halt merkt, dass man ein etwas günstigeres Auto kauft.

Was die Scheinwerfer angeht, muss man auch sagen dass das teure System mehr Funktionen hat.
Bei Hyundai bekommst du natürlich auch Xenon-Scheinwerfer, aber kein dynamisches Kurvenlicht. Außerdem gibt es (noch) keine Bi-Xenon-Scheinwerfer, die kommen erst dieses Jahr bei Hyundai.
Hier merkt man dass die günstigen Hersteller der Technik etwas nachlaufen, denn Bi-Xenon gibt es bei VAG schon viele Jahre.

Zitat:

@Griev schrieb am 5. Februar 2015 um 10:55:52 Uhr:


- Ist etwas "günstiges" teilweise einfach nur zusammen geklöppelt, wo bei "teuer" ein riesen Aufwand getrieben wird?

Nein, das würde ich nicht sagen.

Zitat:

@Griev schrieb am 5. Februar 2015 um 10:55:52 Uhr:


- Hat eine Bremse von "teuer" mehr Reserven als von "günstig"?

siehe oben.

Zitat:

@Griev schrieb am 5. Februar 2015 um 10:55:52 Uhr:


- Ist ein Halogenreflektor aufwändiger berechnet und bietet mehr Sicht?

Das ist im Detail schon möglich, aber die Unterschiede werden nicht gravierend sein.

Zitat:

@Griev schrieb am 5. Februar 2015 um 10:55:52 Uhr:


- Vielleicht Thema Motorentechnik?

Ja, auch hier wird bei Hyundai nicht das Neueste vom Neuesten verbaut.

Ich habe einen Common Rail Diesel BJ 2014, der hat Bosch-Injektoren der zweiten Generation verbaut. Ganz "normale" Injektoren mit Magnetventil.
Andere Hersteller wie VAG sind schon bei der vierten Generation, mit Piezo-Injektoren. Die sind leichter, kleiner und können mit höheren Drücken arbeiten.
Das ist mir persönlich aber scheißegal, mein Motor läuft und hat eine für mich ausreichende Leistung. Das ist kein Punkt wo ich sage "blöder Hyundai, ich will die aktuellsten Injektoren haben".

Klingt nach einem Nachteil für den Hyundai, aber dreh die Sache mal um. Lass mal einen Injektor nach der Garantie abrauchen. Welche Rechnung bezahlst du dann lieber?

Zitat:

@Griev schrieb am 5. Februar 2015 um 10:55:52 Uhr:


- Thema Fahrwerk

Auch hier gibt es geringe bauliche Unterschiede.

Schlechter ist das Fahrwerk nicht - mein i30 hat z.B. hinten auch eine Einzelradaufhängung. Es ist aber insgesamt etwas einfacher aufgebaut.

Auch hier sehe ich keinen großen Nachteil.
Es bietet vielleicht nicht ganz den Komfort eines komplexeren Fahrwerks, aber es ist auch nicht unkomfortabel. Die spürbaren Unterschiede sind wirklich sehr gering.

Was man aber erwähnen muss: Man kann beim Hyundai nur die Spur vorne + hinten einstellen. Das Fahrwerk von VW bietet da mehr Möglichkeiten (Sturz vorne + hinten und bei manchen Modellen auch den Nachlauf vorne).

Zitat:

@Griev schrieb am 5. Februar 2015 um 10:55:52 Uhr:


Gibt es bei bestimmten Herstellern ingenieurtechische Meisterleistungen die einen Mehrpreis rechtfertigen?

Was das Auto betrifft, welches du kaufst? Nein.

Wenn du diesen Beitrag komplett gelesen hast, kannst du dir den Grund für den Preis schon denken.
Der i30 wurde von einem Ex-Audi-Mann designed, in Deutschland entwickelt, in Europa gebaut ... nichts mit billiger Koreaner.

Der Grund ist, dass Hyundai nicht der aktuellsten Technik hinterherläuft. Nur mal ein paar Beispiele nochmal zusammengefasst:
- Das Fahrwerk ist einfacher aufgebaut und bietet nicht so viele Einstellmöglichkeiten
- Bi-Xenon-Scheinwerfer kommen erst jetzt, obwohl VAG sie schon seid etlichen Jahren hat
- Ältere Generationen bei manchen Motor-Komponenten
- Nicht die allerneuesten technischen Innovationen im Auto

VAG und alle anderen "teuren" Hersteller forschen ständig an der neuesten Technik herum, bringen die neuesten Innovationen ins Auto und wollen immer die besten und ersten sein.
Diese Ingenieure bezahlst du letztendlich mit deinem Auto auch mit.

Hersteller wie Hyundai lassen eine neue Technik erstmal 3 bis 5 Jahre außer Acht. Dann werden sie auch dort angeboten - wenn die Technik ausgereift und günstiger ist.
Technisch gesehen ist der Hyundai deshalb definitiv ein paar Jahre zurück - das macht einen Großteil des Preises aus.
Das ist bei fast allen Systemen so - z.B. auch das automatische Einparken. Gibt es bei VW seit ungefähr 5 Jahren, Hyundai bringt es dieses Jahr in die Autos.

Anderes Beispiel - das neue Kältemittel R1234yf.
Das alte Kältemittel R134a wird ab 2017 komplett verboten sein, Hyundai steigt einfach auf das neue Kältemittel um (auch wenn es etwas gefährlicher ist). Da wird nichts erforscht oder entwickelt.
VW und Mercedes weigern sich das neue Kältemittel einzusetzen und entwickeln jetzt neue Klimaanlagen. Mercedes forscht an einer komplett neuen CO2-Anlage. Das kostet Millionen, die der Käufer eines Benz mitfinanzieren muss.

Dann gibt es noch kleinere Faktoren wie das Motorsport-Programm. VW und Mercedes haben ein riesiges Motorsport-Programm, welches zu gewissen Teilen auch über den Autoverkauf finanziert wird.

So, jetzt habe ich dir wohl genug erzählt. 😉
Das alles soll übrigens kein schlechtreden von VW oder gutreden von Hyundai sein - es passte nur so gut weil ich von VW auf Hyundai umgestiegen bin und du wohl das selbe vorhast.
Das System gilt für alle Hersteller. Du kannst VW gegen BMW oder Mercedes tauschen und Hyundai gegen KIA, es geht um den Unterschied Premium - Günstig.

Abschließend:
Ja, mein Hyundai ist in der Technik ca. 3 Jahre zurück und kann nicht selbst einparken oder andere unnötige Spielchen, aber dafür habe ich viel Geld gespart und trotzdem ein tolles Auto bekommen.

Na das nenne ich doch mal ein ausführliches Statement, Respekt. 🙂

mfg

Hallo Billi_SB. Dein Artikel war wirklich Klasse. Du hast Dir sehr viel Mühe gegeben. Mich würde auch ein Hyundai i20 oder i30 interessieren. Aufgrund meiner geringen Fahrleistungen würde sich da aber nur der Benziner wahrscheinlich lohnen. Finde nur schade das Hyundai da nur relativ schwache Benziner anbietet. Weisst Du vielleicht ob da in Zukunft was stärkeres kommt? Und wie sind die Benziner in der Qualität? Ich fahre ja zum Beispiel einen VW Polo Baujahr 2010. Ist einer mit dem 1,4-l-Benzinmotor mit 86 PS. Und trotz meiner bis jetzt gefahrenen 40100 km habe ich nun mittlerweile die vierte Einzelzündspule bekommen. Die scheinen eine erstaunlich geringe Haltbarkeit zu haben. Wie ist es da denn bei den Benzinern von Hyundai? Danke schon mal für Deine Antwort.

Also ich kann nur soviel dazu sagen ,ich hab ein Kumpel bei BMW als Ingenier der sagt ,das die deutschen Hersteller
sehr inovativ sind ,wo gerade die Asiaten eher auf bewärtes setzen was funktioniert.

Volkswagen liegt sehr viel Wert auf das was Kunden sehen und fühlen, und sparen da wo der Kunde nichts sieht.

Zitat:

@Sportler35 schrieb am 7. Februar 2015 um 16:19:01 Uhr:


Hallo Billi_SB. Dein Artikel war wirklich Klasse. Du hast Dir sehr viel Mühe gegeben. Mich würde auch ein Hyundai i20 oder i30 interessieren. Aufgrund meiner geringen Fahrleistungen würde sich da aber nur der Benziner wahrscheinlich lohnen. Finde nur schade das Hyundai da nur relativ schwache Benziner anbietet. Weisst Du vielleicht ob da in Zukunft was stärkeres kommt? Und wie sind die Benziner in der Qualität? Ich fahre ja zum Beispiel einen VW Polo Baujahr 2010. Ist einer mit dem 1,4-l-Benzinmotor mit 86 PS. Und trotz meiner bis jetzt gefahrenen 40100 km habe ich nun mittlerweile die vierte Einzelzündspule bekommen. Die scheinen eine erstaunlich geringe Haltbarkeit zu haben. Wie ist es da denn bei den Benzinern von Hyundai? Danke schon mal für Deine Antwort.

Da wird einiges kommen.

Ich habe mich neulich mit einem Filialleiter des größten Hyundai-Händlers Deutschlands unterhalten. Die Begegnung war mehr zufällig, ich hab auf mein Auto in der Werkstatt gewartet und er bot mir einen Kaffee und Frühstück an (netter Mensch 😉). Irgendwie kamen wir dann ins Gespräch.

Ja, mein Auto war in der Werkstatt. Habe auf Garantie eine neue Heckscheibe bekommen. Ohne zu Mucken, von daher war auch das eine positive Erfahrung. Materialfehler können ja mal vorkommen, schön wenn es dann ohne Diskussion kostenlos getauscht wird.

Jedenfalls, Hyundai wird dieses Jahr Milliarden in die Hand nehmen, die Modellpalette erweitern und bestehende Modelle überarbeiten.
Es kommt unter anderem eine neue Limousine heraus, es wird neue Motoren geben (auch V6 Motoren), insgesamt will man näher auf den europäischen Markt rücken.

Der i30 bekommt eine neue Nase, einen neuen 1.4l Benziner und es kommt der i30 Turbo mit 186 PS.
Kannst du hier mal nachlesen.
Daher würde ich dir raten, auf die neuen Modelle zu warten und jetzt kein altes Modell mehr zu kaufen. Dann bekommst du bestimmt auch einen Benziner der dir gefällt.

Die Einzelfunkenspulen bei VW sind bekannt für ihre hohe Ausfallrate. Spulen und Kerzen wurden aber geändert, jetzt ist der Fehler mit den neuen Teilen wohl behoben.
Wenn du 4 neue bekommen hast, dürftest du jetzt ja nur noch die überarbeiteten Spulen drin haben (ich gehe mal davon aus, dass die 4 Spulen auf allen 4 Zylindern getauscht wurden?)

Bei den Benzinern von Hyundai sind mir keine bekannten Ausfälle bekannt.
Aber auch Hyundai kann sich von Fehlern nicht freisprechen, die 1.7 CRDi Motoren gehen Reihenweise hoch. Und zwar komplett.

Danke Billie für deine Beiträge!
Auf solches Hintergrundwissen habe ich in diesem Beitrag gehofft.
Und Diskussionen darüber, wer hier mit seinem Auto welche Probleme hat gibts hier im Forum schon tausende.
Nach deinem langen posting habe ich mir nur gedacht: MEEHHRR 🙂

Gruß
Frank

Ja Billie Deine Beiträge machen regelrecht süchtig:-) Wieso haben die denn solche Probleme mit ihren Dieselmotoren? Weisst Du da vielleicht genaueres?

Zitat:

@Sportler35 schrieb am 7. Februar 2015 um 19:49:20 Uhr:


Ja Billie Deine Beiträge machen regelrecht süchtig:-) Wieso haben die denn solche Probleme mit ihren Dieselmotoren? Weisst Du da vielleicht genaueres?

Nur der 1.7 CRDi aus einer bestimmten Bauzeit. Natürlich wurde das Problem mittlerweile behoben.

Wenn dich der Motorschaden trifft, ist dein komplettes Kühlwasser verschwunden. Riss im Motorblock.

Das Problem ist, so einen innerlichen Riss im Block kann man sich nicht ansehen und somit im Vorfeld keine Diagnose stellen.
Hier haben schon mehrere betroffene User über den Schaden berichtet, Hyundai tauscht erstmal den Ausgleichsbehälter und den Kühler, und kontrolliert alle Schläuche. Damit andere Undichtigkeiten ausgeschlossen werden können.
Dann werden alle Schlauchschellen und Einfüllöffnungen verplombt, damit du nichts nachfüllen oder ablassen kannst. Wenn dann dein Kühlwasser wieder verschwunden ist und du keine Plomben beschädigt hast, bekommst du einen neuen Motor.

Es lohnt sich eigentlich nur bei teuren Marken ein Auto zu kaufen, wenn sie etwas anbieten was die billigen Marken nicht haben. Wenn man z.B. eine moderne Automatik möchte ist die Auswahl schon stark eingeschränkt.

@Billie_SB : besser als der ams Artikel (Hyundai gegen Audi), ich finde deinen Bericht sehr neutral und ausführlich geschrieben.

Gruss andi_sco

Ich schließe mich dem an, super Darstellung und sehr neutral gehalten, das liest man hier selten, meist fließen persönliche Aversionen in solche Beiträge mit ein, nehme mich davon nicht aus.

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